Heute Morgen hatte ich eine neue Sprachnachricht. Nicht lang, vielleicht drei Sätze. “Ich denke an dich!”, erzählte mir mein Handy mit der Stimme einer Freundin. “Ich hoffe, bei dir ist alles nicht zu stressig.” Zwischen ihren Worten hörte ich Autogeräusche und das TickTack eines Blinkers. Sie war auf dem Sprung, das konnte ich hören. Dabei machte mein Herz einen Sprung. Ich trug ihre Sätze den Tag über bei mir, wie eine kleine Perle an einer Kette um meinen Hals…
Vor Corona trugen wir ein dickes, fettes Collier aus Freunden. Wir funkelten wie verrückt. Legten jeden Tag ein anderes an, gern mehrere auf einmal. Wir flatterten von Freunden zu Freunden, von Verabredung zu Verabredung, wie Schmetterlinge. Ich habe es geliebt. So viele spannende Gespräche, unterschiedliche Ansichten. So viel zu erzählen. Jetzt frage ich mich, ob ich für immer flattermüde bin. Ob ich so viel Schmuck überhaupt je wieder schleppen kann. Ob mancher Stein für mich vielleicht gar nicht so wertvoll ist, wie ich dachte.
Man entdeckt ganz neue Seiten an Freunden.
Unsere Nachbarn zum Beispiel sind echte Pandemie-Perlen. Ohne Lockdown hätten wir uns vielleicht nie richtig kennengelernt. Aber so war da erst ein Plausch durchs Laub. Dann ein Salattausch. Jetzt kann ich ab durch die Hecke, wenn zuhause mal gar nichts mehr geht. Sie leihen uns ein Ei oder einen Schnelltest – je nachdem, was uns gerade fehlt. Sie plötzlich so oft zu sehen, macht mir bewusst, wie selten wir viele andere sehen.
Einige Freunde von uns machen es sich zuhause richtig gemütlich. Erzählen am Telefon, wie kuschelig sie diese Zeit fänden, wie toll alles klappe, wie heimelig sie es hätten. Ich freue mich für sie. Und fühle mich immer unfähiger. Undankbarer. Mag manchmal einfach nicht mehr zugeben, dass bei uns alles ziemlich chaotisch ist. Rufe nicht mehr an.
Mit wieder anderen Freunden diskutieren wir stundenlang, ob wir uns tatsächlich zu 100 Prozent an die Regeln halten müssen, oder ob 99 Prozent auch ausreichen. Da fliegen Sachen wie “Du alter Leugner!” durch die Luft oder: “Ihr Spießer!” Und ich habe manchmal ein bisschen Angst, weil mir die Schlucht zwischen Witz und Beleidigung so schmal erscheint. Und weil man schnell mal etwas Doofes sagt, wenn man so müde und so wütend ist. Mütend eben.
Meine schlimmste Erfahrung: Als eine Freundin aussprach, was sie scheinbar schon lange dachte. Über meinen Job, meine Art der Erziehung. Es platzte alles raus. Ich war fix und fertig. Corona scheint nicht nur ein Vergrößerungsglas zu sein und riesengroß die Probleme aufzuzeigen, die vorher klein waren. Es wirkt auch wie ein Verstärker. Dreht leises Gemurmel richtig laut. Manchmal bin ich fast froh, dass noch Lockdown ist. Weil ich gar nicht weiß, was ich zu ihr sagen soll, wenn wir uns das nächste Mal sehen. Wie tückisch dieses Virus Keile in Freundschaften treiben kann. Uns mit Argwohn und Besserwisserei infiziert.
Ich verstehe nicht, dass sich mein Körper so sehr nach Ruhe sehnen kann, mein Herz dagegen so sehr nach Gesellschaft. Verrückterweise fühle ich mich leergequasselt, obwohl ich mit so wenig Menschen rede wie nie. Vielleicht, weil ich so viel mit mir selbst berede. Mich noch mehr kritisiere als sonst. Vielleicht auch, weil ich zuhause so oft dieselben Sätze wiederhole. Ob ich je wieder unterhaltsame Gespräche führen kann?
Nichts los, außer die volle Geschirrspülmaschine.
