Ich wäre gern diese Familie, die täglich händchenhaltend dem Sonnenuntergang entgegenläuft. Ich wäre gern die Mutter, die alles wuppt und sich nebenbei auch noch fokussiert selbstverwirklicht. Ich wäre gern die Frau, die sich nicht vergleichen muss, weil ihr Leben so wundervoll ist, dass nichts zu wünschen übrig bleibt…
Aber das sind nicht wirklich wir, das bin nicht wirklich ich. Wir sind wir. Wir bleiben wir, aller Selbstoptimierung zum Trotz. Und auch wenn das nicht immer leicht auszuhalten ist – gut ist es dennoch. Weil: Alle anderen gibt es ja schon.
Dennoch gibt es immer wieder Zeiten, in denen ich mir wünsche, wir wären ein bisschen anders.
Immer dann, wenn wir unerwartet und mit Arschbombe in die wildesten Strudel des Lebens geworfen werden. Wenn es gerade nicht flutscht. Wenn es kracht und knirscht und wir durchgerüttelt werden, obwohl alles, was wir uns wünschen, eine erholsame Pause ist.
Eigentlich sollte ich es besser wissen, dass es gerade dann gar nichts bringt, nach rechts und links zu schauen. Darauf, wie gut andere das hinkriegen mit dem Familienleben, der Selbstverwirklichung, den krassen Jobs. Das hat ja schon früher nicht funktioniert, wenn andere Eltern einem unter die Nase gerieben haben, dass ihr Wunderkind von Tag eins an nachts durchgeschlafen hat – während man selbst nur noch aus tellergroßen Augenringen bestand.
Vergleiche sind immer scheiße, weil sie einen noch tiefer in den Mist reiten, in dem man eh schon gerade steckt.
Weil Vergleiche unnütz sind und miese Gedanken befeuern, die einen auch noch zum Loser stempeln, weil: Warum kriegen wir das denn nicht gebacken – alle anderen schaffen das doch auch! Natürlich ist mir klar, dass das übelste schwarz-weiß-Malerei ist. Dass jede Familie ihre Themen hat, die sie nicht vor sich herträgt. Dass niemandem durchgängig die Sonne aus dem Hintern scheint. Dass unser aller Leben ein einziges Auf und Ab ist. Dass niemand gern im Tief steckt und anderen beim vermeintlichen Glücklichsein zuschaut.
Vergleiche machen einer kleiner, mürber, hässlicher. Bei Vergleichen kann man nur verlieren. Viel besser wäre es doch, eine ehrliche Bestandsaufnahme zu machen: Hier und da haben wir gerade Trubel-Themen, aber dieses und jenes läuft doch. Vielleicht sogar besser als gedacht. Und damit ist es wohl wie so oft auch eine Frage der Haltung. Worauf wir den Blick richten: Auf all das, was gerade nicht läuft – oder eben auf das, was gut ist.
Mag sein, dass unser Trio mitunter eine Zumutung ist. Aber wenn es darauf ankommt, halten die Kinder zusammen.
Mag sein, dass wir als Eltern und Erwachsene gerade mal wieder an allerletzter Stelle stehen. Aber wir haben uns darüber nicht aus den Augen verloren. Mag sein, dass ich persönlich gerade nicht den Output habe, den ich mir eigentlich wünsche. Dafür habe ich mit einem Kind ein neues Hobby begonnen, dass uns enger zusammenschmeißt. Mag sein, dass andere entspannter, konsequenter, vermögender, jünger, vorzeigbarer sind. Wir sind so, wie wir eben sind.
Das sage ich gerade vor allem mir selbst. Aber vielleicht könnt ihr damit ja auch etwas anfangen. Auf die Einzigartigkeit! Und mag sie noch so anstrengend sein.
Vergleicht ihr euch auch – wider besseres Wissen…?
PS: Dieser Text entstand bereits vor einigen Monaten – mittlerweile sind wir wieder Team Sonnenuntergang. So ungefähr zumindest.
Foto: Shutterstock
Alles Liebe,
Du sprichst mir aus der Seele. Tut gut deinen Text zu lesen. Wir sind nicht allein mit diesen Gedanken und Gefühlen!
Hej liebe Janna, wie schön, danke für deine liebe Rückmeldung. Eigentlich weiß man es ja auch besser, aber manchmal vergleicht man sich dann eben doch. Lieber lassen! Alles Liebe, Katia
Lieber lassen, oh ja! Weil ganz richtig: erfahrungsgemäß kann es nur schlimmer werden 😅 Danke für den schönen Text, liebe Katia!
Hej liebe Maike, danke dir 🙂 Immer besser schön bei sich bleiben. Alles Liebe, auf bald, Katia
Ich frage mich ehrlich gesagt auch warum wir uns immer “nach oben hin” vergleichen.
Als ich zum Beispiel Claudis Artikel las, in dem sie erzählte, dass sie normalerweise in jeden Ferien in den Urlaub fahren und nun mal zuhause waren, wäre ich beinahe auch in die Vergleichsfalle getappt, bei uns ist es nämlich genau anders herum.
Wir fahren fast nie weg und wenn dann höchstens mal ein paar Tage in den Sommerferien. Als ich dann noch die Kommentare las, dachte ich kurz “ALLE” machen das, nur wir können das nicht/ bleiben unseren Kindern das schuldig…..blablabla.
“ALLE”, ja vielleicht alle, die gerade da als ich es gelesen habe, kommentiert haben.
