Als wir nach zwei Tagen Anreise und 14 Stunden Fahrtzeit endlich an der Loire ankamen, war die WhatsApp meiner Freundin eine echte Verheißung: “Kommt schnell vorbei – hier steht schon der Apéro bereit!” Apéro ist die französische Art, den Tag ausklingen zu lassen – und ihm dabei ganz nonchalant die Krone aufzusetzen: Ein Glas Crémant und dazu Baguette, ein paar Schälchen Oliven, Tapenaden und Crudités, rohes Gemüse zum Dippen, mit Vinaigrette – c’est parfait! Was soll ich sagen: Diese Apéro-Abende sind gerade das beste Mitbringsel unseres Frankreich-Trips – und vielleicht auch etwas für euch…
Als wir hinter der schönen Sandsteinmauer die Stufen zum Haus unserer Freunde runterliefen, fiel beim Anblick des lässig gedeckten Tisches alles augenblicklich von uns ab: der ganze Anfahrtsstress, die mauligen wann-sind-wir-da-ich-hab-Hunger-und-muss-mal-Kinder, der plattgesessene Po. Wir hatten nur noch Augen für all die einfachen Köstlichkeiten auf dem schlichten Gartentisch:
Für die Tomaten-Tapenade und die aus Artischocken, die knusprigen Baguettes-Flûtes und natürlich für die opulente Käseplatte nebst Zwiebelkonfitüre für später.
Ok, und auch ein wenig für den Vouvray Brut, den Champagner der Loire, mit dem wir dann auf den Start unseres gemeinsamen Urlaubs anstießen. Ich weiß nicht, wie genau sie es machen, aber die Franzosen haben einfach eine Art angeborene Lässigkeit, allen Dingen guten Stil ohne großes Chichi zu verpassen. Mode, Lebensweise, Essen. Alles wird so leger zelebriert, dass einem oft erst im Nachhinein auffällt, wie außergewöhnlich stylish/entspannt/köstlich alles war.
Beste Voraussetzungen also für unseren lang ersehnter Frankreichurlaub! Denn dieses savoir-vivre-Ding spornt enorm an – vor allem an der Essenstafel. Was ich mir dabei absolut nicht erklären kann: Wie schaffen es die Franzosen, so schmal zu bleiben…? Wir haben jeden Tag mit einem üppigen Croissant-Pain-au-Chocolat-Frühstück gestartet, dann tagsüber hier und da gesnackt und abends dem Apéro noch ein Diner mit entsprechender Wein-Begleitung und Dessert folgen lassen. Nicht verwunderlich also, dass all meine Hosen gerade kneifen. Umso verwunderlicher allerdings, dass die Franzosen selbst meist keine besonders ausladenden Formen haben. Aber das nur am Rande.
Im WASFÜRMICH-Shop findet ihr übrigens noch mehr französische Ideen für den perfekten Apéro-Abend:
Zum Beispiel die bezaubernden Tisch-Sets, Serviettenringen, Einladungen und Namenskärtchen – so wird daraus vite, vite eine französische Sommerparty mit Freunden. Und wenn sich nach dem Apertif noch ein ganzes Menü anschließen soll, liefert Claudis wundervolles Kochbuch “Hungrig am Strand” jede Menge Inspiration: In den Kapiteln über die Bretagne, Südfrankreich und Aquitanien gibt’s nicht nur die besten Rezepte für Steak Frites, sondern auch das leckerste Ratatouille und fantastische Zitronentarte. Kennst du noch gar nicht? Dann bitte hier entlang!
Seitdem wir wieder von der Loire zuhause sind, zelebrieren der Mann und ich übrigens anstelle unseres Dienstag-Dates einen sommerlichen Aperitif-Abend.
Warten die Abendbrot-Schlacht der Kinder ab – und füllen dann Schälchen und Teller mit lauter kleinen Köstlichkeiten, die ich zuhauf in meinen liebsten französischen Supermärkten eingekauft habe: Tapenaden und Cracker, Oliven und Kapernäpfel, französischen Käse mit Confit, mitunter eine Pâté. Und dann genießen wir in Ruhe zu zweit, wie sich der Tag dem Ende entgegenneigt und genießen sein formidables Finale. Und fühlen uns auch in Norddeutschland plötzlich sehr lässig Französisch.
Weil sich aber auch die frankophilen Vorräte gerade dem Ende entgegen neigen, habe ich für euch ein paar Rezepte recherchiert, wie ihr den Apéro-Abend ganz einfach selbst machen könnt.
