Wenn mein Mann und ich reden wollen, also richtig reden, abseits von wer-holt-wann-welches-Kind und was-wollen-wir-morgen-essen, dann steigen wir in unseren Familien-Van und fahren los. Am liebsten allein, klar, aber weil das logistisch nicht immer machbar ist, nutzen wir auch schnöde Hobby- oder Besorgungsfahrten für Deep Talk. Warum das für uns auf den Vordersitzen unseres Autos besonders gut funktioniert…?
Vielleicht ist es der Umstand, dass man dabei nichts anderes tut, nichts anderes tun KANN, als nebeneinander zu sitzen. Nicht dabei die Spülmaschine ausräumen, kein Meal Prep, nicht nebenher Netflix. Und es ist deutlich weniger verkrampft als in einer Date-Night-Situation, in der man fast ein wenig unter Druck steht, weil: Jetzt MÜSSEN wir doch theoretisch das beste Gespräch seit Wochen führen!
Im Auto zu reden ist so schön unaufgeregt und nebenbei. Und deswegen ideal, wie ich finde.
Ist es der Umstand, dass man sich nicht die ganze Zeit anschaut, sondern auf Autofahrten auch wunderbar seinen Gedanken nachhängen kann, bevor man sie ausspricht? Dass einen die vorbeiziehende Landschaft inspiriert? Jedenfalls kommen wir beim Autofahren immer in einen ziemlich guten Rede-Flow, der uns abends auf der Couch meist deutlich schwerer fällt. Warum?
Weil ich am Ende eines langen Familien-Tages ehrlicherweise meist einfach zu kaputt bin, um noch viel zu quatschen. Und wenn man keinen Rotwein mehr trinkt, der auch zu späterer Stunde manchmal die Zunge gelöst hat, sind die Abende eher für gemeinsames Runterkommen reserviert.
Autogespräche sind oft Tagesgespräche – und daher noch nicht von Müdigkeit geprägt.
Am liebsten mag ich unsere Ferienfahrt- oder Ausflugsgespräche. Wenn wir auf der Autobahn unterwegs sind und uns bei 120 km/h gemächlich den Themen nähern, die oft im Alltag keinen Platz finden: Wie es uns geht. Einzeln und miteinander. Was wir anders, besser machen können – als Familie und als Paar. Was uns hilft, Entschleunigung in unserem trubeligen Alltag zu finden. Was wir gemeinsam unternehmen wollen, um eine gute Paar-Zeit haben. Sowas.
Wenn Kinder mit im Auto sitzen, wird übrigens einfach die Musik hinten laut gedreht, das wirkt wie eine dieser Trennscheiben in Londoner Taxen, die ich mir auch immer für unser Gefährt wünsche. Aber Queen mit “Bohemain Rhapsody” ordentlich aufgedreht tut’s eben auch. Und während die Kinder im Fond lauthals “Mamma Mia let me go” grölen, lege ich meinem Mann gern die Hand auf den Oberschenkel und fühle mich ihm so verbunden wie sonst selten.
Vielleicht ist es ein wenig das Carpool-Karaoke-Prinzip: Das Auto scheint ein besonderer Raum, um sich zu offenbaren.
Ein safe space, in dem Menschen Lieblingssongs schmettern, ungeniert in der Nase bohren – oder eben ihr Herz ausschütten. Wir singen nicht, wir sortieren. Uns und das Leben. Und wenn wir ankommen, wo wir hinwollten, haben wir meist viel mehr erreicht als nur den Zielort
Wo oder wobei führt ihr als Paar den besten Deep Talk…? Freu mich insbesondere über schräge Situationen…
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Alles Liebe,
Moin Katia!
Yep, das Auto bei längeren Fahrten hat auch schon zu tollen Gesprächen bei uns geführt…
Oder tatsächlich abends nach dem Essen, noch am Tisch und keiner rührt sich – also wird geredet. Das geht dann logischerweise nicht ewig, lässt mich aber mit dem Gatten verbunden in den Abend starten & das tut gut!
Liebe Grüße von der Ostsee (und ausm Nebel, bah!),
Astrid
Hej liebe Astrid, Tischgespräche sind auch was Feines, bei uns aber eher selten, weil meist noch mindestens ein Kind dazwischenwuselt. 😉 Aber als Gesprächsstart ist das natürlich super! Alles Liebe, heute von der Nordsee, wo sich nach zwei Tagen bleigrauer Herbststimmung wieder die Sonne zeigt. Alles Liebe, Katia
Liebe Katia,
Ich liebe Autotalk und meine Eltern haben früher auch durgequatscht bis Südfrankreich. Mit meinem Mann leider unmöglich-der ist quasi nicht ansprechbar beim Fahren und beschränkt sich auf Sätze wie „Ich bräuchte mal ne Cola light“. Ich habe schon sooft versucht interessante Gespräche zu führen, aber es ist hoffnungslos. Deep Talk ist generell nicht die Sache meines Mannes 😂. befürchte ich. Kommunikation finde ich sowieso super wichtig und schön und ja, wenig geht über gute Autogespräche. Sehr schöner Artikel und behaltet Euch dieses Ritual bei. Ich bin trotzdem zufrieden beim Autofahren und führe diese Gespräche quasi mit mir selbst, gewinne Abstand vom Alltag, freue mich auf das Reiseziel und Schmiede Pläne.
Der Artikel macht mich etwas wehmütig-ich bin nicht die einzige auf dem Planeten die im PKW im Plappermodus ist. Lg, Mathilda
Hej liebe Mathilda, ach wie schade, dass dein Mann dein Plappermodus im PKW nicht teilt – aber stille Einkehr funktioniert auch gut, das kenne ich ebenfalls. Ist übrigens auch so ein Bahnfahr-Phänomen: Landschaft vorbeiziehen lassen und Gedanken ordnen. Alles Liebe, wie immer schön, hier von dir zu lesen, Katia
Der Artikel könnte auch von mir stammen. Ich liebe es, auf längeren Autofahrten ausgiebig mit meinem Mann zu sprechen. Da kommt auch er dann ins Reden, was daheim eher selten der Fall ist. Am liebsten auf Heimfahrten von Ausflügen oder Urlauben, wenn alle drei Kinder hinten schlafen.
Ins Auto steigen, einfach, um zu reden, haben wir noch nicht probiert und auf kurzen Alltagsfahrten gelingt das auch nicht so gut. Toll, dass es bei euch dann mit lauter Musik hinten gut klappt. Danke für den tollen Artikel.
Grüße aus dem nebligen Bayern, Barbara
Hej liebe Barbara, wie schön – noch ein Carpool-Talk-Paar 🧡. Alles Liebe nach Bayern von der Nordsee, Katia
Hallo Katia!
Unsere Deep Talks finden meistens bei unseren abendlichen Gassi-Runden mit dem Hund statt: nach dem Motto, was war heute bei Dir, bei mir u.s.w. Da gibt es wenig Ablenkung und die frische Luft kühlt ggf. auch hitzigere Themen ein wenig ab 🙂
Liebe Grüße Andrea
Hej liebe Andrea, das klingt auch nach einem schönen Gesprächsritual. 🙂 Alles Liebe, Katia