In meinen Zwanzigern schmiss ich jedes Jahr eine Mottoparty. Mich schmiss ich dafür in Lackleder (für die Kiezparty), in Weiß (für die Krankenhausparty) oder quetschte mich in meinen uralten, funkelfliederfarbenen Gymnastikanzug (Sportlichparty) und das Tollste: Alle meine Freunde machten mit. Meine kleine Altbauwohnung in der Kegelhofstraße und ich waren tatsächlich berühmt für gute Mottopartys…

Heute mag ich Abende mit Motto immer noch. Nicht mehr so viel, so laut, so voll. Aber so eine kleines Thema für einen Abend mit Freunden katapultiert einen so schön raus aus dem Alltag. Macht aus verschiedenen Partygästen Vertraute. Lässt uns etwas endlich mal wieder zum ersten Mal machen, etwas was man als Erwachsener oft ja bloß noch selten macht.

Meine Gäste sind auf jeden Fall immer total begeistert von diesen Abenden. Und wenn ich mal auf die Idee komme, kein Motto zu haben und dem Abend kein kleines Thema zu geben und ihm keine kleine Idee umzubinden, dann sind sie fast enttäuscht. Hier sieben Ideen für gemütliche Abende, die bei uns super ankamen.

Schottischer Abend

Sobald es kühl wird habe ich Lust auf Highlands. Ich recherchiere zielgerecht nach Weihnachtsromanen die in Schottland spielen: Ich finde plötzliche dunkle Karostoffe hinreißend und beim Wort “Stechpalmenzweige” läuft mir ein wohlig warmer (und weicher!) Schauer über den Rücken. Ich war erst einmal beruflich ganz kurz in Schottland, fand es aber wunderschön und ein wenig mystisch und möchte unbedingt nochmal hin.

Bis das klappt hole ich mir die Highlands nach Hause mit einem prasselnden Feuer im Kamin, Drinks wie beim Duke und einem Mädelsabend in Karos mit Köstlichkeiten. Tolle schottische Rezepte gibts in Theresa Baumgärtners Weihnachtsbuch. Tolle passt dazu auch die wahnsinnig gute Schoko-Weihnachtstorte aus meinem ersten Kochbuch “Barfuß in der Küche”.

Wer mag, besorgt noch ein bisschen Draht, Tannengrün und – Moment – Stechpalmenzweige, ahhhh, und lässt alle die mögen einen kleinen Kranz oder eine Girlande vorm Kamin binden. So gemütlich!

Friendsgiving

Als meine Nachbarin und WASFÜRMICH Grafikerin Claudia mir erzählte, dass sie dieses Jahr wieder zum Friendsgiving bei Freunden eingeladen sei, wollte ich am liebsten auch sofort eins schmeißen. Oder mich unter ihr Süßkartoffelgratin robben und heimlich mit zu ihrem gehen, ha ha.

Zuerst dachte ich, Claudias Clique hätte sich diese Tradition und dieses tolle Wort selbst ausgedacht, bis Claudia mir steckte, dass das in Amerika längst Kult ist: Thanksgiving möchten nämlich einige eben nicht mit der Familie, sondern mit Freunden feiern. Die Serie Friends hat diese Feiervariante dann zusätzlich populär gemacht.  Truthahn gibts trotzdem, aber die Beilagen bringen die Freunde mit.

Claudia hatte einen tollen Abend und bei ihren Fotos läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Ich habe sie hinterher gefragt, was man beachten sollte, wenn man auch mal Friendsgiving feiern möchte? “Wir hatten viel zu viel Essen!”, erzählte Claudia lachend. “Irgendwie hatte jeder seine Beilage als alleinige Beilage geplant.” Claudia und Friends konnten also noch eine ganze Woche davon essen – was allerdings wirklich lecker war. Ach und noch was: Für einen Truthahn für viele braucht man einen wirklich großen Ofen!

Käseabend

Ich weiß gar nicht, wo ich das mal gelesen habe, aber ich liebe die Idee: Die Gastgeberin besorgt Baguette und macht einen Salat und jeder Gast bringt ein Stück Käse mit und zwar einen, der zu seinem Charakter passt. Ha, ha, was haben wir schon gelacht! Und lecker war es auch…

Malabend

Ich kann bei wenigen Dingen so gut entspannen wie beim Malen. Und gemeinsam kreativ sein verbindet so schön. Mit meinen Malkursen können tollerweise auch Anfänger richtig schöne Ergebnisse erzielen.

Ich habe das letztens mit meinen Dorfmädels gemacht und wir hatten einen super netten Abend. Und alle waren total begeistert (sogar die, die vorher strikt behauptet hatten, nicht malen zu können.) Hier erzählt Katia von ihrem ersten Malabend.

Buchabend

Bevor ich Sohn Nummer vier bekam, ging ich einmal im Monat zum Buchclub bei uns im Ort. Unser Dorf ist winzig – der Buchclub aber ist eine ganz große Sache. Leider habe ich es seither nicht mehr geschafft, weder zum Treffen, noch nach Plan die dicken Wälzer zu lesen, aber ich denke jeden ersten Dienstag im Monat daran, irgendwann wieder hinzugehen.

Eine weniger zeitintensive Idee ist ein Bücherabend mit Freunden. Die Idee ist easy: Jeder Gast bringt einfach ein gutes Buch mit und stellt es den anderen in einer kleinen Runde vor. Dazu gibts Tee oder ein Glas Wein und vielleicht etwas zu essen, ganz wie man mag. Wetten, dass der Lesehunger danach auf jeden Fall riesig sein wird?

Kerzenabend

Gemeinsam kreativ sein macht Spaß und Kerzen machen ist erstaunlich einfach und so gemütlich. Und das Beste: Wer einmal Kerzenreste oder Wachsschnitzel plus Wachsstiftreste im Marmeladenglas im Wasserbad geschmolzen hat, kann die immer wieder benutzen. Dazu einfach noch eine große Packung weiße Stabkerzen besorgen und wer mag, kann zwischen Vorspeise und Hauptgericht eine Runde Kerzen tauchen gehen.

Weihnachtsmarktabend

Ich werde das nie vergessen: Mitten in der Pandemie luden uns Freunde auf einen Weihnachtsmarktabend in ihren Garten ein. Wir saßen in dicken Jacken mit Decken an der Feuerschale und pusteten beim Erzählen Atemwölkchen in die Luft. Es gab Glühwein, gebrannte Mandeln, geschmorte Pilze mit Knoblauch und Nackensteaks mit Brötchen. Und obwohl es ziemlich kalt war, war es in mir drin ganz warm.

Foto: 1 Ilona Habben, Rest Wasfürmich

Habt ihr noch gemütliche Winterabend-Ideen?

Claudi