Es ist eins der Erziehungs-Themen, das ich bisher nicht auf dem Zettel hatte: Wie bringe ich meinen Kindern einen guten Umgang mit Geld bei? Und wie sehr mische ich mich in ihre ähm, Finanzen ein. Neben Handy und Hobbyfahrten beschäftigt mich das gerade sehr …
Es beginnt bei der Frage, wie viel Taschengeld ein Kind überhaupt bekommt (bei uns klassisch einen Euro pro Klassenstufe) und zieht sich weiter über die Frage, was vom Taschengeld bezahlt werden soll, bis zu dem Aspekt, ob meine Kinder tatsächlich frei über ihr Geld verfügen können oder ich mich einmische. Puh, ich finde es so schwer gerade.
Erst hab ich es auf den “Rich-Kids” Trend auf Tik Tok geschoben, was meine größeren Kinder sich da plötzlich wünschen.
Dort tänzeln die Jugendlichen herum, wie bei uns früher die Schnösels. Allerdings fiel mir dann ein, dass meine Wunsch-501 und die Doc Martens damals auch nicht günstig war (und meine Eltern sie auch seltsam fanden). Und egal ob die derzeit angesagten Ralph-Lauren-Shirts oder die lässigen Stussy Sweater oder diverse Sneaker, alles ist teuer.
Statt Spitzenschneiden wird inzwischen sogar beim Friseur ein Trend-Cut gewünscht. Ich seufze, versuche Verständnis zu haben – und platze dennoch manchmal. Erst letztens wieder, als mein Kind 7,60 (!) Euro für eine Pokémon-Zeitschrift ausgegeben hat, die sein Bruder ebenfalls im Einkaufswagen hatte. “Siebeneinhalbwochen deines Taschengelds!!!”, rief ich und musste bei der Vorstellung fast weinen. “Warum nehmt ihr nicht wenigstens eine unterschiedliche, dass könnt ihr sie tauschen?” Ich würde das nicht verstehen, brummten sie.
Ich verstehe einiges nicht: 4,90 für Sammelkarten, die ich öfter verknickt unter dem Sofa finde. Und sogar wir Eltern haben ein unterschiedliches Verständnis von guter Geldanlage: Während ich es besser finde, in ein Parfum zu investieren, dass man täglich nutzt und sich dran erfreut, findet mein Erziehungspartner es in einem Computerspiel besser angelegt. Und wie geht man eigentlich am besten damit um, wenn Ralph Lauren eauf dem Kinderzimmerboden im Staub chillt?
Atmen, flüstere ich mir zu, atmen.
Ich rede mir gerade den Mund fusselig. Erlaube ihnen ihr Geld mit zum Stadtbummel zu nehmen, um dann zu mosern, wenn sie irgendwas kaufen wollen, bloß weil wir gerade mal in der Stadt sind. Mal denke ich, dass es ihr Geld ist und dass sie den Umgang damit am besten durch genau solche Dinge lernen. Dann kann ich mich nicht zurückhalten. Ein paar Mal sagte ich “Ja!”, einfach weil ihr Geld dann weg war – und die Diskussionen damit beendet.
Meist handele ich auch bei diesem Erziehungsthema wie so oft aus dem Bauch heraus. Vielleicht ist das auch gar nicht das Schlechteste? So spüren meine Kinder, dass Geld ein emotionales Thema ist. Und dass es bei Geldfragen wie so oft kein richtig und kein falsch gibt. Dass alles immer ein Abwiegen ist. Denn wenn man es genau nimmt, bräuchte man ja tatsächlich fast nichts.
Außer Brot und Butter und Bananen vielleicht. Aber bereits der Joghurt mit was drin ist Luxus. Wenn man so drüber nachdenkt, müsste man allerdings auch nicht mehr aufstehen. Man muss wohl ein gutes Maß finden, zwischen sparen und Herzenswünsche erfüllen. Ich gebe mein Geld auch gern mal für etwas Schönes aus. Also schwanke ich mehrmals am Tag zwischen Verständnis und Spießertum und kündige immer öfter an, dass sich die Großen bitte bald einen Job suchen sollen, weil ich unbedingt möchte, dass sie spüren, wie lange man für ein Ralph arbeiten muss.
Wie geht ihr mit dem Thema um, ich bin wirklich total gespannt!
Danke für den Artikel! Er passt gut zuu meiner Siruation, bei uns ist es ganz ähnlich und der Betrag fürs Taschengeld ist eine gute Idee, finde ich
Liebe Grüße
Hui, sehr spannend das Thema. Und ja, sehr emotional. Zumindest in Deutschland. Nicht umsonst gibt es ja das Sprichwort, dass man über Geld nicht spricht. Was ich schade finde, denn nur so lernt man doch etwas darüber. Mir geht es dennoch wie dir. Meistens ist es entweder ziemlicher Unsinn, für den meine Kinder ihr Taschengeld raushauen wollen oder es ist unnötig, was ich daran erkenne, dass ich das Spielzeug, die Sammelkarten, die was auch immer nach dem Auspacken irgendwo im Haus finde, aber nicht da, wo sie sein sollten: beim Käufer.
