Urlaube sind immer nur so gut wie das Wetter vor Ort – und die Bücher, die man im Gepäck hat. Die kann man entspannt am Strand oder auf der Sonnenliege am Pool lesen oder es sich damit drinnen gemütlich machen, falls der Sommerurlaub so verregnet wird wie der Juni hier in Deutschland…
Jedenfalls pflege ich die Tradition der Urlaubsbücher schon seit meiner Kindheit und renne bereits Wochen vor Ferienstart in die Buchhandlung, um mir die schönsten Romane für Mußestunden mit mir selbst zu sichern. Hier kommt meine Auswahl – vielleicht ist ja auch etwas für dich dabei…?
Surf-Vibes und Familienbande: “Malibu Rising” von Taylor Jenkins Reid
“Es ist definitiv ein Sommerferienbuch”, sagte die Freundin, die es mir kürzlich lieh. Oh, wie recht sie hatte! Nach diesem Roman wollte ich surfen lernen, eine rauschende Sommerparty feiern, Brüder haben – alles auf einmal. Und ich wollte nicht aufhören zu lesen, obwohl ich wusste, dass ich danach in dieses tolles-Buch-durch-und-was-jetzt?-Loch fallen würde.
Die Geschichte um Supermodel Nina Riva ist wie eine dieser Serien, die einen bis spätnachts wachhält, weil sie sich von Cliffhanger zu Cliffhanger angelt – und man zu dringend wissen MUSS, wie es weitergeht. Das mit dem Serien-Feeling kommt übrigens nicht von ungefähr – schließlich stammt die Romanvorlage zu der fantastischen Sixties-Band-Serie “Daisy Jones & The Six” (Amazon Prime) aus der Feder der gleichen Autorin.
Aber zurück zu “Malibu Rising” und Nina Riva, die an einem verdammt heißen Tag des Jahres 1983 eine Sommerparty für die Reichen und Schönen in Malibu feiert, nach der am Ende nichts mehr ist wie zuvor. Weil gut gehütete Familiengeheimnisse ans Licht kommen, weil es eine Emanzipationsgeschichte ist – und weil es manchmal ein Feuer braucht, um ganz neu anzufangen.
Ich mochte Nina und überhaupt ihre ganze Surfer-Sippe, die genau so einen lässig-entrückten Lifestyle lebt, nach dem man sich gerade im Sommer manchmal sehnt. Ich mochte, dass das Buch easy zu lesen ist, ohne trivial zu sein und vor allem, dass es laufend Kopfkino-Bilder auf meine Netzhaut projiziert hat. Die anderen Romane von Taylor Jenkins-Reid stehen jetzt jedenfalls ganz oben auf meiner Must-Read-Liste.
Freibad-Feelings: “Seemann von Siebener” von Arno Frank.
Wenn unsere kleine Buchhandlung am Stadtrand Lesungen organisiert, kann man sich sicher sein, dass es immer großartige Autoren und ebensolche Bücher sind. Leider habe ich bislang jede einzelne verpasst. Die von Celeste Ng (“Kleine Feuer überall”, übrigens auch toll als Serie adaptiert), von Khuê Phạm (“Wo auch immer ihr seid”) und eben die von Arno Frank.
Sehr, sehr schade! Denn das Buch hat mich absolut hingerissen – und ich bin immer so neugierig, wer die Menschen sind, die mich mit ihren Geschichten derart in den Bann schlagen. “Seemann vom Siebener” war jedenfalls auch so ein Roman, den ich in zwei Tagen inhaliert habe. Weil mich die Geschichte, die an einem einzigen Tag in einem Provinz-Freibad spielt, ab dem ersten Satz hatte. Weil ich Romane liebe, die aus verschiedenen Perspektiven eine Geschichte erzählen, die sich dann wie ein Puzzle Stück für Stück zusammensetzen lässt. Weil ich der Nostalgie wegen Freibäder liebe.
Und vor allem, weil ich die Figuren so mochte: Den Bademeister Kiontke, der mit alten Dämonen kämpft. Die betagte Isobel, deren Gegenwart langsam verschwindet. Josefine, die ihren Mann verloren hat, dafür sich selbst wiederfindet. Es ist die Geschichte eines jeden Leben, die da erzählt wird: Vom Weggehen und Zurückkommen, von der Suche nach Glück, Verbundenheit und Heimat. Großes, kleines Buch!
Mein Marabou-Moment: “Nächsten Sommer am See” von Carley Fortune
Ich glaube, ich habe mir noch nie ein Buch bei Budni an der Kasse gekauft. Aber auf dem Weg an die sommerliche Nordsee kam mir „Nächsten Sommer am See“ kürzlich gerade recht. Vermutlich vor allem deshalb, weil ich „Fünf Sommer mit Dir“ vergangenes Jahr so gern gelesen habe. Und was soll ich sagen: Ich hatte auch Percy und Sam schon gern, aber Fern und Will haben mich gerade so richtig erwischt!
