Meine schlechte-Laune-Anfälle sind berüchtigt – vor allem innerhalb meiner eigenen Familie. “Mama kocht mal wieder”, frotzelt mein Ältester, bevor er schnell aus der Schusslinie spurtet – und seine Geschwister gleich mit. Nur mein Mann blickt dem aufziehenden Sturm gelassen ins Auge – und lenkt ihn mit einem einzigen Satz um: “Geh’ doch einfach laufen…”
Meist wüte ich dann noch ein wenig vor mich hin, während ich hitzig in meine Jogging-Klamotten steige und extra laut mit der Tür knalle, wenn ich das Haus verlasse. Und dann laufe ich einfach los, lasse Ärger, Alltag, Stress hinter mir – und bin nach fünf Minuten kein MOMster mehr, sondern wieder Ich in erträglich. So einfach? So einfach…
Sport war schon immer mein Laune-Booster.
Ob beim Leichtathletik-Training auf der Tartanbahn oder auf dem Fahrrad, das mich meine gesamte Kindheit und Jugend durch zu allen erreichbaren Orten im Umkreis von zehn Kilometer brachte: In der Bewegung fiel alles von mir ab, was mich nervte, fiel mir das Denken leichter, kamen Gefühle zur Ruhe – und ich dann auch.
Als Schülerin drehte ich jeden Tag nach Schulschluss eine einstündige Fahrradrunde durch die umliegenden Wälder – einfach, weil es mir so guttat. Ich radelte, um den Schulhofstress hinter mir zu lassen, den Ärger über die verhauene Mathe-Arbeit und die brodelnde Eifersucht auf das Mädchen aus der 9b, die meinem Schwarm im Arm lag. Niemand hatte mir meine Touren verordnet – Bewegung gehörte einfach zu meinem Leben wie Atmen und Essen.
Heute bin ich doppelt froh, dass Sport schon immer Teil meines Lebens war. Dass ich gelernt habe, mich in der Bewegung wiederzufinden, wenn ich mich in etwas verloren habe. Dass ich meine Gedanken und Gefühle dabei neu ordnen kann. Das geht beim Youtube-Yoga-Tutorial zuhause, bei ein paar Bahnen Brustschwimmen im örtlichen Schwimmbad, auf meinem absolut uncooolen Mama-Fahrrad bei einer Runde ums Dorf.
Es braucht keinen fancy Jane-Fonda-Dress, kein Insta-kompatibles Yoga-Studio und auch keine teure Mitgliedschaft im Fitness-Club, um in Bewegung zu kommen.
Es braucht nur den Wunsch, ein wenig Durchhaltevermögen – und Gesellschaft ist manchmal auch nicht verkehrt. Denn obwohl ich sehr gern allein jogge, wenn ich gerade Dampf ablassen muss – meistens gehe ich mit meinen Lauf-Ladies los. Jeden Samstagmorgen um halb neun haben wir ein Date im nahen Wäldchen – und drehen bei Wind und Wetter unsere Runde durch Birkenhaine und über verwunschene Lichtungen. Kneifen gilt nicht, eine holt die anderen ab – das hilft gegen etwaige Schweinehundverirrungen. Und was soll ich sagen: Diese eine Stunde ist immer ein absolutes Highlight meiner Woche!
Genauso läuft’s auch bei unserem freitäglichen Workout: Ein paar Stunden vorher fragen wir ab, wer dabei ist – eine Zusage gilt als Sportlerehrensache. Ein Workout, das übrigens in der immer etwas muffeligen Turnhalle unserer Dorf-Grundschule stattfindet – und einen herrlich heterogenen Haufen Menschen vereint: Frauen und Männer, müde Mütter und fitte Omas, altgediente Fußball-Veteranen und taffe Teenies. Das ist kein Fitness-Catwalk, sondern ein Ort, an dem ehrlich geschwitzt, gestöhnt und auch mal laut geflucht wird. Und ein Ort, den jeder von uns mit einem breiten Grinsen wieder verlässt.
