Wir drücken unsere Nasen am Flugzeugfenster platt, um den ersten Blick auf die Inseln nicht zu verpassen. Spinatgrün liegen sie da, wie hingekleckert ins Meer. Wasser und Himmel taubengrau, auf der Scheibe Regentropfen. Verdammt, denke ich, was bitte macht das Hamburger Wetter im Paradies? Als wir gegen sieben Uhr morgens aussteigen, ist es allerdings trotz Nieselregen warm, sehr warm. Ich nehme meinen Schal ab und atme tief ein. Es duftet nach Gewächshaus…

Ich hatte keine Ahnung…

…dass der Himmel über dem kleinen Inselparadies im Indischen Ozean vor der Küste Kenias öfter mal grau ist, dass das aber an der Tropentemperatur überhaupt nichts ändert. Tag und Nacht, Tag für Tag angenehme 27 Grad. Ich hatte auch keine Ahnung, dass ein paar Snacks bestehend aus einem Milchkaffee, vier Fanta, kleines Clubsandwich und Rührei im Imbiss neben dem Fähranleger 80 Euro kosten. „Wie viel?“, frage ich ungläubig. Andre hält mir nickend die Quittung hin. „Guck es dir an.“ Die Seychellen sind teuer, sogar im Imbiss. Und im Supermarkt.

Ich hatte keine Ahnung, dass die kleine Fähre von der Hauptinsel Mahè rüber nach Praslin so hoch über die Wellen hüpft, dass die Crew nach dem Anker einziehen oft mit nichts anderem beschäftigt ist, als den Gästen leere Kotztüten zu reichen und volle heraustragen.

Ich hatte allerdings auch keine Ahnung, dass es Fototapetenstrände wirklich gibt. Strände, an denen sich Palmen an ihren Wedeln halten.

Wie Lummerland sieht es aus, das kleine grüne Praslin mit dem schmalen Steg mitten im Meer. Ein paar kleine bunte Häuser blitzen zwischen Dschungelbäumen hindurch. Davor eine zuckerweiße, sichelförmige Bucht. Wir fahren im Kleinbus am Meer entlang. Palmen und Blau, Palmen und Blau sausen abwechselnd an uns vorbei. Als wir den Asphaltweg mitten hinein in den Dschungel abbiegen und wenig später zu unserem Haus am Traumstrand  spazieren, da kann ich einfach nicht glauben, dass es sowas Schönes wirklich gibt.


Später, als ich im feinen Sand sitze, ihn mit einem Stück Koralle aufnehme und herunterrieseln lasse, als ich meine Jungs im unglaublich türkisen Meer planschen sehe, weit und breit bloß Wasser, Himmel, ein Fischschwarm und sie, da seufze ich. Das hier ist einfach zu schön, um wahr zu sein.

Was ich auch denke: Dass sich ab sofort jeder Strand mit diesem Strand, mit meinem THE BEACH, messen muss. Und dass, verdammte Kiste, alle, die ich bisher gesehen habe, den Battle verlieren würden.

Dann schiebe ich den Gedanken weg. Denn jetzt bin ich da und ich werde das Paradies verdammt nochmal jede Minute lang genießen.

Das tue ich wirklich, das tun wir alle. Wir stehen freiwillig früher auf und gehen abends noch später ins Bett. Wir wollen keine Sekunde dieses Abenteuers verpassen. All die unbekannten Pflanzen, all die fremden Tiere: Wir machen Augen und Ohren weiter auf, wir saugen alles auf. Ich kann sagen: Ich hätte nicht gedacht, dass mich eine Fernreise so flasht. Hätte nicht gedacht, was für eine Energie es in mir auslöst, so weit weg zu sein. So viel ganz Neues zu sehen.

Bei unserem ersten Flughund denken wir noch, dass es ein Vampir sei. Dann verknallen wir uns in diese großen Tiere mit den schwarzen, Fledermaus-Flügeln und den niedlichen Gesichtern mit der schwarzen Stupsnase zwischen rotem Fell. Ab der Dämmerung fliegen sie über unser Ferienhaus und nachts zanken sie schrill in den Bäumen. Dazu Wellenrauschen und das Rascheln der Palmwedel – so klingt eine Tropennacht.

