Ich fürchte, zusammen netflixen gilt strenggenommen nicht als Hobby. Auch Krisenintervention in Sachen Erziehung nicht, obwohl mein Mann und ich damit SEHR viel gemeinsame Zeit verbringen. Aber ein echtes gemeinsamen Hobby? Haben wir nicht, hatten wir noch nie, dabei hätte ich schon seit Jahren gern etwas, das uns beide am Ende eines Alltagstages verbindet. Nur: Irgendwie funzte es bislang nicht. Kartenspielen fanden wir beide doof, auf Konzerte gehen wir nur zweimal im Jahr und der Salsa-Kurs blieb eine schöne Idee. Aber dann kam mein Mann plötzlich mit dieser Tischtennisplatte um die Ecke…

Zugegeben: Schön ist sie nicht. Wenn sie zusammengeklappt auf unserer Terrasse steht, ist sie nicht unbedingt eine Zierde. Und ausgeklappt nimmt sie verdammt viel Raum ein, der mein hübsches Arrangement aus Tisch, Stühlen und Pflanzen an den Rand verbannt.

Warum ich das Kettler-Alu-Gestell mit der knallblauen Platte dennoch bei uns einziehen ließ?

Weil ich damit die schönsten Erinnerungen verbinde. Weil ich als Kind die komplette Draußen-Saison damit verbracht habe, gegen meine Freunde, meinen Vater, mich selbst wilde Tischtennis-Matches auf unserer Terrasse zu spielen. Weil ich damit ein Gefühl von Sommer, Leichtigkeit und Lebenslust habe. Denn: Sich gegenseitig die Bälle um die Ohren zu pfeffern ist ähnlich vergnüglich wie Schaukeln, Rutschen oder Rodeln – eben all diese Dinge, die man meist zuletzt als Kind getan hat. Und die gerade Erwachsenen zwischendurch ziemlich guttun würden.

Was Tischtennis zu einem wirklich heißen Anwärter auf ein gemeinsames Paar-Hobby macht. Schließlich teilt man im Familienalltag schon genug Dinge, die anstrengend bis unerfreulich sind. Tischtennis fegt das alles in Nullkommanichts beiseite. “Komm, wir spielen eine Runde”, sagt mein Mann jetzt häufiger mitten am Tag, wenn wir eine Pause brauchen von Familie, Alltag, Arbeit.

Und dann schmettern wir uns gegenseitig die Bälle um die Ohren (zum Stressabbau) oder spielen behäbige Ballwechsel (zum wieder beieinander ankommen).

Tischtennis, dachte ich gerade, hat für uns einen ganz ähnlichen Effekt wie gemeinsame Autofahrten. Man ist eigentlich mit etwas anderem beschäftigt, aber doch zusammen, ohne in einer expliziten Date-Situation zu sein. Und so entspinnt sich oft ganz ohne den lästigen Erwartungsdruck ein unerwartetes Gespräch, ein zweisamer Moment. Oder einfach komprimierter Spaß für die Dauer eines Schnippel-und-Schmetter-Matches. Und das tut so gut!

Vermutlich ist eigentlich Bewegung das halbe Geheimnis. Ich fand es schon ähnlich herrlich, wenn wir gemeinsam auf dem Tennisplatz waren – was leider meist nur in den Ferien vorkommt. Vielleicht geht es um gemeinsame Aktion, also wirklich aktiv sein, nicht faul auf dem Sofa gammeln. Klar, essen gehen ist auch eine feine Sache (und definitiv eine geteilte Leidenschaft von uns!), aber auch dabei sitzt man eben so rum und sich gegenüber – und das kann auch mal zäh sein, wenn man gerade eigentlich mundfaul ist.

Beim Tischtennis muss man nicht reden, nur schnell sein und nicht beleidigt, wenn der andere einen Top-Spin spielt, der unerreichbar ist.

Wahrscheinlich ist das die einzige Kunst dabei – neben der Fertigkeit am Schläger: Dass es etwas Gemeinsames ist und kein wer-ist-hier-der-Tischtennis-Held-Vergleich. Und obwohl ich eigentlich sonst keine besonders gleichmütige Verliererin bin, ist Tischtennis für mich immer Spiel, kein Battle. Und für meinen Mann genauso.

Was ich an unserem neuen Hobby noch liebe: Es geht so schön schnell. Nebenbei, ohne großen Aufwand. Wir brauchen keinen Babysitter, keine Kinder-Orga, nur zehn Minuten zwischendurch, trockenes Wetter und keinen Wind. Und dann katapultieren wir uns für ein paar wilde Ballwechsel aus dem Alltag und in ein gemeinsam geteiltes Gefühl von Leichtigkeit und Lebenslust…

Manchmal sind es gerade die Gebrauchsgegenstände, die uns im Alltag glücklicher machen: Hier habe ich schon einmal aufgeschrieben, wie ich unser Trampolin lieben lernte.

Habt ihr ein gemeinsames Paar-Hobbies?

Alles Liebe,

Katia