„Ach nö?“, brummte ich anfangs zu meinem Mann neben mir im Bett, „dann haben wir ja gar keine Zeit mehr miteinander…!“ Zwischen uns sein Kalender. Wir tauschten Termine aus, brachten uns auf dem neusten Stand. Jobtermine? Nö! Die Kalender-Kästchen am Wochenende waren voll mit lauter Sporttaxi-Fahrten für die Kids. Bälle-Business!
Aber von Anfang.
Die ersten Jahre waren uns unsere Wochenenden heilig. Meist waren wir unterwegs, meist mit Freunden, mit zwei, drei, später vier Kindern. Wenn wir zuhause blieben, muckelten wir gemeinsam im Garten. Große Spaten neben kleinen Spaten, große Schubkarre neben kleiner. Die Wochenenden hatten was von Rama-Werbung, zumindest ein bisschen. Auf jeden Fall saßen wir alle zusammen am Tisch.
Dann wurden die Kinder größer, sportlicher und ehrgeiziger und plötzlich bestanden die Wochenenden nur noch aus Terminen. Ich weiß noch, dass ich anfangs bereits genervt von einem Turnier am Wochenende war, weil es mein Familienfrühstücks-Ding erschwerte. Ein paar Jahre später kann ich sagen: Alle zusammen am Frühstückstisch gibt’s hier nur noch ganz selten. Eigentlich bloß noch im Urlaub.
Es hat sich viel geändert dadurch: Verabredungen mit Freunden sind schwer geworden, vor allem tagsüber. Beziehungsweise gibt’s die eigentlich nie mehr in voller Familiengröße.
Erst hab ich es gehasst.
Ich war genervt vom frühen Aufstehen, genervt davon, meine kostbaren Wochenendtage an Spielfeldrändern zu verbringen. Traurig darüber, dass wir so fremdbestimmt waren. Und es nur noch so wenig Wir gab. Dass ich so wenig Zeit hatte für mich.
Inzwischen habe ich mich dran gewohnt und genieße es sogar. Ich traue mich, nur noch äußerst selten mitzufahren. Ich akzeptierte, und freue mich sogar, dass mein Mann gern mitfährt. Ich plane schöne Dinge ohne ihn, für mich, und für die Kinder, die auch zuhause sind.
Ich mache mein Ding. Ich mache mir morgens in Ruhe einen Kaffee und genieße die Stille im fast leeren Haus. Ich lese, oft arbeite ich. Ich habe Exklusivzeit mit dem Kind, dass gerade zuhause ist.
Wir frühstücken entspannt an der Kücheninsel, manchmal mache ich Pancakes für die, die da sind.
Ich freue mich, dass meine Kinder so sportlich sind und so viel Spaß mit ihrer Mannschaft haben. Und inzwischen gebe ich André Recht: Wer sich dafür entscheidet, in der Mannschaft mitzuspielen, der sollte regelmäßig da sein. Ausreden gibt’s hier kaum, außer ausnahmsweise mal eine Einladung zum Kindergeburtstag. Schließlich geben die Trainer ihre Zeit, und das ganz ohne Honorar, also geben wir unsere.
Ich gebe es zu, manchmal bin ich eifersüchtig.
Weil mein Mann und die Kinder so viele Sportgeschichten teilen. Denn auch wenn ich lieber andere Dinge mache, spüre ich, dass ich dabei raus bin. Nicht nur nicht auf dem Platz, sondern zwangsläufig auch bei den Gesprächen hinterher.
Dann aber lenke ich meine Gedanken um, freue ich mich für und auch für mich, weil ich dort nicht morgens um acht in der Kälte stehen muss. Und weil ich wieder so viel Zeit für mich habe.
Nur um eins mache ich mir ein bisschen Sorgen: Unser Garten und das Haus. Seit wir an den Wochenenden ständig verstreut sind, passiert da bloß wenig. André ist ständig auf Sportplätzen unterwegs und allein habe ich wenig Lust, was zu rocken und zu renovieren. Und auch auf die Beziehung müssen wir aufpassen, dass wir Paar bleiben, obwohl wir so viel getrennt machen.
Mal sehen, wie das weitergeht…
Wie ist das bei euch?
