Die Frau vom Gesundheitsamt am Telefon war eigentlich nett. Nein, nochmal: Die Frau vom Gesundheitsamt war nett. Ohne eigentlich. Und ich? Musste mich hochkonzentrieren, keine Furie zu sein. Sie konnte nichts dafür, dass mein Kind in Quarantäne muss. Und auch nichts für die Umstände. Ein bisschen fies war ich trotzdem. Kleine Ausrufungszeichen an Sätzen, die eigentlich einen Punkt hätten. Manche Wörter machten Purzelbaum. Und dazu der Klang meiner hochgezogenen Augenbrauen. Ich mag oft selbst nicht, was die fiese Pandemie aus mir gemacht hat… Weiterlesen
Könntest du bitte das Haus verlassen, damit ich mich über deine Rückkehr freuen kann?
Ich vermisse gerade ziemlich vieles: Unbeschwert zu sein. Essen zu gehen. Alle meine Freunde zu sehen. Der Anblick meines Mannes fehlt mir nicht. Nicht, weil wir Knatsch hätten. Oder weil ich ihn nicht mehr lieben würde. Ich mag ihn nur einfach nicht mehr dauernd sehen. Ich mag nicht mehr rund um die Uhr mit ihm Zeit verbringen. Zu allem und allen soll man gerade Abstand halten – bloß zum eigenen Partner fehlt die Distanz. Nur: Gerade da wäre sie nach einem Jahr heavy pair cocooning dringend angebracht. Paar sein in der Pandemie ist nämlich ein echt kniffliger Job. Weiterlesen
Ich fühle mich gerade wie der Kapitän der Titanic: Haltung bewahren auf einem sinkenden Schiff. Die Kapelle zum Untergang munter geigen lassen. Und dabei doch ohnmächtig zusehen müssen, wie alles absäuft. Wie lange kann man den Kopf über Wasser halten? Wie lange die Laune bewahren? Ein Jahr? Zwei? Ich kann keine Durchhalteparolen mehr hören. Ich will nicht mehr Großes im Kleinen eines klaustrophobischen Alltags suchen. Ich will nicht länger das Beste daraus machen. Ich will ein Leben zurück, das diesen Namen auch verdient hat… Weiterlesen