Mein Atem fuhr runter, da hatten wir die Insel grad befahren. Grüne Weite, hier und da gesprenkelt mit Vierseitenhöfen in Sahneweiß, Goldgelb oder Rostbraun. Die Landstraße würde bei uns Feldweg heißen. Und sogar der Raps wächst hier irgendwie entspannter…

Hjertelig velkommen, Bornholm.

Im Mai auf die Insel fahren ist herrlich. Weil man dadurch eine zweite Raps-, Flieder- und Kastanienblüte mitnehmen kann. Was man aber wissen muss: Viele Läden haben noch nicht geöffnet, einige von den coolen Strandkiosken werden sogar gerade erst aus Holz wieder aufgebaut. Die Saison ist kurz: gerade mal von Juni bis August. Dann reisen die meisten Dänen schon wieder ab.

Zur Vorbereitung habe ich neben Touri-Seiten die Accounts dänischer Influencer gesuchtet. Und wow, nachdem ich unter anderem die Highlights von Hanna Stefansson und  Laura Schrøder angeguckt habe (Lauras Ferienhaus, Boho-Traum!) war klar: die grüne Insel erwacht im Hochsommer aus ihrem Dösgang und wird hip. Genau diese Mischung macht Bornholm für mich so bezaubernd. Ein bisschen Hipstertum gibt’s nämlich zum Glück auch außerhalb der Saison. Außerdem ganz viel Stil, aber in lässig. Und natürlich herrliche Natur und wirklich keine einzige Bausünde.


Zum Beispiel in der Bay Frost Bar in Listed.

Dort gibt es hippe Drinks, die man im lässigen Boho-Garten unter Vintage-Sonnenschirmen mit Blick auf den Hafen genießen kann. Leider gibt’s dieses Jahr keine Lobster-Rolls, weil der Hummer so teuer geworden ist, erklärte mir der nette Besitzer. 50 Euro wolle nicht mal der hipste Hipster für eine Roll zahlen.

Oben drüber gibt‘s wunderschönen Schmuck (angeblich kauft hier auch das dänische Königspaar) und gegenüber, bei Madame Stoltz, Boho-Deko zum Mitnehmen (zu weniger königlichen Preisen).

Ebenfalls hübsche Deko, sowie eine wunderschöne Blumenauswahl,  die leckersten Zimtschnecken und tolles Sauerteigbrot gibt’s bei Svaneke Brød. Die hatten aber nur von Donnerstag bis Sonntag auf – und André war fast ein wenig genervt vom Hipsterfaktor. Hehe, aber der mag auch nicht so gern Zimt. Ich fand auch den Kardamomknoten köstlich.

Ein Eis von der Insel.

Ich war dafür ein bisschen enttäuscht von dem gehypten Eis von Is Kallas in Sandvig, zumindest von der Sorte Rhabarber. Toll ist, dass das Eis auf der Insel produziert wird (wie ganz viele Produkte übrigens). Außerdem haben die eine coole Eisfabrik im Hafen von Tejn, die allerdings im Mai auch noch geschlossen war. Zum Glück war die Filiale am Hafen von Sandvig Alligne offen. Der Standort ist toll, die Kinder können über die Steine klettern, die Eltern können “Vorsichtig!” rufen und alle zusammen können das Meer beobachten, außerdem die Männer im kleinen Hafenversammlungshaus und die Hafensaunabesucher (sehr spannend für meine Kids).

Meine Familie fand ihr Eis in anderen Sorten (Schokolade, Nougat) übrigens sehr lecker. Dazu die Kulisse des herrlich altmodischen Hotels am Hafen von Alligne Sandvig, herrlich. Noch nostalgischer ist bloß das Melsted Badehotel, fahrt da mal vorbei, so hübsch mit dem kleinen Strand davor.

