Es kann gut sein, dass ich samstags morgens früh die Holztreppe herunter steige, über ein paar Sommersonnenlichtflecken in Richtung Kaffeedose wanke – und dann steht ein Huhn in meiner Küche. “Was macht das Huhn hier?”, frage ich vielleicht. “Das ist nicht DAS Huhn, das ist unser liebes Schneewittchen!”, ruft einer vom Sofa. Und ein anderer: “Sie darf doch bitte auch ein bisschen in der Küche herumstehen, wenn sie möchte.” Und noch einer: “Du bist doch auch gern in deiner Küche, Mama, stimmts, Mama?” Bloß der vierte, der sagt noch nichts. Der streckt bloß begeistert seinen Arm in Richtung Huhn und ruft “Daaaa…!”
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Ursprünglich hatten wir Kaninchen zum Kuscheln gekauft und Hühner zum Eierlegen. Unsere Kaninchen werden auch gern gekuschelt – aber Kaninchen sind nun mal sehr scheu. Und sehr empfindlich. Hühner aber sind – und das war mir vorher gar nicht klar – die idealen Tiere für Kinder. Sie machen nicht viel Arbeit und sind nicht teuer in der Unterhaltung. Das Eier einsammeln fühlt sich jeden Tag wie Ostern an. Überhaupt: sie legen Eier! Hühner sind robust – und sie haben alle einen sehr unterschiedlichen Charakter, was ich toll zum Entdecken für Kinder finde.
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Wir haben ein Maran, ein braunes Leghuhn, einen Grünleger und ein weißes Leghuhn, eins legt braune, eins schokobraune, eins weiße und eins grüne Eier und es ist einen riesengroßer Spaß, an der Farbe des Eis sofort erkennen zu können, welches Huhn welches Ei gelegt hat. Es war irre spannend, zu sehen, wie klein das erste Ei war und wie die Eier dann Tag für Tag immer größer wurden. Die Jungs kommen immer wieder begeistert herein gerannt und präsentieren mir ein legwarmes Ei – besonders die Schale der weißen Eier schimmert apricotfarben und beinahe durchsichtig ganz zu Beginn. Magisch! Wir haben unsere Hühner übrigens hauptsächlich danach ausgesucht, dass sie gut legen. Wem Schönheit am Wichtigsten ist, dem empfehle ich Schwedische Blumenhühner – so hübsch!

Es ist spannend, so viel mehr über Hühner zu erfahren: zum Beispiel, dass man ihr Alter am Kamm erkennen kann. Bei unserem jüngsten Huhn tritt der Kamm jetzt erst heraus. Wie die ersten Zähnchen beim Baby bohrt er sich oben durch die Federn. In quietschrot. Übrigens kann man bis zu fünf oder sechs Hühner ohne Hahn halten, bei mehr Damen brauchen die Ladies einen Mann im Haus, der für Ruhe sorgt, sonst gibt es Zickenalarm.


Unsere Hühner sind übrigens kein bisschen zickig, sondern eher ein Meditationskurs. Ich hatte immer gedacht, Hühner würden wild herum gackern und sich pausenlos aufregen. Aber Pustekuchen. Ich liebe ihr freudiges, kehliges Morgengurren, wenn ich morgens früh auf den Stall zulaufe, mit einem Kaffee in der Hand. Mein Hühneryoga. Die Kinder spielen nachmittags mit ihnen, streicheln sie, tragen sie begeistert herum und füttern sie bei der Wärme mit Wassermelone und Nacktschnecken (von unserem Kohlrabi gesammelt). Und die Hühner scheinen es zu mögen, einige mehr, einige weniger. Wenn sie nicht mehr mögen, flattern sie weg. Ansonsten laufen sie hinter den Kindern und mir her, wie junge Hunde.

Ab und zu schimpfe ich leise mit den Hühnern, wenn sie sich nämlich durch meine Beete scharren und die hinterher ziemlich wüst aussehen. Aber wenn sie dann entschuldigend gurren und einen gelben Spreizfuß geschmeidig nach dem anderen über unseren gepflasterten Weg abrollen, dann muss ich doch immer lächeln. Von einem Ohr bis zum anderen hühnerverliebt. Und kann nicht mal richtig böse sein, wenn ich sie samstags morgens in der Küche treffe.

Unser Hühner-Stall

Ich finde, wir haben den hübschesten Hühnerstall der Welt und das tollste: ich habe ihn einfach bei Animalhouseshop bestellt, er kam praktisch verpackt zu uns und wir mussten ihn bloß noch aufbauen. Hat zwei oder drei Vormittage gedauert. (Aus dem Animalhouseshop haben wir übrigens auch unseren schönen Kaninchenstall – ich finde die holländische Firma macht einfach tolle Ställe. Und der Onlineshop ist übrigens sonntags geschlossen, damit Kunden wie Mitarbeiter mal zur Ruhe kommen. Finde ich großartig.). Unser Stall ist hat eine kleine Schlafkammer, einen kleinen Notauslauf und ein Legenest. Der Schlafbereich ist ausreichend groß für bis zu fünf Hühner.

