Eine schwere Holztür im Flur, darauf in Goldschrift: “Hinter dieses Tür verbirgt sich das Wichtigste unseres Hauses…” Klar, kribbelt es bei sowas in meinen Journalistenfingern. Oder ist das bloß ein Witz? Ich schaue mich um, nach links und rechts den Flur hinunter. Dann drückte ich die schwere Klinke. Dahinter: ein Spiegel. Darin: Ich.
Familienurlaub, besonderes Hotel
Das Hotel Hochschober auf der Turracher Höhe, ist eigentlich gar kein klassisches Familienhotel. Es ist ein Hotel für alle. Und was für eins. Familiengeführt seit drei Generationen, zur Zeit von Karin Leeb und ihrem Mann Martin Klein, die sich als Paar die Hotelleitung wochenweise teilen, damit einer immer Zeit für die beiden Kinder hat. Ein wirklich besonderes Haus, in Sachen Herzlichkeit und Ideen. Im Hotel Hochschober kann man nämlich auf wunderbare Weise gleichzeitig entspannen und sich ausprobieren. Den Kopf mit Inspiration durchpusten lassen. “Hochschobern” nennen die Stammkunden diese ganz besondere Mischung. Und von denen gibt es reichlich.

Während ich hinter geheimen Türen recherchiere warten meine Männer an der Rezeption. Ausnahmsweise mal nicht gelangweilt auf dem Fußboden, auch nicht am Hosenbein zerrend oder auf Zehenspitzen an der Rezeptionstheke lehnend, sondern dank einer kleinen Treppe direkt neben Papa, auf Augenhöhe mit dem freundlichen Rezeptionisten: “Mögt ihr Angeln?”, fragte der. Mein Großer macht große Augen: “Jaaaa!” Vom Angeln lernen träumt er seit mindestens einem Jahr. “Dann meldet euch am besten gleich zum Angel-Workshop an. Dort im dicken Buch könnt ihr euch eintragen.” Als wir aufs Zimmer gehen, mit dem Fahrstuhl hoch und über den beige-weiß gemusterten Teppich halt sich mein Sohn bei mir unter. “Woher wusste der, das ich Angeln mag..?” Ich zucke mit den Schultern. “Vielleicht hat er es dir an der Nasenspitze angesehen…”, sage ich. Der Zeigefinger meines Großen fliegt sofort hin, fühlt nachdenklich den Nasenrücken entlang. Hört erst auf als wir die Zimmertür aufschließen.

“Ein Bett nur für uns!”, freuen sich die drei Großen, setzen sich auf die blitzweißen Laken und lassen sich nach hinten fallen. Sie haben zuhause jeder ein eigenes, im Urlaub schlafen sie alle drei gern in einem. Meistens auf jeden Fall. Falls der Große doch mal ein bisschen Ruhe braucht, ist am Fenster ein Sessel umgeklappt und in ein bequemes Bett verwandelt worden. So gemütlich – und mit Blick auf den See so besonders, dass drei oder vier meiner Männern genau dort am liebsten Mittagsruhe machen. Hier oben auf der Turracher Höhe ist die Luft immer erfrischend.

Der Kleinste, André und ich schlafen im Nachbarzimmer, durch eine Zwischentür verbunden. Die Zimmer sind gemütlich, hier ein paar karierten Kissen, dort ein bisschen grauer Filz. Dazu ein schlichtes Sofa, Eisenlampen mit weißem Schirm. Was ich am besten finde: Die Koffer verschwinden in den vielen schlichten Holzeinbauschränken. Ob ausgepackt oder nicht, darf jeder selbst entscheiden. Was meine Jungs am besten finden? Die vier Stoffbären mit Halstuch und grüner Weste, ein Willkommensgeschenk vom Hotel. Zwei von ihnen müssen sofort mit zum Lunch. Haben keine halbe Stunde später feuchte Bärennasen vom Suppen probieren.

