“Mama, kommt L. am Freitag wieder und passt auf uns auf…?” In die Reihe der Wochenendhöhepunkte wie Schokocreme-Frühstück, Eiswagen und lange-aufbleiben-dürfen gehört für die Kinder mittlerweile auch unsere Babysitterin. Pardon: Kindersitterin, wie meine Tochter immer betont, weil: “Wir sind doch keine Babys mehr, echt!” Und ehrlicherweise ist dieses ganze Sitter-Ding nicht nur für die Kinder ein Highlight – sondern vor allem für uns Eltern, wie ich kürzlich hier schon einmal aufgeschrieben habe. Von vielen von Euch kam anschließend die berechtigte Frage: Wie findet man eigentlich einen guten Babysitter…?

Wir haben in zehn Jahren Elternschaft vieles ausprobiert, auch diverse Sitter-Optionen. Und ganz gleich, wer es schließlich war: Es war vor allem nah. Nah, was Beziehung, räumliche Distanz, Verfügbarkeit anging. Wir haben nie an eine Agentur gedacht, sondern uns immer in unserem unmittelbaren Umfeld umgetan.

Unsere erste Babysitterin war Praktikantin in der Kita, die mein Sohn damals besuchte.

Sie war fröhlich, freundlich und auf eine für uns Erst-Eltern sehr beruhigende Art patent. Und das wichtigste: Unser Sohn kannte sie – und sie ihn. Auch wenn es ihn anfangs irritierte, sie in seinem eigenen Zuhause und nicht bei den kleinen Schmetterlingen zu treffen – eigentlich war die Sache ein Selbstläufer. Wir wussten ihn in guten Händen, er wusste aus Krippen-Erfahrung, dass wir ihn zwar in ihrer Obhut, aber nie länger als fünf Stunden allein ließen. Insofern war der Abschiedsschmerz auf beiden Seiten gering. Blöd nur, dass sie nicht lange danach für ihre Ausbildung wegzog – und wir wieder neu suchen mussten.

Tatsächlich ist auch das Alter ein wichtiger Faktor bei der Wahl des passenden Babysitters. Die Teen-Sitter dürfen noch nicht so alt sein, dass Partys und Dates wichtiger sind als die Spardose mit Sittergeld aufzufüllen. Zu jung dürfen sie aber auch nicht sein, damit man ihnen guten Gewissens die eigenen Kinder anvertrauen kann. Gut sind große Geschwister, die es gewohnt sind, mit jüngeren Kindern umzugehen. Fragt doch mal bei den Kita- oder Schulfreunden Eurer Kinder, ob es nicht große Schwestern (oder gelegentlich Brüder) gibt, die mit Sitten ihr Taschengeld aufbessern wollen.

Oma und Opa müssen nicht nur nah, sondern auch noch fit genug sein, um vor allem quirlige Kleinkinder zu hüten.

Und sie müssen es auch wollen. Einige von Euch haben geschrieben, dass ihre Eltern einfach kein nennenswertes Interesse an der Enkel-Betreuung haben. Das ist natürlich sehr schade und kann viele Gründe haben. Ein möglicher wäre, dass sie sich die Betreuung einfach nicht recht zutrauen. Mein Vater, den wir viele Jahre mit einem fixen Opa-Tag in der Woche als Opa-Sitter hatten, hat die Kinder immer erst betreut, wenn sie laufen und sprechen konnte.

“Ich will nicht raten müssen, warum sie gerade schreien”, war seine lakonische – und verständliche -Devise. So war er bei allen drei Kindern ungefähr ab zwei dabei. Nur: Jetzt haben wir drei Kinder, alle höchst laut, lebendig und auch für mich mitunter nicht so leicht zu bändigen. Den Trubel kann und will ich meinem über 70-jährigen Vater nicht mehr zumuten. Das Alter hat auch nach oben seine natürlichen Grenzen.

Natürlich muss auch die Chemie stimmen: Zwischen Kindern, Eltern und Sitter.

