Mein Mann und ich sind Kollegen im Homeoffice. Wir treffen uns an der Kaffeemaschine auf ein Schwätzchen, motzen an der offenen Zimmertür und machen gemeinsam Mittagspause. Nebenbei sind wir Eltern, Familie, Freunde, Verwalter unseres Hauses, Gartens, Geldes. Wir hängen 24/7 aufeinander – und verstehen uns zum Glück noch immer Bombe. Allerdings sind wir auch ein Liebespaar. Und das ist der Knackpunkt: Weil wir uns den ganzen Tag sehen, gibt es kein Vermissen, keine aufregenden Momente, keine Spannung. Und Sex? Wie ist es eigentlich mit Sex? Nun ja…

Ich sag mal so, ich hatte die Idee eine Challenge zu machen und jeden Tag Sex zu haben.

Ich hatte einiges darüber gelesen  und die Erfahrungswerte waren heiß. Man müsse sich überwinden, so die Devise. Dann würde es schön werden und man würde als Paar „ganz neu zusammenwachsen“. Klingt gut, dachte ich, und musste meinen Mann nicht überreden. Doch: Es war ein Fiasko. Der ständige Druck, bereit sein zu müssen, raubte mir jegliche Lust. Ich lag da wie ein steifes Brett, erkannte mich selbst nicht wieder. Wir zogen es einige Tage durch – und  entschieden dann, die Challenge abzubrechen. Auf den riesigen täglichen To-Do Berg auch noch Sex schreiben zu müssen, hatte mich völlig überfordert…

Was können Paare aber dann tun, damit wieder mehr läuft? Tipps wie „Mietet euch ein Hotelzimmer“, „Tragt Reizwäsche!“, „Probiert Neues aus!“ sind gut, scheitern aber für viele Paare an Möglichkeiten und Müdigkeit, an hohen Preisen, Alltagsstress und Lustlosigkeit. Zu groß ist der Mental Load, zu sehr hat sich der Alltagstrott festgesetzt. Halterlose Strümpfe und Slips mit Ouvert sind auch kein Garant für horizontale Glückseligkeit.

Aber vielleicht helfen euch meine Tipps für mehr Sex:

1. Besieg den Mental Load
Habt ihr kurz vorm Höhepunkt auch schon mal Weizenmehl auf die imaginäre Einkaufsliste im Kopf geschrieben? Das ist das Mental-Load-Problem, die unsichtbare Gedankenarbeit, die Frauen immer noch gehäuft tragen müssen. Sie ist ein Lustkiller! Im Jahr 2022 unterstützen viele Männer ihre Frauen. Allerdings müssen Frauen immer noch oft delegieren, um Hilfe bitten, Aufgaben verteilen. Männer wissen aufgrund ihrer traditionellen Erziehung oft gar nicht, an was sie alles denken müssen.

Ich denke, Mental Load gleichberechtigt zu verteilen, ist der grundlegende Schlüssel, damit Frauen auf die Idee kommen, Lust zu empfinden, sich als sexuelle Wesen zu verstehen und nicht nur als Mutter, Arbeitnehmerin, Putzfrau und so weiter. Ihr kriegt das aufgrund eurer Jobs nicht ganz fair hin? Manchmal helfen auch kleine Schritte. Leg deinem Mann diesen Text vor und lass ihn heute Abend so oder so ähnlich sagen:

„Schatz, ich bringe jetzt die Kinder ins Bett, räume die Küche auf und mache die Brotdosen für morgen fertig. Geh du in die Badewanne, entspann dich und dann machen wir uns einen schönen Abend.“

Das ist noch keine gleichberechtigte Mental Load Verteilung, aber vielleicht ein liebevoller Gamechanger!

