Zu den schönsten Dingen am Bloggen gehört, dass man Dinge ausprobieren darf, von denen man nie erwartet hätte, sie mal auszuprobieren. Habe ich irgendwo gelesen und es stimmt, finde ich. Als ich vor einer Weile die Einladung zu einem Foodblogger-Fotowettbewerb in meinem Mail-Postfach fand, musste ich zunächst laut lachen. Foodfotos? Ich? Also wenn ich eins üben will im nächsten Jahr, dann das. Danach war ich kurz sauer (hatten die mal wieder nicht richtig geschaut, was ich so mache? (So wie das Online-Casino letztens, das unbedingt eine Kooperation mit mir machen wollte). Dann habe ich noch mal genau gelesen – und hab erstmal gar nichts mehr gesagt. Weil ich mich so gefreut habe: Die wollten mich nicht als Teilnehmer. Die wollen mich als Jurymitglied…
Ich las weiter und war ganz gerührt von den lieben Worten über meine Arbeit. Ich hätte so ein wunderbares Gespür für Atmosphäre und für Lebensfreude, stand da, sowohl in meinen Fotos, als auch in meinen Texten und daher würden sich die Mitarbeiter des Scandic Emporio Hotels und ihre PR-Agentur, die sich diesen Foodblogger-Fotowettbewerb ausgedacht hatten, freuen, wenn ich ihnen dabei helfen würde, den oder die beste Foodbloggerin für ihr Haus zu finden. Der Preis für den Gewinner: 500 Euro, plus einen Jahresvertrag als exklusiver Food-Event-Fotograf des Hotels – zu professionellen Tagessätzen. Was für ein Traum für jeden Foodblog-Newcomer. Und was für eine schöne Idee dieses sympathischen Hotels: Denn hey, welches Haus hat schon einen eigenen Foodblogger? Ihr fragt mich doch oft nach richtig netten Hoteltipps hier bei uns in Hamburg: hier ist einer.
Wir trafen uns Donnerstag Nachmittag, die Kandidaten, die übrigen Jurymitglieder und ich. Im Finale dabei: Tobias Gawrisch (@xplor_creativity), Manfred Fischer (@toilstoibybluecube), David Seitz (@schlaraffenwelt.de), Travelworldonline (@travelworldonline), Josfin (@_josfin_), Sabine Sikorski (@pastamaniacblog), Desiree Peikert (@Jokihu_jobkindhund), Jule und Susi (@kochmaedchen_de) und Anne (@frischverliebt).
Draußen trübes Herbstlicht und heruntersegelnde Blätter, die sich in den kupferfarbenen Tischen des Hotelrestaurants H2O spiegelten, drinnen fünf Gänge und knisternde Aufregung. Wunderbar. Ich hatte am Vorabend alle Instagram-Accounts der Finalisten gecheckt und ich kann nur sagen: Wow. Wahnsinn, wie lässig und gleichzeitig unglaublich lecker man Essen in Szene setzen kann. Heimlich schickte ich meinem Mann noch ein Foto von der hinteren Restaurantecke, die mit dem runden Tisch und den fabelhaften Silberlampen. “So einen Essplatz wünsche ich mir zum Geburtstag!”, schrieb ich und fand es kein bisschen wunderlich, dass die Band Revolverheld sich gerade ausgerechnet diese Ecke als Shootingort für eine große Bilderstrecke in der süddeutschen Zeitung ausgesucht hatte.
Dann fing die Küche an anzurichten und die Kandidaten Licht und Kamera auszurichten und ich freute mich, ihnen dabei zuzuschauen und zu denken: was für eine Kunst – auf beiden Seiten. Wie lecker (und ohne Fertigprodukte) hier gekocht wird. Was mir das Küchenteam alles über aktuelle Foodtrends wie Foodpairing und das Sous-Vide-Garverfahren erzählen konnte. Wie liebevoll Küchenchef Philipp Reinke und seine Kollegen jeden einzelnen Gang anrichteten. Und mit wie viel Hingabe und einer dicken Portion kreativer Einfälle die Foodografen die Teller dann auf ihrem Display einfingen – mit ganz unterschiedlicher Technik übrigens, Riesenobjektiv und Scheinwerfer auf der einen Seite, simples I-Phone auf der anderen.
Da wurden Teller auf gestapelten Küchenbrettern auf den Boden gestellt. Und wieder hochgehoben. Servietten gefaltet. Und geknüddelt. Und entknüddelt. Basilikumtöpfe geschleppt und Blätter gezupft. Weingläser dazu – und wieder weggestellt. Bloß Haarspray und Heißkleber spielen in der guten Foodfotografie zum Glück längst keine Rolle mehr – was hier vor die Linse kam landete später in unserem Bauch. So lecker! Mein absoluter Favorit: Kürbis-Carpaccio mit kandierten Nüssen, skaninavischem Hartkäse und Limetten Schmand von der aktuellen Karte. Wenn ihr mal in der Nähe seid, geht unbedingt hin und esst es. So gut.
