Ich bin Sarah,  38, lebe mit Partner und Kind in der Einliegerwohnung meines Elternhauses auf dem Dorf. Ich finde mein Leben organisiert, durchgetaktet und meist stressfrei. Andere würden es womöglich langweilig nennen. Wir leben das klassische Rollenmodell, weil wir sehr unterschiedliche Einkommen haben und ich weniger gut bezahlt werde und weil ich bewusst stressfrei(er) leben möchte. Für meine vierjährige Tochter möchte ich Zeit haben, solange sie Zeit für mich hat. Und für den Rest der Familie auch…
Ich habe mich ganz allein und sehr bewusst dafür entschieden, nur wenige Stunden zu arbeiten und dafür, unter der Woche den Haushalt zu wuppen, um die Wochenenden frei zu halten. Als ich vor über vier Jahren in Elternzeit ging – als einzige Mitarbeiterin, Vollzeit und ausgelastet – wusste ich nicht, ob, wann und wie ich ins Büro zurückkehren würde. Jetzt arbeite ich im Homeoffice – und genieße Narrenfreiheit. Ich muss Abgabefristen einzuhalten, aber ich habe sehr viele Freiheiten. Ich kann nämlich nicht arbeiten, wenn der Haushalt um mich herum nicht gemacht ist. Hier kommt meine Beispielwoche…

Montag

Die Woche beginnt ungewohnt, denn der Papa ist geschäftlich unterwegs und seit Sonntag Abend weg. Normalerweise teilen wir uns die morgendlichen Aufgaben wie Kind betüdeln, Frühstück machen, Brotdose richten, anziehen etc. und der Papa bringt unsere Tochter zum Kindergarten und arbeitet danach im Homeoffice oder fährt ins Büro – bis dahin habe ich oft weder gefrühstückt noch geduscht. Heute muss ich also aus dem Haus, frühstücke mit und springe unter die Dusche.

Wir kommen gut klar, meine Tochter ist viel selbstständiger, wenn bloß einer da ist.  Auf zum Kindergarten – sie fährt Laufrad, ich hechte nebenher. Kurz vor Toresschluss kommen wir an, ca. 40 Minuten später als gewöhnlich. Ich freue mich sehr, dass ich die Freiheit habe und mein Kind nicht antreiben muss. Ich gehe nach Hause und erledige den Haushalt. Der ist bei mir sehr organisiert, montags wird Wäsche gewaschen und gesaugt. Weil ich übers Wochenende alleine bei einem kreativen Freundinnenwochenende war, habe ich einiges aufzuräumen. Ich packe ein Paket aus und die Retoure gleich wieder ein.

Dazwischen finde ich immer wieder Spuren des Wochenendes.

Dinge, die ich im Vorbeigehen erledigt hätte. Als alles geschafft ist, setze ich mich an mein privates Laptop. Vor meiner Abfahrt am Freitag habe ich es nicht mehr geschafft, meine Kontoauszüge durchzusehen, die Ablage zu machen und meine E-Mail-Postfächer aufzuräumen. Das mache ich immer zu Monatsbeginn. Es hat sich einiges angesammelt. Als ich noch schnell den Kilometerstand des Autos checke, weil wir bei der Versicherung die Kilometer reduziert hatten, erstarre ich. Mit einer Überschreitung um mehrere Tausend Kilometer hatte ich nicht gerechnet – und wir haben gerade mal September.

Ich krame also in Versicherungs- und Werkstattunterlagen, telefoniere mit dem Maklerbüro, finde meinen Fehler und natürlich lässt sich alles klären. Als ich fertig bin, kann ich schon wieder los: einmal zur Post und danach zum Kindergarten, der für uns heute schon mittags zu Ende ist … Zeit mit dem Kind und so.

Wieder zuhause koche ich Mittagessen. Es soll Käsespätzle geben, ich finde keinen Reibekäse.

Das einzig brauchbare, das der Kühlschrank zu bieten hat, ist ein Klotz Parmesan – der muss es richten. Wir essen, tüddeln ein wenig vor uns hin und gehen raus in den Garten. Mein Kind möchte, dass ich mit Trampolin springe, also los. Nach einiger Zeit und mehreren Versuchen werde ich entlassen und beginne, das Efeu zu schneiden (wir haben viel Efeu; Efeu wächst gut), verblühte Pflanzen zu entsorgen und ums Haus zu kehren. Einmal klar-Schiff.

