Ich bin krank. Seit knapp drei Wochen geht es mir sehr schlecht, ich liege im Krankenhaus und die Ärzte suchen nach einer Diagnose. Es begann in unseren Ferien in Südfrankreich. Wir hatten ein kleines Ferienhäuschen am Strand , von der Terrasse sah man das Meer und im Bett liegend hörte man die Wellen rauschen. Der perfekte Urlaub für uns fünf. An einem Abend bekam ich Kopfweh – ziemlich fies und ich musste mich ständig übergeben. Am nächsten Tag kam Fieber hinzu – und ich kam nicht mehr aus dem Bett…

Mein Mann übernahm unsere drei Kinder und half mir mit all seiner Kraft. Aber nach drei Tagen hohem Fieber, Dauererbrechen und Schmerzen war klar, dass wir zurück nach Deutschland müssen. Mein Mann begann unsere Sachen zu packen, die Kinder fertig zu machen und abends um 22 Uhr fuhren wir los.  Kaum in Deutschland ging es mir immer schlechter und ich musste ins Krankenhaus.

Das Auto war noch voll gepackt mit Wäsche und allem was man so braucht, wenn man zwei Wochen unterwegs ist. Das Haus war zum Glück in einem passablen Zustand. Die ersten Tage hatte mein Mann noch Urlaub, versorgte die Kinder, managte das Chaos.  Zum Glück waren noch Schulferien und die Kids mussten nicht morgens raus.

Ich bekam im Krankenhaus jeden Tag Infusionen, aber die Ursache blieb aus.

Wie ich mich gefühlt habe? Ängstlich. Allein. Voller schlechtem Gewissen. Allein der Gedanke, dass Phil bei den Kindern sein konnte, gab mir Kraft.  Es beruhigt mich zu wissen, dass er für sie da ist und sie für ihn. Aber die Tage vergingen und mein Mann musste wieder arbeiten. Was sollten wir tun?

Meine Schwiegermutter zog zu uns. Oh ja, zunächst fand ich die Vorstellung befremdlich. Sie da und ich nicht? Sie schmiert die Brote, tröstet, gibt meinen Kindern abends einen Kuss? Jeden Tag, so viele Tage. Ein Ende nicht abzusehen? Aber ich sah ein, dass es die beste Lösung für alle war, dass sie bei uns einzog.

Sie kennt die Kinder so gut und versorgt sie mit ganzem Herzen.

Phil kann wieder arbeiten gehen. Und ich kann mich zurücklehnen, mich auf mich konzentrieren und vertrauen, dass es zu Hause alles gut läuft. Garantiert läuft es anders, aber ganz sicher anders rund. Ich bin dankbar für meine Schwiegermutter. Nein, zwischen uns war es nicht immer leicht, aber sie steht zu uns und zu mir und versucht alles, damit unser Familienalltag am laufen bleibt.

Unsere Kinder reagieren ganz unterschiedlich. Die kleinste kommt direkt zu mir, wenn sie mich besucht und kuschelt , küsst und umarmt  mich. Sie holt alles nach und vor, habe ich das Gefühl. Tankt einmal Mama auf. Sie erzählt von ihren Tagen und fragt , wann ich wieder komme. Meine Mittlere spricht weniger, hat mir aber ihr liebstes Kuscheltier mitgegeben. Bevor sie geht, flüstert sie ihm Dinge ins Ohr und sagt, dass es soll gut auf mich aufpassen soll.

Selbst ins MRT habe ich es mitgenommen, denn ihr Kuscheltier nimmt mir die Angst.

Unsere Große ist schon 10, sie ruft mich an und schreibt mir vom Handy der Oma aus SMS. Auch wenn ich nicht da bin, fragt sie meist mich: “Wo ist meine Sporttasche?”  “Wann beginnt schwimmen?”Es tut gut zu erfahren, dass ich dennoch Dinge regeln kann , wenn auch nicht vor Ort.

Meine Schwiegermutter ist wirklich ein Glücksgriff! Sie schreibt mir liebe Nachrichten und sagt, dass ich mir keine keine Sorgen machen solle. Sie gibt Phil leckere Sandwich und Obstsalat für mich mit. Sie backt Kuchen für den Schulausflug der Großen und ist einfach da.

Ich bin bis heute im Krankenhaus und meine Schwiegermutter wohnt bei mir zuhause. Eine Diagnose habe ich immer noch nicht. Aber das Feld der Möglichkeiten wird kleiner. Ich hoffe sehr, dass wir in fünf Jahren wieder in Südfrankreich am Strand sind und die Wellen rauschen hören. Und vielleicht, ja ziemlich sicher, nehmen wir die Schwiegereltern dann mit.

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Anne