Dabei wollte ich zuerst gar nicht probieren, denn bei eingelegtem Kürbis muss ich immer an die staubigen Einmachgläser meiner Oma ganz hinten im dunklen Speisekammerregal denken. Meine Oma konnte wirklich gut kochen, bloß ihre eingekochten Kürbiswürfel waren nicht so meins. Dieser marinierte Kürbis dagegen schmeckt himmlisch frisch und aufregend würzig und absolut überraschend. Klar, dass ich sofort zu Küchenchef Phillip ging und ihn um das Rezept bat. Pustekuchen.
“Keine Chance!”, sagte der freundlich aber bestimmt. “Das ist mein Geheimnis. Wenn du den willst, musst du hier her kommen.” “Mach ich ja, aber das geht doch nicht immer”, sagte ich. “Und diesen Kürbis, den brauche ich jetzt täglich.” Er schüttelte den Kopf. “Büttttte!”, bettelte ich, “ich verrate es auch keinem!” (Psst, außer meinen Bloglesern, dachte ich). Wieder Kopfschütteln. Wer mich kennt, weiß: so schnell gebe ich nicht auf. Wir wiederholten das Spiel noch zwei, drei Mal. Aber: nichts zu machen.
Abends war ich pappsatt und glücklich und schwer inspiriert von der tollen Location und so vielen netten, kreativen Menschen. Und ganz schön ratlos: weil doch alle so gut waren. Zum Glück habe ich noch ein paar Tage Zeit, um die Fotos der Kanidaten ganz in Ruhe anzuschauen und meine Punkte zu verteilen. Ganz zum Schluss, ich war schon beinahe draußen, kam Küchenchef Phillipp angeflitzt und steckte mir einen Zettel zu. “Hier, für den größten Kürbisfan und ihre Fans. Aber ohne Mengenangaben. Das müsst ihr schon selbst rausfinden.” Ich nickte. Und lächelte. Und hüpfte beinahe in den Fahrstuhl.
Jetzt muss ich nur noch überlegen, ob ich den Kürbis zuerst zuhause für meine Mädels zubereite. Oder ob wir erstmal ins H20 gehen, um ihn dort zu essen. Ich glaube, ich bestelle gleich mal einen Tisch. Silberlampen, ganz hinten in der Ecke. Ihr wisst schon.
Falls ihr auch möchtet, hier das Rezept: (Und in Sachen Gewinner halte ich euch auch auf dem Laufenden, versprochen.)
Wahnsinns-Kürbis-Carpaccio aus dem H20-Restaurant im Scandic Emporio Hamburg
Zutaten: Hokkaido-Kürbis (in ganz dünne Scheiben geschnitten), Tafelessig, Wasser, Zucker (viel), frischer Ingwer, Lorbeerblatt, Piment, Pfeffer, Senfsaat, Koriandersaat, Sternanis, Macisblüte (oder Muskat), Kardamom, frisches Koriandergrün
Alle Zutaten außer den Kürbis aufkochen. Kürbis hineinwerfen und mindestens über Nacht ziehen lassen. (Auch gern eine Woche). Zum Essen hübsch anrichten und mit kandierten Nüssen, Käsebrocken (zum Beispiel Parmesan) und Limettenschmand servieren.
Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit dem Scandic Emporio Hamburg. Danke für euer Vertrauen in meine Arbeit.
Euch allen einen schönen Sonntag,
Liebe Claudia,
wie toll ist das denn? Schön, wenn man ein solches Lob für seine Arbeit bekommt! Ich bin gespannt, wie ihr euch entschieden habt!
Übrigens habe ich neulich deinen Schokoladenkuchen gebacken – seeehr lecker! Danke für das Rezept 😉
Viele Grüße, Lisa
Wie schön.
Und ups, ich sitze gerade dran an den Fotos. Meine Güte ist diese Entscheidung schwer.
Liebste Grüße!
Was für ein leckerer Beitrag. Tolle Lektüre, bei der einem auch das Wasser im Munde zusammen läuft.
Es war sehr schön dich kennenzulernen! Und der Kürbis war auch mein Favorit! Der war der HAMMER!!! Der Tag war aber im Allgemeinen sehr schön und das Team super symphatisch und sehr nett! Das Hotel kann ich aus eigener Erfahrung absolut empfehlen!
Lg Dési
Hallo Claudia,
Hast du den Kürbis bereits zubereitet?
Kannst du Tipps für die ungefähren Mengen geben?
Vielen Dank und liebe Grüße.
Vielen Dank für deinen tollen Blog. Er ist eine große Inspirationsquelle! Ganz großartig.
Hallo, leider immer noch nicht. Ist fest fürs Wochenende geplant.
Ich geb dann bescheid,
liebe Grüße,
Claudi
Ich bin sehr gespannt. Wir hatten kürzlich im Restaurant marinierte Kürbiswürfel im gemischten Salat. Von den Gewürzen nicht so spannend wie dein Carpaccio aber die Richtung stimmt schonmal.
Mmmh, klingt auch gut.
Liebste Grüße, Claudi