Ich kann es schon beinahe fühlen, riechen, schmecken: Die Sonne auf meiner Haut, den Duft der Pinienwälder, den Salz des Atlantiks. Und in mir schreit alles “Oui, oui, oui!!” – weil wir im Sommer wirklich und wahrhaftig an die Côte d’Argent fahren – die Küste meiner Kindheit im Südwesten Frankreichs. An den Sehnsuchtsort meines kompletten Erwachsenenlebens. Doch zu meiner brodelnden Vorfreude gesellt sich noch ein anderes Gefühl: Die leise Furcht, dass dieser Trip viel zu aufgeladen ist mit meinen großen Erwartungen…

Sonnenuntergang Atlantikküste

Ist es nicht ein Naturgesetz, dass Erwartungen zwangsläufig scheitern müssen? Weil immer alles anders kommt, als man denkt? Und vor allem dann, wenn die Vorfreude ein Tête-à-Tête mit der Nostalgie hat?

Ich freue mich so – und fürchte gleichzeitig das Scheitern meines Traums.

Denn genau das ist es: Es ist seit Jahren MEIN Wunsch, auf den Spuren meiner Kindheits-Sommer unterwegs zu sein. ICH hänge an Frankreich, an dem Lebens- und Sommergefühl, das ich damit auf ewig verbinde. Weil ich als Kind jeden Sommer mehrere Wochen dort verbracht habe – die in der späten Rückschau natürlich allesamt ungetrübt wundervoll waren. Meine Familie verbindet damit: nichts. Noch nicht zumindest. Und ich wünsche mir viel zu sehr, dass sie nach diesem Trip genauso verzaubert sind wie ich. Aber ist das realistisch – auch, dass ICH noch genauso so viel dafür empfinde…?

Mein Mann war bislang nur mit mir zweimal in Frankreich, was er wohlwollend, aber nicht als Highlight seines Lebens abgespeichert hat. Meine Kinder fanden die Loire im letzten Frühjahr zwar toll (hier meine Tipps für einen schönen Familienurlaub). Also: Bis auf die furchtbar lange Anfahrt. Und den Umstand, dass dort alle Französisch gesprochen haben, was außer mir niemand versteht.

Gerade im Empfinden meiner Kinder offenbart sich, wie emotional fragil diese Reise werden kann – insbesondere für mich. Weil mein Trio vielleicht über die Autofahrt jammert, über die Unterkunft meckert, den atlantischen Wind verflucht. Und ich deswegen nicht beleidigt oder enttäuscht sein sollte. Gleiches gilt übrigens für meine eigenen Gefühle. Was, wenn ich uns fünf 1600 Kilometer in den Urlaub jage – und am Ende finde auch ich alles bestenfalls so lala…?

Urlaub ist immer so viel mehr als nur Pause vom Alltag. Urlaub ist das Narrativ der schönsten Zeit des Jahres.

Zumindest für uns Eltern. Sprich: Urlaub MUSS schön sein, erholsam, legendär auf eine gute Weise. Wenn er das nicht ist, ist nicht nur der Wunsch nach Durchschnaufen perdu, sondern auch noch die lang gehegte Erwartung enttäuscht. Denn der Urlaub fängt ja schon lange vorher im Kopf an.

Ich ertappe mich also gerade dauernd dabei, wie ich mit leuchtenden Augen von den endlosen Stränden und dem Knacken der Pinienzapfen unter der südfranzösischen Sonne schwärme. Von Croissants am Morgen, Croque Madame am Mittag und Galettes zum Abendbrot. Von dem Rauschen der Dünung, diesem besonderen Licht und all den Erinnerungen, die mir gerade dazu in den Kopf kommen. Ich versuche selbst, mich zu bremsen, um diese Reise nicht zu überfrachten. Um nicht nur meine Erwartungen bis unter die Decke zu schrauben, sondern die der anderen gleich mit.

Meine schlaue Schwester gab mir dazu kürzlich folgenden Rat:

“Versuch doch einfach, dir vorher nicht so viel vorzustellen. Außer, dass ihr woanders seid. Der Rest ergibt sich dann schon.” (Wie sehr ich dieses Geschwisterding auch als Erwachsene schätze, habe ich übrigens hier schon mal aufgeschrieben.) Ich versuche also gerade eine Balance zu finden aus Kopfkino und Realitätscheck.

Dass ich nicht dorthin fahre, um meine eigene Kindheit zu wiederholen, sondern an einen vertrauten Ort, um dort neue Erfahrungen zu machen. Die garantiert ganz anders sein werden als die, die ich vor Jahrzehnten selbst erlebt habe. Die sich sicherlich nicht 24/7 nach wunderbaren Momenten für die Ewigkeit anfühlen werden, sondern zwischendurch anstrengend und zum Haare raufen, weil alle querschießen und meine Laune auf den Boden des Atlantiks rauscht. Damit muss ich bei allem Überschwang rechnen. Und dann kann vielleicht gar nicht mehr so viel schiefgehen.

Hier noch drei unerlässliche Reisebegleiter aus dem Was Für Mich-Shop – auch für die Vorfreude gut:

In Claudis zweitem Kochbuch “Hungrig am Strand” gibt es nicht nur drei komplette Frankreich-Kapitel, sondern sogar eines für Aquitanien! Darin sind nicht nur französische Lieblingsgerichte wie Steak Frites und Soup au pistou, sondern auch viele tolle Tipps für die jeweilige Region. Hier könnt ihr einen Blick hineinwerfen und es direkt bestellen. Kommt definitiv mit nach la France im Sommer!

Die tolle Croissant-Kette lege ich seit letztem Jahr eigentlich nur noch zum Schlafen ab. Mein allerliebstes Schmuckstück mit frankophilem Touch.

Wie der Urlaub am Ende wirklich war? Das halten wir im Reisetagebuch “Ab ins Abenteuer” fest. Mit Platz für zehn Familienreisen, Fotos, Anekdoten plus ganz vielen Tipps für Reisen mit Kids. Bin gespannt, woran wir uns im Nachhinein am besten erinnern – an das Schöne oder an den Nerv…

Und ihr: Könnt ihr erwartungsfrei an schöne Ereignisse gehen oder seid ihr auch ein dankbares Opfer eures Kopfkinos…?

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Foto: Shutterstock, Was Für Mich

Alles Liebe, schöne Ferien,

Katia