Mein Kind spielt inzwischen mit dem Nachbarskind und ich geselle mich dazu. Spontan zerlegen wir noch das Laufrad, um dem Schleifgeräusch auf die Schliche zu kommen, schrauben Sattel und Lenker nach oben und die Bremse wieder fest. Auf der Probefahrt treffen wir eine Nachbarin und halten ein Pläuschchen. Danach ist Zeit fürs Abendprogramm.

Das Kind fragt nach dem Papa, der während dem Essen auch gleich per Videoanruf anklingelt. Wir räumen auf (ich gerne, das Kind widerwillig) und gehen ins Bad. Jetzt gibt’s die Quittung für Mama-war-weg-Papa-ist-weg. Das Kind brüllt. Erst einfach so, schließlich weil etwas nicht klappt und letztendlich, weil ich wegen der fortgeschrittenen Zeit das abendliche Video streiche. Danach schläft sie schnell ein und ich merke, dass noch immer „Sport“ auf meiner To-Do- Liste im Handy steht.

Um 20:45 Uhr beginnt schließlich mein Arbeitstag, 2 Stunden sitze ich noch. Und nein, es macht mir nichts aus. Ich bin zufrieden mit dem, was ich erledigt habe. Kreativzeit für mich bleibt keine, aber die hatte ich ja am Wochenende.

Dienstag

Noch ein Morgen ohne Papa. Heute sind wir schneller und pünktlich am Kindergarten. Wieder zurück mache ich zuerst Sport, dusche, putze das Bad und fahre mit dem Opa zum Baumarkt. Er braucht eigentlich nichts, aber nutzt die Chance der Mitfahrgelegenheit. Ich kaufe ein Weihnachtsgeschenk, das ich – nicht uneigennützig – noch diese Woche verschenken will. Das zweite Geschäft, in dem ich etwas Dekokram für mich kaufen wollte – hat leider geschlossen. Danach geht`s zurück ins Dorf.

Montags und dienstags habe ich oft Reinigungsarbeiten auf dem Plan stehen, die nicht wöchentlich anfallen. Heute: Spülmaschine reinigen. Ich wusste lange nicht, dass man das regelmäßig machen sollte, seit ich die Maschine jedoch alle paar Wochen zerlege, wird das Geschirr wieder sauber. Lohnt sich. Danach meine dienstags-To-Do’s: Brotschneidmaschine reinigen, Spülbecken schrubben, Zimmerpflanzen gießen. Zwischen all dem habe ich eine Spiel-Verabredung für den Nachmittag und den Trockner ausgemacht, sowie eine Maschine Kochwäsche angestellt. Mit einem Brot geht es ans Büro-Laptop.

Zwischendurch fällt mir ein, dass die nächste Wäsche von der Maschine in den Trockner muss.

Ich freue mich über die Homeoffice-Situation und erledige es. Kurz vor dem Ende der Betreuungszeit klappe ich den Bildschirm zu, suche Wasser, Snacks und Sandspielzeug zusammen, flitze zum Kindergarten und weiter zum Spieli. Die Kinder spielen und wir Mamas erzählen uns von den Ferien – natürlich nicht, ohne zwischendurch sämtliche Kinderbelange wie Hunger, Durst, Pippi, verschwundenes Spielzeug etc. zu befriedigen.

Gegen Abend machen wir uns auf den Heimweg. Ich koche, wir essen und während das Kind noch etwas spielt, hänge ich Wäsche ab, falte, staple und verräume sie und denke auch noch an die Wäsche im Trockner. Dann spulen wir das Abendprogramm ab – heute mit kurzer Tablet-Zeit. Das Kind schläft, Muddi schaut Instagram auf der Couch und um 20:15 Uhr beginnt nicht der Fernsehfilm sondern der 2. Teil der Arbeitszeit. Irgendwann kommt der Papa nach Hause, wir beratschen die letzten 2 Tage und dann gehen die Lichter aus.

Mittwoch

Ab heute wieder geteilte Morgenroutine – dachte ich. Einer von uns kommt allerdings nicht aus den Federn. Also mache ich Frühstück doch allein für drei, Brotdose, Trinkflasche, Rucksack, während zwei ihr Wiedersehen mit der Mitbringzeitschrift auf der Couch zelebrieren. Irgendwie bekommen wir doch noch die Kurve. Danach starte ich ausnahmsweise mit Homeoffice, denn es ist nicht mehr viel und ich will meine Arbeit der letzten Tage abschließen und wegmailen.

