Kleine Warnung vorweg: Hier geht’s gleich ganz schnöde um Kilos, die nicht schmelzen, sondern sich summieren. Und um den großen Frust, dass Frauenkörper Ü40 plötzlich an ganz neuen Stellen ausbeulen – selbst wenn man nicht üppig schlemmt.

Frau auf der Waage

Es geht um Röllchen und Pölsterchen trotz Sport und wie sie Lieblingshosen auf Nimmerwiedersehen in den hintersten Winkel des Kleiderschranks verbannen. Wem das zu wenig Body Positivity ist, der biegt hier am besten ab. Für alle anderen:

Habt ihr auch das Gefühl, dass man ab Mitte 40 eine Dauer-Diät braucht, um halbwegs in Form zu bleiben…?!?

Um eins gleich vorwegzunehmen: Ja, ich bin meinem Körper dankbar für alles, was er für mich getan hat. Wirklich! Aber warum zeigt er sich nicht ein klitzekleines Bisschen dankbarer? Und zwar MIR gegenüber? Weil: Ich mach doch schon so viel für ihn. Absolviere beinahe täglich meine Sport-Einheit, esse so viel Grünzeugs, wie ich auftreiben kann, kaum Brot, Nudeln oder was sonst noch im Verruf steht, die Waage nach oben zu jagen. Ich trinke keinen Alkohol (Zuckerbombe!), dafür drei Liter Wasser am Tag, esse nur 80-prozentige Schokolade und snacke nie abends auf der Couch.

Trotzdem: Gerade wiege ich annähernd so viel, wie zuletzt direkt nach meinen Schwangerschaften. Und finde das höchst ungerecht! Weil: Muss ich jetzt ernsthaft den Dinner-Cancelling-Joker ziehen? Friss-die-Häfte praktizieren? Am besten nur zwischen 12 Uhr mittags und 17 Uhr nachmittags Nahrung zu mir nehmen, damit ich nicht aus dem Leim gehe…? Offenbar schon:

Durchschnittlich fünf Kilo nehmen Frauen in den Wechseljahren zu.

Manche mehr, manche weniger. Allerdings setzen die meisten eher am Bauch an – hat hormonelle Gründe. (Wie und warum Gewichtszunahme in den Wechseljahren passiert, könnt ihr beispielsweise hier bei Nobodytoldme nachlesen – die Seite lege ich euch in Sachen Aufklärung über die Peri-Menopause sowieso sehr ans Herz!) Bei mir haften die Pfunde gerade besonders gut an Beinen und Po an – was zu oben beschriebenem Dilemma mit den Lieblingshosen führt.

Warum das so ist? Offenbar verbraucht unser Körper jetzt tatsächlich rund 400 Kalorien weniger als noch in unseren 20ern und 30ern. Sprich: Wenn sich der Grundumsatz nicht erhöht, wandert die überschüssige Energie direkt in die Fettdepots. Seufz.

Mit Mitte 40 ist die U-Kurve des Glücks also ganz unten – die Waage dafür auf Höchststand. Danke dafür.

Sollte mir angesichts gewichtigerer Krisen im Kleinen und Großen natürlich eigentlich total schnuppe sein. Aber vielleicht oute ich mich damit einfach als typische Vertreterin der oberflächlichen Gen X, die in der Ära der Supermodels großgeworden ist. Mit Schönheitsidealen, die sich so tief in unsere DNA gebrannt haben, dass andere Körper gern sein dürfen, wie es gefällt – aber der eigene hat bitteschön schlank zu sein. Und zu bleiben, egal wie alt wir sind.

Pure Oberflächlichkeit, ich weiß. Haut mir meine sieben Jahre jüngere Schwester auch immer empört um die Ohren. Aber die gehört auch zur Generation Y, die haben es offenbar mehr mit Body Positivity und offenbar WIRKLICH kein Thema damit, wenn der Körper plötzlich macht, was er will. Chapeau, ernsthaft. Ich würde mir oft wünschen, ich wäre damit ähnlich entspannt.

Gerade tüftele ich stattdessen trotzig an neuen Lebensroutinen, um mein Gewicht auszubremsen.

