Kann man an einem Ort, der einem maximal vertraut ist, wo man jeden Weg, jede Muschel, jede Möwe beinahe mit Namen kennt, noch Abenteuer erleben? Zählt der Urlaub an einem Ort, der so etwas wie eine zweite Heimat ist, überhaupt als Urlaub? Wenn ich ins Zweifeln komme, dann muss ich nur einen Blick in unser prall gefülltes Reisetagebuch aus Claudis Kreativwerkstatt werfen, und das sagt ganz klar: “Ja!” Ja, Föhr ist immer eine Reise wert, weil es immer wieder voller Überraschungen steckt – auch beim zigsten Besuch. Und für jeden von uns Fünfen genau das bereit hält, was er im Urlaub braucht…


Wir haben auf Föhr schon so ziemlich alles erlebt: Orkan und Sturmflut, verschneite Rodel-Winter und Hochsommer mit Frankreich-Flair. Diese kleine Insel im weiten Wattenmeer verblüfft uns trotz aller Vertrautheit immer wieder mit neuen Wendungen, Wegen, Wagnissen.

Mit kleinen und großen Erlebnissen, die wir allesamt in Claudis schönem “Ab ins Abenteuer”-Buch festhalten.

Damit wir nie vergessen, welches die ersten friesischen Worte waren, die unsere Kinder gelernt haben: “Lewer Duad üs Slaw” – Lieber tot als versklavt, der Wahlspruch der Friesen, die nicht nur recht wortkarg, sondern früher auch ziemlich kämpferisch waren. Beim Durchblättern erinnern wir uns grinsend daran, wie Opa in dem einen Sommer an “Harry Potter” und den unaussprechlichen Zauberer-Namen verzweifelte, als der Große darauf bestand, dass er ihm jeden Abend daraus vorlesen sollte. An meinen wilden Wattritt Richtung Horizont, an das Strandpicknick zur blauen Stunde. Und natürlich an die besten Fischbrötchen der Welt. Mindestens.

Das Buch bietet mit seinen Fragen so viele schöne Erinnerungsanker: “Das Ungewöhnlichste, was es hier im Supermarkt gibt” (Möweneier), “Meine Urlaubsplaylist” (Westerland, Nordisch by Nature), “Das habe ich mir von meinem Taschengeld gekauft” (Eine Eiswaffel mit vier (!) Kugeln, Sahne und Streuseln – und Bauchweh hinterher…). “Ab ins Abenteuer” bietet Platz für zehn Reisen – und außerdem jede Menge Inspiration für Spiele, Rezepte, Schlauberger-Wissen. Übrigens ist das Buch nicht nur eine schöne Erinnerung, sondern auch die beste Urlaubsbeschäftigung bei Regenschauern – mit denen an der Nordsee unbedingt zu rechnen ist.

Klar ist unser bummelig 20. Föhr-Trip kein Abenteuer wie eine Backpacking-Tour durch Vietnam. Keine Reise wie der Roadtrip von Hamburg nach Lissabon.

Aber letztlich ist es ganz gleich, wohin wir reisen – ans Ende der Welt oder nur ins nächste Bundesland: Urlaub und Abenteuer sind doch das, was wir daraus machen. Reisen ist eine Haltung, ein Gefühl, offener, neugieriger, lässiger als im Alltag zu sein. Und so ist auch für uns jeder nächste Föhr-Aufenthalt auf seine Art immer wieder besonders. Immer wieder anders, immer wieder schön. Und immer wieder wert, genau das für uns festzuhalten: All die kleinen und großen Anekdoten, die Mini-Abenteuer und Maxi-Gefühle angesichts dieser Insel, die uns alle glücklich macht.

Es ist das Saltkrokan-Prinzip, eines, das auch Geschichten wie “Sommer in Sommerby” oder die “Solupp”-Reihe trägt: Ein überschaubarer Mikrokosmos, der maximal viel Fantasie und Freiraum bietet – für die Kinder und die Eltern. Eine kleine Welt, in der ein Tag am Meer Abenteuer genug ist. Eine Welt, deren Eckpfeiler für uns Oma und Opa, der nahe Bolzplatz und die vertrauten Inseldörfer mit ihren Heckenrosen-Häuschen sind. Die Weite im Blick, im Kopf und Herzen.

Und doch erleben wir jedes Mal Dinge, die für uns nach all der Zeit noch ganz neu sind.