Es dauert natürlich doch länger und zwischendurch fragt der Opa nach Malervlies und mein Mann verabschiedet sich aus dem Homeoffice ins Büro. Dort ist etwas kaputt, das gerichtet werden muss. Eine Stunde Fahrtzeit an diesem Tag, die sich auf den Abend auswirken wird. Und ja, ich habe immer noch mein Schlaf-Dress an. Sieht keiner, stört keinen, ist bequem – ich freu mich drüber. Danach folgt meine kleine Sporteinheit und eine Dusche. Ansonsten ist Mittwoch Bodentag: Ich räume gründlich auf, stelle alles hoch, sauge und wische die Wohnung.

Nun hätte ich wieder Zeit für Homeoffice, aber: es ist gar keine Arbeit da.

Das kommt immer wieder mal vor. Anfangs war das schwierig für mich. Heute weiß ich: Arbeit kommt. Ich setzte ich mich auf die Couch und schaue, was bei Instagram so los ist, mache eine Online-Bestellung und ein bisschen ärgere ich mich am Ende, dass ich die Zeit nicht besser genutzt habe.

Nach dem Kindergarten fahren wir zu den Urgroßeltern. Das machen wir alle zwei Wochen. Sie fahren nicht mehr Auto, wir helfen bei Einkäufen und taxieren sie zu Arztterminen. Da heute nichts ansteht, lösen wir Oma‘s Geburtstagsgeschenk ein und gehen Torte essen. Es ist nicht immer einfach mit den Senioren und kostet mich oft etliche Nerven, aber ich bin froh, dass ich mir das zeitlich leisten kann. Immerhin habe ich hier als Kind viele Ferienwochen verbracht und so ist es schön, etwas zurück geben zu können.

Wegen der längeren Anfahrt bleiben wir immer bis abends und Zuhause startet direkt das Abendprogramm. Der Papa kommt genau dann nach Hause, als das Kind im Bett ruhiger wird. Einschlafbegleitung zurück auf Start. Wir Eltern setzen uns zusammen an den Tisch, Papa isst etwas und wir bequatschen, was ansteht. Um 21 Uhr mache ich mich noch an die Bügelwäsche und bin dann ziemlich erledigt. Ab ins Bett.

Donnerstag

Der Tag beginnt mal wieder bloß zu zweit. Papa ist schon früh Richtung Büro aufgebrochen, um vorher im Fitness-Studio vorbei zu schauen. Eigentlich wäre heute Einkaufstag mit dem Opa, damit er das nicht mit dem Bus machen muss, aber der hat Handwerker, also verschieben wir das. Ich habe also keine Eile beim Sport und Duschen. Danach räume ich die Küche auf, verräume die Wäsche vom Vorabend. First-things-first packe ich die Schwimmbadtasche für den Nachmittag und da noch keine Büro-Arbeit kam, habe ich Zeit für Kleinkram wie Plastikgriff am Laufrad kleben.

Danach kehre ich die Straße.

Und schnappe ich mir Papier und Stift, setzte mich mit einem großen Glas Wasser an den Tisch, schreibe den Essensplan für die kommende Woche, die Einkaufsliste für den Wocheneinkauf dazu (mach ich normalerweise mittwochs), eine Geburtstagskinderliste mit Geschenkideen bis Jahresende (eine grobe Übersicht ist viel wert, vor allem, weil ich gerne selbstgemachtes verschenke und das Zeit braucht). Dazu esse ich was, es ist längst Mittag.

Die Zeit vergeht, während ich so entspannt vor mich hinarbeite und schon ist Zeit für die Kindergartenabholung. Wir hüpfen schnell beim Klamotten-Discounter rein auf der Suche nach möglichst günstigen/wiedernutzbaren 90er-Jahre-Outfits für eine Firmenfeier, kaufen zwei Uni-Shirts zum Selberpimpen und sind dann für den restlichen Nachmittag im Freibad zu finden. Zuhause wird noch schnell geduscht und gekocht und schon muss das Kind ins Bett.

Ich verliere mich etwas in der 90er-Jahre-Geschichte, bestelle online noch etwas, hinter dem ich seit Wochen her bin (war immer ausverkauft), verliere mich nochmal in Geburtstaggeschenkgedanken und gehe dann ins Bett ohne den Geschirrspüler auszuräumen und die Badetasche auszupacken.

Freitag

Es ist Freitag und freitags habe ich frei, in der Theorie. Realistisch doch nicht. Ich erledige freitags alles, was ich in der Woche bisher nicht geschafft habe, damit wir am Wochenende möglichst wenig Haushalt machen müssen und die Zeit als Familie nutzen können. Da einer mal wieder schlecht aus dem Bett kommt, lege ich gleich los: Spülmaschine aus- und wieder einräumen, Badetasche ausräumen, Sport, duschen und Wocheneinkauf mit Opa erledigen.

