Ich hatte es vor Monaten im Kalender eingetragen. Vermutlich schon vergangenes Jahr: Den 10. Geburtstag von WAS FÜR MICH. Ich hatte Großes vor. So wie man Monate vorher ganz einfach Großes vorhaben kann. Dann rückte der Geburtstag näher – und ich dachte: Ich feier gar nichts. Weil sich mein Leben gerade dauerhaft wie nach der Party anfühlt: verkatert, müde – und überall Müll. Dann aber teilte ich den Gedanken kurz bei Instagram…

Und ihr habt mir alle zugebrüllt, was ich euch allen auch zugebrüllt hätte: Natürlich. Musst. Du. Feiern. Und plötzlich fand ich das alles ganz schön verrückt. Und traurig. Weil ich nämlich seit Jahren ganz schön viel rocke, aber eigentlich nie auf mich selbst anstoße.

Weil ich immer schon beim nächsten Projekt bin, wenn das davor online geht.

Weil ich oft zweifele, ob etwas gut genug ist. Weil andere viel erfolgreicher sind. Weil ich immer viel zu viele Ideen auf einmal habe, um alle umzusetzen, und ich dann unzufrieden mit mir bin. Weil ich – wie sicher ganz viele hier – einfach total schlecht darin bin, mich selbst zu feiern.

Denn mal ehrlich, man muss kein Magazin rocken oder Bücher schreiben, um erfolgreich zu sein. Erfolgreich ist auch, wer morgens aufsteht –  oder es nicht tut, weil es einfach nicht geht. Wer die Kinder pünktlich zur Schule kriegt – oder eben bloß fünf Minuten zu spät. Wer sich selbst ein gemütliches Zuhause erschafft, egal wie groß. Wer die Hausaufgaben der eigenen Kinder betreut oder es erfolgreich nicht tut, weil es bloß Streit gibt. Wer es schafft, sich endlich mit der Freundin zu verabreden, die man schon so lange sehen möchte. Wer abends totmüde noch eine Geschichte vorliest, obwohl man eigentlich bloß noch netflixen möchte.

Wir rocken alle jeden Tag so viel mehr, als wir verkacken. (Hat glaube ich Steffi Luxat mal so schön gesagt.) Und trotzdem liegen wir abends meist im Bett und grübeln über das, was wir nicht gut oder gar nicht gemacht haben: Job, Erziehung, Haushalt, Sex, Liebe, Hobbys: wie selten klopfen wir uns selbst auf die Schulter?

Ich frage mich, ob nicht der am erfolgreichsten ist, der sich selbst am meisten feiern kann?

Oder die Fähigkeit, zufrieden mit sich selbst zu sein? Weil wir doch alle täglich unser Bestes geben.

Ich bin ein Mensch, der sich leider schnell selbst stresst. Klitzekleinigkeiten können das. Aufgrund der vergessenen Sahne, die ich fürs Abendessen brauche, verfluche ich den Tag. Und mich und meine Schusseligkeit.

Wenn ich im Supermarkt stehe und die Kassenschlange endlos ist, fühle ich meinen Puls rasen und merke, dass ich ständig nervös auf die Uhr schaue. Und wenn ich – mal wieder – zuhause mein Portmonee verlegt habe, stelle ich gleich mich, mein ganzes Leben und noch mehr mein Chaos in frage, durchsuche panisch und mit feuchten Augen mein Haus.

Ich verschwende also schrecklich viel Lebenszeit damit, mit mir unzufrieden zu sein und mich selbst zu verfluchen. Dabei wächst Selbstvertrauen bloß da, wo wir selbst anfangen, uns zu vertrauen. Jeder Erfolg ist ein Grund mehr, an uns zu glauben. Dafür müssen wir ihn uns aber auch bewusst machen. Uns, und auch anderen.

Warum zum Beispiel ist es eigentlich so out, von seinen Erfolgen zu erzählen? Warum schauen wir Menschen, die es tun, erschrocken an und denken leise „Angeber!“ Genau deshalb reden wir vermutlich unsere Erfolge klein und sprechen stattdessen ständig über das, was nicht klappt. Dadurch hopsen wir gefühlt gemeinsam eine Meckerwendeltreppe nach unten, wetteifern beim runterhüpfen, wem es noch schlechter geht und ziehen uns gegenseitig immer noch weiter runter. Wenn ich drüber nachdenke, ist das echt bescheuert.

Ich finde, wir sollten jeden Anlass wahrnehmen, der sich bietet, um ausgelassen zu feiern.

Uns, unser Leben, unsere Erfolge und eigentlich besonders unsere Misserfolge. Dafür müssen wir nicht alle Wände mit Goldlametta abhängen. Es reicht schon, einfach innezuhalten und etwas Schönes zu machen. Oder eine kleine Party zu schmeißen. So wie meine Freundin, die letzte Woche Lust hatte, jede Menge Mädels einzuladen, aber keine Lust hatte, großen Aufwand zu betreiben. Es gab Baguette, ein paar Sorten Käse, Wasser und Wein – und es war großartig.

Sagt doch mal, fällt es euch auch so schwer, euch selbst zu feiern?

Und habt ihr Lust, diese Woche ein bisschen mit uns dieses Blogmagazin zu feiern?

Foto: Ilona Habben

Alles Liebe,

Claudi