Das Tennis-Tohuwabohu mit Opa beispielsweise, der mit fünf Enkelkindern zugleich in der Tennishalle zugange war – übrigens eine tolle Idee für alle Föhr-Besucher (s. Tipps weiter unten). Der Mal-Workshop, den meine Mittlere diesmal im Museum mitgemacht hat. Und das Panorama durch die Fenster der Hygge Bar, während der Sturm die Gischt über die Nordsee peitschte.

Ja, Föhr ist Urlaub für uns und für mich, vielleicht der Einzige, der diesen Namen auch wirklich verdient, gemessen am Grad der Erholung. Und vielleicht auch eine Urlaubs-Idee für euch? Hier kommen meine neuesten Tipps für kleine und größere Inselabenteuer. Mit ins Gepäck – ganz gleich für welche Reise – gehört natürlich das Reisetagebuch. Hier geht’s direkt zum Shop.

Sieben neue Föhr-Tipps für Familien:

Unsere beste Entdeckung waren definitiv die köstlichen Suppen und Eintöpfe, die Sonja Baumann aus ihrem knallblauen Suppenmobil heraus an hungrige Gäste verkauft: Wir hatten französische Vichysoise – cremige Kartoffelsuppe – mit umwerfendem Pilzpesto, toskanische Brotsuppe mit Petersilien-Gremolata und indischen Linseneintopf, allesamt Knaller-Gerichte! Ab April 2023 steht Sonja wieder in Wyk – wo, könnt ihr auf ihrer Seite hier erfahren.

Im “Museum der Westküste” kann man nicht nur bestens verregnete Nachmittag mit ein wenig Kunstverständnis rumbringen – die Kinder können sich auch bei verschiedenen Workshops selbst ausprobieren (unbedingt vorher anmelden!). Und während sich meine Tochter als Farbforscherin vergnügt hat, habe ich den Museumsshop geplündert und im hübschen Café “Grethjens Gasthof” Stachelbeerlimo getrunken.

Die Tennishalle in Wyk ist so was wie das erweiterte Wohnzimmer meiner Schwiegereltern – und steht auch Gästen offen, die auf dem Platz oder in der Halle spielen wollen (bitte auch hier vorher anmelden). Wir haben diesmal einfach beide Hallenplätze gemietet und mit fünf Kindern und vier Erwachsenen ein wildes Match gespielt. Macht so viel Spaß!

Mit das Beste an Föhr sind natürlich Oma und Opa – die als willige Babysitter meinem Mann und mir kinderfreie Abende ermöglichen. Diesmal waren wir endlich mal (und dann gleich mehrmals) an der netten Hygge-Hotelbar im Upstallsboom: Gute Drinks, sensationeller Blick – und lecker essen kann man auch noch. Weil die Bar länger offen hat als die meisten anderen Insel-Gastros, sind auch immer viele Nicht-Hotelgäste hier.

Ich habe gerade erst wieder das Pferdemädchen in mir entdeckt – und liebe die geführten Wattausritte, die man beim Reitstall Christiansen machen kann. Weil die Pferde im Watt aber wirklich Vollgas geben, sollte man dafür ausreichend sattelfest sein. Es gibt aber auch Anfängerausritte und Reitunterricht am Hof.

Mein Lieblings-Inseldorf ist Oevenum – und mein liebstes Café das “Macke Pudel”: Friesische Küche mit New Yorker Deli-Einschlag – und dem rahmigsten Milchreis, der mir je untergekommen ist. Haben mein Mann und ich auch als Lunch-Date für zwei genossen und uns an der syrischen Linsensuppe (okay und auch den leckeren Torten) satt gegessen.

“Langweilig!”, urteilte mein Mann brüsk, als ich einen Besuch im “Friesenmuseum” vorschlug. Fanden die Kids und ich gar nicht: Allein durch das Tor aus riesigen Walkiefern zu gehen, war schon ein Erlebnis. Drinnen gibt es Inselgeschichte mit Kuriosem und Wissenswertem, die Kinder waren mit einer Rallye beschäftigt. Perfekt, um einen zweistündigen Schauer zu überbrücken.

Hier und hier findet ihr noch viel mehr meiner Föhr-Tipps für Familienurlaube.

Wohin reist ihr in diesem Jahr?

Bon voyage, alles Liebe,

Katia