Im Speisesaal liegen muschelfarbene Decken auf den Tischen, ein wenig nostalgisch. Dazu taubenblaue Holzvertäfelung, warmes Holz und schlichte Servierplatten aus Schiefer. Verrückterweise passt alles zusammen und ist super gemütlich – und lecker. Beim Frühstück türmen sich Berge von Orangen neben einer Vintage-Orangenpresse. Mittags gibt’s ein Lunchbuffet, Kaffee und später ein feines Menu am Abend. Sonntags Morgens wird sogar Harfe live gespielt. Die Melodie von Aschenbrödel, der Blick auf Tannenbaumspitzen und See durch die Panorama-Fenster und dazu fluffige Pancakes, die ich nicht selbst backen muss, sondern die freundlich lächelnde Dame am Buffet – das ist beinahe zu gut um wahr zu sein.


Mich hat das Hotel Hochschober an früher erinnert: An das Traumhotel, dass meine Nachbarsfreundin und ich nachmittagelang auf meinem Kinderzimmerboden aus Plastik, Playmobil und Papier gebaut haben. So viel Liebe haben wir hineingesteckt. So viele Ideen hatten wir. Karin Leeb hat die auch und setzt eine nach der anderen in die Tat um. Bereits seit zehn Jahren gibt es zum Beispiel mit dem Wortreich eine Bibliothek mit über 3000 Büchern, wie ich sie so liebevoll eingerichtet noch in keinen anderen Haus gesehen habe. Gleich nebenan ist ein Leseraum mit einem halben Dutzend lichtgrauer Liegen, durch die bodentiefen Fenster blickt man über das Buch hinweg direkt ins Grüne. Ich lag dort einen Vormittag lang, habe gelesen, gedöst und dem Regen beim Pladdern gegen die Scheibe zugehört und habe mich so friedlich gefühlt, wie lange nicht mehr. Danach auf dem Weg zum Lunch noch an der Pinnwand die Formulare zur Meldung von Glücksmomenten lesen: einfach schön.

Noch mehr Leseerlebnisse gibt’s dank der Bücherkisten, die das Team vom Hochschober “unter geheimen Bankerln” draußen versteckt haben. (Psst, eine zum Beispiel bei der Bank an de Grünsee-Quelle. Und eine Vorlesekiste zum Thema “Luft” unter der Bank oberhalb des Grünsees. (Mehr Infos an der Rezeption oder auf dem Aushang im Wortreich). Hätte von uns Mädels sein können damals. Wir haben immer Mini-Bücher aus Papier gebastelt auf dem Playmobil-Heuboden versteckt. Weil wir uns dort lesen so gemütlich vorgestellt haben.

Familliehotel, besonderes Hotel

Gegen Abend ging es für uns im Hochschober traditionell nach unten in den Wellnessbereich. Erst ein bisschen Planschen im Indoor-Babybecken für Bo. Das ist recht klein, aber es schwimmen viele Plastikfische herum und es gibt Netze zum Herausfischen. Er liebt es. Die Großen üben im großen Becken fürs nächste Abzeichen. Hinterher gehen wir alle Mann in die runden Blubber-Pools draußen, die endlich mal genau die richtige Temperatur für mich haben. Danach springen die Jungs oft noch ins beheizte (!) Becken direkt im See, während ich nochmal im Ruheraum für Erwachsene verschwinden darf. Hier herrscht sogar Flüsterverbot. Die Ruhe tut so gut.

Tatsächlich sind Karin Leeb und ihr Team ziemlich streng mit ihren Gästen. In der Eingangshalle, gleich vor dem Fahrstuhl steht ein großes Glas mit Wasser. Unten auf dem Grund ein paar Steine – und ein Handy. Darüber eingerahmt die Bitte, alle Telefonate, besonders Geschäftsgespräche, wenn überhaupt nur im eigenen Zimmer zu führen. Darf man so etwas von seinen Gästen verlangen? Von Gästen, die ja König sein sollen? Ich finde: Aber hallo. Und das Wirtschaftsmagazin “trend” schreibt über das Hotel Hochschober: “Das Hochschober (…) ist weltweit unverwechselbar. Auch in der Qualität seiner Widersprüche. Es ist innovativ und stur, avantgardistisch und nostalgisch, liebevoll und anmaßend. Es vergöttert seine Gäste, verlangt den Göttern aber auch Opfer ab.”

