Es ist bescheuert. Ich habe 123.000 Follower auf Instagram, aber grübele seit Tagen über die 2000, die in den letzten Wochen gegangen sind. Aus einer Laune heraus habe ich darüber eine Story gemacht, obwohl ich es nervig finde, wenn Instagramer sich beschweren, dass sie nicht gut ausgespielt werden. Trifft ja eh die falschen, denn die, die es sehen, sind noch da… Aber nun ja. Ich hab mich getraut öffentlich zu sinken – und so viele gute Impulse bekommen…
Und zwar nicht nur viele “Du bist toll, ich bleibe”-Kommentare, sondern auch welche, die mir auf gute Weise den Kopf gewaschen und mich total inspiriert haben. Denn die Frage bleibt: Warum sehe ich so oft das Negative…? Geht das noch anderen so? Jenseits von Instagram? Und wie kommen wir aus dieser Spirale bloß wieder raus?
Fakt ist, unser Gehirn ist tatsächlich darauf gepolt, vor allem Gefahren und Unsicherheiten zu sehen. Jahrtausendelang war das überlebenswichtig. Und obwohl meist keine Tiger mehr im Gebüsch auf uns lauern, arbeitet unser Gehirn noch immer so. Nur aus diesem Grund prasseln so viele schlechte Nachrichten auf uns ein, weil die einfach mehr geklickt werden. Das reißt uns dann wieder runter. Ein Teufelskreis.
Mindestens eine Stunde hab ich abends meinen Mann im Bett wegen sinkender Zahlen vollgejammert.
Er hat mir zugehört. Er hat versucht mich zu beruhigen. Aber die Grübel-Gedanken sind geblieben. Übrigens ist es überhaupt keine Wut, über die Follower, die gehen. Oder meinen Content nicht schätzen. Es ist eher eine echte Traurigkeit. Und eine große Angst. Die mich blöderweise auch noch blockiert. Im Sinkflug hab ich selten gute Ideen. Verkrampfe. Schon wieder ein Teufelskreis.
Das Thema hat mich nicht losgelassen und beim Recherchieren habe ich die Worte des Psychologen Andreas Hagemann gefunden. “Negative Denkmuster sind oft bereits in der Kindheit angelegt und daher schwer zu ändern”, sagt er. Dennoch sei es möglich, aus der Negativspirale herauszufinden, in dem man sich regelmäßig das Gute vor Augen führt. Ein Glückstagebuch zum Beispiel. Gähn, dachte ich erst. Aber vermutlich ist die Idee gar nicht so ausgelutscht, wie ich dachte.
Vielleicht braucht das Ganze für mich einen frischeren Namen.
Eine kurz und knackige Grad–Gut–Liste zu führen, kann ich mir zum Beispiel besser vorstellen. Einen echten Gedankenknall, im besten Sinne, hat die Inspiration meiner Kollegin Karolin Sannwald ausgelöst. Karolin ist bei Instagram als Juristin @inf.law.encer unterwegs und klärt über Medienrecht auf. Sie schrieb mir, dass ihr in solchen Momenten das Bild ihrer Coachin Dorothee Salchow helfe.
Dabei stellt man sich sein Inneres als einen Bus vor, und die Gedanken als ganz unterschiedliche Personen darin. Ein paar von ihnen rangeln gern, aber als Busfahrerin dürfen wir die Kontrolle haben. Wenn ein paar der Rowdys besonders laut werden, lassen wir sie ruhig miteinander kommunizieren. Hören wir ihnen sogar zu? Was genau werfen sie sich an den Kopf? Raus damit. Danach aber haben wir als Fahrerin die Möglichkeit, die kleinen Menschen zurück in die letzte Reihe zu verfrachten.
Und noch eine überraschende Einsicht…
Trotz dieser Gedanken bin ich dennoch ein positiver Mensch. Das meinte Karolin zum Ende, und ich zögerte erst, dachte dann aber aus vollstem Herzen: Krass, stimmt. Beruhigend.