Ausflüge und Abwechslung fehlen. Das kann doch spannend sein. Wenn wir nämlich mal Freunde treffen, dann reden wir plötzlich über Vergangenes. Über gemeinsame Bekannte von früher, Studienerlebnisse, die Kindheit. Oder über geheime Wünsche und Träume. Verrückt, was man so erfährt, wenn es in Sachen Alltag nichts zu erzählen gibt. Auch spannend, wie anders, wie viel tiefer Gespräche gehen, wenn man mit wenigen Menschen am Tisch sitzt, statt in großen Gruppen wie früher.
An manchen Tagen fehlen mir plötzlich diese Dörfer aus Freunden so sehr. Ich sehne mich sogar nach Lautstärke. Nach einem vollen Geschirrspüler nach nur einem Essen. Als der erste Lockdown vorbei war, sind wir mit zwei befreundeten Familien an die Elbe gegangen. Es war so vertraut, sie wieder zu sehen und doch so neu. Hat gekribbelt wie bei einem Date. Ich war regelrecht freundschaftsbeschwipst. Verrückt, wie viel Energie das in mir freigesetzt hat! Vielleicht könnten sie den Hallo-wach-Knopf an mir drücken.
Was am meisten fehlt ist Leichtigkeit. Das: “Ja, ich komm kurz rum!” Oder: “Habt ihr Samstag Zeit?” Einfach so. Ohne Regeln zu checken und sich gegenseitig abzuchecken. Ohne Test zu ordern und sich vor dem Treffen mit Wattestäben in den Nasen zu popeln. Ohne die Option, es wieder mal verschieben zu müssen.
Leider habe ich das Gefühl, dass immer mehr gestrichen, statt verschoben wird.
Nicht nur ich scheine zoom-müde zu sein. Während wir am Anfang in unserer Mädelstruppe noch große Ambitionen hatten, uns einmal die Woche mit einem Glas Wein vor dem Bildschirm zu treffen, fragt jetzt keiner mehr. Zum Glück, ich bin abends viel zu müde. Ich frage mich, werde ich je wieder wach genug sein? Werde ich einfach so in eine Bar marschieren, oder plötzlich Angst haben? Weil volle Bar gerade verrückter klingt als Bungee-Jump?
Eins steht fest: Ich will echte Haut und zarte Fältchen sehen und keinen staubigen Bildschirm. Durch ein Wlan-Kabel gepresst bleibt sowieso jedes Gespräch oberflächlich. Wer erzählt schon wirklich Wichtiges, wenn der andere ständig fragt: “Hörst du mich noch?”
Inzwischen denke ich: Wenn schon nicht in echt, dann sehe ich sie lieber gar nicht.
Dabei vermisse ich sie so. Verrückterweise fühlen sich plötzlich die Freundinnen, die weit weg wohnen, besonders nah an. Vielleicht, weil wir bereits perfekt eingewhatsappt sind. Vielleicht, weil wir uns ewig kennen: Da schickt eine Freundin einen fünf Sekunden Link eines Liedes und alles ist wieder da: Mein alter Ford Fiesta, Sommerwind durch Fensterspalt und unser hysterisches Kichern. Heute teilen wir in weißen und grünen Rechtecken Serientipps und Sorgen. Drei Sätze – und mir gehts besser. Wir planen einen Trip im Herbst – ich freue mich täglich drauf. Ein neuer glitzernder Anhänger für meine Kette.
Und bei euch?
PS. Ihr glaubt gar nicht, wie ich mich freue, dass wir uns hier haben.
Foto: Ilona Habben
Alles Liebe!
Danke❣️
Guten Morgen, meine Sehnsucht nach Freunden ist durch Corona bei mir größer geworden. Ich kann mich gar nicht mehr so recht erinnern wie es vorher war, also ob es so ein Thema für mich war. Aber die Vorstellung eines lauen Sommerabends, die Kinder im Garten spielend, wir Eltern mit prickelnden Getränken in der Hand, lachend und ohne das Thema Corona, das tut fast weh wenn ich daran denke. Auch ich habe schmerzliche Erfahrungen gemacht, ZB dass einer meiner Jungs keinen Freund hatte, weil alle schon einen Corona Freund hatten. Da kam in mir schon richtige Wut hoch, wenn dann jemand sagt, ach komm die Masken sind doch nicht so schlimm. Als wäre das die einzige Einschränkung. Aber so viele Freunde, wie du es beschreibst, hatten wir auch vorher nicht. Mein Mann und ich haben eher jeder eigene Freunde, die sich zwar auch verstehen, aber bei mir dann eher Treffen mit Freundinnen. Lg
Für mich gibt eine Unterscheidung zwischen echten Freunden und guten Bekanntschaften. Auf die letzteren kann ich leichter verzichten, die ersten sind noch wichtiger geworden und verstehen auch abgehackte, schnell eingetippte Sätze. Oder trauen sich zu fragen, wie etwas gemeint ist wenn es missverständlich ausgedrückt war.
