Ich erinnere mich noch sehr gut an den Tag, an dem wir in unser Haus eingezogen sind. Vorher hatten wir in einem Ikea-Flohmarkt-Mix gelebt, aber mit Umzug wollte ich es fancy. Aufgewachsen bin ich damit nicht. Meine Eltern leben ihr Leben lang weit weg von Style. Ich aber hatte die letzten Jahre bewusst gespart und shoppte jetzt los. Ein paar Möbel und Deko die auf Instafotos gerade im Trend waren. Allerdings merkte ich schnell: Fancy per Fingerschnips geht nicht…
Staub und Schokoflecken und Sabberlätzchen machen vor Fancyness nämlich nicht halt.
Und: Was heute fancy ist, ist es morgen schon nicht mehr. Wer also ein wirklich fancy zuhause möchte, der muss ständig ran: Saugen, schrubben und sanieren. Der muss aus seinem Zuhause ein Projekt machen. Wir leben aber mehr, anstatt zu wohnen. So lag unser fancy Sofa erst voller Spielzeug, inzwischen liegt sogar die Lehne daneben. Voller Spielzeug liegt es immer noch. Ich habe Freundinnen, da ist sogar die Dreifachsteckdose fancy, also stylisch. Einfach, weil es ihnen Freude macht.
Zu Katias Artikel über ihre Woche bekamen wir jede Menge Nachrichten. Gleich mehrere schrieben: „Wie fancy kann bitte ein Leben sein?“ Und Sachen wie: „Ich staune immer wieder, was Blogger und Co für ein fancy Leben leben. Mit meinem unfancy Job in der Pflege hat das hier alles wenig zu tun.“ Meint fancy also schick? Luxeriös? Ich denke seither ständig darüber nach.
Der Duden beschriebt „fancy“ mit „schick, ausgefallen, modisch“. Aber für unsere Community meint fancy offensichtlich mehr. Um Dinge geht es schließlich gar nicht. Bezeichnen wir also vor allem eine Art zu leben als fancy? Oder sogar eine Lebenseinstellung? Ist es der Wunsch nach Selbsterfüllung? Nach Abwechslung?
Was bitte macht ein Leben fancy?
Sind es bestimmte Städte? Bestimmte Jobs? Nein, oder? Und wer bestimmt, dass ein Leben, in dem man acht Stunden in ein Büro geht, weniger fancy ist, als eins, in dem man im Schlafanzug im Homeoffice auf der Couch lümmelt? Denn das machen Blogger ebenfalls ständig. Steckt in der Zuschreibung fancy vielleicht auch eine Unzufriedenheit über die eigene Lebenssituation?
In meinem Leben zum Beispiel gibt es sicher einige Dinge, die andere als fancy empfinden. Unsere Reisen zum Beispiel. Die sind nicht immer luxeriös, aber wir reisen sehr viel, weil mir mein Job tollerweise die Möglichkeit dafür gibt und André sich seinen glücklicherweise einteilen kann. Reisen lieben wir, dafür leben wir mit der kaputten Couch, dafür legen wir viele Nachtschichten ein. Denn: Der Wunsch nach vielen Reisen und der Wunsch nach einem gechillten Alltag passen nicht zusammen. Alles geht nämlich nun mal leider (meistens) nicht. Trotzdem sehne ich mich öfter nach einem Job in Teilzeit, mit festen Zeiten und festem Gehalt. Alles hat eben seine Vor- und Nachteile. Was richtig Mist ist: Sehr viel arbeiten und dennoch wenig verdienen, wie zum Beispiel in der Pflege. Da müssen wir als Gesellschaft dringend ran.
Ich kam an diesem Punkt mit Denken über Fancyness nicht weiter und googelte nochmal.
Und siehe da, ich entdeckte den Sänger Fancy, der in den 80ern ein paar Hits hatte. Ihn kannte ich nicht, aber sehr wohl seine Stimme. Lustig auch, dass es das Adjektiv fancy damals ganz sicher noch nicht in unsere Alltagssprache geschafft hatte.