Das trifft es. Neben Handy- und Flüsterverbot wird um “eine Renaissance des Respekts” gebeten, und “um die Abkehr von beliebiger Kleidung zu beliebiger Zeit an beliebigen Ort” gebeten. Meint ganz klar: Keine Badekleidung und Bademäntel in Bibliothek, Aufenthaltsräumen und Restaurants. Ausnahme: Die See-Stube während des Mittags-Buffets. Es mag hart klingend, vielleicht ein bisschen anmaßend? Aber auch entspannend. Wenn man einmal erlebt hat, was dadurch entsteht, welche Ruhe, welche besondere Stimmung, was für ein “Raus-aus-allem”-Gefühl, möchte man solche Schilder am liebsten auch zuhause aufhängen. Gleich neben der Eingangtür.

Familienhotel,
Am allerschönsten im Hochschober ist vielleicht die Zeit nach dem Abendbrot. Wenn das Feuer im Ofen prasselt. Wenn überall auf den karierten Sesseln und Filzkissen entspannte Menschen sitzen, mit einem Glas Rotwein oder eine Tasse Tee in der Hand. Lesend, redend, lachend und viele mit einem Spiel zwischen sich. Wir auch. Wir haben Monopoly gespielt und Stoneage Junior und hundertfach Uno und sogar ein paar mal das hauseigene Hochschober-Spiel. Und wir haben Daumen gedrückt und uns zugezwinkert und die Köpfe in den Nacken geschmissen vor lachen und ein paar Verlierer-Tränen geweint und unseren Sitznachbarn in die Seite geboxt. Aber am meisten gelacht. Hätte bloß noch die Aschenbrödel-Harfenmusik vom Sonntagmorgen-Frühstück gefehlt. Obwohl, das wär dann Kitschfilm gewesen. Oder Disney. Und im Hochschober ist zum Glück nichts Plastik oder Playmobil. Sondern alles echt.

Was steht in der Eingangshalle? Auf einem Stück Büttenpapier, mit einer Silbernadel an den Kamin gepinnt? “Federn lassen und dennoch schweben, das ist das Geheimnis des Lebens.”

Familienurlaub in den Bergen, besonderes Hotel
Familienurlaub in Österreich
Was Neues erleben
Im Untergeschoss des Hochschober liegt das Basislager, hier starten alle Kurse, Wanderungen und gemeinsamen Ausflüge. Hier können Ski- und Wanderschuhe gelagert werden, hier werden Mountain Bikes repariert. In der Mitte gibt es eine große Feuerstelle, zum Aufwärmen und Austauschen nach den aufregenden gemeinsamen Erlebnissen. Ich habe mit meinem großen Sohn einen Angelkurs gemacht – und es war großartig. Demnächst ist eine Knigge-Kurs für Jugendliche geplant, eine Instagram-Einführungs-Woche für Erwachsene, Yoga für Familien, Autoren-Lesungen im Wortreich, Gesangs-Workshops und natürlich jede Menge Ski-Specials. (Es hat diese Woche dort bereits geschneit!) Vom Hotel geht man nur wenige Minuten zur Panoramabahn oder fährt mit dem Shuttle zur Skischule und zur Kornockbahn.


Tipps für die Ausflüge
– Einmal mit der Gondel ganz hoch auf die Turracher Höhe fahren. Dort oben, auf 1763 Metern, gibt es viele schöne Spielstationen für Kinder, unter anderem einen Wasserlauf, ein Klavier, Holzliegen und Schaukeln, Zeitungen zum Ausleihen und eine nette Hütte zum Einkehren. Einmal am Tag dürfen Hotelgäste kostenlos auf der Sommerrodelbahn, dem Nocky Flitzer, fahren.

– Eine wirklich schöne Wanderung für Anfänger führt direkt vom Hotel bis zum Grünsee. Auf dem Weg bewundert man gemütliche Holzhütten, kunterbunte Wiesenblumen und den tatsächlich quietschgrünen See. Kurz dahinter kann man bei einer kleinen Hütte einen Kaiserschmarren essen (der noch leckerer ist als der auf dem Berg), Himbeerspritz trinken und den Hühnern und Ziegen zu schauen.
Familienhotel in Österreich, besonderes Hotel,
PS. Wir haben zu Recherchezwecken für diesen Artikel zu Pressekonditionen im Hotel Hochschober übernachtet.

Claudi