Das mit dem Vergrößerungsglas welches die Beziehungen beleuchtet stimmt wirklich. Ist manchmal sehr aufschlussreich….
Hey Claudi, habe selten so viel genickt, wie beim Lesen deines Textes.
Ich habe vor ein paar Monaten mit einer Freundin „Schluss gemacht“, da sie mich sehr verletzt hat und ich merkte, dass die Freundschaft eigentlich schon immer einem Schuh ähnelte, der zwar toll aussieht aber total unbequem ist. Ohne den Perspektivenwechsel durch Corona hätte ich mich das sicher nie getraut, weil man ja so sehr im Alltag steckte und wenig hinterfragt hat.
Das mit den Freundschaften ist, denke ich wie ein Muskel, den wir langsam wieder aufbauen müssen. Im Moment sind einfach alle in der Sofa-Netflix-Schoko-Phase der sozialen Kontakte.
Schicke dir ganz viel Liebe!
Herzlichen Dank, liebe Claudi! Du sprichst mir aus der Seele und hast die Geschehnisse perfekt beobachtet. Ich glaube, jede*r findet sich ein Stück weit darin wieder. Mich erinnert es auch manchmal an ein Schweigekloster-Seminar, bei dem ich, wie alle anderen auf Grund ging und irgendwann anfing mehr aus dem Inneren zu schöpfen – aber die Sehnsucht nach dem Freundeklunker bleibt.
Hallo,
Und wieder einmal habe ich das Gefühl du schreibst was ich denke, erlebe und fühle (wie bei so vielen Texten, gerade auch in letzter Zeit.). Es ist fast ein bisschen unheimlich … Aber so gut zu lesen, dass man nicht alleine ist mit diesen Gedanken. Verrückt zu lesen, das hier und am anderen Ende des Landes das selbe erlebt wird und auch bei all den Menschen dazwischen.
Danke, danke, danke für deine Arbeit.
Liebe Grüße Annika
Hej, deine Gedanken kann ich sooo gut nachvollziehen!!!
Irgendwie fühle ich mich völlig unterstimuliert; die Gedanke drehen sich im Kreis und niemand lenkt sie durch eine anderen Meinung oder durchs Hinterfragen in eine andere Richtung. Mir fehlt das Lachen der Anderen, die zufälligen Begegnungen, Umarmungen und natürlich die Verabredungen.
Am schlimmsten ist das Vermissen meiner Kinder und Enkel. Meine Tochter mit Familie habe ich seit 14 Monaten nicht getroffen (Sie wohnt in Irland, meine Söhne mit Enkel seit Oktober nicht mehr).
Dabei hat meine Tochter im Januar ihr 4. Kind bekommen, das mich inzwischen zwar bei FaceTime anlacht, das ich noch nie ( Es ist inzwischen gut 10 Wochen alt) im Arm gehalten habe. Und dazu kommt die Einsicht, dass die Zeit nicht zu wiederholen und auch wegen des Alters verloren ist.
Manchmal verzweifle ich und verstehe nur allzu gut eure Sorgen und Überlastung mit Homeoffice und Homeschooling.
Dabei hast du noch das Glück, als Lehrerin zu wissen, wie du an die Aufgaben herangehen musst, um Erfolge zu erzielen. Denk mal an die Eltern, die selbst keine gute Ausbildung hatten.
Ich hoffe auf die Impfung, damit sich das Leben wieder normalisiert. Aber ob ich so ohne Probleme wieder anfangen kann, mich ins Getümmel zu stürzen, kreuz und quer durch Europa zu fliegen, um meine Kinder zu treffen, weiß ich auch nicht.
