In der Elternzeit war Chaos in meinem Kopf. Neulich habe ich diesen Text über Struggles und Straucheleien während meiner sechsjährigen Ewig-Elternzeit geschrieben und auch darüber, wie ich durch Coaching Klarheit in meinen Chaos-Kopf bekam. Dazu hattet ihr viele Fragen: Wie findet man das richtige Coaching? Worauf muss man achten? Here you are – von mir für euch – ein Erfahrungsbericht…

Achtung: Ich schreibe diesen Text als Laie und habe keinerlei Coaching-Hintergrund. Es ist ganz allein meine Geschichte.

Bei meiner Suche im Internet stieß ich damals, im Winter 2018, auf eine Agentur, die sich auf Menschen wie mich spezialisiert hat. Mütter in Babypause und Elternzeit, die sich neu erfinden wollen oder müssen. Das Konzept des Coachings: Die Frauen einen Tag in die Mangel zu nehmen, mit ausführlichem Fragebogen im Vorfeld und 2:1-Gespräch. Ich ging hin – und fand es furchtbar.

Weil das Coaching schlecht war? Nein! Es war wahrscheinlich sogar sehr gut. Aber ich war in diesem Winter vor vier Jahren einfach noch nicht reif für diese Art von Coaching. Ich hatte völlig falsche Erwartungen. War mir sicher, nach dem Coaching-Tag endlich die zündende Idee für den beruflichen Neustart nach der Elternzeit zu bekommen. Denkste.

Ein Coach wird dir nicht sagen, was du machen sollt. Er wird dir dabei helfen, dass du es dir sagst.

Würde ich genau dieses Coaching heute nochmal machen – ich hätte jetzt schon 1001 Ideen, die ich mit den Coaches besprechen würde. Eines der wichtigsten Learnings: Du musst bereit sein für dein Thema. Du musst erkennen, dass DU herausfinden musst, wofür du brennst. Nicht dein Coach. Letztlich war mein Coaching also doch gut, denn es hat mich genau um diese Erkenntnis reicher gemacht. Wenn auch erst viel später – und vielleicht. Eine Idee für eine neue Aufgabe muss wachsen, die musst du begießen, die braucht Zeit. Eine gute Idee fürs Leben reift nicht über Nacht.

Mein zweites Coaching begann ich, als der Leidensdruck von Tag zu Tag größer wurde. Etwa ein halbes Jahr vor Ende meiner sechsjährigen Elternzeit wurde das Chaos in meinem Kopf immer lauter und eines Tages stand ich vor der Frage: Coaching oder Therapie? Ich recherchierte im Internet und fand eine Coachin in der nächstgrößeren Stadt, die mich auf ihrer Website sympathisch anlächelte. Ich hatte sofort ein gutes Bauchgefühl und vertraute auf den ersten Blick.

Gleich das erste Treffen fühlte sich richtig an. Ich ließ mich in dem gemütlichen Mid-Century-Sessel nieder und hörte eine Stunde nicht auf zu erzählen. Mit geröteten Wangen und klopfendem Herzen entschied ich mich für das Coaching bei ihr. Das Beste: Das erste Mal seit fast sechs Jahren ging es nur um mich und meine Belange. Die Kinder waren für einen Moment zweitrangig.

Der Mann mal kurz unwichtig. Der Haushalt piepegal.

Ich, die sonst vor anderen Menschen nicht unbedingt gerne von sich erzählt (wenn überhaupt lieber schreibt) sprudelte über vor Ideen und neuen Ansätzen. Die Coachin gab mir Impulse in Form von kleinen Übungen, Fragen und Aufgaben und ich redete und redete und überlegte und überlegte. Es war herrlich.
Ich fühlte, dass ich mit einem Fuß auf dem Gaspedal stand. Ich wollte endlich losdüsen.

Das Coaching war mein Gamechanger. Ich war sowas von bereit für eine Veränderung, die ICH herbeiführte. Und diese Bereitschaft weckte meinen
Ehrgeiz, endlich richtig Gas zu geben. Durch das Coaching, es war übrigens ein recht klassisches, systemisches Coaching, bekam ich lediglich Tools an die Hand: die Arbeit mit dem Inneren Team zum Beispiel (nach Schulz von Thun) oder die Ikigai-Methode an die Hand. Mit Leben füllen musste ich sie. Ein Coach hilft bloß beim Denken. Aber genau das kann den Unterschied machen.

Eines Abends saß ich auf dem Sofa und wusste genau was ich wollte…

Aufgeregt erzählte ich meinem Mann davon. Ich wollte Soziale Arbeit studieren. Es war das Ergebnis meiner Überlegungen und nichts schien mir logischer. Jetzt ging alles ganz schnell: Ich organisierte alles, suchte mir einen Praktikumsplatz, recherchierte Studiengänge und wollte mich an verschiedenen Unis bewerben. Ich war mir ganz sicher. Bis das offizielle Ende meiner Elternzeit nahte.