Liebe Claudi,
ich verfolge deinen Blog wirklich gerne und schätze deine Texte und Inspirationen sehr. Instagram habe ich jedoch endgültig verlassen. Ich merke, wie viel mehr Zeit, wirklich ruhige Minuten für eigene Gedanken ohne klicken und scrollen ich nun gewonnen habe. Vor allem aber waren es letztlich die neuen Meta-Richtlinien, die für mich nicht mehr tragbar waren. Also…nicht persönlich nehmen, ich denke, viele sind aus diesem Grund ausgestiegen!
Alles Gute!
Elisa
Liebe Elisa,
danke dir für die Rückmeldung. Ich habe es vor allem auf die Ausmist-Era Anfang Januar geschoben.
Aber du hast Recht, das könnte auch noch reinspielen.
Ganz liebe Grüße,
Claudi
Liebe Claudi,danke für deine Ehrlichkeit.
Ich nutze Instagram gar nicht (Selbstschutz vor dem Zeitfresser), daher freue ich mich immer sehr, hier von dir zu lesen….
… die Thematik ist total spannend! Hast du Jonathan Haidt: Generation Angst gelesen?
Vielleicht ist im nächsten Roman die Hauptfigur Influencerin? Dass würde ich zu gerne lesen!
Liebe Emily, das Buch google ich gleich. Und die Idee ist super, steht hier tatsächlich schon auf dem Ideen-Board.
Ganz liebe Grüße,
Claudi
Ich bin auch gegangen, da ich meinen Instagram-Account komplett gelöscht habe. Der Suchtfaktor war zu groß. Umso mehr freue ich mich über den Blog!
Wie krass, dass ihr das alle durchzieht.
Ein kleines bisschen neidisch bin ich ja ; )
Liebe Claudia,
das geht allen (europäischen) Blogs weitgehend so und liegt nicht an dir! Das geht gerade fast allen (sehr guten und erfolgreichen) Insta Accounts so, denen ich folge, einschließlich meinem eigenen. Es ist nahezu unmöglich Follower zu generieren. America first. Traurig, aber so isses nun mal…
mach dir keinen Kopf, das hast du nicht in der Hand. Heute noch in der FAZ gelesen, wie sehr Musk und Trump auch jetzt schon die Sozialen und auch regulären Medien lenken …
Du kannst jetzt mit entsprechenden KI-Tools versuchen dem Algorithmus zu folgen, oder halt auch nicht. Dummerweise funktioniert das ziemlich gut. Bilder und Texte über ChatGPT formulieren zu lassen und mit schönen, unkritischen, gefälligen Bildern zu versehen. Machen halt so viele. Du würdest nicht glauben, wer alles nicht mehr selber schreibt. Sorgt aber eben auch dafür, dass Beiträge nach oben gespült und verteilt werden, die ständig posten und eben auch keine Arbeit mit dem Schreiben oder Kreieren haben.
Liebe Grüße,
Sonja
Liebe Sonja, krass, du könntest Recht haben. Tatsächlich wüsste ich sehr gut, was ich machen müsste, um bei Insta gut ausgespielt zu werden (naja, zumindest denke ich es),
aber ne, auf vieles habe ich keine Lust.
Vielleicht ist es auch eine schöne Entwicklung, sinkende Zahlen als ein Formen der Zielgruppe zu sehen, eine noch enger zusammenrückende Community –
o ja, das gefällt mir.
Alles Liebe,
Claudi
Liebe Claudi,
Ich denke auch, dass viele Insta aktuell ganz verpassen weil es psychisch nicht gesund ist sich dieser Show, diesem ewigen Vergleich und letztlich dieser Redundanz an Content auszusetzten dem eben doch meist der wirklich Inhalt fühlt. Zudem wird der Algorithmus dann noch durch Antidemokraten wie Trump, Musk und Co beeinflusst.
Vielleicht ist es einfach Zeit für das neue alte Medium Blog 😉
Ich glaube, ich habe einfach besonders coole und gebildete Follower, wirklich wahr.
Ich bin gespannt, wohin sich das alles noch entwickelt. Schön auf jeden Fall, dass ihr hier seid.