Die Sehnsucht nach meiner Familie wird mir helfen, ansonsten werde ich jeden Schritt überlegen.
Es ist erschreckend, welche Kollateralschäden die Epidemie anrichten wird: In der Gesellschaft und auch an uns einzelnen Mitgliedern!
Am schlimmsten (gesellschaftlich gesehen) ist es, dass alles ( wieder einmal) auf die Schultern der Mütter gelegt wird. Der Rückschritt ist enorm. War denn wirklich alles umsonst, wofür wir mal gekämpft haben? Oder dürfen Männer jetzt wieder ( wie vor 1977) bestimmen., ob Frauen arbeiten dürfen?
Lass dich nicht unterkriegen, auch wenn es schrecklich hart ist, was dir jetzt abverlangt wird. Gib nicht auf!!! Schließlich werde ich nicht die Einzige sein, die deine Artikel mit Freude liest!
Auch wenn du es nicht täglich hörst, wirst du viele Geister erfreuen!
Sei herzlichst gegrüßt
Hi Claudi,
mir geht es tatsächlich so ähnlich. So machen Abend frage ich mich, wie ich es „früher“ noch in eine Bar oder ein Restaurant mit Freunden geschafft habe. Ich bin müde und leergesprochen. Obwohl wir nur zu Dritt (mein Partner und unsere Tochter , 9) zu Hause sind. Alle in Homeoffice und Homeschooling. Dann bin ich froh, dass ich die Jogginghose schon an habe und einfach mit meinen Stricksachen auf dem Sofa bleiben kann. Und gleichzeitig fehlen mir die spontanen Treffen und Besuche, die Einladungen zum Grillen oder wandern. Mit mehr als einer Familie. Und ohne dass man vorher die Regeln noch mal checken muss oder sich bewusst nicht 100% daran hält. Ich frage mich wirklich, wie das in Zukunft werden soll und auf wie viele Treffen ich tatsächlich noch Lust haben werde. Da bei uns die Inzidenz noch sehr hoch ist, kann ich wohl noch einige Zeit darüber nachdenken… 🙂🙁
Lustig, gerade gestern erst drüber gesprochen, nehme ich Urlaub, oder spare ich ihn mir auf, um irgendwann hoffentlich diese Zeit ganz egoistisch nur für mich nutzen zu können – ich sehe, wie k.o. wir sind, wie gerne wir Freunde träfen, und gleichzeitig keine Ahnung, woher die Energie kommen soll…
endlich mal wieder das Rundum-Sorglos-Paket haben, Kinder versorgt, bekocht zu werden, ich hoffe, das kommt nochmal, und dann wird sich wieder zeigen, dass die Treffen, die heute anstrengend erscheinen, ja auch ganz viel zurückgeben.
Bei mir übrigens auch, die „Telefonfreundschaften“ über hunderte Kilometer sind wie immer.
Liebe Claudi.
Dein Text hat mich gerade so unglaublich abgeholt. Ich danke Dir dafür. Sich so verstanden zu fühlen, ist im sozialen Einsiedlerzustand dieser Pandemie ein Geschenk.
Ich werde es heute tragen, wie einen schmalen, dezenten Ring am Finger auf den ich immer wieder erfüllt schaue, wenn er in der Sonne glänzt.
Danke.
Hallo aus dem Rheinland!
Liebe Claudi,ich lese deinen Blog tatsächlich auch erst seit Corona, ebenso deine Beiträge bei Instagram. Ich muss sagen es bereichert diese schwere Zeit wirklich sehr. Wie du ja schon am Ende deines Artikels oben schreibst, es ist gut das wir uns hier haben. Ein toller Beitrag,und soviel Wahres dran. Man ist erstaunt wie vergänglich manche soziale Kontakte sind. Oft sind wirklich die langjährigen Freundschaften die Besten,mit Leuten die man selten sieht. Ich danke dir für diesen tollen Bericht! Ganz liebe Grüße von Sandra
Liebe Claudia,
danke für diesen tollen Text, der mich komplett abholt – und dass, obwohl ich nur mit einem Kindergartenkind und Mann zuhause im Homeoffice sitze und eigentlich sonst nur eine Hand voll enge Freunde habe. Dennoch sind auch davon einige “Freundschaften” in den letzten Monaten langsam aus unserem Leben geschlichen. Ohne Streit, ohne Anlass, dafür mit viel Unausgesprochenem, das sich leider wie “Unehrlichkeit” für mich anfühlt. Aber es gibt auch einfach Menschen, die mit der Wahrheit nicht zurechtkämen. Der Satz eines Kommentars weiter oben passte ziemlich gut dazu: Wie ein Schuh, der zwar hübsch aussieht, aber sich unbequem anfühlt.