Cool Burger essen kann man bei TOUR Burger in Svaneke, bei gutem Wetter (oder zumindest regenfrei) auch im lässig gemütlichen Innenhof unter der bunten Lichterkette. Es gibt bloß drei verschiedene Burger, aber die sind großartig, und dazu diverse köstliche Soßen zu den Pommes. Probiert auch unbedingt ein lokales Bier von der Insel, Bingo Gringo heißt das Mexican Lager (und falls es euch schmeckt, shoppt die hübschen Dosen als Mitbringsel im Supermarkt.)

Sehr bezaubernd fand ich das Café Rosa in Gudjem. Das ist außen leuchtend gelb angepinselt und drinnen baumeln lauter Fliegenpilze von der Decke. Der Kuchen ist super lecker und man kann ihn auf roten Tupfenkissen in der Sonne genießen. Die Dame hinter der Theke war leider ziemlich unfreundlich, aber vielleicht war ihr ausnahmsweise ein schlechter Pilz über die Leber gelaufen.


Wunderschöne Keramik und Gläser gibt’s im Matter House of Craft in Nexö. Ich hätte super gern eine der Vasen gekauft, allerdings ist sie beim Rest der Familie für den Preis von umgerechnet etwa 70 Euro abgelehnt worden (mit Erinnerung an unser sehr gut gefülltes Vasenregal.)

Nexö fanden wir ein bisschen weniger pittoresk, aber dafür weniger touristisch und es gibt eine kleine Fußgängerzone mit ein paar hübschen Läden. Hier haben wir von Montag bis Mittwoch Brötchen und Kuchen bei der Bäckerei Bader Mortensen geholt. Alles sehr lecker, auch die Brötchen.


Wunderschön fanden wir auf Bornholm noch diese Dinge:

Das Kunstmuseum: Allein der preisgekrönte Bau lohnt das Kommen, genau wie der Ausblick über das Grün und das Meer. Für die Kinder gibt’s eine Foto-Rallye und ein Eis als Belohnung. Wirklich ein sehr spannendes und schönes Museum mit neuen und alten Bildern und nicht zu groß, dass es anstrengend wird.


Ein Küstenweg, der einmal um die Insel führt. 

Man kann etliche Abschnitte in unterschiedlichen Längen und Anstrengungsgraden gehen, (hier gibt’s eine Übersicht). Wir haben uns für einen einstündigen, wunderschönen Spaziergang das Küstenwegstück von Listed nach Svaneke und zurück entschieden. Es geht in Listed schon wunderschön los, dann erst durch einen kleinen Wald, dann an der Küste lang. Vor den Felsen hängen unzählige Schwäne in Doppeldates ab und schließlich landet man nach einem Marsch über eine idyllische Schafswiese im Hafen vom Svaneke.

Dort hat jemand für seine Kinder einen kleinen Fußballplatz mit Schaukel angelegt. Hach, man fühlt sich dort wie in einem ZDF-Sonntags-Abend-Film. Und auf dem Rückweg glitzert Listed in graublauen Dunst. Wunderschön.

Strand in Balka: Unser Ferienhaus war fußläufig davon entfernt und ich konnte bei meiner ersten Laufrunde kaum glauben, was für einen wunderschönen Strand wir da fast vor der Holzteerasse hatten. Sichelförmig, zuckerweiß, wenig Wellen und mit einem Bachlauf im Schilf, ideal also auch für kleinere Kinder. 

Der Strand in Dueodde ist noch atemberaubender, und weiß, breit und windig. Es gibt keine Bebauung, bloß einen Leuchtturm als Zeichen von Zivilisation. Man bekommt im ersten Moment kaum Luft vor lauter Wind, aber dann unendlich viel. Wirklich einer der schönsten Strände, die wir je gesehen haben.

Auf der Riesendüne davor hatten die Kinder richtig viel Spaß beim Runterennen, Runterkullern, Runterfallen. Ein Riesenspaß, da macht es nichts, dass wir hinterher alle Sand zwischen den Zähnen hatten.


