Ganz ehrlich, eigentlich stand in diesem Artikel erst etwas ganz anderes. Vielleicht sogar: Die Kondo kann mich mal. Ursprünglich wollte ich nämlich darüber schreiben, dass ich bei dieser ganzen Ausmisterei – neu entfacht durch die Netflix-Aufräum-Queen Marie Kondo – nicht mitmachen möchte. Weil ich all meine Kleider in unterschiedlichen Größen (von durchtrainiert bis hochschwanger), verschiedenen Stilen und mit jede Menge Erinnerungen liebe. Weil für mich Schrank ausmisten nicht das neue Yoga ist, sondern ich stattdessen lieber mal Yoga mache. Weil ich in Sachen Kleiderschrank mir nicht auch noch den Druck machen wollte, immer fitter, schlanker, instagrammabler zu sein…
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Aber dann.  Brauchten wir erstens überraschend Platz für Kindersachen, weil eine der Kinderkommoden im wahrsten Sinne des Wortes auseinanderbrach. Zweitens stand ich morgens hektisch im Schrankzimmer, um fix eine Klamotte zu suchen, und fand nix – außer Kleider mit schönen Erinnerungen, dafür zu weit, zu eng oder ausgeblichen. Drittens hatte das neue Jahr für mich und für uns so gut angefangen, dass ich das dringende Bedürfnis hatte, etwas Gutes zu tun. Ich spendete, fand aber, dass da noch mehr ginge. Dann las ich in meinen Emails von der #PlatzSchaffenMitHerz Aktion von Otto und fand toll, was die machen. Was mich aber immer noch davon abhielt war: meine Klamottenliebe.
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Idee der Otto-Aktion #PlatzSchaffenMitHerz ist es, mit Hilfe von gebrauchter Kleidung Gutes zu tun. Mitmachen geht ganz einfach: auf der Seite einen kostenlosen Paketschein generieren und das Paket kostenlos im nächsten Hermes Shop abgeben. Durch die Kleiderspende werden Ressourcen geschont, der Einsatz von Chemie reduziert und somit unsere Umwelt geschützt. Und das Beste: Die Erlöse kommen sozialen Projekten zugute – die man auf der Webseite sogar noch selbst auswählen kann. 

Was genau mit deinem Kleidungsstück passiert, entscheidet der Textilverwerter SOEX vor Ort in Deutschland.  Die gespendete Kleidung wird anhand von 400 (!) Kriterien sortiert: Ist es Frauen-, Herren- oder Kinderkleidung? Winterstiefel oder Sommerschuh? Wie gut ist die Kleidung erhalten? Circa 66% der Kleiderspenden sind direkt weiter tragbar, von neuen, glücklichen Abnehmern in Osteuropa, im Nahen und Mittleren Osten und Afrika.

Kleidungsstücke, die aufgrund von modischen Aspekten oder Beschädigungen nicht für den Weiterverkauf geeignet sind, werden nicht entsorgt. Aus ihnen entstehen z.B. Putzlappen oder sie werden zu Fasern recycelt, die beispielsweise in der Automobilzuliefererindustrie Verwendung finden. So wird nichts verschwendet. Selbst Staub, der beim Recyclingprozess entsteht, wird abgesaugt und zu Briketts gepresst.

Ein paar ausgeblichene und viel zu enge Teile für einen guten Zweck spenden? Yes, das kann ich mir gut vorstellen. Kaputte Teile endlich mal in den Müll werfen? Klar. Aber was tun mit den ganzen Ich-bin-mir-nicht-sicher-Fummeln, die Kleider, die eigentlich tadellos sind, sogar richtig schön, die ich aber aus irgendeinem Grund doch nicht mehr trug. Was, wenn ich die Teile nach ein paar Wochen oder Monaten so richtig vermissen würde. Das wär dann ja #PlatzschaffenmitHerzSchmerz.

Ich sprach mit Chris von der Werbeagentur, die die schöne Otto-Aktion betreut darüber und sie erzählte mir, dass sie genau diesen Sachen zur Sicherheit immer noch für ein paar Monate in Säcken auf dem Dachboden lagere.  Und dass sie mit Freundinnen regelmäßig Klamotten-Tausch-Parties veranstalten würde. Die Dachbodenaktion kam für mich nicht in Frage, weil unser Dachboden eine Scheune ist und aus dort gelagerter Kleidung sofort Mottenmehrfamilienhäuser werden. Aber das mit den Freundinnen, das fand ich gut.
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Wenn ich eine Idee im Kopf habe, dann möchte ich die immer gleich umsetzen, alles andere macht mich kribbelig. Leider waren meine Freundinnen gerade intensiv mit dem Hüten von kleinen kranken Kindern beschäftigt, so dass eine spontane Klamotten-Party nicht in Frage kam. Als ich ein paar Sachen für #PlatzSchaffenMitHerz heraussuchte, hatte ich dann aber plötzlich die Idee: Wenn meine Mädels nicht zu mir kommen könnten, würden meine Klamotten eben zu ihnen kommen: eine Boutique in der Kiste. Dahinein kamen all die Teile, von denen ich mich nur schwer trennen konnte. Diese Kiste würde ich meinen Freundinnen vor die Tür stellen, sie könnten in Ruhe gucken, was ihnen gefiele. Vielleicht würden sie sogar ein paar Teile von sich dazulegen, bevor sie sie mir zurückgaben. Die mir richtig gut gefallen würden.
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Fakt ist: Meine Mädels waren von der Aktion begeistert. Ich auch. Unser Boutique-Deal ist nämlich, dass wir uns die Sachen bloß leihen. Sollte ich sie also tatsächlich irgendwann zurück haben wollen, wüsste ich wo. Das ist so beruhigend. Bisher freue ich mich allerdings bloß darüber, wie gut meine Sachen an meinen Freundinnen aussehen. Verrückt, dass man oft erst merkt, wie hübsch Kleider sind, wenn jemand anderes sie trägt.

Um es mir noch leichter zu machen, habe ich außerdem noch eine Erinnerungskiste für Herzensdinge eingerichtet. Für einige wenige Kleider, die wirklich oll sind, von denen ich mich aber trotzdem nicht trennen mag, weil ich in ihnen geboren oder zum ersten Mal gestillt oder am Strand geschlafen habe.

Mit diesen vier Kisten geht Schrank ausmisten ganz leicht. Und macht richtig Spaß. Und natürlich tut es gut. Und macht den Kopf frei. Geradezu entspannen kann ich dabei. Sagte ich schon, dass ich beinahe kein Yoga mehr brauche?

Claudi