Und erst an Ostern sagte ich zu meinem Mann, dass ich gerne mal wieder tanzen gehen würde und das Gefühl vermisse, auf der Tanzfläche nur minimal Platz zu haben, um nicht an die verschwitzten Körper der anderen zu stoßen. Dieses Gedränge umringt von guter Laune, guter Musik und einem unbeschwerten Gefühl. Hach, was würde ich jetzt dafür geben…
Alles Liebe für euch und alle anderen!
Anja
Hallo ich nochmal!
Also hier haben jetzt soviele Leute do schöne Texte geschrieben. Ich denke wir sollten nen eigenen Wasfürmich Freundschaftclub gründen.
Ihr seid toll. Wollte ich nur mal loswerden. Claudi,du hast ne tolle Community. Würde euch alle zum Sommerfest auf der Wiese einladen wenn ich könnte.
Herzliche Grüße
Sandra
Wie lieb bist du denn? Ich danke dir. Und vielleicht planen wir mal ein WASFÜRMICH-Picknick im Park, wenn es wieder geht!
Herzlichst, Claudi
Liebe Claudi,
ich tröste mich mit dem Gedanken, dass im Rückblick diese ganz besondere Zeit zusammenschrumpfen wird…wie das Phänomen, dass nachts Gedanken übergroß werden und am nächsten Tag alles nur halb so schlimm erscheint. Nur die qualitativ besten Freundschaften werden diese Zeit unbeschadet überstehen, aber vielleicht gibt uns das auch die Chance, unsere Beziehungen zu Menschen mal zu überdenken.
Ich bin als Apothekerin im örtlichen Impfzentrum beschäftigt und ziehe dort die Spritzen auf, mein Mann hütet währenddessen unsere drei Kinder. Dort arbeite ich immer mit anderen Menschen im Team zusammen und ich muss sagen, dass ich es absolut inspirierend finde, ganz unterschiedliche Menschen dort zu treffen, für rund 6 Std. im Labor Einblicke in ganz andere Leben und Lebensentwürfe zu bekommen, um sich dann wieder zu trennen ohne zu wissen, wie lange diese Impfzentren noch bestehen werden und ob man sich evtl. bei der Arbeit wiedertreffen wird. Es ist schön merkwürdig, dass man fremde Menschen nun dort trifft, seine Freunde aber seit vielen Monaten nicht gesehen hat.
Wenn ich mit der Welt momentan hadere, dann schaue ich mir meine älteste 13Jährige an, die seit nun mehr als einem Jahr jeden (!) Abend mit ihrem gleichaltrigen Freund am Bildschirm spricht. Ohne Groll oder schlechte Laune wird da geplaudert, gelacht, aber auch mal geseufzt…natürlich wird Corona auch mal verflucht, aber nie wird ernsthaft an der tiefen Freundschaft gezweifelt und immer gibt es zum Abschied ein ,,ich hab dich lieb”…vielleicht müsste man einfach noch einmal 13 sein!
♥️♥️♥️
Wow! So ein ehrlicher Hose- runterlassen- Text, Chapeau! Und Danke!
Hallo Claudi,
Ich kenne das gut. Ich habe eigentlich nur nich mit einer Freu Dinge so richtig Kontakt. Wir sehen uns auch nicht, aber senden und jeden Tag Sprachnachrichten. Auch mal Ausheulnschrichten. Wenn ich ihre Stimme höre, dann hüpft mein Herz. Ich freue mich schon darauf wenn alles wieder unkomplizierter wird. Wer weiß wann das sein wird, aber es kommt bestimmt wieder.
