Wenn ich verreise, dann gehe ich gern auf Schatzsuche. Klar, ein paar Touristenhightlights müssen sein. Aber ganz ehrlich, spannender als den Tower of London finde ich die kunterbunte Brick Lane. Der Tafelberg in Kapstadt ist beeindruckend, aber noch beeindruckender ist für mich der Old Biscuit Mill Market. Als Sonja von Little Travel Society mir anbot, für diesen Sommer ein paar genau solcher Geheimtipps herauszurücken, machte ich sofort Platz für sie an der Tastatur…
Sonja und ihr Mann lieben das Reisen, vor allem mit ihren drei Töchtern. Auch sie suchen dabei gern nach Schätzen. Weil Sonja von vielen ihrer Freundinnen immer wieder hörte, wie lästig die das nächtelange Suchen nach schönen Familienurlaubszielen fanden, gründete sie Little Travel Society, eine Sammlung handverlesener Familienhotels, kinderfreundlicher Boutique Hotels, Designferienhäuser, schlichter Biobauernhöfe und Almdörfer. Außerdem veröffentlicht sie Kurzreiseführer für Familien und allgemeine Tipps für das Reisen mit Kindern. Schaut mal vorbei, Sonja hat wirklich ein paar bezaubernde Ferienschätze zusammengesammelt.
So, Sonja, und jetzt immer her mit deinen geheimen Schätzen…
1. Drink nach Dom
Okay, los gehts mit dem schiefen Turm von Pisa. Der ist natürlich kein bisschen geheim, dafür aber die coole Strandbar ganz in der Nähe, die ihr mit der Turmschau verbinden könnt. Den autofreien Piazza dei Miracoli mit dem Glockenturm und dem Dom – beides ganz in weißem Marmor – fanden wir wirklich hübsch, den Rest Pisas nicht so sehr. Das Hochsteigen haben wir uns auch gespart – das dürfen nur Kinder ab 8 Jahren und die Schlange ist immer laaaaang. Wer mag schlendert noch weiter zur Bottega del Gelato am Fluss Arno (15 Minuten vom Turm). Aber dann: ins Auto steigen und 20 Minuten zur Sunsetbar in Marina di Pisa fahren. Tagsüber ist die Bar ein Strandbad, abends ab 18 Uhr chillen hier junge Italiener und Familien zu lässiger Musik und wir mit. Praktisch: Zu den Drinks gibt es ein kostenloses kaltes Buffet.
Noch mehr Tipps für die Toskana und sogar einen Mini-Eisdielenführer für Florenz und Siena findet ihr übrigens in unserem Blogpost Toskana mit Kindern.
2. Schillern statt schubsen
Am Gardasee hätten wir einen Tipp für einen Strand, der gar nicht so leicht zu finden ist: Der Jamaica Beach im quirligen Sirmone. Ihr solltet dafür allerdings früh aufstehen, sonst steht ihr im Stau auf der einzigen Straße, die zur Sirmione-Halbinsel führt. Wer dem Touristen- Gedränge in dem hübschen mittelalterlichen Städtchen ein bisschen entkommen möchte, geht erst mal vom Eingangstor aus immer geradeaus zum Ufer. Links biegt ihr dann auf eine schmale unbefestigte Uferpromenade ab (kleine Kinder gut festhalten oder in den Kinderwagen verfrachten!). Weiter gehts geradeaus in Richtung Schwefelquelle, in der Ihr übrigens zu jeder Jahreszeit ein badewammenwarmes Bad nehmen könnt.
Ein Stückchen weiter landet Ihr dann am Lido delle Bionde mit Steg und kleinem Restaurant. Vondort geht’s weiter über Steine – halb durchs Wasser watend an der Burgmauer entlang – zum Jamaica Beach. Ein echtes Abenteuer mit großen Kindern! Bei hohem Wasserstand und mit Kinderwagen geht das natürlich nicht. Dann steigt Ihr vom Lido delle Bionde den Weg 5 bis 10 Minuten auf den Hügel der Mini-Halbinsel zur „Soprintendenza Archeologica Della Lombardia“ hoch. Dort gibt es an einem kleinen Tor meist ein verwittertes Zettelchen, das Euch den Weg zum „Spagglio Jamaica“ anzeigt. Der Weg runter zum Strand ist holprig, aber auch mit Kinderwagen durchaus machbar. Und dann steht Ihr in einer anderen Welt: Lässiges Jamaica-Feeling, coole Musik und der See, der durch die besondere Beschaffenheit der Platten hier in allen erdenklichen Farben schillert. Ein echtes Kontrastprogramm zum Touristentrubel in der Stadt!
