Ich finde, Freundschaften funktionieren polyamor am besten. Ich habe nicht DIE EINE beste Freundin – dafür habe ich Freundinnen, die mein Leben widerspiegeln: seit dem Sandkasten, aus der Schulzeit, der Krabbelgruppe meiner Kinder. Freundinnen, mit denen ich besonders gut mein Leben sezieren und andere, mit denen ich feiern, lachen, Urlaub machen oder den Alltag rocken kann. Was allen gemein ist: Keine erwartet etwas von mir – keinen exklusiven beste-Freundin-Status, nicht das wöchentliche Update oder das unumstößliche Quartals-Date. Wir knüpfen bei jedem Wiedersehen einfach da an, wo wir aufgehört haben – vor einem Monat oder einem Jahr. Und das macht uns alle zu Herzensfreundinnen…


Ich mag die Vielfältigkeit dieser unterschiedlichen Frauen-Freundschaften: Die räumliche Nähe und Verbundenheit zu den Freundinnen aus meinem späteren Leben, mit denen ich genau das am meisten teile: das ganz normale Leben, den Familienalltag mit Kindern und dem ganzen Wahnsinn drumherum. Die “kenn ich!” und “Geht mir auch gerade so!” stöhnen, wenn ich es am nötigsten brauche. Mit denen ich mir bei dauernden Lebens-Engpässen gegenseitig unter die Arme greife – und mir viel regelmäßiger als mit anderen eine kleine Auszeit von unserem turbulenten Alltag gönne:  auf ein Glas Wein nach Feierabend, bei einem spontanen Dinner, einen kurzen Kaffee am Nachmittag.

Und so sind wir uns nicht nur räumlich nah, sondern auch im Herzen – obwohl wir noch nicht auf eine jahrzehntelange gemeinsame Geschichte zurückblicken können.

Dafür auf eine gemeinsame Prägung: Die geteilten Erfahrungen von Familiengründung schweißen einen ähnlich fest zusammen wie Erlebnisse in Teenie-Tagen. Genauso schön ist es aber auch, mit einer Freundin Zeit zu verbringen, die mich schon kannte, lange bevor Kleinkindkotze, Schulwechsel und pubertäre Dramen der eigenen Kinder Thema waren. Die noch MIR den Kopf über der Kloschüssel gehalten hat, wenn wir früher zu wild gefeiert haben. Die jeden schlechten Kuss, jedes Liebeskummer-Drama meiner ganz persönlichen Teen-Soap live miterlebt hat.

Die sich daran erinnert, dass ich mal Cowboyhüte als ernstzunehmendes Mode-Accessoire getragen habe, die weiß, wie ich mit Kippe in der Hand aussah, die alle peinlichen Poster aus meinem Jugendzimmer aufzählen kann. Die mich in jeder Lebenslage kennt – entfesselt oder am Boden zerstört, als Single, mit den falschen Typen- und irgendwann mit dem richtigen.

Mit der ich noch heute am lautesten über schlechte Witze lachen kann, die mich ohne Falten, dafür mit gewagtem Lidstrich (und noch gewagteren Outfits) kennt.

Mit der ich vergesse, dass schon 30 Jahre seit unserem Kennenlernen vergangen sind, weil Zeit mit ihr sich immer wieder so sorglos anfühlen kann wie damals, als die Welt für uns noch weniger komplex war – oder zumindest an anderen Stellen. Mit der ich lachen und weinen kann, immer noch, mit der ich sprechen kann über die wichtigsten und schweigen über nichtigsten Dinge. Mit der Wochen der Funkstille durch einem Anruf obsolet sind – und mit der ein kurzer Mädelstrip an einem grauen Dezember-Tag so erholsam ist wie ein komplettes Wellness-Wochenende.

Die Stellvertreterin ist für all die tollen Freundinnen, die mich auf meinem Weg durch dieses verrückte Leben begleiten, das immer dann besonders schön ist, wenn wir es mit Herzensmenschen teilen. Mit denen aus der Vergangenheit, mit denen aus dem Jetzt. Liebe Mädels, irgendwie musste gerade eine Liebeserklärung an euch raus… Ihr seid mir Anker, Stütze, Freude. Schön, dass es euch alle gibt. Wer braucht schon eine beste Freundin, wenn er doch einen ganzen Haufen davon haben kann.

Warum ich manchmal auch gern wieder ein paar Männer als Freunde hätte, habe ich hier schon einmal aufgeschrieben.

Und ihr: Was macht eure engsten Freundschaften aus?

Alles Liebe,

Katia