Auch auf meine Studienkollegen freue ich mich. Unser letztes Happening ist schon viel zu lange her und dieses Jahr zur EM werd ich die sofern es bei den Einschränkungen verbleibt schmerzlich vermissen. Das war do unser Ding.
Du siehst dir nicht alleine so.
Liebe Grüße
Steffi
Hallo 👋
Dieser Artikel ist der erste, den ich lese und bin begeistert.
Dein Gedanke dazu sind bringen es auf den Punkt.
Vielen Dank für deine Gedanken. Freue mich jetzt schon auf deinen nächsten Text.
Liebe Grüße aus der Lüneburger Heide
dein bericht ist wieder wunderbar geschrieben!
nichts ist mehr so wie es vorher war, aber wird es das wieder?
ich bin eine omi und schaue sorgenvoll auf meine kinder und enkel, die 400km weg von uns mit derzeit so wenig sozialkontakten leben müssen. das in der großstadt mit hohen covidzahlen. schlimm auch für die kinder, die zu wenig unter kinder kommen.
ich frage mich auch, ob ich die kraft haben werde, nach so langer zeit ohne freudesbesuche, ohne unternehmungen,ohne reisen wieder so werden kann wie vorher, wo wir fit vieles unternommen haben.
ich frage mich, schaffen wir das noch, wenn corona endlich im griff ist?
irgendwie ist die totale faulheit über uns gekommen.
wird es uns zu anstrengend sein, weil wir es nicht mehr gewöhnt sind, uns mit freunden zu treffen, auszugehen, essen zu gehen.
man sehnt sich danach, aber die unsicherheit, ob das wieder so wird wie früher, hat mich schon ganz schön im griff.
liebe grüße christine
Hey Claudi!
WASFÜRMICH Picknick im Park geht klar!😉
Liebe Grüße
Sandra
Mir laufen die Tränen! Ich bin sozial so ausgehungert…. Ich drehe mich um meine Kinder, denn es noch schlechter geht. Aber manchmal fühle ich mich plötzlich selbst wie ein verschrumpelter Apfel… Danke fürs Teilen Deiner Gefühle!
Ja, ja, genau. Ach man, schrumpeln wir wenigstens gemeinsam!
Alles Liebe!
Wow du hast es mal wieder auf den Punkt gebracht!
Du sprichst vieles aus das ich seit Monaten fühle. Ja es fehlt diese Leichtigkeit, dieses spontane “lass mal nen Kaffee trinken” – das fehlt mir so sehr, viel mehr als essen gehen oder in den Urlaub fahren.
Zu Beginn noch spannende Zoom-Meetings sind jetzt nur noch ermüdend und wenn ich überlege manchmal wenn doch eins ansteht ob ich nicht eine Ausrede finde um nicht dabei zu sein.
Und wenn man doch mal jemanden in ganz kleiner Runde getroffen hat, dann bin ich hinterher völlig platt. Ja ich frage mich dann auch ernsthaft wie ich vorher 20 Leute schwatzend um mich am Tisch hatte und davon eigentlich selten genug bekommen konnte. Die Angst ist da sowas verlernt zu haben – daher hat es mir früher so viel Kraft gegeben.
Aber ich versuche mich auch daran festzuhalten, das wir in ein paar Jahren in Retrospektive darüber schmunzeln werden – es wird dann eine Anekdote unter vielen sein, die wir uns laut schwatzend am vollen Tisch erzählen werden – Hoffentlich!
Danke Claudia, daß du deine Gedanken hier so offen mit uns teilst.
Liebe Grüße Saskia
Liebe Saskia, ich danke dir. Und ja, hoffen wir gemeinsam, dass wir irgendwann über diese dämlichen Zoom-Treffen schmunzeln können!
Herzlichst, Claudi
Liebe Claudia!
Seit Jahren lese ich hier mit. Sehr gerne! Noch nie in meinem Leben habe ich einen online- Kommentar hinterlassen….
Danke für diesen Text! Er spricht mir aus der Seele. Die blank liegenden Nerven aller wirken wie gift für manche Freundschaften oder bekanntschaften oder oft genug sogar innerhalb der Familien. Dieses Thema wäre auch in anderen Medien mal gut aufgehoben. Ich glaube es ist ein ziemlich fieser kollateralschaden dieser Pandemie.