Noch mehr Tipps für den Gardasee mit Kindern findet ihr in unserem Blogpost.
3. Ruhe statt Rappel
Mallorca ist wunderschön, nur leider rappelvoll im Sommer! Einsame Strände sind hier Mangelware – am besten Ihr verlasst Euch daher auf die Geheimtipps Eurer Gastgeber. Denn es gibt sie tatsächlich, die versteckten Buchten, die nur vom Wasser aus zu erreichen sind. Die Finca Sa Tanca bei Calla D´Or vermietet an ihre Gäste zum Beispiel zwei Boote, mit denen ihr die Küste entlang schippern könnt, um Eure persönliche Piratenbucht zu suchen ganz ohne Bootsführerschein übrigens.
Wirklich schön und nicht ganz so voll ist zum Beispiel der Naturstrand Es Trenc im Süden der Insel. Wenn Ihr dort seid, solltet Ihr unbedingt einen Abstecher ins Cassai Beach House in Colònia de Sant Jordi machen – ein cooles Restaurant im Hamptons-Stil.
Noch ein Highlight für alle, die zur Abwechslung Mal in den schicken Altstadtgassen von Palma auf Shopping- und Sightseeingtour gehen wollen: Das Kids Republik ist ein Mix aus Café, Kinderbetreuung, Krabbelgruppe, Spielzimmern und Spiel-Parcour. Mit Stil. Ihr könnt hier eine entspannte Zeit mit mit Euren Kindern verbringen oder die Kleinen eine Zeit lang betreuen lassen. In der Nähe des Kids Republik liegt praktischerweise einer der schönsten Spielplätze Palmas, im Norden des Sa Feixina Parks. Mit Snacks, Eis und WLAN!
4. Terrasse statt Tiefkühler
An der Costa Brava gibt es reichlich sehr gute und sehr teure Restaurants. Leider aber auch viel Touristen-Tiefkühl-Kost. Wenn Ihr einen wirklich hübschen Strand mit Kultur und gutem Essen verbinden wollt, fahrt zum l`Empúries bei L’Escala. Direkt am Strand kann man erst die berühmten Ausgrabungen der antiken griechischen Siedlung bewundern, danach das Essen auf der Terrasse des Hotels „Hostal Spa Empúries“ – alles auf höchstem Niveau und mit Bio-Gemüse aus dem Hotelgarten. Wer nicht so viel Geld ausgeben will, ist auch in der Strandbude davor gut bedient – das Essen ist frisch und lecker und hat so gar nichts mit deutschen Pommes-Buden gemein. Der unverbaute Strand, der auch hübsche felsige Abschnitte hat, ist wunderbar für Familien geeignet und bei den Katalanen sehr beliebt.
Auch schön zum Beachen: Der Platja de Castell im Naturpark, mit zwei guten Restaurants und reichlich Liegestühlen. Zu erreichen ist der Strand über eine eigene Ausfahrt (aufpassen, dass ihr sie nicht verpasst!) oder einen Fußweg vom Ort Palamós. Mit größeren Kids könnt Ihr von dort am Meer nach rechts laufen und findet dort ein altes Fischerdorf ohne Strom. Wer gern mal am schwarzen Sandstrand liegen möchte, der sollte noch zwanzig Minuten weiter nördlich zum
Platja Fonda fahren. Woher ich das alles weiß? Ich habe eine Zeit lang in Barcelona gewohnt und meine beste Freundin lebt immer noch hier mit katalanischem Ehemann, Kindern und Katzen auf dem Land.
