Immer mehr Frauen haben keine Lust auf Färben und tragen ihre Haare grau. Hier erzählen ein paar von ihnen, warum…

Ich bin Alexandra Verena Strüven, lebe in Hamburg, bin 48 Jahre und seit kurzem als Silver Sister Model unterwegs.

Ich modele bereits seit 28 Jahren, immer nebenbei, aber jetzt habe ich mit grauen Haaren Lust, so richtig durchzustarten. Ansonsten habe ich eine lange Geschichte mit dem Hirntumor, der mich seit 23 Jahren begleitet hat. Das letzte Mal wurde ich 2022 operiert, Chemotherapie letztes Jahr bis Anfang diesen Jahres. Jetzt ist der Tumor ist komplett weg – und ich gehe auf Fotoshootings. Bereits 2015 erschien mein Buch  „Lass uns über Engel reden“. Seitdem gebe ich europaweit Retreats, Workshop, spreche auf internationalen Kongressen. Ich erzähle, wie mir Engel Kraft geben.

Warum ich meine Haare nicht mehr färbe?

Als wir nach Corona wieder zum Friseur durften, habe ich beschlossen, diese andauernde Färberei sein zu lassen. Vorher war ich alle sechs Wochen da, habe wegen des Hirntumors nur mit Bio Farbe gefärbt. So viel Zeit. Seit ich beschlossen habe, auf die Färberei zu verzichten ist das Leben so viel einfacher, so viel billiger und so viel entspannter. Ich liebe meine Salt and Pepper Haare.

Ich bin Kathi, gerade 40. Angefangen hat bei mir alles mit einer grauen „cruella Strähne“ und das bereits Anfang 30. Die fand ich irgendwie cool, so ganz weiß in meinem dunkelbraunen Haar. Ab dann wurde es immer mehr. Richtig färben war für mich ausgeschlossen. Auf diesen Ansatz habe ich einfach keine Lust. Am Anfang habe ich noch mit Strähnen in meiner Naturfarbe gespielt. Aber ich habe schnell gemerkt: Das Dunkelbraun passt nicht mehr und macht mich blass. Jetzt alles grau – und ich strahle.

Ich bin Britta, in wenigen Tagen 50 Jahre alt und lebe in Bochum.

Ich bin Wechseljahresberaterin, Expertin für ganzheitliche Frauengesundheit und Yogalehrerin. Ich bin auch noch Lehrerin, verlasse aber in diesem Sommer die Schule und wage den Sprung in die Selbständigkeit – nach fast 30 Jahren Angestelltsein. Das ist eine krasse Wende in meinem Leben, aber ich möchte Frauen in den Wechseljahren auf ihrem (manchmal sehr holprigen) Weg durch die Peri- und Menopause helfen. Das tue ich schon längst.

Meine Haare sind eine große Challenge zur Zeit, denn sie sind mehr grau als braun und der tägliche Anblick im Spiegel fällt mir nicht immer leicht. Ich färbe bewusst nicht, weil ich im „Anti Anti aging-Club“ bin (so würde das „thecolourfulcrew” zumindest beschreiben) und weil ich mich darin übe, über jeden Tag, jede Falte und jedes graue Haar dankbar zu sein! Walk your Talk lautet meine Devise. Und darum stehe ich zu meiner grauen Friese!



Ich bin Alexa
, hatte von Natur aus ziemlich dunkle Haare, also sah man die grauen Haare schnell und richtig gut. Vor der Pandemie habe ich alle vier  Wochen gefärbt, weil es sonst echt blöd aussah. In der Pandemie ging das ja nicht mehr und so habe ich die Gelegenheit genutzt, die Farbe rauswachsen zu lassen. Bei langen Haaren sah das nicht immer schön aus, aber es hat ja niemand gesehen.

Jetzt ist alles komplett rausgewachsen und ich bin so halb grau. Inzwischen bin ich fein mit meinen Haaren und kann mir nicht mehr vorstellen, sie wieder zu färben. Lustigerweise habe ich mit der veränderten Haarfarbe völlig neue Farben in meinen Kleiderschrank einziehen lassen . Vorher trug ich viel dunkelblau und grau, gibt es jetzt plötzlich beige, caramel und taupe. Mit den Haaren hat sich hier einiges verändert.