Sandkas Strand:  Ganz anders als im Süden, erinnert diese kleine Bucht mit rosa Granit fast an Strände auf den Seychellen.  Die Farben sind der Wahnsinn: Knallblau an Knallgrün und der ist Sand so hell und fein, dass er unter den nackten Füßen quietscht. Im Sommer gibt’s hier einen hippen Beachclub, von dem war jetzt nur eine zugenagelte Hütte zu sehen. Verrückt, wie Boho-Bornholm plötzlich aus seinem Schneckenhaus schlüpft, wie ein Einsiedler Krebs aus einer Muschel.

Bärlauch Wälder: Ende Mai durftet wirklich die Insel nach Knoblauch, sobald ein Wäldchen in der Nähe ist, und wer durch einen der hübschen Wälder spaziert, weiß warum: überall wächst Bärlauch. Einfach sehr besonders und wunderschön.

Gudjem, was für ein süßer Ort.

Ich habe gejubelt, als ich diesen Bilderbuchort am Hand entdeckt habe. Hier gibt’s lauter niedliche Häuser in gelb, rot und hellblau und viele niedliche Shops. Man kann in der Bolchekogeriet Almuegaarden beim Bonbon machen zugucken (oder selbst welche mache). Achtung, wenn ihr welche kauft, fragt unbedingt, ob ihr probieren dürft. Wir  waren ziemlich erschrocken, dass die hübschen rotweißen Bonbons mit der Dänemark-Flagge nach Lakritz schmecken.

Die Karamellen von Karamel Kompagniet nebenan fanden wir leckerer. Und gegenüber gibt’s Erdbeer-Gin in coolen Flaschen als Mitbringsel. Super hübsche Sachen gibt’s auch im kleinen Laden Design Crush und gleich gegenüber ist eine kleine Galerie, die auch so liebevoll aussieht.

Der kleine Ort Hasle auf der Westseite.

Ich fand ihn lange nicht so idyllisch, wie die andere Seite, aber das neue Hafen-Schwimmbad ist echt cool. Ich fand auch die Infoschilder über die Geschichte des Fischfangs echt interessant. Ich hatte doch keine Ahnung, dass Fisch aus Hasle vor ein paar Jahrzehnten die Mc Donalds Filialen in Moskau für den McFish belieferte. Am spannendsten fanden wir aber die Teenie Jungs, die vom Sprungturm in die eiskalte Ostsee hüpften. 

Hammershus: Erst hatten die Kinder keine Lust die alte Burg der Insel anzuschauen, aber dann fanden wir es doch alle ganz schön spannend, haben uns gegenseitig die Infoschilder zu den Ruinen vorgelesen und den stürmischen Ausblick genossen. (Das kreisende Kriegsschiff auf dem Meer war noch gruseliger, als das alte Gefängnis). Richtig interessant fanden wir auch die Ausstellung im nagelneuem Infogebäude. Achtung, pflückt rund um die Burg keine Blumen, denn hier wurden früher viele giftige Heilkräuter angebaut und die wachsen da immer noch.

Noch ein Ort, der erst Maulerei, dann Wows auslöste: die Helligdomsklipperne zwischen Tejn und Gudjem. Wir haben den Parkplatz in der Nähe des Kunstmuseums genommen und sind bloß ein Stück an der Steilküste entlang gegangen. Besonders der Aussichtspunkt mit der runden Bank ist spektakulär und sorgte sogar bei den Präteens für Begeisterungsrufe.

Dass wir die große Grottenspinne nicht gesehen haben, fand ich jetzt nicht sooo schade.