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Alles Liebe,
Liebe Claudi,
Ja, bei uns ist auch jeden Samstag – meistens vormittags- ein Fußballspiel für unsere Zwillinge angesagt. Da ist dann auch keiner mehr hier, wenn sie mit Papa beim Spiel sind. Der Vormittag passt mir aber ganz gut rein, da ich sonst eh viel rummotze, wenn die Jungs um die gleiche Zeit mit dem Ball durchs Wohnzimmer schießen. Ich bin bei diesem Fußball Dings auch total außen vor und mein Mann feiert es, dass er endlich 2 verbündete an seiner Seite hat,
Ich genieße auch eher die Zeit für mich und freue mich, wenn sie ausgepowert und gut gelaunt nach Hause kommen. Wenn ein Heimspiel ist, radel ich auch gerne mal vorbei und trink nen Kaffee beim anfeuern :).
Den Garten hab ich hier auch konsequent ewig ignoriert, nachdem ich mich mal übel verrenkt habe dabei. Die Tulpen kommen trotzdem wieder. Und im
Sommer werde ich wieder an einigen Stellen Hängegeranien in schönen glasierten Tontöpfen aufhängen. Die gibt’s im Sommer im Süden (Spanien…) ganz viel zu sehen in den hübschen Hinterhöfen. Lenkt von den Beeten ab und macht lange Freude ohne was zu tun. Und nen coolen Outdoor Teppich hab ich bestellt. Hach, ich freu mich auf den Sommer!
Das Haus und die Beete bekommen dann wieder mehr Aufmerksamkeit wenn die Kinder aus dem Haus sind. Bis dahin: das Leben genießen und Kopf überwasser halten im Chaos.
Danke für deinen schönen Artikel! Und du hast sehr viel Glück mit deiner tollen 4rer Bande, dass dann sogar noch jmd. mit Pancakes isst, wenn die anderen ausgeflogen sind.
Lg, Mathilda
Ich danke dir für deine Rückmeldung. Ich finde es verrückt, wie sehr sich die Zeiten ändern und wie sehr es sich dann doch immer schnell anfühlt, als wäre es immer so gewesen.
Ich bin gespannt, was da noch alles so kommt.
Liebe Grüße,
Claudi
Hallo Claudia. Dasselbe Thema beschäftigt mich auch momentan. Mann und Kinder haben ständig beruflich oder auch private “Hobbytermine”. Ich bin als Hausfrau daheim und “hüte” das Haus und unsere Kleinste und mache den Haushalt. Mit Mitte 40 aber, macht man sich dann andere Gedanken als wie mit z.B. 30…..: Will ich das so eigentlich noch? Warum muss immer ICH zurückstecken und nicht mein Mann? usw.
Wenn man den Beruf aufgegeben hat, für die Kinder und Familie, ist das Thema nochmals verzwickter. Aber keiner sagt einem, wie es richtig zu laufen hat oder wie es weitergeht…..schwierig….. Liebe Grüße an Dich.
Ich danke dir für deine Geschichte. Bei mir fühlt es sich ein wenig anders an, denn ich bin meinem Mann wirklich dankbar, dass er so große Lust dazu hat, das zu begleiten.
Dennoch fehlt einem einfach Zeit – als Familie, aber vor allem auch als Paar.
Ganz liebe Grüße und eine gute Aufteilung für euch!
Claudi
Komme gerade vom Fußballplatz… und kann es so sehr nachvollziehen. Mein Mann und ich teilen uns den Besuch der Spiele und die Fahrerei aber irgendwann war bei uns der Punkt erreicht, wo wir nicht mehr zu jedem Spiel fahren mochten. Zum Glück gibt es immer eine Mitfahrgelegenheit. Bei drei „Großen“ die Samstags und Sonntags aktiv sind blieb sonst keine Zeit mehr für uns selbst. Und der Jüngste steht auch schon in den Startlöchern und folgt seinen Brüdern bestimmt bald.
Auch wir freuen uns, dass sie sportlich so aktiv sind, aber der Kalender am Wochenende ist fast komplizierter als in der Woche!
Liebe Grüße und ich freu mich immer den Blog zu lesen!
Wie schön, danke für dein Feedback!
Ja, Fahrgemeinschaften sind goldwert. Und ich freue mich inzwischen fast ein bisschen drauf, wenn der zweite Große sein Handy hat,
dann muss ich nämlich noch ein bisschen weniger Sekretärin sein. Hat alles auch Vorteile… haha,
liebe Grüße,
Claudi