Taschengeld gibt’s bei uns im Monat: 10€ pro Monat für den knapp 13 jährigen und die Elfjährige. Der Siebenjährige bekommt 5€. Davon müssen sie aber eigentlich nichts bezahlen. Denn natürlich kommen wir Eltern für alles Notwendige und Nicht-so-Notwendige auf. Die Empfehlungen vom Jugendamt finde ich übrigens viel zu hoch. Was will ein ein 13jähriger mit 30€ im Monat? Wofür soll er so viel Geld ausgeben? Umgang mit Geld zu erlernen wird zudem auch noch durch bargeldloses Zahlen erschwert. Auch wenn ich selbst nie Bargeld dabeihabe. Aber man sieht halt nicht, wie es einem durch die Finger rinnt. Als Erwachsener habe ich einen Überblick, Kindern fällt das natürlich schwer. Karte hinhalten und schon gehört es einem. Wie praktisch! Das mein Mann und ich beide jeden Tag sechs bis acht Stunden arbeiten, damit es so leicht aussieht, erklären wir immer wieder gebetsmühlenartig. Ich hoffe, sie wissen dadu, dass man auf Wohlstand keinen Anspruch hat. Er muss, zumindest für die meisten, hart erarbeitet werden. Dann darf man sich auch was gönnen..aber nicht zu oft, denn ansonsten ist das Geld irgendwann weg.
Teure Wünsche schmettere ich grundsätzlich erstmal ab. Und auch über kleine Bestellungen bei Amazon in ihrem Namen müssen meine Kinder mindestens eine Nacht darüber schlafen. Oft erledigt sich der Wunsch dann von alleine. Und imme im Gespräch bleiben, finde ich wichtig. Auch wenn es anstrengend ist. Aber nicht mit Geld umgehen zu können, ist im Leben noch unangenehmer.
Liebe Grüße
Hi Claudi,
ja, dieser Ralph Lauren Trend ist auch hier eingekehrt 😅. Wir haben immer zwei mal im Jahr ( im Herbst und Frühling ) ein Budget für Klamotten und da dürfen sich die Kinder das kaufen was sie wollen. Jetzt sind es beim Sohn halt nur 5 Teile geworden, davon war ein „teures“ und wird nun sehr stolz getragen.
Ansonsten bekommt der Sohn (11 Klasse) 35 Euro im Monat und das ist nur für Essenssachen außerhalb der Schule wie Eis, Döner usw. mit Freunden.
Geld vom Opa wird für Sonderwünsche genommen, z.B. Sushi essen gehen mit der Freundin oder sehr teure Markenschuhe.
Bei uns in BAwü ist ein Job nebenher zeitlich fast nicht machbar. Vielleicht in den Sommerferien. Was hier gerade „reinhaut“ ist der Führerschein oder teure Freizeiten.
Das will auch alles bezahlt werden.
Herzliche Grüße
Oh krass, ich musste bei den Vorkommentaren schon schlucken…
1. Der Spruch- “über Geld spricht man nicht” ist totaler Quatsch und überholt! Über Geld muss man sprechen. Mit Kinder, mit Partner und unter uns Frauen. Ich schreibe wieder- Claudi hatte mal einen Beitrag von madame moneypenny, da findet man im Blog bestimmt auch Tips für das Thema Kinder und Geld. Ich habe bei dem Thema damals die Buchempfehlung für Kinder mitgenommen “Ein Hund namens money” habe es selbst gelesen und fand es toll. Meine Tochter leider nicht. Sie verfolgt leider social Media gesteuert das Motto – “Man lebt nur einmal.”. Das Gegenteil unseres Mindsets. Ich glaube, die Taschengeldtabellen passen schon ganz gut, oder sind nach der Inflation sogar noch zu niedrig für die Kinder. Was kostet etwas make up, Kino oder xxx? ein Eis inzw. 1,70 – 2€ die Kugel. Um auch nur ein wenig mit Freunden etwas zu unternehmen, da ist es so schnell aufgebraucht. Und ich habe dazugelernt, man darf sich nicht einmischen. Auch ich gab Empfehlungen, aber erziehungspädagogisch ist es scheinbar nicht vorgesehen. Inzwischen hilft mein Teeni Kind auch mal bei älteren Nachbarn bei Gartenarbeit oder gibt mal Nachhilfe beim Nachbarkind, da stellst sie fest, dass man für das sonst sehr schnell ausgegebene Geld doch einiges leisten muss.
