Diverse Weihnachtsmärchen, Fussball-Feier, Lichterfest, Adventssingen, Schlittschuhlaufen mit der Schule, Plätzchen-Party mit der Klasse: Die vorweihnachtliche Aktionsliste meiner Kinder liest sich wie ein superambitionierter Spaß-Katalog. Möglichlist viel Freude in möglichst kurzer Zeit – wer weiß, was kommt. Möglichst viel Leben, bevor es vielleicht wieder auf Null gefahren wird. Und das ist absolut gut und richtig so. Denn unsere Kinder wurden viel zu lange von allen vergessen…
Ich komme seit Tage nicht über diesen Penny-Spot hinweg. Eigentlich finde ich es furchtbar, wenn mich Werbung zum Heulen bringt. Aber hierfür mache ich eine Ausnahme: Weil er so herzzereißend spürbar macht, was Kinder und vor allem Jugendliche in den vergangenen eineinhalb Jahren ertragen mussten. Was ihnen alles gefehlt hat – das vorab als selbstverständlich galt. Meine Kinder sind noch keine Teens, aber auch in ihrem Leben hat Corona Spuren hinterlassen. Selbst wenn es vermeintlich harmlose sind.
Mein Jüngster war noch nie beim Kinderturnen. Auch noch nicht auf dem Weihnachtsmarkt, im Weihnachtsmärchen, auf einem Konzert.
Seine älteren Geschwister in dem Alter schon. Natürlich ist das nichts Existenzielles. Nichts, was wir nicht auch später nachholen könnten. Mein Sohn vermisst nichts, was er nicht kennt. Aber es zeigt eben doch die Art und Weise, wie unsere Kinder in der Vergangenheit eingeschränkt waren – und es immer noch sind.
Gerade habe ich mich dagegen entschieden, den Dreijährigen das erste Mal mit ins X-Mas-Musical mitzunehmen. Weil ich ihn einfach nicht zum Masketragen überreden kann. Ohne ist es mir gerade zu heikel – und mit finde ich noch beknackter. Da bleibt er besser zuhause und guckt “Tomte Tummetott” auf DVD.
Für die beiden Größeren waren die Beschränkungen schon deutlich konkreter – und viel schlimmer: Kein Sport, kein Schwimmen, keine Spaßveranstaltungen, ganz gleich was. Umso mehr haben sie es verdient, jetzt endlich auch mal von anderer Seite als uns Eltern ein riesiges Rundum-Verwöhnprogramm serviert zu bekommen. Ein dickes Dankeschön für das, was sie gemeistert haben. Und ich möchte daran teilhaben.
Weil ich gerade keine Sekunde verpassen will, in denen meine Kinder leuchtende Augen haben.
In denen sie erleben, dass das Leben so viel mehr zu bieten hat als die lasche Light-Version der letzten 20 Monate. Und so habe ich mich – ganz untypisch – für nahezu jede Aktion als Begleitperson gemeldet. Weil ich gemeinsam mit und unter Kindern spüren will, wie schön, aufregend und inspirierend diese magischen Momente der Vorweihnachtszeit sind. Wie ihre Herzen zusammen mit meinem höher schlagen, wenn sich der Vorhang hebt.
Ich will ihre Freude teilen, gemeinsam an etwas Besonderem teilzuhaben. Ich will mich an ihren strahlenden Gesichtern sattsehen, mich von ihrem unbeschwerten Lachen tragen lassen. Wünsche mir so sehr, dass sie diese Gefühle doppelt und dreifach in sich bewahren – als Kompensation all dessen, was sie schon verpasst haben. Und vermutlich wieder verpassen werden.
Jeder Tag, den wir und unsere Kinder nicht wieder vom Leben abgeschnitten sind, ist ein wertvoller.
Weil wir ihn füllen können mit ganz vielen schönen Momenten, für die nicht nur wir Familien allein verantwortlich sind. Ich will meine Kinder glücklich sehen – im nostalgischen Karussell auf unserem Wichtelmarkt, im Riesenrad auf dem Dom, im Tierpark. Ich will mit ihnen die Welt da draußen erleben, mit Zuckerwatte in der Hand und ein bisschen Leichtigkeit im Herzen. Und mich in diesen Momenten an der unmittelbaren Sorglosigkeit erfreuen, zu der nur Kinder fähig sind: Jetzt ist doch gerade alles gut…
Ich wünsche uns allen sehr, dass wir das in Zukunft wieder häufiger sagen können.
Kennt ihr diese Gefühle auch?
