Ich habe jede Menge Freundinnen. Und ich habe auch Männer, die meine Freunde sind. Aber eher im Sinne von: Pärchen-Freunde. Da bin ich eben mit beiden befreundet, meist treffen wir uns als Paare zu viert, der Klassiker. Aber ein Mann, mit dem ich mich allein verabrede, der ganz allein mein Freund ist? Das ist ziemlich lange her. Ich merke gerade, wie schade ich das finde. Weil Freundschaften mit Männern doch oft anders sind als solche zwischen Frauen. Und ich frage mich: Hört man als Frau vielleicht einfach auf, eng mit Männern befreundet zu sein, wenn man in einer langjährigen Beziehung steckt…?
Als Teen und bis in meine Zwanziger hatte ich jedenfalls mehrere gute Freunde – und die meiste Zeit davon war ich Single. Wenn wir uns trafen, dann meist nicht, um stundenlang bei Tee und Räucherstäbchen irgendwelche Dinge zu erörtern. Sondern eher, um spontan Dinge zu unternehmen: Zum See rauszufahren, ins Kino oder zusammen feiern zu gehen. Und klar haben wir uns auch unterhalten. Aber unsere Themen waren andere. Es ging selten darum, vermeintlich zwischenmenschliche Dramen zu sezieren. Es ging um das Leben und manchmal auch um die Liebe, aber meistens darum, wie viel Spaß das alles machen kann. Und wenn nicht, war es auch völlig legitim zu schweigen.
Unsere Treffen hatten eine Leichtigkeit, eine Lässigkeit, die ich als angenehme Abwechslung zu den oft emotionalen Mädchenverabredungen empfand.
Ich erinnere mich gern an einen Urlaub, in den ich allein mit zwei Freunden fuhr. In einem klapprigen französischen Oldsmobile von Hamburg nach Südfrankreich. Wir haben im Auto und einmal auf dem Feld geschlafen, haben sehr viel Zeit damit verbracht, Musik zu hören und über die besten Bands der Welt zu reden. Wir haben uns zwei Wochen lang überwiegend von Croques Monsieur und Baguette mit Bresso ernährt, viel Rotwein getrunken und noch mehr Zigaretten geraucht. Wir haben stundenlang Backgammon gezockt, uns gegenseitig aus unseren aktuellen Lieblingsbüchern vorgelesen und manchmal nachts schön schief gesungen. Es war einer der lustigsten Urlaube, die ich jemals erlebt habe.
Anders als mit meinen Freundinnen war die Freundschaft mit meinen männlichen Weggefährten nie ein Thema zwischen uns. Wir waren eben befreundet, darüber musste man keine großen Worte verlieren. Wir mussten uns keine Labels verpassen, uns nicht ständig rückversichern: “Du bist jetzt mein bester Freund.”, “Bin ich immer noch deine Freundin, obwohl wir uns drei Wochen nicht gesprochen haben?” Vielleicht war es unverbindlicher, aber es fühlte sich für mich nie so an.
Es war keine bewusste Entscheidung, dass unsere Solo- Treffen weniger wurden, als ich mich irgendwann neu verliebte. Es schlich sich einfach aus, so nonchalant, wie vorher das Wesen unserer Freundschaften war.
In manchem Fall ging es nahtlos in die Viererkonstellation einer Pärchen-Verabredung über. Denn auch die meisten meiner männlichen Freunde waren früher oder später liiert – und irgendwie schien es passender, sich gemeinsam mit allen zu treffen, statt wie vorher zu zweit. Vielleicht, um neue Partnerschaften nicht mit potenziellen Eifersuchtsgefühlen zu belasten.
Denn natürlich ist es nicht ausgeschlossen, dass auch unter Freunden mal geflirtet wird. Dass sich die Nähe nicht nur vertraut, sondern auch mal flatternd anfühlt. Wobei: Eigentlich gilt das genauso für Frauenfreundschaften, die oft noch sehr viel körperlicher und emotionaler sind.
Dennoch werden männliche Freunde vom eigenen Mann vermutlich häufiger als Konkurrenz betrachtet – und enge Freundinnen von den anderen Frauen genauso. Und so führt der freundschaftliche Mittelweg zwischen Frauen und Männern offenbar direkt in den gemeinsamen Kochabend zu viert: Auch schön, aber ohne den komplexen Reiz der vorherigen Beziehung.
Diese Freundschaft über Dritte bleibt dann irgendwie der Status Quo.