2. Liebe dich selbst

Selbstliebe kann zu wunderbarem Sex führen. Den Bauch einziehen, die Cellulite verstecken, die Brüste krampfhaft zu versuchen, hochzuhalten dagegen, führt dagegen nicht zu leidenschaftlich gelöstem Geschlechtsverkehr. Selbstliebe bezogen auf den eigenen Körper ist das eine. Das andere ist aber tiefe, emotionale, seelisch gesunde Liebe, bei der man zu sich selbst steht und sagen kann: „Ich bin gut genug“. „Ich bin wertvoll“. „Ich bin stolz auf mich“.

Mit Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen traue ich mich zu sagen, was ich im Bett mag. Genauso selbstbewusst kann ich sagen: „Heute ist mir nicht nach Sex“. Selbstliebe kann auch bedeuten, dass ich als Frau meinen eigenen Körper besser kennenlerne. Was tut mir gut? Wo möchte ich angefasst werden? Sich Zeit nehmen für sich selbst, für Schaumbäder, Körperpflege und die eigene Sexualität, ist ein echter Turning Point um sich selbst (wieder) als sexuelles Wesen wahrzunehmen.

3. Mach Sex zur Priorität

Die sexuelle Beziehung macht eure Beziehung zu etwas Besonderem, zu etwas, das man mit niemand anderem teilt. Meiner Meinung nach sollte es jedem Paar ein Anliegen sein, diesen Aspekt der Beziehung zu pflegen, zu hegen und sich bewusst Auszeiten im Alltag dafür zu nehmen und Wert auf die emotionale und physische Verbindung zu legen. Oftmals kann das schwer fallen, wenn man ungelöste Konflikte als Paar mit sich herumträgt. Manchmal wird Sex auch als Strafe oder Manipulation genutzt und damit negativ belastet. Diese Konflikte zu lösen, hilft, die emotionale und physische Verbindung aktiv zu halten. In Beziehungen kann das Sexuelle auch mal abebben. Dieser Prozess ist normal und man darf mit Geduld auch durch solche Phasen gemeinsam gehen, ohne das Gefühl zu haben, gescheitert zu sein.

4. Fühl dich geliebt 

Wir alle wünschen uns Anerkennung von unserem Partner. Wir wünschen uns, dass auf unsere Bedürfnisse, Stimmungen, Emotionen, Gedanken und Wünsche in nicht-sexueller Weise eingegangen wird. So fühlen wir uns geliebt. Ganz praktisch kann man Dates gemeinsam planen, kleine Wünsche aufschreiben, auf die der Partner während des Tages reagieren kann, damit man sich gegenseitig helfen und Wertschätzung entgegenbringen kann. Sich Zeit für Gespräche nehmen, sich Verständnis entgegenbringen, zeigt der anderen Person, wie viel sie einem bedeutet.

5. Kämpf gegen die Langeweile im Bett

Sexuelle Routinen können  zu Wurzeln von Unzufriedenheit werden. Langeweile kann nur beenden, wenn man als Paar bereit ist, über das bestehende Problem zu sprechen und Veränderungen herbeizuführen. Offen und ehrlich zu sein ist ein Weg, um positive Schritte entdecken zu können. Sex lebt oft davon, verspielt zu sein,  spontan, leidenschaftlich. All das setzt voraus, authentisch zu sein und zu sagen, was man möchte.

6.  Kommuniziere gut

Intimität drückt sich durch Körpersprache, Verhalten, Symbolik und mündliche und schriftliche Sprache aus. Man kann auch kommunizieren, indem man sich zurückzieht, an keiner Aktivität teilnimmt, still wird. Denkt also dran: Ein Paar kommuniziert seine sexuellen Gefühle verbal und nonverbal. Es ist wichtig, den Partner wissen zu lassen, was man sich wünscht –  im Bett und im Alltag!

Foto: Shutterstock

PS. Priska Lachmann lebt mit ihrer Familie in Leipzig. Seit ihrem Theologiestudium an der LEE University im US-Bundesstaat Tennessee und an der Universität Leipzig arbeitet sie als Autorin, Bloggerin und freie Redakteurin. Seit einem Jahr erarbeitet sie sich nebenberuflich dazu ihren Master in Marriage and Family Studies an der LEE University.

Priska