Fancy sagte damals, dass sein Name für Freiheit stehe. Und dass jeder Mensch die Möglichkeit habe, sein Leben in die Hand zu nehmen. „Wir“, betonte Fancy im Interview, „sind alle fancy.“ Ist es vielleicht wirklich das? Freiheit aka Selbstbestimmung?
Fakt ist, dass es auch in einem fancy Leben Sabber, Staub und Spinnweben, Streit, Frust und Trauer gibt. Und ganz sicher keine Garantie für Glück. Fancy hat weniger mit einem bestimmten Sofa, Tasse oder Art von Urlaub zu tun, oder? Ist es also vielleicht nur unsere Einstellung, die etwas fancy macht? Und noch was: Wir haben es alle es in der Hand, unser Leben in die Hand zu nehmen. Auch nach Feierabend…
Oder was denkt ihr?
Ich finde den Artikel sehr inspirierend für mich um sich mehr Gedanken über die Dinge zu machen die einem persönlich wichtig sind
Fancy? Ich überlege – nein, das Wort gibts in meinem Sprachgebrauch gar nicht! Ich hab auch keine wirkliche Vorstellung davon, was es heißt! Mir gefällt die „Übersetzung“ mit Freiheit, weil ich es am schönsten finde, mich, mein Leben und meine Wohnung so zu gestalten, das es meine Persönlichkeit wiederspiegelt und nicht nur Trends! Ich merke, das es mir manchmal schwerfällt, nicht zu sehr zu glauben, was ich lt. Insta und Co. alles sein müsste, machen müsste und wie es bei mir aussehen müsste… sondern, das es in erste Linie nur. für mich so gut sein muss wie es ist! Insofern bin ich total fancy, weil ich mir die Freiheit nehme so zu bleiben wie ich bin!
Ich finde fancy ist sowas in Richtung “glamouröser als die Mehrheit der Leute”. Also tatsächlich ausgefallenere Hobbies, teurere und schönere Möbel, ein anderer Tagesablauf. Ich denke die Fancy-Dichte unter Instagrammer*innen ist schon allein deshalb höher, weil sie daheim arbeiten, also wenn sie von ihrer Arbeit posten, sieht es halt nicht nach Büro, Krankenhausflur oder Klassenzimmer aus, sondern nach (oft) hübsch dekoriertem Wohnzimmer oder chaotisch-liebevoll- buntem Arbeitszimmer, nicht nach grauem Büro. Und die Möglichkeit, nach dem Kinder-Wegbringen erstmal ne Runde in einen nahegelegenen See zu hüpfen für ein bisschen me-Time, die sich auch prima posten lässt, haben halt auch so viele nicht. Das sieht einfach nach gechillter Zeit aus, wenn man sich das vormittags gönnen kann. Klar hat man dann ne Nachtschicht vielleicht vor sich, aber nach der Arbeit in der Pflege oder auch im Büro und Kinderbespaßungsnachmittag mit INsbettbringorgie ist abends um 20 Uhr die Energie für solche Me-Momente (und auch das Tageslicht) oft nicht mehr da. Auch wenn dann keine Nachtschicht vor einem liegt. Das kommt vielleicht den 08/15-Arbeitenden einfach verrückt vor, dass jemand ein Leben führt, in dem das geht. Ich verstehe total, dass Instagrammer*innen viel Arbeit und Leidenschaft in ihre Projekte stecken, mehr, als man sieht. Aber es sind einfach oft “angenehme” und “fancy” Dinge, die sie machen (Werbung für Kuschelpullis, Selbstfürsorge mit Yoga, neue Einrichtungsidee umsetzen etc.) und nicht Kunden beraten in der Agentur für Arbeit oder so (überspitzt gesagt). Ja, man hat es in der Hand, sein Leben zu gestalten, aber wir alle haben unterschiedliche