Ich war zwar seit sechs Jahren raus aus dem Job, aber erst jetzt verabschiedete ich mich von Kollegen und Chefs in der Redaktion. Ich würde studieren, ich würde nicht mehr wiederkommen. An dem Abend begannen die Bauchschmerzen. Was ich vorher nie gedacht hätte: Ich wurde wehmütig. Sehr wehmütig. Ich hatte vor dem Journalismus, dem Schreiben und der Zeitung den Rücken zuzukehren. Mir wurde ganz schlecht bei dem Gedanken.

Es fühlte sich an wie Verrat an meinen alten Träumen, an meiner Leidenschaft fürs Schreiben, an meinem Beruf. Denn den hatte ich ja. Einen Beruf. Ich hatte hatte ihn bloß ewig nicht ausgeübt, weil es so wie früher, in der Reaktion unmöglich war. Ich hatte mehrere schlaflose Nächte. Und dann – vielleicht war es der berühmte Wink des Schicksals – sah ich bei Instagram zufällig einen Aufruf, dass jemand Texter suchte. Der Gedanke fühlte sich gut an. Ich bewarb mich, wurde genommen, warf nochmal alle Pläne über den Haufen und machte mich nach einer Weiterbildung in Online-Marketing als Texterin und Online-Redakteurin selbstständig. Die Bauchschmerzen waren weg.

War mein zweites Coaching nun also doch umsonst?

Nein! War es nicht. Und genau deshalb schreibe ich hier ganz offen über meine Twists und Turns. Denn: Sich beruflich zu verändern kann ein Prozess sein und es ist okay, auf dem Weg nochmal umzudrehen. Gerade während der Elternzeit oder Babypause passieren so viele krasse Dinge. Warum sollte da nicht auch ein vermeintlich unerschütterlicher beruflicher Plan ins Wanken geraten? Rückblickend wäre es vielleicht einfacher gewesen, nach ein- oder zweijähriger Pause in meinen alten Job zurückzukehren.

Aber alle Magie und alle Anstrengungen und alle schlaflosen Nächte und alles neue Lernen hätte ich vermutlich nicht erlebt, wenn ich meine Komfortzone nicht verlassen hätte. Ein Kind zu bekommen, die ersten Jahre mit Baby – all das ist eine Zäsur. Es kann aber auch eine riesige Chance für einen Neuanfang sein.

Meine Tipps für das richtige Coaching

1. Mir war es wichtig, dass es ein systemisches Coaching war. Und am besten zertifiziert nach der DGfC (Deutsche Gesellschaft für Coaching). So konnte ich sicher sein, dass die Coachin eine fundierte Ausbildung hat. Es gibt bestimmt noch weitere seriöse Coachings, lest Euch einfach ein bisschen ein und schaut, was sich für Euch richtig anfühlt.

2. Schaut, ob der Coach oder die Coachin vielleicht genau auf Euer Thema spezialisiert ist. Mittlerweile gibt es zum Beispiel einige Angebote, die sich speziell an Mütter in Elternzeit richten.

3. Vertraut Eurem Bauchgefühl. Passt dieser Mensch zu euch? Oder ist er einer dieser gefühlt immergleichen Coaches auf Social Media? Nix für ungut, aber bei manchen ist es oft bloß Blablabla.

4. Fragt unbedingt nach einem kostenlosen Kennenlerngespräch und schaut, ob die Chemie zwischen Euch passt.

5. Was die Honorare betrifft, findet Ihr im Internet jede Menge Tipps, was eine Coachingstunde durchschnittlich kostet. Das lässt sich natürlich nicht 1:1 übertragen auf jedes Angebot. Mein erstes Coaching dauerte einen ganzen Tag, es gab eine sehr umfangreiche schriftliche Analyse und das Coaching war insgesamt teurer als die entsprechenden Einzelstunden.

6. Nehmt Euch Zeit und öffnet Euch – nicht nur dem Coach, sondern auch Euch selbst gegenüber. Man sagt ja oft: “Ich habe mich coachen lassen!”. Aber
genau das ist es eigentlich nicht. Das ist zu passiv, zu sehr sag-mir-was-ich-machen-soll. Es bringt absolut gar nichts, pflichtbewusst die Aufgaben zu erfüllen und dann wieder zur Tagesordnung überzugehen. Wer sich beruflich neu ausrichtet, darf auch mal ne Nacht drüber schlafen. Wird zwangsläufig einige schlaflose Nächste haben. Der Prozess ist anstrengend – aber auch wahnsinnig spannend.

Also Augen auf und durch!

Habt Ihr schon mal ein Coaching gemacht?

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Alles Liebe,

Maren