Als die Anfrage kam, dachte ich, das wäre Spam. Auf Englisch fragte jemand per Mail, ob wir Lust hätten, in einem Ebay Spot mitzuspielen, ich sollte ankreuzen: Yes, please oder No, thanks. “Wenns echt wär, wärs witzig”, meinte der Mann. Ich dachte nach, ich fragte die kleinen Jungs, die Jungs nickten, ich klickte Yes und hörte drei Wochen nix…
Werbedreh, wir drehen einen werbefilm
Ich hatte es fast wieder vergessen. Dann fragte an einem Freitag Morgen jemand per Mail an, ob wir nachmittags spontan Zeit für einen Videocall hätten. Hatten wir, naja, irgendwie. Um 15.30 Uhr saßen wir mit Herzklopfen auf dem Sofa, dann klingelte es und wir sahen und hörten zwei Mitarbeiter des Ebay-Marketing-Teams auf meinem Handydisplay. Sie in Amsterdam, wir mitten im ganz normalen Familienwahnsinn. Ich versuchte auf Englisch mit ihnen zu reden, während der Vierjährige auf mir herumhüpfte und das Beinahe-Baby versuchte, das Handy zu essen. Mein Großer verabschiedete sich nach ein paar Minuten zum Fußballtraining und der andere fragte immer nur: “Was sagen die, Mama? Was sagen die?” Dann hopste der Dreijährige gegen das Handy…

Niemals im Leben hätte ich damit gerechnet, dass die sich wieder bei uns melden.

Und wirklich hörte ich eine ganze lange Weile nichts. Bis eine sehr nette Dame von der Produktionsfirma anrief, dieses Mal auf Deutsch. “Hast du schon die Drehgenehmigungen für die Kinder eingeholt?”, fragte sie. “Wie bitte was?”, fragte ich. “Na, die Drehgenehmigungen, die bekommst du von der Schule und dem Jugendamt.” Ich verstand überhaupt nichts. “Mit wie vielen Familien sind wir denn jetzt noch im Rennen?”, fragte ich. “Wie?”, fragte die Dame verwundert. “Hat euch noch niemand Bescheid gesagt? Ihr seid die Ebay-Weihnachtsfamilie.”


Das war ein Jubel. Die Jungs haben vor Freude auf dem Sofa getanzt. Eine Woche vor dem Dreh bekam ich das Skript geschickt und wir konnten gucken, welche Szenen wir spielen würden. Die Jungs übten schon mal (Rumrennen vor allem) – ich fand die Vorstellung noch immer irgendwie surreal. Aber ich packte wie besprochen ein paar zusätzliche Klamotten in die Koffer. Direkt vor dem Dreh waren wir nämlich noch in Dänemark im Urlaub und wollten direkt von dort aus weiterfahren. Was trägt man bloß im Fernsehen? Ich hatte ja keine Ahnung…

Musste ich auch nicht. Morgens um neun Uhr fuhr in unserem Hotel in Berlin Falkensee die Mobile Garderobe vor, darin unzählige Klamotten, Hüte, Schuhe, Lippenstifte  – und zwei Kleiderstangen voll mit Sachen mit unseren Namen. Wir wurden frisiert, geschminkt, bekamen die Nägel gemacht (bei allen bitter nötig, ups) und schließlich angezogen.

Ich hatte das Gefühl, ich schaue mir selbst in meinem Leben zu, von irgendeinem fernen Planeten und konnte nicht fassen, was ich da eigentlich tat. Im Spiegel sah ich meine Jungs, wie sie sich an- und umzogen und mit dem Stylistenteam scherzten.

Die Jungs waren übrigens alle sehr, sehr zufrieden mit ihren Klamotten. Tjelle vielleicht am meisten. Er bekam einen Dinosaurier-Schlafanzug an, den er den kompletten Tag über nicht mehr ausziehen mochte. Er wollte sein zweites Outfit für die Szene am Abend bloß anziehen, weil jemand vom Team versprach, während des Drehs mit dem Dinoanzug auf einem Bügel direkt in seiner Nähe zu stehen. Abends bekam er den Anzug vom Team geschenkt – und er hat seither beinahe nichts anderes getragen.