Alles Liebe,
Claudi
Liebe Claudi,
mir persönlich geht es mit Instagram wie es mir auch mit den Naschereien manchmal ergeht. Es reizt mich voller Neugier auf eine neue Erfahrung ein tolles Kuchenrezept auszuprobieren, auch wenn ich weiß, dass es mir nicht gut tut. Denn meine Bande liebt nunmal nur die ganz stinköden Langeweiler-Kuchen, also esse ich am Ende wenns schlimm kommt über ein Wochenende einen halben Kuchen alleine.
So fühlt sich das mit Insta an, ich hatte lange keins und bin dann nur dir zu Liebe beigetreten, weil ich unbedingt deine Storys schauen können wollte. Das macht mich auch glücklich, aber dann lande ich auf irgendwelchen Seiten, die mir meine so wertvolle Zeit für ” WasSchöneres”klauen.
Kann dir also nicht versprechen noch lange auf Insta unterstützend zu bleiben.
Ich liebe deinen Blog- lese seit Minute eins mit und wäre froh, du würdest hier deine Kurzfilme über dein Leben mit uns teilen.
Liebe Grüße Theresa
Liebe Theresa, ein schöner Vergleich. Und hui, was für ein aufregender Vorschlag. Muss echt mal überlegen, ob man hier vielleicht kleine Filme einbauen könnte.
Ganz liebe Grüße,
Claudi
Liebe Claudi, ich habe auch Insta verlassen und lesen wasfuermich jetzt ueber die Homepage und Katja, deren Beiträge ich unbedingt weiter folgen möchte, via substack. Ich habe instagram verlassen, da mich die neuen Richtlinien verstört und geärgert haben und ich ausserdem zu viel Zeit bei insta verbracht habe. Ich weiss, dass es einigen meiner Freunden ähnlich geht…
Bitte mach weiter so! Alles Gute!
Viele Gruesse aus Schweden,
Kathi
Liebe Kathi,
danke dir für deine Rückmeldung. Krass, dass ihr die neuen Richtlinien echt zum Insta-Exit genommen habt.
Aber ja, ich kann es verstehen – obwohl es für mich natürlich hart ist.
Aber auch ich habe Lust auf meinen kleinen feinen Blog und auch auf meinen Newsletter “Post von Claudi” –
ein Format, das mich gerade besonders fasziniert und herausfordert. Voll aufregend.
Alles Liebe,
Claudi
Liebe Claudi,
weißte was mich an Instagram am meisten verrückt macht: die Schnelligkeit der videos oder filme oder wie man das richtig nennt…ich kann garnicht so schnell gucken, wie die Bilder da gezeigt werden. Da lese ich in Ruhe lieber einen Blogeintrag und kann mein Tempo selbst bestimmen. Mir gefallen deine Texte, dein Buch im letztes Jahr habe ich sogar inhaliert 🙂
Tatsächlich denke ich hin und wieder darüber nach, was diese digitale Welt mit dir oder auch anderen, die damit arbeiten, macht. Ich selbst arbeite sehr klassisch in der Sozialarbeit und das ist soweit weg von allem Digitalen…ich bewundere deine Ausdauer bei diesem Thema!
Also mich haste als treue Leserin hier auf jeden Fall,
Lieber Gruß
Sabrina
Hey Claudi,
Hmmm, ich bin auch durch dich dort gelandet und hätte es lieber nie angefangen.
Wenn ich das hier so lese, was für ein Zeit- und Glücksfresser es ist und wie es dich auch stresst, ich glaub ich bin da auch wieder raus…
Dem wunderbaren Blog bleib ich treu und auf den Newsletter freu ich mich auch sehr!!
Ich habe auch schon vor einiger Zeit (vor einigen Jahren tatsächlich) Insta verlassen und bereue es keine Sekunde. Ich habe viel zu viel Zeit dort verbracht und war nach dem „Insta-Konsum“ oft genervt, angeödet oder hatte den Impuls, etwas zu kaufen. Wie oft habe ich mir irgendwelche Schminkvideos angeschaut und überlegt, die dort gezeigte Kosmetik zu bestellen – dabei schminke ich mich überhaupt nicht! 😉
Ich habe statt Insta nun lieber Online-Abos guter Zeitungen bzw. Magazine (Spiegel, Süddeutsche usw.) und investiere hier lieber mein Geld und meine Zeit.