Alles aufräumen, kurze Pause, dann Staub vom Sonnensegel im Schlafzimmer zu saugen. Es dauert viel länger, als gedacht. Ich ziehe auch noch die Bettwäsche ab und stecke sie in die Waschmaschine. Danach bereite ich das Mittagessen vor und gehe zum Kindergarten. Heute geht es mit zwei Kindern nach Hause, die ich bekoche, bespaße, denen ich Snacks und Getränke reiche. Während die Kinder mit Sand und Wasser matschen, versuche ich, meine Geburtstagsfeier zu planen.

Zwischendurch gibt die Uroma neue Arzttermine durch und wünscht eine Internet-Orthopäden-Auskunft.

Das Gastkind wird abgeholt, wir besuchen die Uroma, dazwischen meldet sich die Oma. Wir brechen auf, packen das am Dienstag gekaufte Weihnachtsgeschenk in Weihnachtsgeschenkpapier ein, düsen los, bekommen einen Gießauftrag für die kommende Woche, überreichen das Weihnachtsgeschenk – eine Brause für den Gartenschlauch, denn wir werden hier mit Gießdienst für die kommende Woche beauftragt und dafür wollte ich diese Düse haben.

Wieder zuhause, trocknet der Trockner immer noch die Bettwäsche … da wir nur einen Satz für Sommer und Winter haben, müssen wir warten, bis alles trocken ist. Der Tag endet mit Einschlafbegleitung auf der Couch. Meinen geplanten Nähabend kann ich knicken, das wäre zu laut. Wir warten und warten und warten, beziehen schließlich die Matratze mit einem alten, ausgeleierten Spannbettlaken und schlafen unter Sofadecken.

Ach ja, irgendwann am Nachmittag habe ich leider festgestellt, dass mir das gestern gekaufte T-Shirt für das 90er-Jahre-Outfit zu enganliegend ist. Das muss ich wohl morgen umtauschen.

Samstag

Wir schlafen, so lange wir können … solange das Kind uns lässt, frühstücken gemütlich, Papa mäht den Rasen, Kind hört Hörspiel, Mama räumt auf, putzt das Waschbecken, macht Sport, duscht, zieht das Kind an. Schließlich bringe ich das Kind zur Uroma, wo es die Großtante trifft um die Hühner und Hasen des Großonkels zu besuchen. Zurück zuhause räume ich wieder auf, sauge und kann das Kind auch schon wieder abholen. Mit allen Leuten, die ich treffe, halte ich einen kurzen Plausch. Zuhause gibt es Brotzeit und jeder tüddelt wieder vor sich hin.

Schließlich fahren wir ins Nachbardorf zwecks T-Shirt-Umtausch. Der Papa bekommt bei der Gelegenheit auch ein Shirt. Auf dem Rückweg gehen wir an der Bücherei vorbei und essen ein Eis. Wieder zurück, werden sofort die Leihbücher gelesen und das Spiel getestet. Da wir noch einen Geschenkgutschein aus der örtlichen Gaststätte brauchen, spazieren wir dort hin und essen auch gleich eine Pizza. Danach Abendprogramm fürs Kind und anschließend Kreativzeit für mich. Ich suche nach Plottvorlagen für die 90er-T-Shirts, bereite sie vor, überlege, wer was in welcher Farbe und Größe bekommt. Die Zeit verfliegt. Gähn … Bettzeit.

Sonntag

Heute dürfen wir etwas länger schlafen. Da das Kind total mit sich selbst beschäftigt ist, düse ich zuerst zur Oma um den gestern vergessenen Gießdienst nachzuholen. Dann Frühstück und weil das Kind mit Höhle bauen und Tiptoi so sehr beschäftigt ist, plotte und entgittere ich schonmal alles für unsere T-Shirts; Kreativzeit also. Aufbügeln kann ich es leider noch nicht, denn die T-Shirts sind noch nicht gewaschen (Waschtag ist montags).

Plötzlich ist Mittag. Ab in die Küche, heute gibt es Quiche.

Habe ich noch nie gemacht. Während sie im Ofen ist, räume ich mein kreatives Chaos auf und springe in die Dusche. Den restlichen Tag tüdeln wir einfach so vor uns hin. Unsere Wochenenden sind übrigens nicht immer so entspannt. Oft sind sie auch ziemlich voll. Umso mehr genießen wir es, Zeit zu haben. Kleiner Spoiler: Und Büroarbeit kam dann auf einmal so viel, dass ich nicht mehr wusste, wohin damit.

Alles Liebe,

Sarah