Klar kostet es anfänglich Überwindung. Weil irgendwas immer fehlt – Zeit, Ruhe, der Tritt in den Hintern.
Was es statt teuren Equipments also wirklich braucht: Zunächst eine Idee, was einem dauerhaft Spaß bringen könnte: Workouts oder Waldlauf, Spinning oder Schwimmen. Wer sich schon früher beim Crosslauf gequält hat, wird vermutlich nicht zum begeisterten Jogger. Und weil Sport erst dann richtig guttut, wenn man es regelmäßig macht, sollte die Chance auf Wiederholung bestehen.
Was es am Ende auch ist: Hauptsache, es ist kein riesengroßer Akt, den Wunschsport regelmäßig anzugehen. Da mag das Studio noch so cozy, die Pilates-Lehrerin noch so sympathisch sein – wenn der Weg zu weit ist, wird es meist nichts mit der neuen Sportlerkarriere. Der Anfang ist meist gar nicht so schwer – viel schwieriger ist es, dranzubleiben. Weiterzumachen, auch wenn es draußen dunkel und kalt – und die Couch so unglaublich einladend ist.
Man muss sich schon ein paar Mal mehr überwinden, damit das Gehirn abspeichert, wie gut sich Bewegung trotz mangelnder Motivation dann doch anfühlt.
Wie sehr es die Energie kickt, den Kopf freispült, gute Gefühle hochregelt. Am besten, ihr tut euch mit einer Freundin zusammen und verabredet euch zu fixen Sportdates – macht es meist viel einfacher. Und setzt euch realistische Ziele: Wer schon lange nicht mehr trainiert hat, wird nicht von jetzt auf gleich drei Mal wöchentlich ins Fitnessstudio rennen…
Übrigens ist Bewegung und Sport auch die eine Geheimwaffe, wenn sich meine wunderbaren Kinder in zähnefletschende kleine Tollwüteriche verwandeln. Wenn die Gemüter überkochen und der Geräuschpegel Düsenjetlautstärke erreicht, schicke ich mein Trio aufs Trampolin oder den Bolzplatz – und bekomme nach einer halben Stunde ein ausgeglichenes Gespann wieder. Lohnt also so oder so, früh in die Sportförderung zu investieren…
Und ihr: Macht euch Sport auch glücklich? Oder plant ihr derzeit, wieder loszulegen?
PS: Meine Yoga-Tutorials mache ich übrigens immer mit Mady Morrison – ist wirklich für jede und jeden geeignet!
Alles Liebe, viel Spaß beim Sport,
Hej liebe Katia!
Unbedingt: Sport gehört dazu…ich hab auch schon vieles ausprobiert und bin seit einigen Jahren sehr glücklich mit online Training. Matte ausrollen, machen, danach wieder an den Schreibtisch und gut fühlen (arbteite viel von zuhause).
Und seit einem halben Jahr hab ich mir was richtig tolles gegönnt: eine Personal-Trainierin! Yep. Fantastisch wenn man einmal die Woche noch mal korrigiert wird, wenn Ziele abgesprochen werden und man so richtig motiviert wird.
Und ja, das hat seinen Preis – und muss es auch, die macht das hauptberuflich und SEHR gut – aber ich geh halt nicht shoppen, ich verkneife mir Streamingdienste zum Filme gucken, ich plane es einfach ins Budget ein und hab da meine Priorität gesetzt. Außerdem: wo kann man besser reininvestieren, als in seine Gesundheit?!
Sportliche Grüße an den Deich – ich war heut auch schon auf der Matte!