Deinen Blog liebe ich sehr – und Dir kaufe ich sehr gerne auch Sachen nach bzw. shoppe in Deinem Shop, weil ich das Gefühl habe, dass Du wirklich hinter dem stehst, was Du uns zeigst. 🙂
Liebe Claudi, ich lese hier immer so gerne von dir und freue mich über jeden neuen Artikel.
Ich liebe dein Landleben, deine fröhliche Lebenseinstellung, deinen kritischen Blick und deine Großfamilie!
Insta habe ich (Gott sei Dank) nicht.
Einfach ein positives Feedback! Mag das was du tust!!!
Ich danke dir – und freue mich sehr, dass du da bist.
Alles Liebe,
Claudi
Liebe Claudi,
noch bin ich zwar bei Instagram, war aber schon die letzten Wochen kaum noch aktiv. Nun bin ich dabei, meine Daten runterzuladen, um mich von dort zu verabschieden. Die neuen Entwicklungen bei Meta stören mich. Auch auf die Art des Umgangs komme ich nicht mehr klar. Leid tut mir der Ausstieg einzig wegen Accounts wie deinem, die ich erstens sehr schätze und liebe und von denen ich weiß, dass sie auf Follower angewiesen sind, weil sie via Instagram ihren Lebensunterhalt verdienen. Außerdem mochte ich eigentlich das Konzept von Instagram. Darum teste ich gerade Pixelfed als Alternative. Das hat noch so etwas “unschuldiges”. Sehr angenehm dort. Ansonsten freue ich mich darüber, dass es noch ein paar Blogs wie deinen gibt und hoffe auf ein Revival der Blogosphäre…
Alles Liebe
Michaela
Liebe Michaela, danke für deine Worte. Pixelfeld habe ich noch nie gehört, muss ich gleich mal googeln.
Ich kann euch alle so gut verstehen und hoffe einfach, dass ich meine weiteren Kanäle und Jobs so ausbauen kann,
dass ich nicht zu anhängig von Instagram bin. Wer weiß, wie lange das noch läuft.
Alles Liebe,
Claudi
Deine Einträge gefallen mir richtig gut! Besonders dieser hier spricht mir aus der Seele. Es ist so leicht, sich in negativen Gedanken zu verlieren – unser Gehirn ist ja quasi darauf programmiert. Aber dein Vergleich mit dem Bus und den lauten Gedanken-Rowdys? Genial! Es macht total Sinn, ihnen Raum zu geben, ohne dass sie das Steuer übernehmen.
Auch die Idee einer “Grad-Gut-Liste” statt eines klassischen Glückstagebuchs finde ich erfrischend. Manchmal braucht es einfach neue Perspektiven, um aus alten Mustern auszubrechen. Danke für diesen ehrlichen und inspirierenden Beitrag!
Lg Berna
Liebe Berna, danke dir für dein Feedback! Ich denke seither fast täglich an meinen Kopf-Bus und finde es faszinierend,
wie sehr solche Bilder einem im Alltag helfen.
Hach, so cool, der Austausch hier.
Alles Liebe,
Claudi
Liebe Claudi, ich wollte Dich auch wissen lassen, dass ich meinen Insta Account gelöscht habe und dir zukünftig nur noch auf dem Blog folgen werde. Ich würde Euch total gerne als monatliches Magazin lesen und denke ich werde auch eine Fördermitgliedschaft abschließen. Das Geld, das ich nun zukünftig nicht mehr für Käufe aufgrund von perfekt auf mich zugeschnittener Werbung ausgeben werde, zahle ich lieber für guten Journalismus, wie ihr ihn macht. Ich fänd es so toll, wenn sich auch InfluencerInnen von Instagram verabschieden würden, auch wenn es sicher ein schwieriger Schritt ist.
Toll, dass es Dich und Dein Team gibt- schon lange eine tolle Inspiration!
O Wahnsinn, wie lieb, dass du Bescheid sagst. Ich kann und mag Instagram (noch!) nicht den Rücken kehren, aber gerade kriege ich ganz gut eine gesunde Balance hin.
Mal sehen, was noch kommt auf dieser Platform (hier jede Menge Schönes ; )
Alles Liebe,
Claudi