Mit drei Kindern macht man keinen Urlaub mehr. Also Urlaub im Sinne von Erholung. Mit Kindern reist man bestenfalls. Und im Gepäck hat man den ganzen Irrsinn, der einen auch schon zuhause den letzten Nerv kostet: Erbittert zankende Geschwister, stündlicher Essensdrang und noch mehr Wäsche als normal, nur ohne die passende Maschine. Getoppt noch von der Aufregung, die immer mit Ortswechseln einhergeht – und uns die ersten 48 Stunden rund ein Dutzend Dramen und fiese Nächte beschert. Das Einzige, was dagegen hilft? Sich Urlaubsunterstützung zu holen…

In der Rückschau erklärt sich häufig so einiges. Zum Beispiel, warum wir früher niemals allein in die Ferien fuhren. Ob beim Camping oder in den Bergen: Stets war mindestens eine weitere Familie dabei – in den Skiferien sogar manchmal vier. Das war für mich als Kind natürlich ein Fest: Niemals Langeweile, immer jemanden zum Spielen – und irgendein Elternteil haute garantiert was Leckeres in die Pfanne. Heute weiß ich:

Für die Eltern war diese Konstellation mehr als ein Fest: Es war der Hauptgewinn in Sachen Urlaubs-Usus…

Denn sobald Freunde dabei sind, entspannt sich die Lage. Für alle Beteiligten. Die Kinder reißen die Eltern nicht zehnmal pro Minute aus ihrer Urlaubslektüre, weil sie puzzlen/Burgen bauen/Aufmerksamkeit wollen. Die Kinder haben weitaus besseres zu tun, nämlich zu spielen, altersgerecht und bestenfalls sehr ausdauernd.

Die Geschwister sind nicht im Perma-Clinch, weil mindestens einer anderweitig mit altersgerechtem und ausdauerndem Spielen beschäftigt ist – und ergo keine Reibungsfläche bietet. Die Eltern können reihum auslosen, wer die Meute hütet, wer Mediator oder Mealqueen ist. Und den Rest der Zeit einfach mal gar nichts tun. Oder zumindest mit nur einem Kind allein Monopoly spielen, was Erholung schon verdammt nahekommt.

Wenn die Kinder im Bett sind – gern wechselseitig als Übernachtungsbesuch bei den jeweils anderen – haben auch die Erwachsenen im Rudel meist eine bessere Zeit als einzelne Elternpaare unter sich: Mal abgesehen davon, dass man sich mehr Mühe gibt, am Bett der Kinder nicht einzuschlafen, wenn am Küchentisch lauter Freunde warten. Auch die Gespräche drehen sich nicht um die ewig gleichen (Familien-)Themen. So bekommt selbst der dauerpräsente Alltagskopf mal eine Pause.

Ferien-Freunde sind meines Erachtens das einzige Mittel, im Urlaub wirklich runterzukommen.

Vom Stresslevel, vom Mental Load, von den sich ewig wiederholenden ToDos und der Dynamik, die man als Familie so hat. Vielleicht nimmt man sich ein wenig mehr zusammen, wenn man in Gesellschaft ist. Lebt lieber nach dem laisser-faire-Prinzip als sich über die ewig gleichen Dinge zu behaken. Bekommt neue Impulse, die zu einem anderen Miteinander beitragen. Fakt ist: Die besten Ferien als Familie hatten wir meist in geselliger Runde.

Eigentlich wissen wir das alles seit Jahren. Und doch haben wir es bislang viel zu selten geschafft, uns mit anderen Urlaubsfamilien zu synchronisieren. Weil wir nicht die besten Vorausplaner sind. Weil das Alter der Kinder nicht wirklich matcht. Weil wir vorher doch immer wieder der Vorstellung erlegen sind, dass nur wir Fünf allein bestimmt auch eine tolle Zeit haben werden.

Unser letzter Familienurlaub war daher ein echter Überraschungserfolg.

Nur für uns geplant – und zwei Wochen vor Reisebeginn spontan um eine Bekannte nebst Tochter erweitert. Ein Experiment in vielerlei Hinsicht: Keine langjährigen Freunde, deren Stärken und Macken man kennt. Keine erprobten Kinder-Allianzen. Nur die Hoffnung auf eine gute gemeinsame Zeit, in der wir uns gegenseitig als Puffer eingeschliffener Familienmuster dienen.

Meine Mittlere habe ich in diesen Ferien nur von hinten gesehen: Auf dem Weg in den Stall. Auf dem Weg in die Spielscheune. Auf dem Weg zu den Go-Karts, zum Spielplatz, in die Nachbarswohnung. Immer im Doppelpack mit ihrer neuen Herzensfreundin. Wir als Eltern konnten uns den Luxus leisten, uns nur um zwei Kinder zu kümmern, eines für jeden – und mit Glück waren sogar alle vier Kinder als Bande unterwegs.

Wir Familien haben zusammen gekocht, gegessen, gespielt. Haben uns gemeinsam über verregnete Ausflüge getröstet, bombastische Torten vertilgt, schöne Orte erkundet. Und wir haben uns gegenseitig den Rücken freigehalten: Für den Sauna-Besuch, die Lese-Auszeit, ein kurzes Nickerchen. Es war mehr als ein Fest. Es war der Hauptgewinn. Im übrigen auch für die Kinder, weil: entspannte Eltern sind einfach die besten Eltern der Welt.

Zusammen ist man nicht nur weniger genervt. Sondern auch deutlich besser erholt. Und im besten Fall noch frisch befreundet…

Und was ist euer Geheimtipp für erholsame Familienurlaube?

PS: Hier bin ich gerade noch über ein paar gute Tipps für Urlaub mit Kindern gestolpert.
PPS. Und hier verrät Claudi, warum sie neben Urlaub mit Freunden auch gern mal nur mit ihrer Familie Urlaub macht.

Fotos: Barbara Weyer & privat

Alles Liebe,

Katia