3 fixe Rezepte für einen französischen Aperitif-Abend:
Artischocken-Oliven-Tapenade:
DAS BRAUCHT IHR FÜR 4-6 ZUM DIPPEN:
1 Dose Artischockenherzen in Salzlake
20 grüne Oliven ohne Stein
1 TL Kapern
½ Knoblauchzehe
1 Stängel Basilikum
4-5 Stängel glatte Petersilie
5-6 EL Olivenöl
Salz
Pfeffer
UND SO GEHT’S:
Die Artischocken in ein Sieb abgießen und abtropfen lassen. Artischocken und Oliven grob zerschneiden und mit den Kapern in einen Rührbecher geben. Knoblauch schälen, grob hacken und dazugeben.
Basilikum und Petersilie waschen und trocken schütteln. Die Blättchen abzupfen und grob zerschneiden. Beides ebenfalls in den Rührbecher geben. 5 EL Olivenöl darüber gießen und alles mit dem Pürierstab nicht allzu fein, aber cremig pürieren, falls nötig, noch etwas Öl nehmen. Mit Salz und Pfeffer würzen.
Tomaten-Tapenade:
DAS BRAUCHT IHR FÜR 4-6 ZUM DIPPEN:
30 g Basilikum
20 getrocknete Tomaten
1 EL Kapern
5 EL (Tomaten-)Öl
2 TL Kapernflüssigkeit
Salz, Pfeffer, eine Prise Zucker, Zitronenabrieb
UND SO GEHT’S:
Basilikum waschen, trocken schütteln und die Blätter abzupfen und zusammen mit den getrockneten Tomaten und Kapern in einen Mixer geben. Öl und Kapernflüssigkeit zufügen und alles pürieren. Mit Salz, Pfeffer, Zucker und Zitronenabrieb abschmecken.
Zwiebel-Confit zum Käse:
REICHT FÜR 3-4 GLÄSER AUF VORRAT:
1 kg rote Zwiebeln
180 g Zucker
5 EL Olivenöl
4 Zweige Thymian, Blättchen abgezupft
3 Lorbeerblätter
1 EL Honig
200 ml Aceto Balsamico
1 EL Salz
frisch gemahlener Pfeffer
UND SO GEHT’S:
Zwiebeln schälen, halbieren und in feine Streifen schneiden. Den Zucker in einen Topf füllen und vorsichtig erhitzen, bis er karamellisiert. Dabei die ganze Zeit umrühren, damit nichts anbrennt. Dann das Öl hinzufügen und mit dem Zucker-Karamell vermengen, anschließend die Zwiebelstreifen zufügen und andünsten, bis sie glasig werden.
Dann Thymian, Lorbeerblätter und Honig hinzufügen und kurz mit anbraten. Alles mit Essig ablöschen und kurz aufkochen lassen. Dann die Hitze reduzieren und das Zwiebelconfit zugedeckt ca. 45 sanft köcheln lassen, zwischendurch immer wieder umrühren.
Am Ende der Kochzeit den Deckel vom Topf nehmen und das Confit noch einmal zehn Minuten bei hoher Hitze kochen, bis eine breiartige Masse entsteht. Anschließend die Lorbeerblätter entfernen, mit Salz und Pfeffer abschmecken und die Konfitüre noch heiß in Einmachgläser füllen.
Das darf bei keinem französischen Apéro fehlen:
Neben gutem Baguette (am besten von einem echten Bäcker) lohnen sich fruchtige Oliven – ich liebe sie mit Zitronenfüllung. So seltsam es klingt, aber wir haben inspiriert von unseren französischen Freunden auch häufig ein paar (Gemüse-)Chips oder Zucchini-Cracker mit auf dem Tisch, die lassen sich super mit den Tapenaden essen. Außerdem ein paar Chicorée-Blätter, Radieschen und ein Schälchen Knoblauch-Senf-Vinaigrette zum Dippen.
Und selbstverständlich Käse, obwohl es den in Frankreich traditionell erst NACH Apéro und Diner gibt. Wir kürzen es aber meist ab, weil wir gar nicht alle Komponenten schaffen (kneifende Hosen und so…). Am liebsten essen wir dazu einen Sainte-Maure, eine sehr milde Ziegenkäserolle in Asche gewälzt. Fragt mal beim Käsehändler eures Vertrauens. Wir trinken dazu gern ein Glas Vouvray Brut, einen Crémant oder einen französischen Rosé. Geht natürlich auch ohne Umdrehungen: Ich liebe ja auch die alkoholfreien Weine und Sekt-Variationen von Kolonne Null sehr!