Energielevel (nicht jede*r hat die Power, nach der normalen Erwerbsarbeit noch eine reichweitenstarke Instagram-Persönlichkeit aufzubauen, so sehr man sich das vielleicht auch wünscht) und vor allem auch so unterschiedlich privilegierte Voraussetzungen, daher kann ich manchen Unmut über scheinbar fancy Lebensentwürfe schon verstehen. Es gibt durchaus Lebenssituationen, in denen man sein Leben eben nicht einfach fancy gestalten kann, wenn man nur genug will. Dieses Märchen davon, dass man alles erreichen kann, wenn man nur genug will, das finde ich ziemlich gemein denen gegenüber, die eben die Voraussetzungen einfach gar nicht haben, aus verschiedenen Gründen. Finanzelle Gründe spielen da eine große Rolle, benachteiligungen, die allein dadurch entstehen, dass man “den falschen Job” gewählt hat (und mal ehrlich, mit Familie und Verpflichtungen einfach aussteigen und was anderes machen geht auch nur, wenn ein Partner/Partnerin da ist, die das erstmal auffangen kann oder ein Umfeld, das hilft). Daher langer Rede kurzer Sinn: Ich glaube nicht, dass die eigene Einstellung allein ein Leben fancy macht. Privilegien was Zeit und Geld betrifft machen ein Leben fancy. Und beides ist in unserer Gesellschaft einfach nicht gleich verteilt. Daher ist Fancyness schon auch ein politisches Thema (auch wenn da jetzt viele aufstöhnen, dass man doch nicht alles politisieren soll – der Hintergrund, warum manche ein fancy Leben führen und andere nicht, ist einfach ein politischer und gesellschaftlicher und gar nicht so sehr ein individueller.
Ich bin so was von deiner Meinung! Fancy bedeutet für mich auch glamouröser/besser als der Durchschnitt. Und ja, auf Instagram mag vieles mehr Schein sein als Sein. Aber dieser Schein wird eben bezahlt. Ich selbst bin da auch nicht großartig neidisch, denke aber doch, dass sich Instagrammer dieser Privilegien deutlicher bewusst sein sollten. Denn, so wie du schon schreibst, Flexibilität kann eben nicht jeder beruflich, und damit auch nicht privat. Mein Arbeitgeber erwartet meinen Mann und mich 7:30 auf der Arbeit. Egal, wie sehr die Natur und das Wetter locken. Und nein, nach 17 Uhr ist vieles dann auch einfach nicht mehr machbar.
Lange Rede, kurzer Sinn: super und sehr reflektierter Kommentar!
Vielen Dank! Es geht mir auch nicht darum, die Arbeit von Insta-Menschen kleinzureden, gerade Claudi und ihr Team machen sich ja wirklich viel Arbeit mit allem. Gleichzeitig HAT der Beruf aber ein paar Vorteile und es GIBT einfach Menschen, die ihr Leben nur allzu gern ändern würden aber aus verschiedenen Gründen ist das nicht möglich, und nicht, weil sie “nicht genug wollen” sondern einfach weil es diese Gründe nicht ermöglichen. Ob und wie ein Leben fancy ist, sein darf, sein soll oder eben nicht, ist außerhalb einer gewissen Privilegiertheitsblase einfach eine Frage, die sich ganz ganz viele nicht stellen KÖNNEN. Es ist ja auch schon Privileg, Zeit zu haben, INstagram zu folgen.
Danke für diese Gedanken – sie machen mir heute früh spontan bewusst, für was ich eigentlich alles dankbar sein kann, was wirklich wichtig ist und was im Alltags-Chaos oft untergeht!