Liebe Grüße und dank an Deine Texte,
Astrid
Hej liebe Astrid, boah – eine Personal Trainerin, da hätte ich auch so richtig Freude dran! Hatte kürzlich mein wöchentliches Workout in der Turnhalle und die (Ersatz-)Trainerin war einfach so fantastisch, dass ich hinterher zu meiner Freundin meinte: „Die als Personal Trainerin – das wär‘s!“ Aber ich komm auch gut mit Joggen/Yoga/Workout in der Gruppe klar. Hätte dich nie gedacht, dass ich zuhause für mich allein so gut dabei bleibe – aber das läuft! Und mir geht’s damit einfach besser. Danke für dein liebes Feedback, alles Liebe, Katia
Ach Katia, ich wünschte, ich hätte das wieder. Ich habe ja regelmäßig mit Mady Yoga gemacht, richtig viel und auch egal wo ich war, im Urlaub, auf Dienstreise… Aber seit ich wegen eines Unfalls pausieren musste, finde ich einfach nicht mehr rein. Ganz lange hatte ich auch Angst vor Schmerzen und konnte in der Reha sowieso nichts machen.
Ich glaube, ich muss mit ganz kurzen Einheiten anfangen, 10 oder 15 Minuten – aber das täglich, um die Schweinehund-Ausrede, morgen sei ja auch noch ein Tag, gar nicht erst aufkommen zu lassen! Und 10 Minuten am Tag, das müsste doch möglich sein, oder??
Hofft, mit wie immer herzlichsten Grüßen
Sina
Hej liebe Sina, o nein, das ist ja blöd! So ein Unfall kann einen ziemlich raushauen. Aber es lohnt, es wieder anzustarten – und ich bin immer mehr für regelmäßig als für ausufernd. Oft mache ich morgens auch nur eine Viertelstunde Yoga-Praxis, weil mehr dann doch nicht in den kurzen (Arbeits-)Vormittag passt. Aber es macht IMMER einen Unterschied. Die längeren Workouts behalte ich mir eher fürs Wochenende vor. Und wenn du erstmal mit Madys Meditation startest – ich bin mir sicher, du findest zu alter Form zurück. Und ich finde gerade, wenn man wie ich die 4o schon eine Weile hinter sich gelassen hat, ist Sport essenziell! Ist vermutlich die beste Altersvorsorge, physisch gesehen. Alles Liebe, ich halte die Daumen! Katia
Liebe Katja,
Oh wow, toll, dass du da so dranbleibst!! Ich kämpfe total mit meinem Schweinehund und er gewinnt viel zu oft! Letztes Jahr war ich auf Kur und hatte täglich ein gutes Pensum Sport, das hat sich trotz Muskelkater so toll angefühlt, aber im den Alltag retten konnte ich viel zu wenig davon! Immerhin mache ich ziemlich regelmäßig Pilates (Online) und habe eine Nordic-Walking- Gruppe mit meinen Mädels, allerdings treffen wir uns nicht immer regelmäßig… Joggen konnte ich leider noch nie, früher war ich Sprinterin und konnte nicht langsam starten und jetzt finden das meine Knie und mein Rücken gar nicht gut… aber aufgeben ist keine Option, ich werd dem Schweinehund schon noch zeigen wer hier Chefin ist! 😅
Hej liebe Julia, ist bei mir überlebensnotwendig – sonst sackt meine Laune schneller in den Keller als ich “Sport” sagen kann 😉 Klar klappt es mal regelmäßiger und mal weniger – aber ein Grundpensum habe ich eigentlich immer. Pilates ist so gut – ist doch fantastisch, wenn du das öfters machst. Wahrscheinlich muss man in einen Rhytmus kommen, in eine Gewohnheit – dann sportelt es sich auch viel selbstverständlicher und der Schweinehund schaut in die Röhre… 😉 Alles Liebe dir, Katia
Danke, Katja für diesen wertvollen Beitrag!
Endlich schreibt mal jemand wie wichtig Sport auch für die mentale Gesundheit ist!
Bin schon aus dem Alter draußen wo ich mir durch Sport eine deutlich definiertere Form wünsche (obwohl.. wünschen vielleicht schon 😉)…aber realistisch genug bin,dass ich mit meinem Schweinehund gewisse Ziele nicht mehr erreiche.