Überall Grün hier, Pflanzen überall. Sie klettern von unten bis in riesige Baumkronen, schlingen sich um Stämme, lianen sich von hoch oben zu mir herunter. Ich entdecke genau die Pflanzen in riesengroß, die bei uns zuhause als Zimmerpflanzen dösen. Ich schnuppere an Zimtblättern – und bin beinahe high. Ich kann nicht glauben, dass das, was da rankt, wirklich Vanille ist. Mitten in der Stadt baumeln Mangos am Baum. Überall Gummibaum-Giganten. Bananen schimmern zwischen knallgrünen Blättern.

Alles ist anders.

Es riecht anders, die Geräusche sind anders und die Farben auch. Jeder Tag bringt so viele erste Male mit sich, etwas, das mir im Alltag völlig abhanden gekommen ist. Ich staune jeden Moment über diese riesengroße, aufregende Welt. Mich inspirieren die Inseln mit ihrer tropischen Tier- und Pflanzenwelt sehr, und das hält bis heute an. Die Seychellen sind wirklich ein ganz besonderer Ort.

Die Inseln haben viel erlebt. Schönes, wie trauriges. Vor 250 Jahren wurden sie zunächst von Piraten besiedelt. Später kamen und gingen französische und englische Kolonialherren, afrikanische Sklaven mussten auf Kokos- und Bananenplantagen schuften. Heute leben die meisten Menschen vom Fischfang und vom Tourismus. Die Lebenshaltungskosten sind enorm, vieles auf der Insel können sich die Einheimischen kaum leisten.

Die Obstabteilungen in den Supermärkten sind daher winzig. Wer kann baut im Garten in der karottenroten Erde selbst an. Die meisten Hotels sind teuer. Die Preise schocken, bewahren die Inseln allerdings vor dem Massentourismus.

In den Straßen, aus den Haustüren und den Rucksäcken der Kinder in ihren pinken Schuluniformen, überall hören wir Musik. „Wenn meine Frau von ihrer Arbeit als Krankenschwester nach Hause kommt, dreht sie immer die Lieder laut“, erzählt mir unser Taxifahrer Laurent grinsend. „Und dann singen wir laut bis zum Abendbrot“. Laurent fährt uns für etwa 100 Euro sieben Stunden über die Insel, erzählt uns zu jeder Bucht eine Geschichte.

Für den nächsten Ausflug wählen wir den blauen Inselbus, von den Bewohnern “Blue Monster” genannt. Als er endlich kommt und mit quietschenden Bremsen vor uns hält, wissen wir im Straßenstaub auch warum. Wir, nein alle im Bus, quietschen bei jeder Kurve. Das blaue Monster rast rumpelnd in jede Kurve, die anderen Autos weichen aus. Ich schnappe nach Luft, als wir aussteigen.

Wo wir gebucht haben?

Wir haben die Reise im Rahmen einer Kooperation mit Tourlane organisiert. Tourlane ist das moderne Reisebüro im Internet, das einem seine Wunschreise ganz individuell zusammenstellt. Tourlane hat sich um alles gekümmert: Flüge, Unterkünfte und Ausflüge und uns auch bei der Reiseplanung beraten. Das war wirklich toll, denn so konnten wir uns unterwegs ganz aufs Erleben und Genießen konzentrieren.

Überall wo wir hinkamen, wurden wir bereits von einem Tourlane Mitarbeiter erwartet. Ganz ehrlich, ich hätte überhaupt nicht die Zeit gehabt, diese Reise viele, viele Stunden lang allein zu recherchieren und alles einzeln zu buchen. Wir waren wirklich sehr zufrieden mit Tourlane. Dieser Beitrag ist übrigens nicht Teil unserer Kooperation. Ich schreibe ihn rein freiwillig, einfach auch Spaß und Lust daran, unsere Erfahrungen an euch weiterzugeben. Als Werbung markieren muss ich ihn aufgrund der Verlinkungen trotzdem.