Fancy mit Freiheit zu übersetzen finde ich deutlich schöner als das Synonym für eine stylische und dem Zeitgeist entsprechende Einrichtung – Möbel wie Kleiderschrank …
Mir hat irgendwann die Erkenntnis geholfen, dass fancy sein auch nicht glücklicher macht: weder bei den entsprechenden Instagram-Hochglanz-Profilen noch bei den Freunden, die nach dem Studium nach Berlin umzogen „weil das angesagt ist“, habe ich das Gefühl, dass es ihnen deutlich besser geht oder sie glücklicher sind als wir! Wenn wir auf unserem (2.) IKEA-Sofa mit den Kindern zwischen Pizzakrümeln kuscheln … beim IKEA-Sofa habe ich auch kein schlechtes Gewissen, und da schließt sich der Kreis – das ist dann unsere persönliche Freiheit, die viel glücklicher macht als das fancy Foto vom Designer-Möbel im Feed!
Ich möchte mich der Sichtweise von Mira anschließen! Ehrlich gesagt, geht mir der Spruch, dass man “alles erreichen”kann und “jeder ist seines Glückes Schmied” (denn nichts anderes bedeutet dieser Satz “wir haben es alle in der Hand nämlich) auf den Keks. So einfach ist es nämlich nicht, wie Mira es vortrefflich beschrieben hat.
Ebenso geht mir auf die Nerven, dieses Gerede darüber, dass Menschen in Pflegeberufen schlecht bezahlt werden. Das stimmt einfach nicht! Hat man eine Ausbildung wird man ziemlich gut bezahlt (so viel würde ich in meinem Beruf als Bürokauffrau nicht annähernd verdienen). Ich bin Quereinsteigerin in der Pflegebranche und bin Behindertenassistentin mit 24 Stunden Diensten und es wird verdammt gut bezahlt. Ungelernte Kräfte werden in allen Branchen nicht sonderlich gut bezahlt bzw sind auf Mindestlohn Niveau – na…sie haben auch keine Ausbildung.
Ich weiß nicht, warum sich dieser Mythos hartnäckig hält, natürlich möchte jeder (auch in anderen Berufen) gerne immer mehr verdienen, aber man muss die Kirche auch mal im Dorf lassen.
Entschuldige, aber dieses Thema regt mich immer wieder auf.
Aber ich empfinde mein Leben manchmal sehr fancy, obwohl in der Pflegebranche arbeite – 7 mal 24 Stunden Dienste bedeutet im Normalfall dann eben auch 7 mal im Monat arbeiten und 23 Tage frei haben und zum See radeln zu können etc. (Wenn nicht im Team krank wird etc., meist sind es 8-9 Dienste). Aber auch das fühlt sich fancy im Sinne von Freiheit an, weil ich oft frei habe, wenn andere arbeiten. Dafür muss ich öfter am Wochenende “ran” – aber das lohnt sich finanziell eben wegen der vielen Zuschläge auch ordentlich.
Nimm’s mir nicht übel bitte!
LG Petra
Ich finde da gibt es nichts übel zu nehmen, ich finde deine Erklärung zeigt einfach auch eine Facette davon, wie Leben und Arbeit sein kann!
Hallo Petra, ich verstehe unter Glück Schmieden auch eher „jeder so wir er kann.“ Natürlich hat nicht jeder die selben (finanziellen Möglichkeiten), allerdings braucht es auch finanziell nicht viel, um zum Beispiel sein eigenes kleines Business aufzubauen (und da spreche ich aus Erfahrung). Außer Willen und Ehrgeiz. Und Geduld. Die hat nicht jeder, und das ist natürlich auch völlig okay.
Es ist aber so, dass das – wie wir hier lesen – überhaupt nicht jedermanns Wunsch. Mein Job ist auch mein Hobby, anders würde es bei uns auch nicht gehen.
Was eben nicht geht, fürchte ich, ist viel Zeit für sich und seine Familie und Hobbys haben zu wollen, also wenig zu arbeiten und der Wunsch, damit dennoch viel Geld zu verdienen. Oder was meinst du? Ich fürchte, einen Tod muss man sterben, beziehungsweise sich entscheiden. Und wenn es auch bloß für einen Zeitabschnitt ist.
