2024 war für mich ein wirklich wildes Jahr. Eins, das oft weh getan hat. Oft habe ich gedacht, dass ich nicht mehr kann. Und konnte doch. Andererseits hatten wir wunderschöne Urlaube. Und mein erster Roman war überraschend erfolgreich. In der zweiten Hälfte hab ich immer mehr darüber nachgedacht, was ich wirklich will. Ich habe dieses Jahr wirklich einiges gelernt…

Ein bisschen Lässigkeit tut gut.

Ich weiß nicht, warum ich oft so streng mit mir bin. Meine Eltern waren nicht so. Vielleicht irgendeine angestrengte Sternenkonstellation bei meiner Geburt? Auf jeden Fall mache ich mir ständig selbst unglaublich viel Druck. Positiv gesagt: Wenn ich was will, dann ziehe ich es durch. Und es müssen schon Ostern, Weihnachten und ein Erdbeben auf einen Tag fallen, damit ich von meinen Regeln abweiche. Das betrifft meine Arbeit, aber auch meine Ernährung und mein Sportprogramm. Feiern kann ich allerdings genauso ambitioniert.

Sicherlich hat mich diese Strenge mit mir selbst schon weit gebracht. Es geht nicht ohne, wenn man selbstständig arbeitet. Ein kleines Business führt. Aber sie hat mir bisher eben auch keinen Millionenbestseller oder einen Body wie Beyoncé verschafft. Aufgrund dieser ernüchternden, aber irgendwie auch befreienden Einsicht, habe ich mich auf den letzten Metern des Jahres öfter mal mit mir entspannt. So gut ich konnte. Und das fühlte sich so gut an.

Doch mehr äußere für innere Ordnung.

Bis zu diesem Jahr hab ich mein Chaos immer verteidigt. Hab den Fokus klar auf meinen Job und die Kinder gelegt. Aber seit wir diesen Herbst unser Schlafzimmer komplett entrümpelt haben und jetzt nur noch ganz wenig drinsteht, hab ich das Gefühl, ich bekomme mehr Luft. Und jetzt will ich mehr davon.

Ich weiß, dass das nicht auf einmal geht. Ich muss geduldig mit mir und unserem Kram sein. Denn wir haben einfach zu viel Zeug. Aber wir haben uns lieb und meistens eine gute Zeit. Ausmisten will ich ich den Weihnachtsferien trotzdem. Und ich freue mich richtig drauf. Würde ich in diesem Familiending nochmal von vorn anfangen, dann mit weniger Zeug.


Kann Rückschritt ein Fortschritt sein?

Bereits letztes Jahr an Weihnachten dachte ich darüber nach, den Blog zu schließen. Weil alles zu viel geworden war. Weil ihn zwar viele lesen, aber kaum jemand bereit ist, dafür zu bezahlen. Weil Blogs für Anzeigenkunden nicht mehr relevant sind.

Ich konnte ihn nicht gehen lassen. Hab immer gedacht, dass ich an Blogs glauben möchte, an längere Texte, an ein bisschen mehr Ruhe und Muße, als bei Instagram, wo alle noch mal schnell dieselbe Schleife im Reel binden, um auch etwas vom großen Reichweitenkuchen abzubekommen. (Mich eingeschlossen).

Aber: Die Mediennutzung verändert sich. Und Fakt ist auch: Ich stecke da seit Jahren unglaublich viel Geld und Zeit rein, ohne das ich etwas daran verdiene. Dieses Jahr spürte ich zum ersten Mal auch körperlich eine Grenze. Aber all die tollen Texte aufgeben? Die Professionalität? Die Vielfältigkeit und Qualität die entsteht, wenn mehrere Leute schreiben?

Ja. Weil ein Nein zum Blog ein Ja für mich war. Außerdem fiel mir ein, dass kein Ja oder Nein zum Blog sein muss, sondern auch ein Jein geht. Dass ich sehr wohl weitermachen kann, bloß ein bisschen so wie früher. Ohne Redakteurin, Fotografin, Redaktionsplan, ohne Druck.

Ihr glaubt gar nicht, wie erleichtert ich seit diesem Entschluss bin. Ehrlich gesagt bin ich auch froh, dass ich nicht mehr länger “Chefin”sein muss. Darin bin ich nämlich nicht besonders gut. Verrückt, dass so viele das wollen. Immer größer werden und mehr Angestellte. Ich sehne mich nach mir. Nach weniger Druck. Und gehe leichter in diese Feiertage.