Vielleicht, weil es eine perfekt-krude Mischung aus Dirty-Dancing-Setting und der „Before Sunrise“-Story war – gespickt mit dem Soundtrack meiner eigenen Teenie-Jahre. Jedenfalls habe ich innerhalb von 48 Stunden die gut 400 Seiten weggelesen, wie Fern und Will als Twenty-Somethings einen besonderen Tag miteinander verbringen – und sich erst zehn Jahre später zufällig wiedersehen. Selbst wenn Will vor (optischen) Klischees nur so strotzt: Carley Fortune schreibt so mitreißend und süffig, dass ich das Buch einfach inhalieren musste. Ist wie mit meinem Schoko-Konsum: Eigentlich bin ich mit Schoko 85 Prozent fein. Aber manchmal muss es eben eine Tafel Marabou Daim sein.
Familie ist immer ein Drama: “Leuchtfeuer” von Dani Shapiro
Vielleicht starte ich mit einem Geständnis: Die Buchempfehlungen unseres Was Für Mich-Newsletter dienen mir in erster Linie als persönliche Wishlist noch zu lesender Bücher. “Leuchtfeuer” stand natürlich auch mit drauf. Und als Claudi ihre “Sommer ist meine Lieblingsfarbe”-Lesung bei stories hatte, wanderte der Familienroman direkt mit in meine Einkaufstasche.
Das Buch startet mit einem Donnerschlag: In einer Nacht des Jahres 1985 erschüttert ein Unfall das Gleichgewicht der Familie Wilf – und wird es für immer bestimmen. Und Jahre später auch das der Nachbarsfamilie, dessen Sohn Waldo so ganz anders ist als andere Zehnjährige. Auch das Leben seiner Familie hat eine andere Wendung genommen, weil Familie eben immer auch bedeutet, Vorstellungen zu revidieren, selbst wenn es verdammt wehtut.
Die Freundschaft zwischen Waldo und dem alten Ben Wilf ist ein Anker für beide – und reißt doch alte Wunden wieder auf. Mich hat die Geschichte sehr bewegt und viel zum Nachdenken gebracht: Wie ist das mit den Vorstellungen, mit den Bilder, die wir von Familie, von unseren Kindern haben? Was, wenn alles ganz anders kommt? Wie geht man mit Schicksalsschlägen um, ohne daran zu zerbrechen? Es ist zwar ein kleines Buch, aber mit großer Wucht. Und eines, das lange nachhallt.
“Das Haus über dem Fjord” von Kristin Valla
Dieses wunderbare Buch habe ich auf dem Rückweg unseres Föhr-Urlaubs bei einem Bücherflohmarkt mitgenommen – und mich noch auf der Autofahrt direkt festgelesen. Ein weiterer Familienroman – unbestreitbar eines meiner Lieblingsgenres! Und wen wundert’s? Familie ist Schauplatz von großen Gefühlen und Geheimnissen, ist Sehnsuchtsort und Haifischbecken, prägt unser Leben, ob wir wollen oder nicht. Familiengeschichten sind einfach nie auserzählt!
In “Das Haus über dem Fjord” kehrt Elin nach dem Tod ihrer Mutter in ihr norwegisches Heimatdorf zurück. Sie ist die letzte der Familie, denn in ihrer Kindheit verlor sie ihren Vater und zwei Brüder an einen verheerenden Erdrutsch, der einen Riss in die Landschaft und ihr Leben schlug. Während sie das Haus der Mutter räumt, trifft sie ihre Jugendliebe Ola wieder – und auf Spuren aus dem Leben ihres Vaters, die sie an den Geschehnissen damals zweifeln lassen…
Ich will hier nicht groß spoilern, deshalb nur so viel: Ja, es ist eine Familiengeschichte, die eine erstaunliche Wendung nimmt. Und es ist eine Geschichte über Trauer, über das Erwachsenwerden nach dem Tod der Eltern und Lebenspläne, die sich ändern können. Atmosphärisch, überraschend, unbedingt lesenswert!
Aussteiger an der Atlantikküste: “Wie Inseln im Licht” von Franziska Gänsler
Zoey hat gerade ihre Mutter verloren – und bereits vor Jahren ihre jüngere Schwester Oda. Nur: Darüber gesprochen wurde nie. Und nach der Schwester gesucht noch weniger, die eines Nachts einfach verschwand. Als Zoey die Asche ihrer Mutter an die französische Atlantikküste bringt, wo sie in ihrer Kindheit zu dritt auf einem Campingplatz lebten, geht sie ihren Erinnerungen nach – und stößt auf viele Ungereimtheiten…
Auch wenn ich mir mehr leichte Sommerlektüre mit Frankreich-Vorfreude versprochen hatte: Ich mochte die etwas spröde Geschichte von “Wie Inseln im Licht” dennoch. Ein wenig hat mich das Setting an die Filme von François Ozon erinnert, die immer auch ein wenig verstörend sind, weil sie Abgründe zeigen, wo andere nur glatte Oberflächen sehen. Meine Lieblingsfigur unter einigen schrägen Protagonisten: Die orakelnde Insta-Granny mit Juristen-Background. Kein Buch zum nebenbei-am-Strand-weglesen, dafür eines, das ab der Hälfte einen fast krimihaften Sog entwickelt – und mit einer ziemlich überraschenden Wendung punktet.
