Wir streiten nicht oft, aber wenn hitzig und laut und so, dass wir es nicht verstecken können vor den Kindern. Und auch gar nicht wollen. Weil Streiten dazugehört. Sie streiten schließlich auch. Und weil ich kurzfristigen Hurrikane immer noch besser finde, als ständige Zugluft. Bislang streiten wir zwei auch ziemlich okay, würde ich sagen…
Viele Jahre haben wir sogar so wenig gestritten, dass ich mir schon Sorgen gemacht habe.
Ob ich wirklich ich war. Ob ich vielleicht zu viele Kompromisse einging. Ob wir wirklich in Kontakt waren. Aber so war es. Wir ticken einfach in vielen Dingen ähnlich. Dann stritten wir plötzlich extrem viel und unfair. Wegen einer Sache, die ich hier nicht näher erklären kann, weil es nicht nur uns betrifft. Auf jeden Fall führten wir mehr oder weniger den Streit von anderen weiter. Aber das so heftig und so unschön, wie ich es bisher nicht kannte.
Ich kannte mich so nicht. Ich kannte ihn so nicht.
Mir war klar, dass wir auf unsere Worte und vor allem uns aufpassen mussten. Und zum Glück kriegten wir die Kurve. Was mir wirklich schwer fällt am Streiten, ist das Verzeihen. Wieder normal sein können nach der Entschuldigung. Irgendwie habe ich nie wirklich gelernt, dass man auf jemanden richtig wütend sein und ihn dennoch lieben kann. Das musste ich, muss ich noch lernen.
Die Süddeutsche schreibt gerade diese Woche: „Ein Streit ist kein Weltuntergang“.
Und der Psychologie Experte Guy Bodenmann rät: „Streiten sollte man lieber vor seinen Kindern als im Geheimen.” Auch hinter verschlossenen Türen würden diese nämlich viel mehr mitkriegen, als man denke. Halten wir tatsächlich so. Einfach, weil wir es nicht aushalten, bis nachts mit dem Streiten zu warten, wenn was in der Luft liegt. Verrückt, wie die Kinder dann sofort sagen: „Vertragt euch bitte schnell!“, während sie es locker schaffen, sich einen ganzen Nachmittag neben uns zu zoffen. Schlimmer als einen Knall finde ich eine unausgesprochene Wut, die in der Luft liegt. Dann erziehe ich auch schlechter. Bin gereizt und dadurch inkonsequenter.
Das Schöne sei ja, so Bodenmann, dass man vieles reparieren könne. Auf jeden Fall sollte man Kindern kurz erklären, warum man gestritten habe und wie man sich geeinigt habe, selbst wenn es abends im Schlafzimmer passiere. Zumindest wenn in irgendeiner Weise die Chance besteht, dass die Kinder den Streit mitbekommen haben können. So lernten die Kinder nämlich daraus. Und wenn man es noch nicht klären konnte, sage man den Kindern besser auch das, rät Bodenmann. Zum Beispiel so: „Wir wissen, dass die Situation nicht gut ist, das tut uns leid. Wir arbeiten dran.“
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Und wie streitet ihr?
Hm.. Für mich fühlt es sich immer doof an, vor den Kindern zu streiten. Man ist emotional, sagt Dinge die man vielleicht nicht so meint und die man später bereut.. Und es kommt auch auf das Thema an, zB streiten wir hin und wieder über Erziehungsthemen – das finde ich ganz blöd vor den Kindern, die dann automatisch Partei ergreifen und die das total verunsichern kann. Also ich würde sagen, Grundatzdiskussionen für abends aufheben, wenn die Kinder definitiv schlafen, und wenn’s nur drum geht wer den Müll rausbringt können die Kinder gern zuhören und was lernen 🙂
Das klingt gut. Und stimmt, über Erziehungsfragen vor den Kids zu streiten ist doof. 🙈 Da sind wir uns zum Glück super einig.
Liebe Grüße