Ich persönlich würde so “Ralph Sachen” im second hand oder bei Kleinanzeigen holen, dann tut es nicht so weh, wenn Kind und Pulli auf dem Boden liegen. 🙂
Hallo, da hast du mich falsch verstanden. Wir Zuhause sprechen ganz oft über den Umgang mit Geld. Wie sollen die Kinder es sonst auch lernen? Aber dieser Spruch “Über Geld spricht man nicht” ist, meiner Erfahrung nach, schon ziemlich typisch für viele Deutsche. Geld ist einfach kein Smalltalk-Thema. Über Gehalt dürfen Angestellte in manchen Betrieben gar nicht vergleichend reden. Von daher ist es immer noch kein gängiges Thema. Auch wenn sich das in unserer Elterngeneration, glaube ich, zum Glück gerade ändert. Finanzen fangen eben beim Taschengeld an und hören beim Umgang mit dem eigenen Gehalt auf.
Liebe Grüße
Ein Gedanke dazu: Ich sage den Kindern nie ‘Das können wir uns nicht leisten’ oder ‘Dafür haben wir kein Geld’. Denn das meiste ist ja eine Frage der Prioritäten. Kaufen wir das eine, können wir eben das andere nicht kaufen. Das finde ich total hilfreich, weil es ihnen vermittelt, dass man sich überlegen soll, wofür man Geld ausgibt. Also zuerst Prioritäten setzen, dann kaufen.
Wir reden auch viel über Geld, zum Beispiel zeige ich den Kindern unsere Budgetplanung.
Hallo Claudi, meine beiden Grundschulkinder (2. und 3. Klasse) bekommen je 1 Euro in der Woche. 50 Cent davon können sie in ihren Geldbeutel tun und sofort ausgeben, auch für Süßigkeiten. Die anderen 50 Cent kommen ins Sparschwein. Wenn sie den kompletten Euro ins Sparschwein tun, legen wir nochmal 10 Cent drauf, das tun sie meistens. Das Sparschwein Geld dürfen sie nicht für Süßigkeiten ausgeben, aber sonst für alles was sie wollen – Zeitschriften, irgendwelche Automaten, schrecklicher Kruscht der irgendwo rumliegt… Aber: Sie müssen sich die Anschaffung eine Woche lang überlegen. Ausnahmen machen wir bei Ausflügen etc, wo die Gelegenheit einmalig ist etwas zu kaufen… Klingt insgesamt vielleicht kompliziert, aber wir finden es gut und die Kinder glaub ich auch. Und Süßigkeiten haben wir ja eh auch so zu Hause. Ich denke, mehr Taschengeld wird es dann nach Bedarf geben, wenn sie selbstständiger werden und mal allein was mit FreundInnen machen. Im Moment bezahlen wir das halt “einfach”, wenn sie mit FreundInnen (und dann meist auch einem Elternteil) z. B. ins Kino gehen oder sowas… LG Johanna
Kein Ralph…. dafür sind Barfußschuhe out, Air Max und college Jacke in 😁….bei uns gibts die Klassenstufe*1 Euro. Mittlerweile aufs eigene Kinderkonto einmal im Monat (Wochenbetrag* 4,33 (Der durchschnittliche Wochenanteil je Monat). im Zweifel aufgerundet, nicht abgerundet.
Das Geld ist wie Glücksspiel, zusätzlich und zur freien Verfügung, wir beraten, verbieten aber nicht. Allerdings das Elternstreitthema: Der eine möchte, dass mehr zusätzliches vom eigenen Taschengeld gekauft wird, der andere Part möchte den Kindern alles gönnen. 🫣
@Johanna
Ich selbst finde sparen (für mich) grundsätzlich gut, ihr lasst euern Kinder ja kaum eine Wahl, über das Geld zu verfügen. Wie sollen Sie denn den Umgang damit lernen? Kaum ein Wrwachsener wird 50% seines netto- Einkommens sofort auf das Tages- oder Festgeld legen.
Und von 1€ kann man nicht mal 1 Kugel Eis kaufen. Für einen 3. Klässler 4€ Taschengeld im Monat? Lies vlt. Noch mal ein wenig im Netz nach. Außer es ist finanz. nicht mehr drin. Das ist total wenig. Die Tabellen schreiben da eher 12 – 15€ bei 8- jährigen. Davon die Hälfte ins Sparschwein, das fände ich realistisch. Aber eigentlich auch nur, wenn die Kinder das wollen und nicht die Eltern. Jede Familie ist anders, aber lies ein wenig nach.
Liebe Antje, dass du mich hier regelmäßig in unschönem Ton kritisierst, geschenkt. Ist ja mein Job.
Aber meine Leserinnen hier so flapsig zurechtzuweisen, finde ich unpassend und bitte dich, das zu unterlassen.
Danke, Claudi
Sie kommen super damit klar. Wenn sie Eis essen gehen wollen, bekommen sie Geld dafür von uns.