Foto: Christina Victoria Craft/Unsplash
Alles Liebe,
Du sprichst mir wirklich sehr aus der Seele
Liebe Annika, das freut mich – wenn auch die Umstände alles andere als erfreulich sind… Allres Liebe für euch!
Hallo Katia,
mir geht es genauso. Seit ca. drei Wochen sind wir hier schon in diesem Modus, habe ich “Alles nochmal mitnehmen” als Motto. Dabei wurde hier leider schon so einiges wieder abgesagt – Tage der offenen Tür an weiterführenden Schulen, Weihnachtskonzerte mit dem Chor, sogar das Open-Air-Lichterfest der Grundschule. Jede einzelne Absage gibt mir einen Stich, weil jede in meinen Augen eine verlorene Erinnerung ist, die meine Kinder später aus dieser Zeit nicht haben. Denn anstatt jetzt die Veranstaltungen der Erwachsenen abzusagen, fangen sie wieder bei den Kindern an (die beschweren sich ja nicht). Und wir Eltern versuchen, die Trauer und Wut aufzufangen und suchen nach Alternativen, wir packen so viel wie möglich an Schönem in diese Zeit, aber können wir damit wirklich alles, was ganz bald wieder fehlen wird, kompensieren? Und: ist es dann, wenn wieder Lockdown ist, nicht besonders schwer, wenn wir jetzt vorher nochmal 150% geben? Ich weiß es nicht, aber es macht mich so wütend, dass ich mir darüber den Kopf zerbrechen muss, während anderswo ganz locker-flockig wieder über Ferienverlängerung und Schulschließungen debattiert wird.
Dennoch: vielleicht gehen wir heute lieber auch nochmal schnell auf den Weihnachtsmarkt, bevor er geschlossen wird? Ich wünsche euch noch so viel Freude und Leichtigkeit wie möglich in den nächsten Tagen! Herzliche Grüße, Meike
Hej liebe Meike, und danke für deinen Beitrag! Diese verlorene Erinnerung zerreißt mir auch das Herz! Wie gesagt: Mein Jüngster kennt so vieles noch gar nicht, was für seine Geschwister im gleichen Alter selbstverständlich war. Vermutlich kratzt mich das mehr als ihn, aber es ist dennoch so verdammt ungerecht. Alles Liebe für euch, viel Freude auf dem Weihnachtsmarkt!
Liebe Katja,
Lange habe ich überlegt was ich zu deinem Text schreiben soll……
Ich lebe mit meinen Mann und unseren beiden Kindern in der Schweiz und finde es immer berreichernd von euch zu hören, wie es euch in der Pandemiezeit und auch sonst so geht. Und immer wieder muss ich feststellen, dass ich euch durchaus verstehen kann, aber das Ganze manchmal schon anders erlebe. Ich hatte zum Bsp. noch nie das Gefühl als wurde bei uns nicht an die Kinder gedacht, zum Glück ! Meistens habe ich auch das Gefühl das aus der Situation das
Beste gemacht wird. Es geht halt im Moment nicht besser ( da rede ich aber nur von mir persönlich ) Natürlich ist auch bei uns nicht alles gut und wir vermissen gewisse Sachen, aber ich fokusiere mich ganz stark darauf was geht und was man evt. alles neues entdecken kann. Ich diskutiere auch selten darüber mit meinen Kindern ( 9, 13 Jahre) was nicht mehr ( oder im Moment ) nicht mehr geht, sondern mache einfach das was geht und so ist für mich mein Leben immernoch genau gleich bunt wie vor Corona, das heisst aber nicht, dass mich diese ganze Situation nicht auch manchmal traurig und fassungslos macht.
Jeder Tag den wir und unsere Kinder nicht wieder vom Leben abgeschnitten sind ist ein wertvoller…..echt heftige und auch traurig ,diese Aussage, in meinen Augen. Sind wir wirklich vom Leben abgeschnitten ? Ich glaube nicht……und können den Tage in denen wir wieder weniger dürfen nicht auch genau gleich wertvoll sein ? Ich denke schon……den in meinen Augen ist das Leben eine einzige Abfolge von guten und schlechten Zeiten, so ist es eben. Ich bin guter Hoffnung das auf eine schlechte Zeit eine gute folgt.
Oft denke ich auch daran, dass auch ohne Corona, Situationen entstehen können, die verhindern können gewisse Aktivitäten ausüben zukönnen ( persönliche Schicksale ) oder über einen längeren Zeitraum, der normale Alltag ins Wasser fällt.