Denn wir sind als Menschen ja doch soziale Wesen. Und digitale Kommunikation in welcher Weise auch immer kann mal ein Hilfsmittel für 3 Wochen sein. Für mehr taugt es nicht.
Danke, dass du dieses Phänomen so gut beschrieben hast!!
Ich danke dir für dieses Feedback! Irgendwie ist es ja doch beruhigend, dass es so vielen ähnlich geht.
Ich sende ganz liebe Grüße,
Claudi
Hallo Claudi, toller Beitrag. Auch mir wie vielen anderen aus der Seele gesprochen. Ich finde mich in so vielen Gedanken wieder. Ich habe meine Kontakte momentan auch auf Sparflamme. War eher jemand der sich gerne spontan mit Freundinnen getroffen oder telefoniert hat. Durch Arbeit und Kinder war das schon vor Covid schwierig, aber jetzt ist es wirklich kompliziert geworden. Ich habe ehrlich gesagt auch keine Kraft mehr, nach einem stressigen Arbeitstag und anschließendem Haushalt und Kochen für die Kinder, Hausaufgaben durchgehen, usw. noch mit Freundinnen zu telefonieren. Auch am Wochenende fehlt mir oft die Kraft. Mit einigen wenigen guten Freundinnen schreibe ich ab und zu Nachrichten. Aber die Sehnsucht nach Treffen mit mehreren Leuten und auch Reisen (Ich plane gerade für die Sommerferien eine Reise..) bleibt. Ich finde die Ungewissheit und dieses hin und her mit ständigem auf und zu am schlimmsten.
Ich wünsche uns allen, dass es endlich mit den Impfungen vorangeht und wir bald wieder ein bisschen Normalität bekommen.
Und ein Hoch auf gute Freundschaften. Manchmal ist weniger mehr!
Liebe Grüße aus Berlin
Angelika
Liebe Angelika, da sagst du was. Ich bin die schlechteste Telefoniererin der Welt. Ich mache es einfach nicht besonders gern – und jetzt gerade bin ich, wie du auch sagst, viel zu müde. Aber ich setzte auch alle Hoffnung ins Impfen.
Ganz liebe Grüße,
Claudi
Du sprichst mir aus der Seele, liebe Claudi! 😘 Schön, dass es die virtuelle Art von Freundschaft gibt.
Allerdings. Darüber freue ich mich auch jeden Tag!
Ganz liebe Grüße,
Claudi
Wow! Bringt es einfach in jeder Zeile voll auf den Punkt. Habe selten eine passendere Beschreibung meines Ist-Zustandes gelesen 🙈 danke! Es tut gut zu wissen, dass man nicht allein ist in dieser Situation und es anderen eben genauso geht.
Da bleibt nur zu hoffen, dass alle dann miteinander & gemeinsam lernen wieder zurück zu finden zu einer Zeit nach Corona. Und ihre best und worst practise teilen – und nicht jede*r für sich, das wäre schade um die schöne dann hoffentlich wieder gewonnen Lebenszeit 😊
Ich danke dir! Ja, das hoffen wir gemeinsam. Und das wird dann bestimmt ganz besonders schön.
Alles Liebe, Claudi
Liebe Claudia,
deinen letzten Punkt kann ich nur bestätigen! Freundinnen, die weit weg wohnen fühlen sich näher als sonst an;-) Solche Freundschaften (bei mir auch teilweise im Ausland) sind durch Corona wieder aufgefrischt worden. Ich finde es auch interessant zu hören wie es in anderen Bundesländern oder Ländern so läuft – oftmals leider besser als bei uns (in Hessen)…
Sicherlich ist alles viel komplizierter geworden, aber man kann ganz gut mit einer Freundin (die in der Nähe wohnt) spazieren gehen finde ich. Ansonsten hätte sich die eine oder andere Freundschaft bei dir vielleicht auch ohne Corona verändert? Diese Erfahrung habe ich gemacht. Mit zunehmenden Alter brechen Freundinnen manchmal einfach weg, ohne jegliche Vorwarnung und Erklärung sogar. Da stecken dann vielleicht persönliche Probleme dahinter. Aber schön, dass sich mit deinen Nachbarn eine neue Freundschaft entwickelt hat!
Liebe Grüße,
Martina