Es gibt so Städte, da kommt sofort Urlaubslaune auf. Lüneburg zählt für mich dazu – und seit dem letzten Feiertags-Wochenende auch Wismar. Unser Kurztrip in die kleine Hansestadt an der mecklenburgische Ostseeküste war ein recht spontaner. “Wollen wir über den 3. Oktober nicht wegfahren?”, fragte mein Mann ein paar Tage vorher. Wollte ich. Und die Kinder auch. Wie wir dann auf Wismar kamen? Vermutlich, weil es für uns Hamburger ziemlich um die Ecke liegt. Weil ich Städte mit Meer-Flair mag. Weil ich es unkompliziert wollte. Und was soll ich euch sagen: Wir waren alle hin und weg vom wunderschönen Wismar…
Auch wenn unsere Tochter beim Betreten unserer bezaubernd altmodischen Unterkunft direkt am Marktplatz erstmal die Nase rümpfte (“Hier riecht es irgendwie nach Oma!”) – ich fand es total stimmig, in einem dieser entzückenden Giebelhäuser unterzukommen, die bunt und teils ein wenig windschief die ganze Altstadt von Wismar säumen. Mit einem Treppenhaus, in dem einem latent schwindlig wird, wenn man nach oben steigt. Mit knarrenden Dielenböden und nostalgischen Möbeln, an denen man die Geschichte des Hauses ablesen kann.
Am schönsten aber war unser Blick auf den Marktplatz, über dem morgens orangerot die Sonne aufging und die pastelligen Bürgerhäuser in warmes Licht tauchte.
Gleich am ersten Morgen, den heißen Kaffeebecher in der Hand und noch im Nachthemd, wollte ich am liebsten auf der Stelle raus und die Stadt erkunden – so einladend waren diese puppigen Häuschen mit ihren markanten Giebeln. Eigentlich hatten wir vorgehabt im hauseigenen Café unten zu frühstücken – üppige Torten und sehr senioriges Publikum – aber dann zog es uns schon früher raus und wir landeten gleich ums Eck im Café Soulh – ein klitzekleiner Wohlfühl-Ort, der für das Wochenende unsere Coffee-Base wurde.
Die Kinder waren begeistert von der Idee, den hausgemachten Porridge mit diversen Toppings zu pimpen (“Mama, die haben ROSA Schokodrops für obendrauf!!!”) – wir Eltern mehr als happy mit den arabischen Leckereien wie Labneh und Hummus. Eigentlich wollten wir gleich zum Lunch noch mal für die orientalische Linsensuppe (ich) und die herzhaften Waffeln (alle anderen) wiederkommen – aber dann verzauberte uns Wismar noch an so vielen anderen Orten, dass wir es uns fürs nächste Mal aufheben müssen.
Ich liebe kleine, kompakte Städtchen – und ehrlicherweise sind das für uns die allerbesten, um mit Kindern überhaupt an einen Städtetrip zu denken.
Kurze Wege, und an jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken. Wir sind einfach ohne Plan drauflosgebummelt – die Essenz von Urlaubsgefühlt, wie ich finde -, haben uns gemächlich durch die bunte Krämerstraße treiben lassen und durch enge Kopfsteinpflaster-Gässchen. Haben die Wismarer Glücksschweine auf der Schweinebrücke gesehen und gleich nebenan die beeindruckende St. Georgen-Kirche besichtigt. Und im winzigen Wismarer Glücksschwein-Shop mit Stroh auf dem Boden sehr über die lustigen Postkarten gelacht – bei mir hängt jetzt der Schweinepriester überm Schreibtisch.
In Wismars Altstadt ist irgendwie alles pittoresk: Die bunten Hausfassaden wie auf einem Gemälde. Der Kopfsteinpflaster-Charme der verwinkelten Gassen, die immer wieder den Blick auf einen der drei imposanten Kirchtürme freigeben. Die Hinterhof-Idylle der Heilig-Geist-Kirche, in der die Zeit stillzustehen scheint. Die nostalgischen Straßenlaternen, die nach Sonnenuntergang alles in ein buttergelbes Licht tauchen. Unser Abendspaziergang durch die so hübsch illuminierten Gässchen war jedenfalls eines unserer Highlights! Unaufgeregt schön, ohne dick aufzutrumpfen, wie es größere Städte so gern machen. Und trotze allen Trubels irgendwie so – friedlich. Eine Stimmung, die sich auch auf die Kinder übertragen hat – wir hatten jedenfalls lange nicht mehr so ein entspanntes Miteinander wie dort.