Ich Renate, 44 Jahre, färbe meine Haare. Noch. Mein Großer, 13 Jahre,  hat mal gemeint, dass alle Omis haben graue Haare und da hätte ich ja noch Zeit. Meine Mutter wurde mit 51 Oma, ließ sich mit 52 die Haare rauswachsen, Kurzhaarfrisur, fertig. Ich finde, sie sieht cool aus. Ich hoffe das mache ich auch irgendwann, wenn ich mutig genug bin.  Aber zum Glück habe ich noch ein bisschen Zeit.


Ich bin Sarah und meine ersten grauen Haare entdeckte ich bereits mit 25 Jahren. Dazu stehen? Auf gar keinen Fall. Dennoch nervte mich die Färberei, egal ob ich bei einem Profi war, einen Semi-Profi (meinem Mann) ranließ oder es selbst in die Hand nahm. Nach einigen Wieder-Umentscheidungen hab ich alle Farbe rauswachsen lassen.

Heute, elf Jahre später, hasse oder liebe ich es, je nach Stimmung. darauf von anderen bekomme ich immer wieder: Von irritiertem Unverständnis à la „könnte und würde ich nie“ zu bewundernden Komplimenten. Alles dabei. Ich bleibe ungefärbt – auch in Phasen von aneinander gereihten „Bad hair days“. Für mich ist es einfacher und manchmal auch ganz cool, auf diese unkonventionelle Art herauszuglänzen.


Ich bin Kirsten, 55 Jahre und ich habe meine Haare noch nie gefärbt. Ich hatte dunkelbraune Haare und da sieht man – im Gegensatz zu blonden Haaren – ja leider jedes graue Haar. Ich hatte meine ersten grauen Strähnen schon mit Mitte vierzig. Am Anfang habe ich meine Haare ab und zu getönt. Das fand ich praktisch, weil sich die Farbe einfach rausgewaschen hat. Das sah dann eigentlich recht natürlich aus. Was für mich gar nicht geht: ein grauer Ansatz am Scheitel! Das finde ich wirklich richtig  grauenhaft.

Seit der Coronazeit lasse ich sie so wie sie sind. Klar, fände ich es schöner, wenn sie noch so richtig braun wären, aber ich bin mehr für den natürlichen Look und finde es cool, wenn Frauen zu ihren grauen Haaren stehen! An meinen Klamotten habe ich nichts geändert. Ich liebe dunkelblau und ansonsten bin ich gerne farbenfroh unterwegs!
Ich heiße Anna, bin 44 und habe graue Haare. Ich färbe seit etwa sechs Jahren gar nicht mehr. Davor hab ich hin und wieder gefärbt, weil ich meine eigene Farbe langweilig fand. Jetzt liebe ich meine grauen Haare meistens sehr.

Wahrscheinlich sehe ich damit älter aus, als mit Farbe, aber das ist mir relativ egal. Graue Haare sind doch einfach das Natürlichste der Welt. Und im Alltag finde ich es wunderbar, wenn man nicht zusätzlich an eine Sache denken muss. Ständig Färben nimmt ja Zeit und auch noch Geld in Anspruch.

Meine Kunst siehst du übrigens hier: @annakroschewskiart.


Ich mag den Prozess, wenn die Haare immer grauer und weißer werden, das hat für mich etwas Magisches. Es bedeutet Empowerment und selbstbestimmtes Leben, Frei-Sein. Und dann mag ich einfach, dass meine Augen zusammen mit den grauen Haaren irgendwie zu leuchten scheinen.


Ich bin Amdrea und ich habe mir tatsächlich noch nie Gedanken über meine grauen Haare gemacht und ob ich sie färben soll. Ich liebe die Schattierung und wie sie sich verändert. Ist es zwischendurch nicht sogar ein Trend geworden grau/weiß zu färben, schaut mal bei @obenrum_untenrum.