Wir bleiben zwei Wochen auf den Seychellen, wohnen auf drei Inseln und besuchen vier. Gelandet sind wir auf Mahè, von dort geht es mit der Fähre rüber nach Praslin. Dort verbringen wir fünf Tage und machen auch einen Ausflug nach La Digue. Anschließend geht es für drei Nächte auf die winzige Insel Silhouette und danach noch für fünf Nächte nach Mahè.

Ich würde jedem unbedingt empfehlen, Inselhopping zu machen, weil die Inseln einfach so unterschiedlich sind und es so faszinierend ist, mehrere davon zu sehen. Praslin und Silhouette haben uns super gut gefallen, ich wäre allerdings super gern auch ein paar Nächte auf La Digue geblieben. Dafür würde ich vielleicht etwas weniger Zeit auf Mahè einplanen. Nach den kleinen Inseln hatten wir dort am gut besuchten Strand Beau Vallon nämlich quasi einen kleinen Kulturschock.

Übrigens haben wir uns am ersten und zweiten Tag wie empfohlen, erst mit Sonnenschutz, dann mit Anti-Mückenmittel und dann mit Kokosöl gegen die Sandflöhe eingeschmiert. Nach dem dritten Tag haben wir alles außer Sonnenschutz weggelassen – und den Mückenschutz höchstens mal abends genutzt.

Tipp: Wie man stachelrochensicher ins Meer geht, seht ihr in einem meiner Reels. (Spoiler: Füße flach auf dem Sand lassen und dann schlurfen. So würde man nämlich nicht auf den stacheligen Zeitgenossen drauftreten, sondern ihn lediglich mit der Fußspitze hochstupsen.)

Unsere Highlights auf den Seychellen:

Cote D`or auf Praslin: Mein The Beach. Für mich der schönste Strand, den ich je gesehen habe. Endlos lang, breit und meistens leer. Der Sand sahneweiß, dass Meer schimmert knalltürkis. Selbst die Palmen verbeugen sich sanft vor dieser Pracht.

Vallèe de Mai auf Praslin: Es gibt kaum etwas Magischeres für mich, als durch diesen Dschungel zu spazieren und die riesengroßen Seyhchellenpalmen mit ihren Coco de Mer zu bewundern. Wir haben uns einen Führer genommen, was ich unbedingt empfehlen würde, weil wir ansonsten an vielen Wundern einfach vorbeigelaufen wären.

Der Strand Anse Severe auf La Digue: In der kleinen, knallbunten Beachbar Bikini Bottom läuft Nena und es gibt köstliche Fruchtcocktails. Unsere Kinder spielten stundenlang zwischen den Palmenstumpfen am Strand und irgendwann liefen auf der Straße zwei riesige Landschildkröten vorbei. Es war magisch.

Silhouette Island: Es gibt nur zwei Hotels auf dieser winzigen Insel – und beide sind leider teuer. Wer es sich gönnen kann und möchte: Das Inselgefühl dort ist einmalig. Es gibt einen kleinen Anleger, mehrere schöne Strände, einen kleinen Ort, wie aus dem Bilderbuch und ansonsten Dschungel. Im kleinen Inselmuseum kann man abends wunderbar essen und auf einem Schnorchelausflug neben Dutzenden bunter Fische Meeresschildkröten und Haie sehen. (Meine großen Jungs und André sind mit einem getaucht, der zwei Meter lang war. Jeden Tag sprechen sie seither von ihm.)

Anse Source d’Argent auf La Digue: Ein wunderschöner Strand mit den für die Seychellen typischen Granitfelsen. Es lohnt sich ein paar Felsen weiterzugehen, weil es immer leerer wird. Um zum Strand zu kommen, muss man Eintritt im L‘Union Estate Park bezahlen, was sich aber total lohnt. Allein die Vanilleplantage und das uralte Plantation Haus sind absolut sehenswert. 

Das Atelier von Micheal Adams auf Mahé. Ein kleines Häuschen in der “Bucht der blauen Hühner” und darin unzählige Bilder in knalligen Farben. Ich erkenne keine Buchten auf seinen Bildern wieder, keine Palme oder Felsen. Aber ich sehe das Gefühl, das diese Dinge in mir auslösen. Ein Erlebnis!