Corona ist mein erstes Schicksal zu dem ich sagen kann, dass ich es mit anderen Menschen teilen kann, obwohl ich nie so etwas hätte erleben wollen….man kann spüren dass man mit seinen Ängsten nicht alleine ist. Das kann die Menschen auch näher zueinander bringen.Daher ist es immer wertvoll eure Texte zu lesen, obwohl man persönlich nicht ganz gleich empfindet, findet man zusammen.
Auf bessere Zeiten und die kommen ganz bestimmt !
Alles Liebe,
Christina
Liebe Christina, wie schön, dass du aus der Schweiz so viel Anteil hier an unseren Erlebnissen nimmst 🙂 Und danke für deinen ausführlichen Beitrag zu diesem Thema wie spannend, dass du einen anderen Fokus darauf hast. Ich hoffe auch auf bessere Zeiten, und ich gebe dir Recht: Das Leben ist eine Folge guter und schlechter Zeiten – und diese sind gerade kollektiv schlechter. Mir persönlich fehlt einfach etwas, wenn wir wie im vergangenen Winter nur auf uns zurückgeworfen sind. Ich finde, Ablenkung von außen tut zwischendurch einfach so gut! Das heißt ja nicht, dass wir nicht gemeinsam als Familie auch wertvolle Zeiten haben können. Aber angesichts dessen, was hinter und vermutlich auch wieder vor uns liegt, finde ich jeden Tag mit Normalität wertvoll 🙂 Alles Liebe für dich und deine Familie
Liebe Katja Kröger,
Ich muß jetzt einfach mal ein wenig die Spaßbremse geben.
Ich bin auf dem Land aufgewachsen. Als ich ein Kind war, habe ich kaum einen Weihnachtsmarkt betreten.
Karusellfahren oder Zuckerwatte gab es einmal im Jahr zur Kirchweih. Kindergarten gab es überhaupt nicht. Ich glaube, ich war sieben, als ich zum ersten mal im Freibad war. Wir waren zum ersten mal im Urlaub, als ich etwa 12 war.
Trotzdem hatte ich eine überaus glückliche Kindheit.
Weihnachtszauber entstand für uns durch Plätzchenbacken, Adventskranz anzünden, bei Weihnachtsbeleuchtung durch die nahegelegene Kleinstadt bummeln, in der es damals noch keinen Weihnachtsmarkt gab.
So wie es Weihnachtsmärkte überhaupt nur in der nächsten Großstadt gab. Da waren wir allerdings nie. Trotzdem war die Weihnachtszeit für uns die glanzvollste und aufregenste Zeit des ganzen Jahres.
Vielleicht fällt es mir deshalb so schwer zu verstehen, warum alle glauben, ohne all diese “Events” würde ihren Kindern etwas fehlen. Es steht doch jedem frei, sich diese Zeit selbst so schön und zauberhaft zu gestalten, wie er möchte. Ich finde nicht, daß den Kindern durch die momentane Situation soooo wahnsinnig viel genommen wird.
Ich glaube eher, daß die Anspruchshaltung der Menschen inzwischen einfach so immens hoch ist, daß sie sich gar nicht mehr vorstellen können, daß man auch ohne das ganze Brimborium glücklich und zufrieden sein kann.
Natürlich waren die letzten zwei Jahre vor allem für Familien nicht leicht. Aber ein wenig wird bei uns schon auf hohem Niveau gejammert.
Uns geht es hier in Europa, trotz Corona, immer noch so gut.
Wieviel mehr müssen sich da eigentlich die Eltern in anderen Regionen dieser Welt um ihre Kinder sorgen? Da geht es mit Sicherheit um existenziellere Probleme, als ein paar verpasste Weihnachtsmärkte.
Sind wir doch einfach froh, daß wir hier in Frieden und meist auch in relativem Wohlstand leben dürfen.
So geht es mir auch, wenn ich diesen Text lese. Für mich war Advent früher auch: Plätzchen backen, Schlitten fahren, Weihnachtskassetten hören, Adventskalender öffnen…
Ich finde es eigentlich nicht schlecht, wenn durch die Restriktionen die Adventszeit wieder zu dem wird, wie sie oft dargestellt wird: zur stillen, besinnlichen Zeit.
Es ist eine Chance für uns, Weihnachten wieder neu (oder althergebracht) zu denken und zu erleben – ohne ständigen Kommerz, Konsum und Erlebnisstress.
Hej liebe Brigitte, jeder von uns hat seine ganz eigene Sicht auf die Dinge – und das ist doch schön. Ich freue mich, gerade noch die Wahl zu haben zwischen Weihnachtsmarkt im Nachbarsort und Plätzchenschlacht zuhause. Alles Liebe für dich!