Bemerkungen hab ich nur mal von einer lieben neuen Bekannten bekommen, die gemeint hat, sie fände es cool, dass ich sie nie färbe. Mir war das nichtmal so bewusst. Ich bin 39 und wahrscheinlich schon früh grau. Vielleicht endlich mal ein Alleinstellungsmerkmal! Tragt eure Haare, wie es euch gefällt!

Eine coole Frau mit grauen Haaren wird gesucht.

Ich würde sagen, ich bin beides ein bisschen. Noch nicht komplett grau, aber schon deutlich. Ich vier Kinder (16, 11, 9 und 5 Jahre) und lebe Patchwork light: Der Große hat einen anderen Papa und lebt bei ihm. Ich bin außerdem selbständig und führe mit meinem Mann das Unternehmen Forscherfreunde.

Ich bin 38, habe noch nie meine Haare gefärbt und habe das auch nicht vor. Warum kann ich gar nicht genau sagen – das hat keinen besonderen Grund. Ich habe da bis gerade eben gar nicht drüber nachgedacht. Ich finde Haare-Färben grundsätzlich gar nicht schlimm. Ich wüsste einfach nicht, warum ich das tun sollte. Es kostet mich Geld und Zeit und bringt mir nichts. Andere färben vermutlich, weil es ihnen einfach gut gefällt. Und das ist ja absolut prima. Ich gefalle mir aber auch in grau und hab einfach kein Verlangen danach, meine Haare zu verändern.

Während ich hier sitze und so darüber nachdenke, kommt mir noch eine Frage in den Sinn: Werden Männer eigentlich auch gefragt, warum die Haare NICHT färben?


Ich bin Lisa, 34 und zweifache Mama. Ich habe schon seit meinen frühen Zwanzigern einzelne graue Haare. Aus Scham habe ich bis jetzt regelmäßig meine Haare gefärbt und mein eigentlich lockiges Haar bis zur Zerstörung geglättet. Nachdem aber etwa eine Woche nach dem Färben jedes Mal die ersten störrischen grauen Haare bereits wieder zu sehen waren, habe ich mich vor ein paar Wochen entschieden, sowohl meine natürliche Haarstruktur als auch meine grauen Haare zu umarmen und ab jetzt der Natur der Dinge ihren Lauf zu lassen.

Am schockiertesten war meine kleine Tochter, die mich ihr ganzen Leben nur mit glatten und gefärbten Haaren kannte. Das wiederum hat mich echt drüber nachdenken lassen, welche Werte ich meinen Kindern eigentlich vermitteln möchte. Ich trage meine natürlichen Haare mittlerweile mit Stolz und mein wachsendes Selbstbewusstsein spiegelt sich nun auch in meiner Tochter, die Mamas Haare jetzt richtig schön findet.


Ich bin Veronica und meine Haare wurden früh weiß, meine Oma Bertha hat mir dieses Gen vererbt. Und in der Verwandtschaft lässt sich gut sehen, wer alles das Gen vererbt bekommen hat. Ich hab meine Haare dennoch nie gefärbt.

Ich hatte viele Gespräche, musste ab und zu auch unangenehme Kommentare einstecken.
Immer wieder aber auch Komplimente von Frauen die meinen: „Wenn ich so schöne weiße Haare hätte wie du, würde ich sie auch nicht mehr färben.“


Ich bin Sina und nach der Geburt meiner jüngsten Tochter kamen die “Babyhaare” in grau. Ich habe ca. ein Jahr mit Naturfarbe gefärbt, bevor ich entschlossen habe, zu meinem Grau-Werden zu stehen.

Die Gründe? Ganz tolle, wunderschöne Frauen, die mir Vorbilder wurden, Liebe zu meiner natürlichen Haarstruktur und ein positives Mindset zum Älterwerden. Und im Laufe der Zeit: krass viele Komplimente für die melierte Naturfarbe. Mehr von mir und meinem Haar gibt’s bei @feelslike_sina.

PS. Sina Schröder hat mit „Selbstlos“ übrigens ein tolles Buch über den Wahnsinn des Mamaseins geschrieben.

Ich danke euch für all eure tollen Fotos und kleinen Geschichten! Auf uns Frauen!

Und wir trägst du dein Haar?

Fotos: Privat, @michaelafilser_fotografie

Claudi