Das leckerste Takeaway auf Praslin: Ma’s Takeaway (Cote D’Or Esplanade, Praslin, Seychellen). Wer wie wir keine Halbpension gebucht hat und nicht jeden Abend ein Vermögen ausgeben möchte, geht hier essen: Die Currys von der kleinen Karte sind köstlich, für die Kinder gibt’s auch mal Burger und die Besitzer sind total herzlich.

Der beste Foodtruck auf Mahè: Die allerleckersten Burger (auf den Seychellen, aber vielleicht auch so) gibt’s beim Foodtruck “Sisters Takeway” in Beau Vallon. Hat nur selten geöffnet, ist es aber wert, zu warten. Und die Bedienungen sind super nett.

Port Launey, mein Lieblingsstrand auf Mahè. Es gibt ganz viel Platz, kristallklares Wasser, weißen Sand und eine Schaukel. Außerdem eine Schnorchelschnitzeljagd für Kinder. In dieser Ecke der Hauptinsel ist viel weniger los, als in Beau Vallon, ich mochte sie daher noch ein bisschen lieber.

Viktoria: Nein, die Hauptstadt Mahés und der Seychellen ist nicht schön. Aber irgendwie ist es doch spannend, sie gesehen zu haben. Den Uhrenturm zum Beispiel, der dem Big Ben nachempfunden ist, der aber überraschend mini mitten im hupenden, auspuffenden Verkehr steht. Oder den Hindu-Tempel, der ebenfalls überraschend klein ist, und in dem es innen zum Umkippen intensiv nach Räucherstäbchen riecht.

Uns hat der Markt am besten gefallen, obwohl die Fischabteilung nichts für zarte (und geruchsempfindliche) Gemüter ist. Und das kleine Stadtmuseum, in dem man einen guten Einblick in die Geschichte der Seychellen bekommt. Achtung, die Abteilung über die Kolonialzeit und Sklaven ist für Kinder erschreckend. Unsere fanden das interessant, es hat sie aber sehr mitgenommen.

Geflogen sind wir mit Emirates über Dubai und über Nacht, was wirklich super geklappt hat und total stressfrei war.

Man braucht kein Visum, muss sich allerdings auf einer offiziellen Seite für die Einreise anmelden. Zumindest als wir da waren, ich weiß nicht, ob das immer so ist. Als Impfung hatte uns unsere Hausärztin lediglich die gegen Hepatitis empfohlen.

Mitbringen: Auf keinen Fall Korallenteile natürlich, das wird teuer. Wir hatten irgendwo gelesen, dass man auch keine Muscheln mitnehmen darf, und ließen schweren Herzens alle da. Auch die riesengroße, zuckerweiße, in der man das Meer rauschen hören konnte.

Wir nahmen eine Flasche Takamaka-Rum mit, der auf der Insel produziert wird und den es einfach überall gibt. Und eine Gewürzmischung für Currys vom Markt. Außerdem ein paar Postkarten von  Michael Adams (auf ein Bild spare ich noch!)

Was praktisch ist: Es gibt auf den Seychellen keine gefährlichen Tiere (und Pflanzen). Ein ideales Einsteiger-Fernreiseziel mit Kindern also. Meine haben liebend gern stundenlang im Dschungel gespielt.

Was ich unheimlich fand: Die künstliche Insel “Eden Island” voller nigelnagelneuer Luxusvillen, weil sie, ja, eben so künstlich ist. Unbedingt anhalten sollte man allerdings an der Straße direkt darüber. In einer Kurve hat man eine super Sicht über viele Inseln der Seychellen und es gibt dort auch eine Übersicht mit allen Namen. Faszinierend!


Wenn ich jetzt an unseren Strand denke, meinen THE BEACH, dann denke ich nicht in Wettkämpfen. Dann bin ich einfach nur glücklich und wahnsinnig dankbar, dass ich ihn kennenlernen durfte. Und ich weiß, dass alle anderen, noch kommenden Strände ebenfalls auf ihre Weise schön sein werden. Die Strände der Seychellen werden für uns dennoch für  immer etwas ganz Besonderes bleiben.

Mehr Einblicke in unsere Reise bekommst du in unseren Seychellen-Highlights auf Instagram.

Warst du schon mal da? Hast du noch Tipps?

Alles Liebe,

Claudi