Und was packt ihr in euren Lesekoffer?
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Entspannte Lesestunden, alles Liebe,
Hejhej liebe Katia!
Hurra, eine Buchbesprechung zu den Ferien – ich liebe es wenn Du über Bücher schreibst!
Mal sehen was ich beherzigen kann, denn mein eigener Stapel ist groß:
Kairo – Jenny Erpenbeck (ich bin sehr gespannt!)
The Patriachs – Angela Saini (gibts auch auf deutsch glaube ich…bin gerade auf einer feministischen Welle; ich kann „Beklaute Frauen“ von Leonie Schöler wärmstens empfehlen, das hab ich schon weggelesen).
Außerdem brauch im im Urlaub immer was fürs Herz, also gibt’s den neusten Brunetti auch noch im Strandkorb. Und einen Nora Roberts Schmachter darf auch mit – wobei: die gute lässt nach! (Und mein Schwiegervater meinte dazu nur trocken: ist kein Wunder, das ist ein ganzes Team, keine Person allein kann so produktiv Bücher raushauen! Und ich hab angefangen zu recherchieren und bin in ein Rabbit-Hole gefallen…!)
Und dann kommt ein leeres Notizbuch mit, welches ich mit Worten füllen möchte…
Schöne Ferien an Euch alle!
Liebe Grüße von der Ostsee,
Astrid
Hej liebe Astrid, der Post ist ja immer gesetzt – wie schön, dass du darauf wartest! “Kairo” hab ich hier auch noch rumstehen, ich will diesen Sommer Road Novels lesen (aus Gründen 😉 – und als Schmachter kann ich dir wirklich sehr Carley Fortune empfehlen! Hab einen erlesenen Sommer mit vielen guten Sätzen für dich, alles Liebe, Katia
Hallo, ich liebe Bücher auch sehr, welches ich es erst vor ein paar Tagen inhaliert habe, war Band 2 der Glücksfrauen: Die Kraft der Bücher! Innerhalb von 24 Stunden war ich durch. Das geht nur im Urlaub, wo man Nächte durch lesen kann oder Reisetage hat. Es war genau so fesselnd, wie Band 1 der Glücksfrauen! Ich freue mich auch schon sehr auf Band 3! Welches Buch ich noch im Alltag förmlich verschlungen habe, war Julie Zehs: Zwischen den Welten. So packend geschrieben, so aktuell am Puls der Zeit. Keine träumerische Story, sondern eher aufwühlend, nachdenklich machend und tatsächlich die Welt hinterher mit anderen Augen sehen lassen. Definitiv eine Empfehlung, aber keiner leichter Sommerferienstoff. So, unser Urlaub neigt sich dem Ende zu, leider, denn wir haben unseren frühen Ferienbeginn genutzt. Das schöne ist, wenn wir zurück kehren nach Deutschland und den Alltag ist dort noch ne ganze Weile Sommer und hoffentlich auch noch Zeit für ein paar Sommerbücher.
Hej liebe Kathrin, oh ja, viele von Juli Zehs Büchern habe ich wahnsinnig gern gelesen. Danke für deine Empfehlungen, das freut die Community bestimmt sehr. Happy holidays! Alles Liebe, Katia
Hallo!
Mein bisher liebstes Buch dieses Jahres ist „Das Fenster zur Welt“ von Sarah Winman, Das Buch ist zwar eine Ode an Italien aber nicht nur für Italien-Reisende sehr zu empfehlen.
Sehr schön fand ich auch „Man sieht sich“ von Julia Karnick, ein ganz tolles Buch über das Erwachsenwerden und über eine Liebe, die mehr als 30 Jahre Anlauf braucht.
Ach, und kennt ihr „Die letzten werden die ersten sein“ von Lionel Shriver? Ich bin zufällig drübergestolpert, weil ich „Liebespaarungen“ so toll fand auch wenn sie eigentlich eher für „Wir müssen über Kevin reden“ (ein unglaublich wichtiges Buch!) bekannt ist. Naja jedenfalls geht es um ein eigensinniges älteres Ehepaar, das so seine Probleme mit dem Altern hat und es ist einfach wunderbar.
Herzliche Grüße
Kati
Hej liebe Kati, so viele neue Empfehlungen- danke 🧡. Kenne keines der Bücher, und das ist super! Hab einen schönen Lesesommer! Alles Liebe, Katia