Einige meiner Freunde von früher sind mittlerweile Teil der Vergangenheit. Andere sind mir nach wie vor nah, besonders einer. Weil uns viele gemeinsame Erlebnisse verbinden – die intensiven frühen und die aus jüngerer Vergangenheit, die rein an Jahren mittlerweile überwiegen. Ich freue mich immer, wenn wir auch mal einen Moment zu zweit erhaschen. Wenn wir über die besten Bands der Welt sprechen, uns neue Lieblingsbücher ans Herz legen, Baguette mit Bresso essen und viel Rotwein trinken. Vielleicht verabreden wir uns einfach demnächst mal wieder für einen Kinoabend zu zweit.
Wie ist es bei Euch: Seid Ihr noch oder wieder eng mit Männern befreundet?
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Alles Liebe,
Hi Katia,
oh, wieder mal so ein super Thema!
Ich hatte auch immer Männer, mit denen ich eng befreundet war, zumal zu ungebundenen Studienzeiten gab es da einige. Heute habe ich noch zwei, würde ich sagen. Einer davon ist mit einer meiner besten Freundinnen zusammen, aber für mich und ihn ist total wichtig, dass wir uns unabhängig davon schon davor kannten! Ein anderer Mann, mit dem ich befreundet bin, teilt ein Hobby mit mir; wir haben uns mal über ein Arbeitsprojekt kennengelernt.
Was macht wohl den Unterschied, dass es eine Freundschaft ist und keine Bekanntschaft oder so eine Paarfreundschaft, wo man beide mag und sich zu viert verabredet? Für mich sind ein paar wichtige Merkmale: dass wir uns zu zweit verabreden – und unsere Partner*innen damit ok sind, dass wir uns zwischendurch im Alltag Nachrichten schicken oder auch mal eine Postkarte aus dem Urlaub, uns auf Bücher/Ausstellungen/Konzerte o. ä. aufmerksam machen, von denen wir wissen, dass es für den anderen interessant sein könnte, dass wir uns eigenständige Geschenke für den anderen ausdenken (und nicht als Paar einem anderen Paar bzw. jemand anderem etwas schenken, z. B. bei Geburtstagen läuft das ja oft so), dass wir es über die Pandemie geschafft haben, engen Kontakt zu halten…
Cousins oder Brüder können nach diesen Kriterien auch Freunde sein, finde ich. Davon habe ich je einen und sie sind mir sehr wichtig!
Liebe Grüße – Danke für den Gedankenanstoß, mal wieder 🙂
Hej liebe Sina, ich finde, das klingt ganz schön, wie du es mit deinen verbliebenen männlichen Freunden handhabst. Wahrscheinlich müsste es dieses Selbstverständnis mit andersgeschlechtlichen Freundschaften von Anfang an in einer neuen Partnerschaft geben. Damit sofort klar ist: Derjenige ist mir wichtig, mir liegt so viel an ihm, dass ich ihn auch mal für mich allein haben möchte (und eben nicht in der ewigen Pärchen-Konstellation). Danke dir für deine wie immer sehr bestärkende Rückmeldung! Alles Liebe, auf bald und schönes Wochenende, Katia
Liebe Katia, super spannend! Ich bekomme das bei meiner Tochter mit. Ihre besten und engsten Freunde sind Jungs (neben zwei Mädchen, die sie auch sehr gern hat). Die verstehen sich ganz unkompliziert. Unter Mädchen ist es, wie du auch schreibst, ja schnell mit nem Label versehen, was dann oft zu Streitigkeiten führt … auf all das hat sie keine Lust. Jedenfalls gibt es auch DEN einen Freund. Und als ich neulich mal fragte, ob er da nicht vielleicht eifersüchtig ist, wenn sie so viel mit den anderen Jungs macht, meinte sie nur: „Hä? Wieso sollte er? Ist doch egal, ob ich mit H. und J. ((den Jungs)) spiele oder mit E. ((dem Mädchen)). Ja, das hab ich mich dann auch gefragt :–) Kinder sind da so viel schlauer … mal sehen, wie das weitergeht :–) Danke für deinen Text!
Liebe Grüße!
Hej liebe Dorthe, ich bin immer so dankbar, wenn sich nicht schon in Kinderjahren so eine strikte Mädchen-/Jungs-Trennung bei Freundschaften vollzieht. Sondern Freundschaften offen nach allen Seiten gelebt werden – und auch genauso erlebt werden, vor allem in der Teenie-Zeit. Insofern chapeau für die Haltung deiner Tochter! Alles Liebe, danke für dein nettes Feedback, Katia