Wenn unsere, nicht ganz neue, Waschmaschine so richtig loslegt, wackelt der ganze Hauswirtschaftsraum. Achtlos abgelegte Klamotten fallen, die Dose mit Waschpulver kracht herunter. Wenn sie so richtig losschleudert, sieht danach nichts mehr  aus, wie vorher. Mir geht’s gefühlt grad ähnlich…

Gefühlt lief es jahrelang rund: Meine Eltern waren wie sie waren, meine Freunde waren meine Freunde (und das bereits seit einer gefühlten Ewigkeit) und auch in Sachen Beziehung drehte sich alles bei 30 Grad im Programm pflegeleicht.

Seit einer Weile, eigentlich seit ich Mitte 40 bin, habe ich allerdings das Gefühl, dass jemand ständig an den Einstellungen herumschraubt. Zumindest werden alle Beziehungen gerade so richtig durchgeschleudert.

Die Eltern

Während ich früher ab und zu mal nicht drangegangen bin, wenn Mama auf dem Display aufleuchtete (ups), weil ich entweder zu beschäftigt oder gerade nicht in Stimmung war, greife ich heute sofort erschrocken zum Telefon. Mein Herz klopft schneller, die Angst hört mit.

„Ja?“, frage ich leise, meinen Daumen fest gedrückt zwischen den restlichen Fingern. Natürlich habe ich mir früher ab und zu Gedanken darüber gemacht, wie es wird, wenn meine Eltern eines Tages alt und vielleicht krank werden. Dass der Tag früher kommen würde, als ich dachte, hätte ich nie gedacht. Und wie es werden würde, konnte ich mir trotz blühender Fantasie nicht ausmalen.

Neben den Sorgen und Ängste um die Kinder  nehmen mir jetzt die um die Eltern die Luft. Bloß werden meine Eltern statt immer selbstständiger, immer noch ein bisschen weniger sie selbst. Das mitzuerleben macht traurig. Sehr traurig.

Die Freundinnen

Plötzlich ist da wieder mehr Zeit und wir nehmen sie uns. Plötzlich passt es wieder mit Freundinnen, die in den Babyjahren viel zu weit weg wohnten.

Mit manchen passt es nicht mehr, mit manchen ist es inniger als je zuvor. Ich bin geneigter zu verzeihen und um Verzeihung zu bitten, weil ich so viel unwichtig finde, was ich noch vor Jahren für so wichtig hielt. Und ich spüre, dass eine gemeinsam verbrachte Jugend total zusammenschweißt. Aber auch, dass Nähe Nähe schafft.

Das befreundete Paar

Unsere Freunde waren eins dieser Paare, deren Namen man immer zusammen sagt. Ihr Name und sein Name, ein UND dazwischen, aber sonst nichts. Sie führten lange ein Bilderbuchleben und wir eine Bullerbü-Freundschaft. Die Kinder verstanden sich, die Mütter, die Väter und alle zusammen. Wir mochten dieselben Ausflüge, erzählten stundenlang beim Essen und feierten jedes Jahr am zweiten Weihnachtstag Zweitweihnachten mit einer Gans.

Jetzt sind die beiden nicht mehr zusammen – und wir alle sind es zwangsläufig auch nicht mehr. Ich vermisse sie, jeden für sich und beide zusammen. Ab und zu, wenn ich einen Ausflug plane und überlege, wen ich fragen könnte, bei welcher Familie für alle was dabei wäre, fallen immer noch sie mir ein. Natürlich sind sie noch da – aber sie sind es trotzdem nicht mehr. Ich sehe sie beide leiden und leide mit.

Die Beziehung

Noch nie vorher haben wir uns so gestritten, wie wegen unserer getrennten Freunde. Es gibt dafür tatsächlich ein Wort, „Stellvertreter-Streit“ nennt man das, habe ich inzwischen gelernt.

Wir wollen ab sofort noch besser aufpassen auf unsere Beziehung. Wollen uns ab jetzt wirklich einen Paarabend gönnen, wenigstens einmal im Monat. Bisher haben wir es erst einmal hingekriegt.

Das Instagram

Ich habe seit einer Weile eine Krise und zwar mit einer App. Ich habe schon öfter an Trennung gedacht – aber ich liebe sie doch noch.

Fakt ist: Ich stecke sehr viel Zeit in Instagram, weil das Medium ist, mit dem ein Magazin Geld verdienen kann, nicht mehr der Blog. Und eine Magazinmacherin muss machen, was die Leser wollen, also mache ich.

Seit einer Weile allerdings, gehen bei fast allen Instagram Accounts mehr Leute, als kommen. Instagram verliert erstmals Mitglieder, es gibt so viele Accounts, so viel Zerstreuung.

Ich weiß nicht, ob es am Algorithmus liegt oder an was auch immer. Ich merke aber, dass ich schlecht trennen kann, zwischen der Privat-Claudi und meinem Instagram-Account. Dass ich es auf meine Nase, mein Gesicht, meine Falten, meine Figur und auf schlechte Arbeit schiebe, dass die Leute gehen. Und obwohl ich möchte, dass es mir total egal ist, ist es das nicht.

Die meisten meiner Freunde verstehen das nicht. „Scheiß doch drauf, ist ja bloß Instagram!“, sagen sie, weil es für sie bloß ein Zeitvertreib ist. Ich aber habe täglich das Gefühl, dass mein Chef mir meine Arbeit vor die Füße knallt und brüllt: „Schlecht!“ Jeden Tag aufs Neue. Wieder hundert weg und wieder hundert weg. Ich sollte wohl langsam lernen, damit umzugehen.

Ich

Auch ich drehe mich um mich. Frage mich derzeit oft, wer ich eigentlich bin. Was mich wirklich glücklich macht und was ich will. Es sind ähnliche Struggles wie in der Pubertät. Bloß, dass ich heute immer öfter denke: ich bin nicht perfekt. Und dann: aber das ist total okay.

Mit etwas Glück piept die Maschine dann und ist fertig. Und ich hab bis morgen Schleuderpause.

Sagt doch mal, rumpelt es bei euch beziehungstechnisch auch so? 

Schön wieder hier zu sein!

Claudi