Alles Liebe,
Claudi
ich möchte nur noch einen Punkt zu bedenken geben (ich hatte auch schon bei Katias Beispielwoche kommentiert): das eigene Leben in die Hand nehmen, ist natürlich gut und wichtig, aber was wäre, wenn alle nur noch im home-office arbeiten wollen? Es wird gern so getan, als wäre es nur ein Pseudo-Privileg, gar kein echtes, weil man eben auch immer mit den to-dos Zuhause konfrontiert wird, nicht wirklich Feierabend hat, aber ich habe dieses Privileg eben nicht. Und ganz viele andere auch nicht. Aber unsere Gesellschaft würde halt auch einfach zusammenbrechen, wenn alle nur noch auf dem Sofa oder im Garten in die Tastatur hauen wollen. Wenn keiner mehr unfancy (im Sinne von unstylish aber eben auch unfrei) Sachen verkauft, Gebäude schrubbt, Kinder in Schule und Kita betreut und unterrichtet, Alte und Kranke pflegt, Dächer deckt, Brände löscht und so vieles mehr. Klar könnte ich meinen Job als Lehrerin (der mir oft viel zu anstrengend ist) hinschmeissen, das würde aber dazu führen, dass noch eine Lehrerin mehr fehlt, deren Job ein unqualifizierter Quereinsteiger macht, wenn überhaupt. Unser Bildungssystem geht grad ganz unironisch vor die Hunde.
Ist an jeden gedacht, wenn jeder an sich selbst denkt? Oder muss man nicht auch die Gesellschaft mitdenken?
Genau das, vielen Dank! Ich bin dabei, dass es wichtig ist, gut für sich zu sorgen, damit man gut für andere sorgen kann. Aber wenn das darin resultiert, dass in einer idealen Welt alle Leute möglichst viel Me-Time haben und diese yogierend (überspitzt gesagt) verbringen bzw. ihre Arbeit nicht mehr tun möchten und lieber INfluencen wollen weil man da auch mal vormittags Zeit hat, was zu Hause zu tun, dann funktioniert das alles nicht mehr. Unsere Gesellschaft braucht definitiv unausgebrannte Sorgepersonen, aber nicht mit dem Ziel, dass alle sich nur noch um sich kümmern und das das fancy Leben ist, von dem alle träumen.
Ganz genau!
Vielen Dank für deine spannenden Gedanken. Ich kann vieles total nachvollziehen.
Was ich mich frage: bist du nicht in deinem Job auch vielen Vorurteilen ausgesetzt? Ich erinnere mich noch gut an die Kommentare „Schönen Feierabend“ am Mittag.
Und ich gebe dir Recht, was die Sorge um all die Jobs außerhalb von Home Office wird. Allerdings habe ich das Gefühl, mit unser Dauerschlecht-Stimmung machen wir es uns auch schwer, das Gute zu sehen. Oder was meinst du?
Claudi
Ist das in den Kommentaren nicht eine recht idealisierte Darstellung der Influencer-Branche und Schwarz-Weiß-Denken? Ich persönlich empfinde mich als äußerst privilegiert aufgrund meiner Festanstellung. Ich muss mich nicht für Werbefirmen verstellen, kann meine Arbeit relativ frei im Rahmen der Vorgaben gestalten, erhalte ein festes Gehalt (welche Freiheit damit einhergeht!), und im Krankheitsfall sowie natürlich im Urlaub werde ich weiterhin bezahlt. Im Grunde ist genau das doch “fancy”.
Ich bin auch fest angestellt und empfinde es genau wie du als privilegiert, keine Werbefirmen zu haben, mein Leben nicht teilen zu müssen und ein festes Gehalt zu bekommen. Aber das ist eben total Typsache. Ich finde auch nicht so schlimm, dafür nicht vormittags schwimmen gehen zu können (ok, manchmal wäre das schon ganz cool 🙂 ). Genau das ist ja das: was für jede/n fancy ist, ist ja so unterschiedlich. Aber ich empfinde die DIsukssionen oft so, als wäre eben das INsta-Leben mehr fancy, weil in einem “Normalo”_Leben eben nicht alle sehen, was du für eine couch hast oder so, und bei INsta schon, entsprechend krass sieht dort alles aus. Ich habe ich da auch auf Claudis Ausführungen in ihrem Artikel bezogen, in dem fancy ja schon eher als besonders, auch im ästhetischen Sinn interpretiert wird Aber egal, ob man jetzt die Festanstellung oder den Insta-Job fancy findet: Privilegiert ist beides irgendwie.