Ich bin einfach nicht sportlich und schaffe es leider immer nur so halbwegs an irgendeinem Sport dranzubleiben. Meinen wöchentlich stattfindenden Yogakurs muss ich oft genug absagen (heute leider auch schon wieder) ,weil andere Termine dazwischenkommen
(heute Elternabend). ABER ich sage mir immer öfter, dass jedes kleine Bisschen zählt und ich das einfach schon krass merke wie es mir mental besser geht, wenn ich nur mal 15 Minuten alleine Yoga mache und auch spazieren gehen hilft und zählt bisschen zur Fitness….und hilft gegen das Genervtsein gegenüber der Familie,hehe…
Am Wochenende hat mich eine Bekannte gefragt , ob ich mal mit ins Tennis komme…Ich dachte erst, die kann nicht mich meinen, so unsportlich wie ich bin,aber vielleicht zählt ja einfach schon der Versuch und gemeinsam irgendwo hingehen macht es ja schon irgendwie leichter… 😀!
Hej liebe Lilian, ich danke dir, wie schön, dass dir mein Post gefällt! 🙂 Ja, früher waren meine primären Sport-Gründe auch andere (Stichwort: Bikini-Figur – lächerlich eigentlich, die hatte hatte man vor den Kids ganz von allein…), aber mittlerweile merke ich einfach so sehr, wie es mir Psychisch und physisch guttut, mich zu bewegen. Die Laune ist besser, die Lunte länger, der Energielevel höher. Allesamt gute Gründe, dem Schweinehund immer wieder die Stirn zu bieten und sich aufzuraffen. Ja, ich finde, auch 10 Minuten zählen. Und geh unbedingt mal mt zum Tennis, das habe ich letzetens auch mal gemacht – und das hat so unglaublich viel Spaß gemacht! Bewegung ist einfach ein Laune-Turbo! Alles Liebe, danke für dein Dabeisein, Katia
Ja
Hallo Katja, ich bin fast 71Jahre alt wog bis vor 1Jahr noch 76 kg bei 157cm.Das war der Knackpunkt. Ich wollte abnehmen, denn ich habe Herzinsufizienz und Vorhofflimmern. Konnte keine 100m gehen ohne Luftprobleme zu haben. Vom Treppensteigen ganz zu schweigen! Mein Mann sagte, dass ich es nicht schaffen würde. Das war mein Ansporn!Ich mache viel Sport, Früh eine halbe Stunde Frühsport mit Gabi Fastner, Dienstag Schwimmen, Mittwoch Herzsport, Donnerstag Kraftsport und Montag,Freitag und Samstag Fahrradtouren.Sonntag wird geschlemmt mit Kuchen und Sonntagsbraten. Das Sofa oder der Balkon ist dann meine.
Ich habe meine Ernährung umgestellt, viel Obst, Gemüse und ein paar Proteine.
Und was soll ich sagen, vor 2 Monaten habe ich mein Wunschgewicht von 58 kg bekommen, und halte es ganz einfach. Das Beste aber ist,dass meine Luftnot verschwunden ist,ich habe immer gute Laune beim Sport und sehe die Welt positiv. Mit meinem Mann unternehme ich jetzt viel mehr als vorher. Der Sport gibt mir sehr viel.
Hej liebe Rosemarie, das ist eine so wunderbare Geschichte, die mich gerade sehr froh macht. Dass du so spät noch zum Sport gefunden hast, finde ich fantastisch – und nicht eben selbstverständlich. Es zeigt einfach, dass es nie zu spät ist, sich aufzuraffen. Und ich glaube auch wirklich, dass es die beste Versicherung fürs gesunde Altern ist. Ich freu mich für dich und ziehe meinen Haut vor deinem sportlichen Programm! Alles Liebe, viel Spaß weiterhin, Katia