Und nun: Bon appetit, ihr Lieben, lasst mich wissen, ob auch ein wenig franzöisches Lebensgefühl in euren Alltag passt!
Alles Liebe,
Hallo Katia,
herzlichen Dank für diesen tollen Beitrag und die Inspiration ! Das werde ich ausprobieren, freu mich schon drauf !
Ihr habt einen tollen Blog, Danke für die Arbeit !
Liebe Grüße Antje !
Hej liebe Antje, ist mein liebstes Sommer-Ritual geworden 🙂 Wie schön, freut mich, dass es dir gefällt! Alles Liebe, Katia
Hallo Katia,
herrlich, da fühle ich mich gleich zurückversetzt in unseren Südfrankreichurlaub. Wir lieben den Apéro, am liebsten mit kühlem Rosé.
Ich bringe mir auch immer kleine Köstlichkeiten aus dem Urlaub dafür mit, die dann rationiert und gut eingeteilt werden, bis wir wieder nach Frankreich fahren.
Deine Rezepte werden unbedingt ausprobiert.
Für unseren Apero heute habe ich aber noch meine Lieblingsleckereien aus Frankreich.
Danke für deinen schönen Beitrag. Er hat mich beim Lesen kurz in den Urlaub träumen lassen.
Liebe Grüße von Anja aus Achim bei Bremen
Hej liebe Anja, damit geht der Sommer in die Verlängerung! 🙂 Ich muss noch mal rausfinden, ob ich hier in Deutschland irgendwo auch Tapenaden im Supermarkt bekomme… Wobei: selbstgemacht geht ja auch fix;-) Freu mich sehr, dass du mit Apéro auch gute Erinnerungen verbindest. Liebe Grüße aus dem Norden in den Norden, Katia
Liebe Katia, vielen herzlichen Dank für den tollen Artikel! Wir lieben auch die französische Tradition des Apero. Wenn wir in der Bretagne Ferien machen, gehört die Einladung unseres Vermieters zum Apero zu den Höhepunkten des Urlaubs. Allerdings verspeisen wir daheim bereits eine Portion Nudeln, um den zwei Flaschen Cremant gewachsen zu sein. Letztes Jahr gab es u.a. Thunfischcreme auf Rettich. Rettich statt Baguette mit Rücksicht auf die Figur. Statt
Tapenade eignen sich in Deutschland auch vegetarische Brotaufstriche z.B von Tartex. Lieben Dank auch für den wunderbaren Zucchini-Artikel. Liebe Grüße! Charlotte
Hej liebe Charlotte, musste gerade sehr über das Pasta-Prep lachen – kann ich gut nachvollziehen 😉 Rettich statt Baguette finde ich super, ich habe tatsächlich auch oft die Crudité in die Tapenade getunkt. Tartex kenne ich auch , sind aber bei weitem nicht so lecker wie die französischen Vorbilder… Ich danke dir sehr für dein liebes Feedback, alles Liebe, Katia
Merci für diesen Artikel und damit viele schöne Erinnerungen an Apéro-Abende in Frankreich! Ich mag das auch sehr, vor allem die ungezwungene Lässigkeit, bei der es nicht um die “perfekte Dinnertafel” geht sondern vor allem um das Zusammensein und den Genuss von einfachen aber umso köstlicheren Kleinigkeiten. Ein klares “OUI” zu “weniger ist mehr”!
Schön finde ich auch, dass der Apéro zeitlich begrenzt ist – wenn Franzosen zum Apéro kommen oder umgekehrt einladen, dann ist in der Regel klar, dass das vor dem Abendessen zu Ende ist und jeder wieder seines Weges geht, wenn nicht das gemeinsame Diner vereinbart ist. Hier in Deutschland würden die Leute stundenlang sitzen bleiben und ganz selbstverständlich erwarten, dass es einen ganzen Abend lang Bewirtung und Unterhaltung gibt.
Savoir vivre – wir können einiges lernen von unseren Nachbarn!
Salut Susanne, ich weiß genau, was du meinst. Insofern plädiere ich unbedingt für wöchentliche Apéro-Runden – bringt so viel Leichtigkeit ins Leben! Alles Liebe, Katia