5. Harry statt Hetze
In Portugal muss es nicht immer die Algarve sein, wir sind verliebt in Porto! Im wild-romantischen Porto gibt es außerdem eine ganz besondere Buchhandlung, die Livraria Lello. Diese berühmte Buchhandlung sieht nicht nur aus wie Hogwart aus den Harry-Potter-Romanen, sondern hat Joanne K. Rowling tatsächlich inspiriert, als sie eine Weile als Englischlehrerin in Porto lebte. Ihr müsst übrigens eine Eintrittskarte kaufen, um die Buchhandlung zu betreten (vorher online möglich).
Echte Potter-Fans machen hinterher einen Abstecher ins beschauliche Coimbra, das auf halber Strecke zwischen Lissabon und Porto liegt. Dort tragen die Studenten traditionsgemäß schwarze Umhänge und pflegen seltsame, alte Rituale. Man vermutet, dass Mrs. Rowling sich hier jede Menge Inspiration holte.
6. Beach statt Bausünde
Heiligenhafen – das Seeheilbad mit seinen 9000 Einwohnern stand bis vor kurzem eher für Beton-Architektur der 70er (vor allem im sogenannten Freizeitpark), Senioren-Kuren und zollfreie Butterfahrten. Dabei ist die Lage an der Ostsee einfach zauberhaft. Zum Glück haben Planer, Investoren und die Stadt das Potential erkannt und das Ruder herumgerissen! Das alte Hallenbad wich dem spannenden „Aktivhus“ mit Indoorspielplatz und Saunen, am Yacht- und Fischereihafen wurde eine schicke Promenade gebaut und 2013 entstand die spektakuläre Erlebnis-Seebrücke, die mit Sonnendeck und Spielplatz in die Ostsee ragt.
Klar, Bausünden verschwinden nicht einfach so, aber die sind gefühlt ganz weit weg, wenn ihr zum Beispiel im coolen Beach Motel Heiligenhafen wohnt. In der Strandbar „Deck 7“ lässt es sich herrlich abhängen und am Strand finden regelmäßig Open-Air-Kino und Konzerte statt. Wir waren zum Beispiel im Juni auf einer Full-Moon-Party, die Kinder fanden vor allem die alkoholfreien Cocktails und Stände mit Neon-Farben und Knickarmbändern super und haben begeistert barfuß im Sand getanzt!
Tagsüber landet ihr nur zehn Fahrrad-Minuten weiter an der schönen Strandpromenade entlang in Graswader – ein Traum-Strand im Vogelschutzgebiet mit denkmalgeschützten Reetdachhäuschen aus der Jahrhundertwende.
Noch viel mehr Reiseschätze gibts auf Sonjas Seite Little Travel Society.
Schöne Ferien (und schöne Ferienvorfreude!)
Es Trenc ein Geheimtipp? Nicht voll? Witzig. Scheinbar warst du nie zur Hauptsaison dort. Der Strand steht in jedem Reiseführer und es stapelt sich dort.
Hallo – und danke für deine Einschätzung. Scheinbar hat dir Es Trenc nicht so gut gefallen? Magst du vielleicht ein wenig mehr erzählen warum nicht. Übrigens: Sonja schreibt nicht, dass der Strand leer ist sondern vor allem schön und vielleicht nicht ganz so voll wie viele andere. (Vor allem wenn man an dem fünf Kilometer langen Strand etwas weiter läuft, hab ich gehört).
Herzliche Grüße,
Claudi
Vielen Dank auch für den interessanten Kommentar zu Heiligenhafen … siehe Klammer im zweiten Absatz, das gehört hier wohl nicht hin, zeigt aber wie es läuft.
Liebe Mira, vielen Dank fürs Bescheid sagen. In der Tat haben Silvia und ich uns im Text kleine Anmerkungen geschrieben, tatsächlich habe ich die eine beim Bearbeiten vergessen zu löschen. Tut mir leid, so ist das, wenn man keinen Schlussredakteur hat. Obwohl – dann rutscht ja auch mal was durch. Trotzdem toll, dass du den Text so aufmerksam gelesen hast. Danke dafür und liebe Grüße,
Claudi
Ich glaube bei Heiligenhafen ist noch eine private Notiz mit reingerutscht. Der Kommentar in Klammern. VG
Danke dir! Grad gelöscht ?
Alles Liebe!