Obwohl ich extra für Bridget in die Heimat gefahren bin, erwartete ich nicht viel. Wie sollte das schon werden, die Fortsetzung einer Filmreihe aus den 90ern? Schmeckte das nicht zwangsläufig wie ein im Tiefkühler vergessenes Lieblingsessen? Zehn Jahre nach dem letzten Teil? Schal und geschmacklos? Wichtiger war mir, dass ich Bridget mit drei alten (stop, wie klingt das) mit drei Freundinnen von früher (besser!) gucke. Doch dann hat der Film mein Herz auf beste Weise durchgeknetet…

Wir trafen uns vor dem Kino zum Essen und ließen zu den Lebensupdates unsere Erinnerungen nebenbei laufen. Wahnsinn, was wir alles zusammen durchgemacht haben. In echt und in den Filmen, die wie so oft gemeinsam auf der kackbraunen Couch unserer Freundin unter der Schräge guckten. Mit Kater und Schlammmaske. Fakt ist: Bridget hat uns geprägt. Noch heute summe ich „All by myself …“, wenn ich allein auf dem Sofa sitze und versuche, Kummer wegzubenandjerryen. Wir stimmen es auch im Freundeskreis an, wenn es einer von uns mies geht.

Ohne zu spoilern: Ich liebe den neuen Bridget-Film. Ich finde, den Machern ist es sehr gut gelungen, den Bridget-Zauber ins Jetzt zu übertragen. Ich mag die vielen Verweise auf die alten Filme, und die Art, wie die teilweise veralteten Gags von damals mit Humor betrachtet werden. Vielleicht ist es genau das, was wir gerade brauchen: Dinge und Ansichten mit Humor nehmen, auch mal mit schwarzem. Nicht gleich hochzufahren. Oder dicht zu machen.

Noch was: Wie 90er sind bitte Blümchenkleider mit Jeansjacke drüber? Dennoch dachte ich: “Genau so will ich das diesen Sommer wieder tragen!”

Drei Dinge, die wir von Bridget lernen können

1. Peinliche Momente mit Humor nehmen. Macht das Leben so viel einfacher. Überhaupt hilft es mir oft, mein Leben wie durch eine Filmkamera zu betrachten. Wenn man nämlich von außen draufguckt, hat es oft trotz Tragik etwas komisches. Und ich kann einen Schritt zurücktreten. Mich nicht so ernst nehmen. Es als Anekdote, statt als Fuckfinger des Schicksals sehen. Hilft mir sehr!

2. Arschlöcher können amüsante Bekannte sein. Vielleicht sogar Freunde. Aber niemals mehr. Man kann niemanden überreden oder überzeugen, einen zu lieben. Und: Liebe ist einerseits eine Handlung und andererseits eine Entscheidung. Und oft ist sie da, wo es nicht wild und laut ist.

3. Leben ist immer viel auf einmal. Freude und Tod, Gemeinschaft und Einsamkeit. Glück und Pech. Es ist nicht leicht, sich davon nicht plattwalzen zu lassen. Bridget ist zu Beginn des Films eine Frau, die sich zur Normalität zwingen muss, die nach außen etwas vorspielt, obwohl in ihrem Inneren etwas zerbrochen ist. Aber sie zeigt, dass sich aus einer echten Krise etwas Neues entwickeln kann. Und ich möchte behaupten, so ist es (fast!) immer!

In einem Interview verglich Renee Zellweger Trauer mit einem Stein im Schuh. Sie sagte:  “Es tut weh und lange glaubt man, dass man damit unmöglich weiterlaufen kann. Aber schließlich manövriert man ihn so unter eine Lücke zwischen den Zehen, dass es doch geht.”

Bridget Jones ist eine Hauptfigur mit Ecken und Kanten, nicht mehr jung, nicht perfekt, mit seltsamen Haaren und einen komischen Gang, aber all das macht sie interessant und gerade liebenswert. Sie ist in einem Moment bemitleidenswert und im nächsten total cool. Wie beruhigend! Und Bridget bleibt optimistisch. Auch wenn die Dinge nicht nach Plan laufen, findet sie ihr Glück.

“Bridget Jones – Verrückt nach ihm” läuft aktuell in den Kinos. 

PS. Emma Thompson als Frauenärztin ist köstlich.

PPS. Und Leo Woddall heiß : )

PPPS. Hast du ihn schon geschaut?

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Claudi