Nichts bleibt, wie es ist.

Nicht nur beruflich, auch privat. Menschen gehen. Aus meinem Leben oder komplett aus dem Leben. Einen nahen Menschen Woche für Woche, Tag für Tag, Stunde um Stunde beim Wenigerwerden zusehen zu müssen, zerriss mir dieses Jahr fast das Herz. Und die Tatsache, dass ich dennoch mein Leben normal weiterleben musste, fühlte sich verrückt und teilweise unerträglich an.

Auch aus dem Freundeskreis flattern das erste mal Nachrichten mit doofen Diagnosen ins Postfach. Ich dachte oft: Hilfe, so wird’s ab jetzt sein. Statt Kinder- und Hochzeitsoutings Krankheiten-Coming outs. Uff. Das macht mir Angst. Aber es beweist auch, dass wir alles verdammt nochmal um so mehr genießen müssen. Und bestätigt mich im vorigen Punkt.

Nicht alles ist Menopause.

Dieses Jahr saß ich bei meiner Gynäkologin und hatte meine Diagnose bereits mitgebracht: Perimenopause. Ist doch klar. Ich holte so richtig aus: Meine Laune, meine Müdigkeit, meine Haut, meine schmerzende Schulter. Sie schnappte nach Luft und machte sich welche. Unter anderem über Doktor Google und seinen werten Kollegen Dr. Instagram…

Nicht falsch verstehen, ich will das Menopausen-Ding nicht abtun. Und es ist gut, dass wir darüber offen reden. Aber: nicht jeder Schmerz ist Menopause. Und Menopause ist nicht alles. Ich habe übrigens eine Überweisung zum Orthopäden bekommen, der eine Kapselentzündung diagnostizierte und an der arbeite ich grad.

Wie krass meine Stimmung von Instagram abhängt.

Das hat mich selbst erschrocken. Und ich möchte im nächsten Jahr raus aus dem Trend-Strudel. Im Dezember war es extrem: Geschenke einpacken mit Packpapier und was drauf ging bei einigen durch die Decke, also machten es alle, um auch ein Stück vom Reichweiten-Kuchen abzubekommen. Ich auch. Überall dieselben Gags, Rezepte, Ideen.

Es fällt mir schwer, mich davon frei zu machen. Auch ich hab den Run mitgemacht und fast täglich ein Reel gepostet. Aber mal ehrlich, wer kann in der Schlagzahl wirklich kreativ sein? Dann ist es eben mehr Retorte. Was mein Sprint mir gebracht hat? Nicht viel. Das ist traurig und beängstigend, aber auch irgendwie befreiend. Denn das heißt für nächste Jahr auch bei Instagram: weniger ist mehr.

Einmal alles auf null bitte.

Nach dem Buch ist vor dem Buch. Irgendwie war mir in meinem jahrelangen Ringen um einen veröffentlichten Roman, nicht klar, wie es   weitergeht. Mir war nicht klar, dass man von da an normalerweise gleichzeitig an drei Büchern arbeitet: eins schreibt man, eins lektoriert man und eins plant man in Gedanken.

Das ist wunderbar – aber wild. Und noch was: Ich hätte vorher niemals gedacht, dass es beinahe noch anstrengend ist, ein Buch zu vermarkten, als es zu schreiben.

Mein Plan für heute Abend: ich schalte die Socials ab. Mindestens eine Woche hab ich mir vorgenommen. Und wisst ihr was, ich bezweifle, dass ich das schaffe. Ist das nicht schrecklich? Hab aber das dringende Bedürfnis, mich mal aus allem rauszunehmen, mich zu sortieren und zu schauen, was ich nächstes Jahr so möchte. Daher werde ich mich anstrengen. Siehe oben.

Zwei Sätze, die mein Herz berühren noch…

»Wenn wir jahrelang im Überlebensmodus gelebt haben, besteht die größte Herausforderung manchmal darin, Vergnügen, Intimität, Leichtigkeit und Freude in unser Leben zu lassen.«
NICOLA JANE HOBBS

Und: It’s more than okay, if the only think you did this year was get through it.

Bis in 2025! Ich freu mich auf euch.

Claudi