Was für spannende Gedanken! Danke
Claudi
Danke Franzi, du sprichst mir aus der Seele. Ich bin auch Lehrerin und würde mir oft mehr Flexibilität im Alltag wünschen. Es ist ein totales Privileg diese Flexibilität zu haben und wie du schreibst, eine Gesellschaft braucht Menschen, die in den öffentlichen Einrichtungen arbeiten. Andererseits brauche ich auch den Freigeist und die Ausgeglichenheit von freischaffenden Künstlern und Autoren, als Ausgleich vom Alltag und Balsam für die Seele. Ein bisschen Fancy sein gehört dann auch dazu: hippe Drinks, schöne Kochbücher, tolle Ausstellungen, schöne Urlaube, interessante Gespräche (für mich total fancy :)-das alles gönne ich mir nach Feierabend und in den Ferien mit dem guten Gefühl auch die andere Seite zu kennen. Schulen sind so ungefähr der unfancygste Ort auf diesem Planten (zumindestens, wenn sie sich im Zentrum einer Großstadt befinden und kein Geld mehr reinließt seit 1980).
Ich finde es auch ein gutes Gefühl meine Familie alleine ernähren zu können, auch irgendwie fancy…
Claudi/Katia, Eure Seite lese ich so gerne und ihr könnt stolz drauf sein!
Lg, Mathilda
Hej liebe Mathilda, danke für das Kompliment. Und für all deine guten Gedanken hier, die ich sehr schätze! Alles Liebe, Katia
„Fancy“?! Nach dem Lesen von Katjas Woche war mein Resumee nicht „Fancy!“, sondern: „Respekt, diese Frau ist konsequent sportlich, daher also diese Figur…!“ 🤩
Euer Blog ist toll – gerade wegen der richtigen Mischung aus Alltag (Leute, diese 2 Frauen haben insgesamt 7 Kinder, glaubt ihr echt, die müssen keine Kotze aufwischen, Mathe lernen und das drölfzigste Kindergeburtstagsgeschenk besorgen?!) und ein bisschen Bling-bling…
Wäre schön, wenn wir alle das ein bisschen mehr zu schätzen wüssten, was wir haben. Ich bin zB irre froh, einen krisensicheren Job zu haben und nach dem Verlassen des Krankenhauses einfach abschalten zu können, und nicht den Druck zu haben, übers Wochenende Kontent produzieren zu müssen, der gut ankommt.
Jeder hat doch einen unterschiedlichen Ansatz, womit er zufrieden sein kann, man führt doch nicht automatisch ein zufriedeneres, „fancy“ Leben weil man sich das Arbeitspensum am Vormittag frei einteilen kann?!
Ach herrje, manchmal frage ich mich echt…
Bitte macht weiter so!