Das niedliche Svaneke hab ich als zweiten Lieblingsort erkoren. Super süß ist die Madsen Madbar ein kleiner Kiosk, bei dem ich den Gin Tonic-to-go faszinierend fand. Später haben wir gehört, dass es dort die besten Hot Dogs der Insel geben soll. Die öffentliche Hafensauna von Svaneke ist riesig und die Becken mit den Springtürmen echt faszinierend. Wir sind noch bis zum kleinen Leuchtturm spaziert, daneben wurde ebenfalls grad ein Camp gezimmert, die Saison naht – bis dahin hatten unsere Kinder das Kletterschiff auf dem Spielplatz für sich allein.

Ein echtes hübsches Ferienhaus in Strandnähe

Geschlafen haben wir in diesem echt schönen Ferienhaus, ein Zufallsfund. Ich fand es super hübsch eingerichtet (ein bisschen Antikes, plus ein paar dänische Designklassiker). Es war echt super ausgestattet (Pürierstab! Gewürze! Kinderspielzeug! Gummibänder!) und der Garten ist ebenfalls toll.

Falls ihr es nachbuchen wollt, solltet ihr das wissen: Das Bad ist sehr klein und die Sauna, auf die wir uns gefreut hatten, haben wir dann doch nicht genutzt, weil der Vorraum einfach so wenig einladend war (zentral platziertes Klo, Waschmaschine, 80er-Wanne). Ein paar Ameisen als Mitbewohner gibt`s auch. Und bei der coolen Hochebene fehlt für meine Entspannung ein Brett, damit niemand runterpurzelt. Ansonsten ist es ein echt super schönes, sehr gemütliches Haus zu einem echt guten Preis, in dem ich die ganze Zeit Saltkrokan-Vibes hatte.

Apropos Gin.

Einen Norresan Rosa hatte ich am letzten Abend in dem kleinen Coffeeshop Norresan, der abends zur Bar wird (im Sommer sogar ab und zu Silent Disko.) Der Drink ist neonpink (Gin und Rhabarber) und der ganze Laden super süß und soooo stylisch. Allein der riesige Wildblumen Strauß auf dem Tresen – ein lässiger Traum!

Ich hatte mich die ganze Woche drauf gefreut, dort bei einem Drink den Sonnenuntergang anzuschauen und dann wären wir fast doch nicht hinfahren, weil es schon so spät war und außerdem bewölkt. Zum Glück haben wir’s doch gemacht, denn der Ort ist magisch und als wir dort ankamen, kam sogar die Sonne raus.

Das weiße Häuschen mit den zwei kleinen Rogeris leuchtete zwischen den gelben Blüten und dem blaugrauen Himmel. Wow! Der Besitzer ist super nett und auf dem Rückweg, bewunderten wir noch den Hafen und den lila Himmel und alles andere. Eine nette Dänin verriet mir, dass die gelben Blüten nicht verlaufener Raps sind, sondern „zakeklap“ (oder so ähnlich, keine Ahnung, wie man  das schreibt), was noch viel schöner klingt als das deutsche Orientalisches Zackenschötchen.

Noch ein paar Knutsch-Pärchen-Selfies im Gegenlicht. Hach, schön war das.

Statt der teuren Bonbons in der Bonbonmacherei würde ich übrigens lieber einen Supermarkt stürmen und die niedlichen Spunk-Packungen shoppen, in denen winzige Gummiteile stecken. Liebten unsere Kinder, weil sie uns alle an Pippi-Langstrumpf erinnerten und sind auch ein süßes Mitbringsel.


PS. Wettermäßig war es übrigens sehr gemischt. Wir hatten alles dabei, manchmal innerhalb einer Stunde. “Die Insel macht ihr eigenes Wetter”, hat mir unser Ferienhaus-Nachbar erklärt, nachdem ich mich gewundert habe, dass auf meine Wetterapp null Verlass war. Wenn ihr da seid, hoffe ich, dass ihr die Insel auch mal bei Sonne seht, sie ist dann einfach so wunderschön. Bornholm hat definitiv mein Herz berührt.

Hast du noch Tipps für Bornholm? Wir wollen definitiv noch mal hin.

Claudi