Wismars Hafenviertel hat einen ganz eigenen Charme.
Als wir erstmal genug vom Mittelalter-Flair hatten, liefen wir durchs Wassertor Richtung Alter Hafen – und hatten auf einmal ganz viel Weite vor der Nase. Immerhin ist Wismar eine Hafenstadt, was man in den winzigen Gässchen der Innenstadt schnell vergisst. Aber wir mochten auch dieses Kontrastprogramm: Fischkutter an der Mole, über denen große Möwen kreisten – immer bereit, sich ein üppiges Fischbrötchen zu schnappen. Riesige alte Speicher, in denen coole Ferienapartments und Kunstgalerien untergebracht sind. Und einer der schönsten Spielplätze, auf dem ich jemals gewesen bin – mit Blick auf die Ostsee, eine alte Kogge und einen antiken Segelschoner.
Die Kinder waren spontan abgemeldet – und wir Eltern hatten eine ziemlich gute Zeit auf den riesigen Holzpodesten drumherum, fläzten faul in der Sonne und holten uns zwischendurch Kaffee aus einer Chocomanufaktur nebenan, die statt Milch zuckerfreie Schokolade in den Kaffee mischte. Später gab’s aus der Pommesbude daneben frische Fritten für alle mit so abgefahrenen Kreationen wie Poutine (Bratensaucee, Cheddar und Frühlingszwiebeln) – oder Chilli-Cheese mit Jalapeños – leider geil!
Überhaupt haben wir dauernd und immerzu gegessen in Wismar – das gehört allerdings auch zu unserem Gönn-Prinzip in Urlauben.
Weil wir abseits vom Alltag gern zu allem Ja sagen – zur Eiswaffel nach den Zimtbrötchen, der zweiten Limo im Café, dem dritten Euro für Firlefanz aus kruden Billo-Shops. Weil es im Urlaub einfach zu schön ist, einfach alles laufen zu lassen, ohne Reglements, ohne “aber wir wollen gleich noch Abendbrot essen”, einfach nehmen, was gerade kommt. Und sei es, erst die Pommes und dann das Fischbrötchen, weil im Bauch dafür eben gerade noch Platz ist.
Gegönnt haben wir uns am letzten Tag auch noch ein formidables Frühstück im Café Glücklich – so schön! Weil ich mich nicht auf ein Highlight einigen kann, hier die Top 3 dieses Besuchs: Die warmen und wunderbar fluffigen Zimtwecken, der hausgemachte Kürbis-Apfel-Aufstrich – und der verwunschene Innenhof, in dem ich noch einen Abschluss-Kaffee getrunken habe, umrankt von Herbstblumen und gebadet in Sonne, die schräg durch die Häuser drumherum fiel. Spätestens da war mir klar: Wir kommen wohl wieder nach Wismar. Wart ihr schon mal da…?
Das waren unsere Wismar Highlights:
Wir haben in der Pension 28 direkt über dem Café 28 am Marktplatz in der “Dornröschen-Wohnung” gewohnt: Zwei geräumige Zimmer im zweiten Stock mit Bad und eigener Küchenzeile. Ein wenig altmodisch und rustikal, aber sehr passend zum Flair der Stadt. In der Pension gibt es insgesamt vier Apartments.
Im Café Soulh waren wir gleich mehrfach: Einmal zum Kaffee-Auftakt am Ankunftstag – und dann am Samstag zum üppigen Frühstück. Am besten reservieren, der Laden ist drinnen winzig (hat aber auch draußen Tische, wenn das Wetter dazu passt)!
Das Café Glücklich macht genau das mit einem: Sehr, sehr glücklich. Mit selbst gemachter Konfitüre, mega Zimtwecken und toller Tee-Auswahl. Unbedingt reservieren, der Laden ist kein Geheimtipp…
Bei Chocohelden am Alten Hafen kann man seine eigene Schoki kreieren. Und diese unverschämt gute Mischung aus Kaffee und weißer Schokolade trinken.
In der Pommesbude gibt’s amtliche Fritten aus echten Kartoffeln in ziemlich wilden Varianten. Lohnt!