Julia
Hej liebe Julia, ich musste gerade laut lachen bei deiner Ausführung von “Kotze aufwischen und Mathe lernen” – denn all das ist part of the job, den wir wie alle anderen Eltern auch zu erledigen haben. Danke dafür, das hat gerade einen sehr seltsamen Tag gerettet, der übrigens alles andere als fancy war, weil ich von morgens bis abends mit verschiedenen Familienmitgliedern bei verschiedenen Ärzten in Wartezimmern rumhing, nicht arbeiten konnte und zwischendurch dauernd Essen auf den Tisch gestellt habe. Mein Arbeitstag fängt jetzt also erst an, obwohl ich hundemüde bin. Heute hätte ich mal wieder nichts gegen 9 to five gehabt …;-) ABER: An den meisten Tagen mag ich, dass mein Job mir diese Flexibilität bietet. 😉 Und weil diese tolle, spannende, schlaue Community Teil all dessen ist. Alles Liebe, Katia
Hey Julia,
man muss aber auch nicht ein bisschen kontroverses Diskutieren gleich im Keim ersticken wollen (so empfinde ich das jedenfalls, wenn Du schreibst: “herrje, manchmal frage ich mich echt” ), sondern kann es auch als anregend und interessant empfinden. Wie sehr oft im Leben gibt es nicht nur schwarz und weiß, sondern auch viele Grautöne und wahrscheinlich auch kein richtig und falsch. Auch ich habe in meinem Leben schon viel Kotze aufgewischt, jetzt sind meine Kinder schon größer, aber auch als sie klein waren, konnte ich nicht von zuhause aus arbeiten. Ich finde es aber auch nicht besser, wenn die Kinder mittags nach Hause kommen, sondern in die Nachmittagsbetreuung gehen. Gönnen können ist eine gute Sache, aber dazu gehört auch, Meinungsaustausch zu gönnen und zu tolerieren und ich habe diesen Artikel als Anstoß dazu verstanden, Du nicht?
Ich finde es zum Beispiel eine spannende und interessante Frage, wie die Gesellschaft damit umgeht, dass immer mehr Menschen eben gern so ein (vermeintlich) “fancy” Leben haben wollen, flexibel und von zuhause aus und gern auch von unterwegs, nicht an Ort und Zeit gebunden, aber in vielen wichtigen Bereichen, die das nicht ermöglichen (eben Schule, Krankenhäuser, Polizei, Gastronomie undundund) immer mehr Personal fehlt. Das ist ein riesiges Problem für die Zukunft.
Ich auch!!! Ich finde das auch super spannend!!!!
Liebe Grüße
Claudi
Hallo Franzi,
natürlich ist das eine spannende Frage, und ich hab auch an keiner Stelle den Artikel kritisiert, im Gegenteil. Was ich manchmal einfach wirklich respektlos finde, ist dieser trotzig-angriffslustige Ton in manchen Kommentaren.
Sina beschreibt das unten in meinen Augen ganz gut, ich sehe das genau wie sie.
Liebe Grüße,
Julia
Liebe Julia, wie spannend. Danke für dein Feedback!
Claudi
Danke Julia. Sehe ich genauso …
Hallo, ich bin auch mega dankbar für meine Festanstellung, bei der ich mal Feierabend machen kann. Allerdings habe ich es über die Jahre mit Teilzeit (32 Std. Woche) und Gleitzeit und dazu noch eine Spezialistenstelle soweit geschafft, dass ich dabei dich recht viel Freiheit habe. Ich kann auch hin und wieder HomeOffice machen. Habe es letztens das erste Mal tatsächlich gemacht um mit meiner Tochter morgens einen Termin wahrnehmen zu können, habe dafür 06:30 Uhr begonnen zu arbeiten, danach Termin, dann 2,5 Stunden Arbeit, dann kamen beide Kinder sofort nach der Schule heim (Mama arbeitet ja heute zu Hause), da das Wetter himmlisch war, haben wir tatsächlich eine Radtour an den See gemacht, als wir dann zu Hause waren, musste ich aber beim Abendessen der Beiden schon meinen Rechner wieder hoch fahren, da ich noch etwas arbeiten musste. Habe ihn dann 20:30 Uhr aus gemacht, dann Kinder ins Bett gebracht (Mann war auf Dienstreise), ich war so k. O. danach, wie lange nicht! Habe mich dann förmlich wieder auf meinen nächsten Tag in Präsens gefreut, nur Arbeit, so lange ich dort war, keine Vereinbarkeit! Was ich sagen will, wenn man es sich einteilen kann, kann auch immer viel dazwischen kommen, das kann schön sein, aber auch anstrengend… also alles hat sein Gutes! Und sonst ist es mir total egal, ob fancy oder nicht, das Leben muss so sein, dass es mir und meiner Family passt und gefällt! Wir wohnen z. B. gerne in einer mittleren Großstadt in einer neuen Eigentumswohnung und genießen es sehr, dass wir sowohl ins Zentrum als auch in den Park als auch zur Arbeit und die Kinder in die Schulen zu Fuß bzw. mit dem Rad kommen. Ich gehe gerne mal am Abend um die Ecke in die Cocktailbar usw… doch das machen wir nur für uns, weil es uns gefällt, nicht weil es anderen gefallen könnte. Also lebt bitte alle so, wie ihr es mögt, es gibt nur dieses eine Leben und das soll doch schön sein! Liebe Claudia und liebe Katia, ich schaue Wich sehr gerne hier auf dem Blog bei Euern Leben zu, lese sehr gerne Eure Gedanken, weil ich eben das Gefühl habe, so seid ihr, das seid ihr!