Überhaupt das Team! Was hatten wir alle für einen Spaß. Besonders für die Kinder war dieser Drehtag eine riesengroße Party, das Set ein Abenteuerland, das es zu entdecken galt. Immerzu erzählten sie hier mit einem Beleuchter, dort mit dem Kameramann (er auf englisch, sie auf deutsch), durften zwischendurch am Kantinenwagen das Mittagessen probieren oder Kekse aus der Requisite testen. Immer wenn ich nach den beiden Kleinen schaute, fand ich sie bei jemandem anders vom Team auf dem Arm.



André bekam übrigens ein Blumenhemd an, eine senffarbene Hose und rostrote Schuhe. Er guckte erst irritiert, zupfte ein bisschen an sich herum – fühlte sich dann immer wohler. Ich glaube, er war außerdem irre froh, dass die erste Hemdauswahl (eins mit Blumen UND in durchsichtig) gecancelt worden war. Ich fand, dass er super aussah in Blumenwiese (und überlege, ihm genau so ein Hemd zu Weihnachten zu bestellen, psst). Ich trug beim Dreh erst eine Schlafanzughose und einen Wollpullover, für die Abendszene ein rotes Kleid mit Leo-Muster und karierte Schuhe in lila. Niemals hätte ich mir das selbst ausgesucht – aber ich habe mich verrückterweise total wohl darin gefühlt (und ein bisschen hip). Hip, hip, hurra!


Was man am Set so macht? Warten. Warten bis das Licht stimmt. Warten auf die Kamera. Warten bis die Nase gepudert ist und die der anderen. Auf das “Jetzt, bitte!” warten und anstoßen. Wieder warten. Und es noch einmal machen. Wieder warten. Und noch einmal.

Wir starteten mit der schönsten Szene, die, in der wir alle rundherum um die Weihnachtstafel sitzen, mit dabei ein Statisten-Onkel, eine Statisten-Tante und eine zauberhafte Schauspiel-Oma für meine Jungs. (In meinem Instagram-Highlight über den “Berlin Dreh” könnt ihr sehen, wie sie mit den Jungs verstecken spielt – mit Zeigefingerpistole. Was für eine coole Frau!)

Meine Jungs fanden es super, dass sie gleich ein Dutzend Mal um den Esstisch flitzen durften. Und die Gänsebrust wurde immer wieder zurückgelegt, angedrückt und noch einmal aufgefüllt. Ich hab nicht gezählt, wie oft Bos Hand im Rotkohl herumpatschte…
Wir im Fernsehen
Wasfürmich, Weihnachtsdeko,
Das hübsche Haus in Falkenberg, in dem wir den Tag über gedreht haben, war übrigens so hinreißend bunt geschmückt, dass ich noch immer überlege, all meine rot-weißen, holzig-schlichten Weihnachtsdekopläne über den Haufen zu werfen und knallbunt zu dekorieren. Es sah einfach alles so lässig, so cool und sehr, sehr feierlich aus. Ebaybunt eben.

Übrigens hatten die Mädels von der Requisite unter anderem meinen Weihnachtshirsch nachgebastelt. So, so schön. Mittags haben wir mit dem gesamten Team in einem alten Doppeldeckerbus Lamm und Kürbispüree gegessen und die großen Jungs hatten viel Spaß mit Lasses Body-Double. Weil Kinder nämlich nicht so lange drehen dürfen, hat einige der Laufszenen ein Junge gedreht, der Lasse tatsächlich total ähnlich sah. Mein Dreijähriger war ein wenig enttäuscht, dass er keinen Doppelgänger hatte: “Is will auch ein Bobby-Buble!”, hat er mir mehrmals ins Ohr geflüstert…

Wir im Fernsehen,
Psst, es gibt noch einen zweiten Spot, in dem sage ich sogar etwas und klinge – ups – wie Kermit der Frosch. Trotzdem überlege ich tatsächlich, uns allen Weihnachtspullover zu bestellen, gern genau die, die wir dort auspacken. Als Erinnerung an dieses wilde, wunderbare Weihnachtserlebnis.

Ich würde mich freuen, wenn ihr uns zulächelt, wenn wir in den nächsten Wochen bei euch im Wohnzimmer rennen, backen und anstoßen…

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PS. Der eigentlich Star am Set war die Katze. Die hatte zwar bloß einen zwei Sekunden langen Auftritt (mit einem versteckten Leckerli-Beutel im Weihnachtsbaum), aber den kompletten Drehtag einen Tierkrankenwagen samt Tierarzt vor der Tür. Die kleine Diva! (Alles Vorschrift in Deutschland!)
Adrenalinbeladene Grüße,

Claudi