Der Spielplatz am Alten Hafen hat tatsächlich unser komplettes Trio (6 bis 12 Jahre) ziemlich lange gut beschäftigt. Wenn Spielplatz, dann bitte so einer!
Der Shop vom Wismarer Glücksschwein ist winzig, aber sehr catchy. Muss mir unbedingt noch welche von den bunten Holzschweinen bestellen, die passen auch so gut in den Advent!
Bei Style Expert am Wismarer Marktplatz bei der Wasserkunst gibt’s schöne Mode und Accessoires – ich habe mir dort endlich wieder silberne Creolen von Pernille Corydon gegönnt. Mein Urlaubsmitbringsel!
Der größte Wunsch unserer Kinder? Ein Besuch im Spaßbad Wonnemar. Haben wir ihnen als Wochenendabschluss gegönnt – und ja, ich hatte auch ziemlich viel Spaß auf den Reifen-Rutschen…
Noch mehr Wismar-Tipps – was nett aussah:
Die Unterkünfte vom Upstallsboom im Krusespeicher sind garantiert ziemlich stylo. Gehört aber wohl auch in die gönn-dir-Kategorie…
Irgendwie bin ich nicht zu meinem Fischbrötchen gekommen (eigentlich ein Muss!). Das nächste Mal hole ich mir eins beim Imbiss Zur Fischerkoppel – da saßen ziemlich viele glückliche Menschen vor…
Wir sind abends mehrmals am Restaurant Frische Grube am Kanal vorbeigelaufen – und es sah immer so gemütlich aus. Ist aber eher etwas für den Paar-Trip als für die ganze Familie. Nächstes Mal!
Das Restaurant Pfau hatte leider an dem Wochenende geschlossen – sah aber auch sehr einladend aus!
Und wären wir ohne Kinder unterwegs gewesen, wären wir abends bestimmt ins Stuuv eingekehrt – eine kleine Brauerei mit Schenke mitten in der Altstadt. Sah beim Vorbeiflanieren durchs Fenster soo nett aus!
Und jetzt ihr: Kennt ihr Wismar? Habt ihr noch mehr Tipps?
Alles Liebe,
Hi Katja,
oh wie schön – wir waren diesen Sommer auch spontan auf der Durchreise in dieser tollen Stadt.
Ich kann das Phantechnikum Museum empfehlen und die Torten im Cafe’ 28 – und die tollen alten Sofas dort 😉 ach und daneben ist eine schöne alte Apotheke mit einer kleinen Ausstellung.
Lg, Ane
Hej liebe Ane, o wie schön – ja, an dem Museum sind wir auch vorbeigekommen, aber irgendwie war das Wetter zu schön, um lange drinnen zu sein. Nächstes Mal! 🙂 Und ins Café 28 haben wir es auch gar nicht geschaftt, aber wenn die Torten so gut sind wie sie aussehen, sollten wir das auch noch mal nachholen. Alles Liebe, Katia
Ah, da bekommt man richtig Lust – wir im Süden bräuchten da allerdings mal mehr als ein langes Wochenende, damit es sich lohnt, aber das machen wir sicher mal. Tolle Wismar-Eindrücke ja auch immer drüben bei Carola https://frische-brise.blogspot.com/
Liebe Grüße
Peggy
Hej liebe Peggy, ja, dann müsst ihr unbedingt mal in den Norden kommen – Hamburg lohnt auch sehr! 🙂 Alles Liebe, Katia
Und der kleine Tierpark war großartig!
Hej Heidi, dann merken wir uns den auch fürs nächste Mal! ☺️Alles Liebe, Katia
Hallo Katja,
ich habe selten so eine liebevolle Beschreibung einer Stadt gelesen. Und ich finde es wunderbar, wie sehr du den Charme dieser Stadt getroffen hast. Lieben Dank dafür! Meine Familie und ich wohnen gleich um die Ecke von Wismar in einem kleinen nordwestmecklenburgischen Dorf. Und wenn ihr im Sommer wieder in unsere Ecke kommt, besucht einfach noch die wunderschöne kleine Insel Poel.
Liebe Grüße
Juliane
Hej liebe Juliane, oh, das freut mich, wenn ich dem Spirit gerecht geworden bin… 🙂 Ein zauberhafter Ort! Und ja: Poel hatten wir auch auf dem Schirm, aber dafür hat die Zeit einfach nicht mehr gereicht. Nächstes Mal! Alles Liebe, Katia