Hej liebe Marion, ich empfinde das gar nicht als spaßbremsig… 😉 Jeder hat einfach seine Idee von schönen Erlebnissen und der Dosis von Aktionen im Außen. Ich mag das besinnliche und heimelige auch – aber eben nicht immer. Ebenso meine Kinder, die sich heute wie verrückt auf Weihnachtsmärchen mit Maske und anschließend gebrannte Mandeln vom Mutzenstand freuen. 🙂 Alles Liebe und eine schöne Weihnachtszeit für euch!
Hallo zusammen, ich glaube, es geht bei all dem weniger um besonders viel Action oder besonders aufwändige Aktionen, sondern um das Miteinander und das Feiern der Weihnachtszeit mit anderen Menschen, das gerade überall – aber zumindest bei uns insbesondere bei den Kleinen – wieder gestrichen wird. Ich würde 1000x lieber zum Lichterfest der Grundschule oder zum Weihnachtskonzert des Chors gehen als auf den Weihnachtsmarkt. Selbst in Kriegszeiten oder in einer Kindheit ohne viel Geld waren diese Gemeinschaftsaktionen möglich und haben die Adventszeit hell und fröhlich gemacht. Das ist es, was ich so schade und traurig finde. Ich wünsche daher allen, dass eure Kinder möglichst viele Gelegenheiten haben, mit anderen Menschen zu lachen, zu backen, zu singen, zu feiern, denn das ist es, woran sie sich später erinnern werden.
Hej liebe Meike, und danke, dass du die Sache noch einmal so klar und klug auf den Punkt bringst. 🙂 Ich wünsche uns allen – trotz allem – eine schöne Adventszeit. Alles Liebe!
so schön geschrieben, solche gefühle haben sicher fast alle eltern derzeit. die kinder versäumen unglaublich viel. das tut weh!
es ist eine schwere zeit ist diese coronazeit, für die erwachsenen und für die kinder und vielen eltern tut es richtig weh- uns großeltern auch- dass es so ist und leider keine unbeschwerte zeit für die kinder, wie man es ihnen, vor allem in der adventszeit so sehr wünschen würde.
unsere enkel junge, 6 und mädchen, 9 müssen derzeit ihrer coronakranken mama helfen, der es schlecht ging und teils noch geht. alle zusammen sind heute den 18 tag zuhause eingesperrt, aber die kinder haben corona (mit symptomen) nun schon hinter sich (der kleine hat es aus der schule gebracht) und sie saugen zuhause und gehen einkaufen und in die apotheke, alleine mitten in der stadt, das alles hatten sie früher immer nur mit mama gemeinsam gemacht, aber es bleibt keine andere wahl. mama und partner haben noch corona (beide geimpft, sie sogar frisch geboostert) .
jetzt sind die kinder die starken und sie sind sehr stolz drauf.
da hier in österreich ja lockdown ist, muß es ihnen um nichts leid tun, es ist alles geschlossen, die weihnachtsmärkte, museen, kinderveranstaltungen gibt es auch keine. nichts.
sie lernen brav im homeschooing und haben unwahrscheinlich viel zu tun, die größere sitzt einige stunden am tag vor dem laptop. dem erstklässler muß die kranke mama die buchstaben beibringen. sie vermissen ihre klassenkameraden. die klasse des jungen ist gesperrt. zu viele coronafälle.
viel verlangt von eltern und den kindern, andererseits macht das die kinder stark, diese stärke werden sie, denke ich oma, noch brauchen in ihrem zukünftigen leben, das nicht leicht wird für diese generation.
deshalb wünscht man ihnen ja eine schöne, unbeschwerte kindheit.
meine tochter sagte gestern, es gibt nichts schlimmes, wo nicht auch was gutes dabei ist, so eine ruhige adventszeit, wo wir nur füreinander da sind und zeit haben, hatten wir noch nie., sonst regiert der stress (voll berufstätig). man kann sagen, trotz krankheit genießen sie das auch.
aber nach so langer zeit reicht es jetzt auch allen und jeder will sein früheres leben zurück. hoffentlich dauert es nicht mehr zu lange.
liebe grüße
Liebe Christine, ich danke dir von Herzen für deinen Beitrag – der widerum mir sehr zu Herzen geht! Was ist das nur für eine seltsame Zeit, in denen kleinen Kindern so viel abverlangt wird… Ich hoffe wirklich, dass sie trotz allem auch daran wachsen. Und deiner Familie wünsche ich ganz schnelle (und vollständige) Genesung – und dass ihr Weihnachten gemeinsam genießen könnt. Herzliche Grüße, alles Liebe, Katia
dankeschön!