Weil ich mich persönlich einfach wohler fühle, wenn ich mich nicht allzu weit von dem Körper entferne, den ich ein Leben lang hatte. Statt Yoga mache ich seit kurzem Pilates-Workouts (diese hier), die meine Muskeln zum Brennen bringen – Grundumsatz und so. Führt auf jeden Fall dazu, dass ich mich so fit wie schon lange nicht mehr fühle und ständig Muskelkater an seltsamen Stellen habe. Netter Nebeneffekt: Wenn ich spürbar viel Sport mache, bin ich immer gleich gnädiger mit mir.

Außerdem stelle ich gerade noch mal mein Essverhalten auf den Prüfstand: Ja, ich esse meist sehr gesund. Aber auch mit genügend Fokus? Eher nicht. Meist verdrücke ich meine Mahlzeiten in Höchstgeschwindigkeit – am Rechner oder gern im Stehen, während ich nebenbei den Kindern Stullen schmiere. Nur: Derartiger Stress kann in dieser Lebensphase auch ein Faktor sein, der Polster und Röllchen begünstigt.

Insofern versuche ich es gerade mit mehr Achtsamkeit – und ja, auch ein wenig mehr Disziplin:

Habe ich gerade wirklich Hunger oder esse ich nur, weil alle essen? Esse ich in Ruhe? Wann bin ich satt? Reicht vielleicht auch die kleine Portion oder muss es der all-you-can-eat-Style sein? Und ist Dinner-Cancelling wirklich so eine üble Strafe? Scheint immerhin ein effektives Mittel gegen den Blähbauch zu sein, der mich schon geraume Zeit begleitet. Intervallfasten ist ja eh DAS Ding.  Vielleicht führt es ja auch dazu, dass die Waage mal wieder runter, statt immer nur rauf geht.

Und bevor jetzt alle mit der was-lebst-du-deinen-Kindern-vor-Keule kommen: Abends fällt es bei uns tatsächlich mittlerweile keinem mehr auf, wer was wann isst – oder ob überhaupt. Weil die Kinder durch ihre Hobbies meist so unterschiedlich nach Hause kommen, dass wir eh schon länger nicht mehr alle an einem Tisch sitzen, sondern am Küchentresen in Schichten essen. Und wenn mich meine Kinder fragen, dann erklär ich ihnen, dass sich Körper und dessen Bedürfnisse im Laufe des Lebens eben verändern. So einfach, so ehrlich.

Für das ich-passe-nicht-mehr-in-meine-Klamotten-Dilemma habe ich eine ganz pragmatische Lösung gefunden.

Ich habe gerade rigoros meinen Schrank ausgemistet, mich von jeder Menge Sachen getrennt – und damit auch von meinen Vorstellungen, wo ich noch reinzupassen habe. Dieser Bikini, jene Jeans – alles, was mir ein latent schlechtes Gewissen gemacht hat, ist rausgeflogen.

Und statt mich verbissen an die Vergangenheit meines Schrankinhalts und der dazu passenden Figur zu klammern, habe ich einfach ein paar neue Basics geshoppt, die meinen neuen Körper mittragen. Ist natürlich nur ein billiger Trick – funktioniert aber. Denn wenn ich keine Hosen mehr im Presswurst-Style trage, sondern lässig schmeichelnde, fühle ich mich gleich deutlich besser.

Obwohl ich fast mit einem Shit Storm rechne, wollte ich diesen Text dennoch für euch aufschreiben.

Weil ich glaube, dass es viele von uns Frauen mit Anfang, Mitte 40 umtreibt, wie sehr sich unser Körper verändert – wieder mal. Wie schwer es ist, diese Veränderungen sofort zu akzeptieren oder mit ihnen umzugehen. All das gut auszubalancieren: Nicht nur das Gewicht, sondern auch das Wohlbefinden, den Blick auf sich selbst.

Ich habe hier meinen Weg skizziert. Der nicht euer sein muss. Denn so unterschiedlich, wie all unsere Körper sind, so ist auch unser Umgang mit all dem. Hauptsache, ihr findet eine Haltung, die zu euch passt. Die euch gut tut und möglichst wenig stresst. Ich war schon immer eher der disziplinierte Typ, in den meisten Dingen – das ist mir nicht fremd. Insofern gehe ich diesen Weg auch hier. Und ihr geht euren eigenen.

Wie geht es euch mit dem Thema?

Foto: Shutterstock

PS: Wir würden uns sehr freuen, wenn ihr unsere Arbeit hier mit einem freiwilligen Abo unterstützt – wer kann und mag, bitte hier entlang.

Alles Liebe,

Katia