Im Notauslauf lassen wir sie bloß laufen, wenn wir abends mal unterwegs sind. Oben im Stall gibt es ein kleines Fach für Futter, Handschuhe, Mundschutz und eine Dose mit Kalk. Etwa einmal im Monat mache ich den Stall gründlich sauber, was dank der ausziehbaren Schublade im Schlafbereich ganz einfach geht. Gegen Milben kalke ich den Stall danach ordentlich (geschützt mit Handschuhen und Mundschuz), bevor ich handbreit Kleintierstreu ausstreue und Stroh darauf ausbreite. Zwischendurch sammele ich kurz große Kothaufen ein und streue ab und zu noch einmal Kalk auf die Stangen und Stallwände.
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Hühnerhaltung für Anfänger – meine Tipps

  1. Fünf bis sechs Hühner kann man gut ohne Hahn halten. Mit Hahn werden sie nicht so zahm, sagt mein Hühnerexperte. Wichtig: später ein Huhn dazukaufen sorgt meist für Zickereien, daher gleich alle auf einmal kaufen. (Wir wollten ursprünglich erstmal drei, haben dann doch gleich vier genommen).
  2. Wer es gern zahm hätte: die braunen Leghühner sollen am zutraulichsten sein. (Stimmt bei uns!)
  3. Hühner brauchen zum Schlafen tatsächlich bloß einen sehr kleinen Stall (weil sie sich eh auf ihren Stangen eng aneinander kuscheln). Bloß tagsüber sollten sie eine Auslaufläche in einer guten Größe haben.
  4. Der Auslauf sollte Büsche und Bäume enthalten und gut eingezäunt sein (die Hühner passen durch erstaunlich kleine Löcher) und unbedingt überdacht sein (ein Netzt reicht). Tagsüber sind Hühner nämlich besonders gefährdet durch Greifvögel.
  5. Wir haben unseren Hühnerstall von unten mit Kaninchendraht gesichert, damit sich keine Marder und Füchse hereingraben können.
  6. Wenn wir ebenfalls draußen sind, laufen die Hühner gern einfach im ganzen Garten, was sie lieben. Sie steuern allerdings zielsicher Gemüsegärten und hübsch angelegte Beete an und hühnern alles ordentlich durch. Das muss man wissen. Ansonsten ist es herrlich gesellig, wenn sie um einen herum gackern und scharren und neugierig den Kopf zur Seite drehen.
  7. Am besten spricht man vorher einmal mit den Nachbarn, dahin verkrümeln sich die Hühner nämlich ganz gern mal. (Eventuelle Wühlkommandos kann man vielleicht mit ein paar Eiern wieder gut machen).

Hühner im Garten
8. Hühner müssen angemeldet und einmal im Jahr geimpft werden. Am günstigsten geht das, wenn man in den Geflügelzüchterverein im Ort (ja, echt!) eintritt. Das kostet knapp zehn Euro im Jahr, dafür bekommt man den Impfstoff dort für ein paar Euro abgefüllt – statt beim Tierarzt für viel Geld. (Bei unserem Geflügelzüchterverein gibts den Impfstoff übrigens in kleinen Schnapsfläschchen…, sehr lustig.)
9. Wer viele Eier möchte (wir!) sollte seinen Hühner nicht zu viele Nahrungsreste geben, sondern gutes Hühnerfutter (aus Getreidekörnern und Mais). Wir bestellen das in großen Säcken über unseren Hühnerverkäufer. Nicht gut für die Eierproduktion sind insbesondere Kartoffeln und Reis.
10. Die Kinder füttern sie ab und zu mit Mehlwürmern (wie Gummibärchen für sie) und lassen sie jetzt im Sommer unsere Melonenreste zur Erfrischung aufpicken. Lieben sie!
11. Und wie viel Zeit muss man am Tag für die Hühner einplanen? Ich schätze so ungefähr eine Viertelstunde…  Morgens lasse ich (oder die Jungs) die Hühner raus, fülle für jedes Huhn eine große Handvoll Körner in ihren Körnerapparat und wechsele das Wasser. Abends (oder wenn wir unterwegs sind) treiben wir die Hühner wieder in den Stall, füttern noch einmal und kontrollieren das Wasser. Oft gehen sie pünktlich zur Dämmerung ganz von allein in ihren Stall. Zwischendurch schmeiße ich hin und wieder ein wenig Kalk gegen Milben in den Stall. Und einmal im Monat mache ich den Stall gründlich sauber. Hühner machen also wirklich nicht viel Arbeit. Aber ganz viel Spaß.
12. Damit sich die Hühner an ihren Stall gewöhnen, unbedingt die ersten drei Tage komplett darin lassen. Danach wissen sie, wo ihr zuhause sind und gehen gegen Abend von selbst hinein.
13. Hühner sollen zwischen drei bis sieben Jahre alt werden. Sie legen allerdings bloß in den ersten Jahren regelmäßig. Ich plane, unseren dann Gnadenbrot zu gewähren… (mein Schwiegervater schwört, dass bis ohnehin ab und zu der Fuchs vorbeigekommen sein wird).
14. Gegen das muntere Eiablegen irgendwo im Garten, soll ein Plastikei im Legenest helfen.
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Zwei Bücher haben wir angeschafft, seit wir die Hühner haben: einmal zum Schmökern und Fotos bewundern für mich das hier. Und für die Kinder das hier. Es ist etwas seltsam geschrieben, fängt immer mit dem gleichen, etwas gewöhnungsbedürftigen Satz “Erinnert euch an mich” an. Aber wir haben so viel Spannendes, Lustiges, Kurioses über Hühner erfahren. Oder wusstet ihr, dass Hühner die nächst lebenden Verwandten des Tyrannosaurus Rex sind?

Wenn ihr noch mehr Hühnertipps habt: gern her damit!

Alles Liebe,

Claudi