Seit vielen Jahre reise ich als Familienfotografin durch  Deutschland und dabei ist mir eine Sache immer wieder aufgefallen: Fast alle Familien haben richtig gute Kameras, einige sogar professionellere Modelle, als ich. Aber bei den meisten verstaubt die Kamera im Schrank, weil sie im Alltag lieber Handyfotos machen. Oder sie nutzen ihre teure Digitalkamera nur im Automatik-Modus und ärgern sich über unscharfe, falsch belichtete Kinderbilder. Wie schade, denke ich mir jedes Mal. Wenn sie nur wüssten, was sie damit für tolle Erinnerungen zaubern könnten…!

Der Schlüssel zu schönen Kinderfotos ist, dass man sich ein bisschen mit der Kamera-Technik auseinandersetzt. Und dass das gar nicht so schwer ist, zeige ich dir in diesem Beitrag. In nur 5 Schritten werdet ihr mit eurer Digitalkamera natürliche Kinderporträts fast wie vom Profi machen. Alles, was ihr dafür braucht, ist Platz auf der Speicherkarte, einen vollen Kamera-Akku, euer Kind und einen regenfreien Tag.

1. Die Blende

Kinderfotos mit einem schönen, verschwommenen Hintergrund gefallen dir richtig gut? Dann solltest du auf den Vollautomatik-Modus in Zukunft verzichten! Nimm lieber die Zeitautomatik. So kannst du die Blende selbst manuell einstellen und hast die Kontrolle darüber, ob und wie stark der Hintergrund verschwimmt.

Um die Zeitautomatik einzustellen, wähle zunächst den A- oder AV-Modus deiner Kamera. Jetzt kannst du die Blende einstellen. Das ist der Wert, bei dem der Buchstabe „f“ steht. Wähle hier eine möglichst kleine Zahl. Ich empfehle dir einen Wert zwischen f/2.2 und f/3.5, denn je kleiner die Zahl ist, umso mehr verschwimmt auch der Hintergrund hinter deinem Kind. Alles andere stellt deine Kamera automatisch ein.


2. Der Hintergrund

Die Kamera ist richtig eingestellt und im Hintergrund verschwimmt nichts? Dann steht dein Kind vielleicht zu nah dran! Je mehr freier Raum zwischen dem Hintergrund und deinem Kind ist, umso deutlicher und schöner verschwimmt er. Steht dein Kind z. B. direkt vor einer Wand, wird diese (fast) genauso scharf sein wie dein Kind. Fotografierst du deine Liebsten aber im Garten oder auf dem Spielplatz auf einer freien Fläche, dann wirst du ein Bild mit verschwommenem Hintergrund bekommen.

Die Tiefenschärfe (wie verschwommen der Hintergrund ist) hängt auch damit zusammen, wieviel Abstand zwischen dir und deinem Kind ist. Wenn du nah dran bist und ein Porträt machst, also nur das Gesicht und Teile des Oberkörpers, dann wird der Hintergrund mehr verschwimmen, als wenn du jemanden von weiter weg ganz auf das Bild bringen möchtest.

3. Licht und Schatten

Fotografie-Anfänger*innen und alle, die nicht im manuellen Modus fotografieren, sollten direktes Sonnenlicht oder gar Gegenlicht für Kinderfotos am besten meiden. Sucht euch lieber einen schönen Platz im Schatten mit ausreichend Licht für eure Fotos, am besten draußen! Auch bei bewölktem Himmel gelingen Bilder im A-Modus viel leichter, als in der prallen Mittagssonne.

4. Der Fokus

Einen wichtigen Punkt möchte ich noch erwähnen: Der Schärfebereich mit weit geöffneter Blende (also mit kleiner Blendenzahl) ist nicht groß. Das bedeutet, dass nur ein sehr geringer Bereich im Foto scharf ist. Auf die technischen Details gehe ich an dieser Stelle nicht ein.

Merke dir aber, dass du den Fokus auf die Augen legst! Sonst kann es leicht passieren, dass nur das Ohr oder die Nasenspitze scharf ist und der Rest des Gesichts unscharf. Und es ist auch von Vorteil, wenn sich dein Kind im Moment des Auslösens nicht allzu sehr bewegt.

5. Echtes Lachen

Deine Bilder sind technisch korrekt, aber trotzdem fehlt das „gewisse Etwas“? Am schönsten sind einfach natürliche Kinderfotos mit einem echten und ungestellten Lachen. Auf Kommando klappt das allerdings nur selten. Deshalb greife ich bei meinen Shootings etwas in die Trickkiste. Ich ziehe Grimassen, mache Pups-Witze, setze mir eine Clownsnase auf oder erzähle lustige Kinderreime wie diesen:

„Mitten im Karottenfeld, kam ein Hasenkind zur Welt. Als es die Karotten sah, fraß es alle auf, na klar!“

Eine Sache möchte ich dir noch mit auf den Weg geben: Das Wichtigste auf deinem Weg zu schönen Kinderfotos ist schlicht und einfach: üben, üben, üben! Also schnapp dir deine Kamera und leg gleich los mit meinen 5 Tipps! Dabei wirst du bestimmt einige Aha-Momente haben.

Viele weitere Kinderfoto-Tipps von mir gibt‘s übrigens auf meinem Foto-Blog für Eltern, Instagram oder in meinem Online-Fotokurs für Eltern.

Leni