An dieser Stelle ist es wohl Zeit für ein Geständnis: Ich kann mich nicht schminken. Konnte ich noch nie wirklich. Weswegen ich mich ziemlich lange davor gedrückt habe. Ich meine mich zu erinnern, dass ich bis ungefähr 15 den natural Look bevorzugt habe – einfach, weil ich nicht wusste, wie man all diese Beauty-Utensilien fachgerecht handhabt…

Danach wurde es zwar gleich ein wenig experimenteller mit gewagtem (aber wenig präzisem) Lidstrich und meist latent verschmiertem Nagellack in sehr seltsamen Farben. Was soll ich sagen: Bis heute hat sich an meiner mangelnden Kunstfertigkeit in Sachen Mascara und Co. wenig geändert, wohl aber die Intention: bewahren statt bemalen. Denn leider kommt der natural Look mit Mitte 40 nicht mehr ganz so gut wie zu rosigen Teen-Zeiten. Wenn das bloß alles nicht so kompliziert wäre!

All diese Foundations und Filler, die Bronzer und Booster, der Glow und der Glam – das war für mich immer schon wie eine Art Bullshit-Bingo.

Da blickt doch kein Mensch durch! Dennoch: Ich muss da jetzt wohl mal ran. Nicht nur, dass mit zunehmendem Alter die Haut faltiger wird, fleckiger wird sie auch noch. Mal abgesehen davon, dass die Schwerkraft klammheimlich meine Lidfalte schluckt, meine Lippen dünner werden und müde seh ich mit meinen schmalen Augen sowieso immer aus, selbst wenn ich gerade aus dem Wellness-Tempel komme. Man könnte bestimmt gegen Schwerkraft und Schwachstellen anschminken – wenn man es denn könnte…

Kürzlich stand ich schon vor einer Douglas-Filiale mit der spontanen Schnapsidee, mir dort ein Schmink-Tutorial abzuholen. Aber ich musste nur einen Blick auf all die gepimpten Verkäuferinnen werfen, um wieder auf dem Absatz kehrtzumachen.

Ehrlicherweise habe ich überhaupt keine Lust, mich mit Beauty-Routinen zu befassen. Ich find das so langweilig!

Früher habe ich mich gelegentlich mal von meiner jüngeren Schwester schminken lassen, die deutlich versierter mit all den Tuben und Tiegeln ist als ich. War aber auch keine Lösung auf Dauer – und bei mir sprang der DIY-Gedanke irgendwie nicht über. Auch später fand ich das furchtbar öde, noch während meines journalistischen Volontariats: Da bot man mir als ersten Job im Anschluss eine Stelle in der Beauty-Redaktion der Maxi an. Ich habe meinen Mentor damals angeschaut, als hätte er mir einen unsittlichen Antrag gemacht. Ich bin dann zu einer Programmzeitschrift gegangen, weitestgehend ungeschminkt.

Was mir aber gerade in letzter Zeit häufiger auffällt: Es gibt auch bei Frauen Ü40 den natural Look. Nur, dass der nicht natürlich ist, sondern einfach verdammt gut geschminkt – so dass es einen eben nicht direkt anspringt. Solche Frauen, zumal in meinem Alter, pushen gerade meinen kleinlichen Neid. Weil sie ihre Beauty-Produkte wie eine Maske tragen können: Kurze Nacht, Dauerstress und Sonne ist seit einem halben Jahr aus…? Das richtige Compact Powder, der passende Eye Shadow wird’s schon richten. Das würde ich dann doch auch gern können.

Denn: So frisch sehe ich mittlerweile nie mehr aus. Selbst geschminkt nicht.

Ich sehe dann kaputt mit bröselnder Mascara und verrutschtem Lippenstift aus. Natürlich könnte ich mir auch Youtube-Tutorials anschauen. Aber mir von 20-Jährigen erzählen lassen, wie ich in mittleren Jahren fresher aussehe? Kommt mir auch seltsam vor.

Vielleicht halte ich es eher mit Jane Fonda: “Das einzige, was dich jung hält, ist ständig Dinge zu tun, von denen du nicht weißt, wie du sie machst.” Ich bezweifle, dass sie damit neue Beauty-Routinen meinte. Aber wer weiß. Also, all ihr Concealer und Contourer, ihr Primer, Blushs und Serums: Irgendwie werde ich euch noch beikommen. Bis ich so alt bin wie Jane Fonda, hab ich den Dreh eventuell raus. Und dann sehe ich am Ende 70 vielleicht sogar frischer aus als jetzt…

Seid ihr natural born MakeUp-Artist…? (Wenn ja: Ich freu mich über altersgerechte Tipps und Tricks…)

Alles Liebe, macht euch hübsch,

Katia