Das ist nicht ganz Deutschland und schon gar nicht die ganze Welt;-)
Und dann dachte ich an unsere Nachbarn, die sich mit zwei Jobs kaum über Wasser halten können und in den 10 Jahren, seit wir nebeneinander wohnen, zweimal für ein paar Tage im Urlaub waren.
Und das sind jetzt nicht mal die einzigen Zuhauseurlauber, die wir kennen. Da war ich dann mit einem Mal ziemlich demütig.
Am besten gar nicht vergleichen, das ist richtig, aber vielleicht sollten wir immer, wenn wir doch in die Vergleichsfalle tappen, nach links UND rechts schauen?
Liebe Grüße
Susanne
♡
🧡
Hej liebe Susanne, spannender und wichtiger Gedanke! Und vermutlich die beste Übung in Demut und Dankbarkeit. Macht definitiv bessere Gefühle, als sich mit unerreichbaren Lebensumständen in Relation zu setzen. Danke für dein Weiterdenken, alles Liebe, Katia
Liebe Susanne! Ziemlich gute Idee mit dem nach rechts und links schauen, Vergesse ich auch zu oft. Dabei vergesse ich dann auch vor lauter Vergleichen ganz oft, was mir wirklich wichtig ist und was ICH eigentlich wirklich will. Lustigerweise bin ich bei genau dem gleichen Artikel und den Kommentaren in die Vergleichsfalle getappt wie du. Ein Familienurlaub im Jahr und sonst immer mal ein Wochenenden zu Freunden oder Familie. Mehr ist finanziell nicht drin. Und manchmal denke ich auch, wir verpassen dadurch vielleicht was. Und dann fällt mir ein: Eigentlich will ich gar nicht öfter weg oder weiter. Mein Ziel war immer, da zu leben, wo andere Urlaub machen (hat geklappt) und lieber weniger Geld, aber mehr Freizeit (hat auch geklappt :)). Wir gehen viel wandern, liegen am See und haben im Alltag ganz viel Urlaubsgefühle, womit wir bestimmt wiederum auch anderen viel Grund zum Vergleichen geben, die vielleicht viel wegfahren aber im Alltag mehr Stress haben. Dabei ist nichts besser oder schlechter, wenn es zu den eigenen Vorstellungen passt und es gibt soooo viele Menschen, die wären froh um das, was man so oft nicht zu schätzen weiß, weil man immer nach oben guckt. Langer Rede kurzer Sinn: Ich werde mal versuchen, mich öfter an Deine und Katias Worte zu erinnern. Danke für den Denkanstoß und alles Liebe, Michaela
Hej liebe Michaela, es ist bestimmt eine Stärke, sich die eigenen Privilegien bewusst zu machen – auch wenn (oder gerade?) es im eigenen Leben aktuell nicht ganz rund läuft. Schaffe ich ehrlicherweise nicht immer, aber sich daran immer wieder zu erinnern, lohnt sehr! Alles Liebe, Katia
Ja, das kann ich auch nachvollziehen! Und es ist eigentlich komplett egal, um welches Thema es dabei geht, es scheint immer das gleiche Muster zu sein, nach dem man sich fertig macht: das Gegenüber hat etwas, das man auch gerne hätte (was Neid auslöst). Und häufig hört man auch noch direkt (oder interpretiert es selbst so), dass das Gegenüber deshalb auch irgendwie fähiger sein muss, als man selbst (was Frust und Selbstzweifel auslöst).
Ob es jetzt um die Wunderkinder geht, die ab dem 1. Monat durchschlafen und alles essen („Mein Kind ist deswegen pflegeleichter, weil ich in der Erziehung alles richtig gemacht habe!“), ob das die Influencerin mit der mega Figur ist („Ich habe eben mehr Disziplin meinen Body zu pushen, als du!“) oder ob es um materielle Dinge geht („Ich kann mir die teuren Dinge leisten, weil ich fleißiger war, als du!“).
Ich bin absolut im Team „nach beiden Seiten schauen beim Vergleichen“! Und als nächsten Schritt: Einfach mitfreuen mit den Anderen!
Alles Gute dir beim beidseitigen Blick!
Und Danke für den tollen Text!
Julia
Hej liebe Julia, mitfreuen ist mega! 🙂 Und: danke für deine Gedanken! Alles Liebe, Katia
Eines hab ich jetzt vergessen…
Ich habe Claudis Artikel nur als Beispiel genommen. Es soll weder Kritik an dem Artikel sein (Den fand ich nämlich interessant und gut geschrieben wie immer:-)) und auch keine Kritik an ihrer Urlaubsfrequenz.
Das ist auch gar nicht als Kritik angekommen – nur als guter Gedankenimpuls 🧡
Liebe Katia, eine kluge Frau hatte ganz beiläufig gemeint “vergleichen ist des Glückes Tod”. Diesen Satz trage ich mit mir herum, hole ihn raus, wenn ich merke, wie ich ins Vergleichen rutsche. Das hilft leider nur dann, wenn ich es bemerke. Leider merke ich es oft hinterher. Immer dann, wenn ich mich schlecht fühle und mich frage woher das kommt. Doch ich übe, übe und gebe dies meinen Kindern weiter, denn vergleichen mit anderen beginnt sehr früh. Vielen Dank für deine Gedanken dazu!!
Hej liebe Eveline, das ist wirklich ein guter Satz! Manchmal merkt man das Vergleichen erst hinterher – das ist menschlich. Aber ich finde es absolut richtig und wichtig, so eine Haltung bei den Kindern nicht zu befeuern. Freu mich, dass du etwas daraus mitnehmen konntest! Alles Liebe, Katia