Wir haben immer Schnupperabende gemacht, um rauszufinden, ob es funkt. Kinder haben ein ziemlich gutes Gespür für Menschen und Charaktere – waren die Kids anschließend froh, waren wir es ebenfalls. Am ersten Abend unserer jetzigen Kindersitterin bin ich einfach für zwei Stunden zum Sport gegangen – ich habe das Feld geräumt, war aber nicht so ewig und nicht sonderlich weit weg.

Als ich ging, waren die Kinder und sie im Kniffel-Fieber – müde wirkt keiner. “Wenn ich um halb neun wieder da bin, pennen alle, okay?”, rief ich noch scherzhaft im Rausgehen. Und dann fiel ich fast rückwärts wieder aus der Tür, als ich nach Hause kam – und alle drei Kinder friedlich schliefen. So früh hab’ selbst ich mein Trio sonst selten im Bett.

Wir besprechen vorab mit den Kindern immer, wie der Abend ablaufen soll, wenn wir nicht da sind.

Das hilft allen gleichermaßen: Den Kindern, weil sie wissen, was sie erwartet, der Babysitterin, weil sie notfalls darauf pochen kann und nicht zuletzt mir und meinem schlechten Gewissen, weil ich eine 14-jährige mit meiner wilden Bande alleinlasse – da will ich die Kinder wenigstens zur Mithilfe motivieren.

Weil unserer einziger Betreuungswackelkandidat der Jüngste ist, wird jetzt immer meine Tochter und Lieblings-große-Schwester verpflichtet, ihren kleinen Bruder gemeinsam mit der Sitterin ins Bett zu bringen. Zur Belohnung gibt’s anschließend noch einen Film, den die beiden Großen mit L. zusammen gucken dürfen. Manchmal treffen mein Mann und ich die drei genauso noch an, wenn wir nach unserer Date Night heimkehren. Und neben meinem großen Zehnjährigen sieht die Kindersitterin auf der Couch dann manchmal doch eher wie die nur wenig ältere Schwester aus.

Für uns alle ist gerade diese Mischung richtig gut: Unsere Sitterin ist so taff, wie es nur selbstbewusste Teens überhaupt sein können – und gleichzeitig noch nicht so lange aus dem Kindsein raus, dass die Kluft zwischen ihr und meinem Trio zu groß wäre.

Sie kann Ansagen machen, die meine Kinder akzeptieren – und sich dennoch gemeinsam mit ihnen gebannt vor “Sing 2” auf dem Sofa fläzen. Sie ist vernünftig genug, dass ich ihr ohne Bedenken meine Kinder anvertraue – und gleichzeitig so auf Augenhöhe mit meiner Bande, das die jedem Date mit ihr wie Weihnachten entgegenfiebern. Und sie wird eben nicht in ein paar Monaten wegen Ausbildung/Studium/Job weiterziehen. Sondern uns hoffentlich noch so lange begleiten, bis wir irgendwann keine Betreuung für Date Nights mehr brauchen.

Unsere Babysitterin war übrigens ein fabelhafter Zufallsfund. Auf einer Feier hier im Dorf erzählte ich einer Freundin lang und breit, dass mein sehnlichster Wunsch für dieses Jahr ein regelmäßiger Babysitter wäre. “Dann frag doch mal L.”, sagte sie nur. An ihre große Tochter hatte ich vorher nie gedacht…

Wie gesagt: Denkt nah.

Fragt Freunde, Bekannte, in der Kita oder Schule. Empfehlungen sind natürlich immer gut – aber es muss ja auch mit Euren Kinder passen. Vertraut Eurem Bauchgefühl und dem Eurer Kinder. Und auch wenn ein Babysitter Geld kostet – spart nicht daran. Ich muss immer wieder daran denken, was mir eine Leserin zu der ersten Sitter-Geschichte schrieb: Dass es DIE Investition in die Partnerschaft wäre – und im Vergleich zu Paartherapie oder Scheidung ein echtes Schnäppchen. So oder so: Ein Babysitter ist ein Gamechanger.

Natürlich könnt Ihr auch über eine Agentur jemanden auswählen. Hier finden sich Leihomas aus der Nachbarschaft oder hier private Babysitter in deiner Nähe.

Habt Ihr noch mehr Tipps für die Babysitterwahl?

Alles Liebe,

Katia