Danke dir für einen Schlüssellochblick in deinen Alltag. Und danke für dein Feedback!
Claudi
Liebe Claudi,
“fancy” ist in meiner Wahrnehmung ehrlich gesagt gar nicht unbedingt ein positiver Begriff. Zumindest hier in den Diskussionen kommt er mir eher wie ein Vorwurf vor. Und die Diskussionen um Katias Beispielwoche haben für mich v. a. zu Tage gefördert, dass sich eine Frau ganz offensichtlich auch 2023 noch rechtfertigen muss, wenn sie ihr eigenes Hobby, ihren Sport ebenso wichtig nimmt wie andere Aufgaben in ihrem Leben.
Ich muss echt sagen, dass mich der teils trotzig-angriffslustige Ton in den Kommentaren ziemlich erstaunt hat. Nur weil content creators vielleicht mehr Flexibilität in ihrer Lebensgestaltung haben (oder zu haben scheinen!), heißt das doch nicht, dass sie stressende Chefs, ausbeuterische Arbeitsbedingungen, unfaire Bezahlung oder gar soziale Ungerechtigkeiten gut heißen! Ich finde es echt interessant, wie viel Kritik die Beschreibung eines persönlichen Alltags hervorrufen kann.
Ich bin immer für “check your privilege”. Aber Aussagen wie “das würde ich mir auch gern mal gönnen können” oder “wenn das jede*r machen wollte” helfen hier doch nicht weiter – genausowenig wie “jede ist ihres Glückes Schmiedin” oder “wenn wir es nur doll genug wollen, können wir alles schaffen”.
Ich finde nach wie vor den interessantesten Aspekt an dieser Auseinandersetzung, dass wir durch eure Texte in den Kommentaren das Thema “wie wollen wir leben und arbeiten” verhandeln. Und das ist wirklich mehrere Gedanken wert!
Danke für euren Gedankenanstoß!
…und wie immer 1000 Dank für deine spannenden Gedanken, die hier jede Debatte absolut bereichern. So schön, dass du dabei bist! Alles Liebe, schönes Wochenende und bestimmt auf ganz bald, Katia
Danke für deine Worte! Ich finde es auch wahnsinnig spannend. Gut ist doch, seinen Alltag und seine Vorstellungen immer mal wieder zu hinterfragen – freue mich sehr. dass uns das gelingt.
Alles Liebe,
Claudi
So spannende Diskussionen! Ich finde im Begriff fancy steckt nicht nur die Bedeutung als Adjektiv sondern auch das Verb drin – und das bedeutet „etwas haben wollen“ – d.h. unter Umständen auch verknüpft mit Neid. Das lese ich hier bei einigen Beiträgen ein wenig raus. Ich mache es mir gerne im Rahmen des mir möglichen „fancy“ und gemütlich, das geht auch mit kleinen Dingen, Kerze, Tee und Besinnlichkeit. Andere Lebensmodelle fancy zu finden, die vermeintlich bequem aussehen gab es sicher schon immer, der Graben wird sich aber wohl leider verschärfen, vielleicht auch befeuert durch inszenierte Selbstdarstellung auf Insta (bzw. Konsum derselben :))…