Wären da bloß der brummende Motor und ich, es könnte fast entspannt sein. Da sind aber auch halbdunkle Tunnelkurven und Abbiegungen und Ausfahrten und Million von Lichtern und dahinter ganz Paris. Ich bin nervös, aber gleichzeitig habe ich die kribbelnde Gewissheit im Bauch, mit jedem der gefahrenen 1600 Kilometer von den Touristenmassen weg und meiner Entspannung näher zu kommen: Dem Atlantik, unserem wilden Lieblingsmeer…

Wie weit ist es bis zum Atlantik?

Die meisten unserer Freunde halten uns für verrückt. So weit fahren bloß für Strand und Wasser? Und dann noch die ganze Nacht durch? Das ist doch bescheuert. Ich nicke und zucke mit den Schultern. Ja, ist ein bisschen verrückt. Aber sowas macht man eben, wenn man verliebt ist.

Verrückt verliebt in die französische Atantikküste, in Landes, wie die Franzosen die Gegend nennen. Dann denke ich: Zum Glück ist es euch zu weit, dann ist noch mehr Platz für uns. Hehe. Je weniger kommen, desto besser. Daher muss das hier auch bitte echt unter uns bleiben.

In Landes gibt es buttergelben Sand, der leuchtet, vor Wasser, das dunkelblau bis helltürkis schimmert, je nachdem wie Monsieur Atlantik drauf ist. Die Wellen, die genauso wild und laut sind wie wir. Die Strände, an denen man selbst in der Hauptsaison herrlich viel Platz hat. Und der gute Stil überall: Beachbuden, Surfschulen, Restaurants: die Leute hier haben Geschmack. Selbst der Eiswagen, der täglich am Strand hin- und herschiebt, hat blauweiße Streifen und sieht aus wie aus dem Bilderbuch.


Wie wir hin kommen an die französische Atlantikküste? Mit unserem Auto…

Fünf Stunden bin ich dieses Mal gefahren, mitten in der Nacht, mitten durch Paris, während alle anderen schliefen. Zuerst hörte ich französische Chansons, um mich einzustimmen. Aber die unverständlichen Sätze machten mich müde, also drehte ich Ina Müller laut, um nicht ganz so allein mit dem brummenden Motor und der schlafschnauchelnden Bande zu sein. Sie singt „Sowas wie Glück“ und ich muss grinsen, weil das so gut passt.

Was wäre wenn.

Ich auf dem Weg zu dir bin.

Ein paar Stunden später fährt André und ich versuche mit der Wange an einem Kissen auf der Straße zu schlafen. Als ich vom Dösen erwache, blendet mich die Sonne auf dem Raststätten-Parkplatz und er reicht mir einen Kaffee und ein Croissant, das hier selbst an der Raste großartig knuspert und ich grinse, müde aber glücklich. Und ich denke daran, was Ina vorhin gesungen hat:

Sowas wie… deine Hand in meiner

Dein Lachen zum Frühstück

Das wäre was, sowas wie Glück.

Noch an diesem Nachmittag sitze ich bei Zirkadenzirpen in der Abendsonne, Pinienduft in der Nase, auf unserer Mobilheim-Terrasse und fühle, wie die Anspannung von mir abfällt. Wir wohnen in der Ecke immer in einem Mobilheim, haben uns bereits durch alle Eurocamp-Campingplätze der Region gewohnt, weil es mit den vier Kids in diesem Alter auf einem großen Campingplatz einfach so entspannt ist.

Mein Favorit: Vielleicht der Campingplatz in Messanges, weil er einen eigenen Strand-Zugang hat und der Weg durch die Dünen dahin einfach so schön ist.

Morgens fragen meine Männer nicht nach dem Wetter, sondern nach der Wellenvorhersage.

Vielleicht liebe ich es hier unter anderem so, weil die Wellen immer noch lauter sind als die wilden wir. Weil die Kinder mit diesem Meer immer etwas zu tun haben: Bodyboard rutschen, Surfen oder Wellenhüpfen, patschen und matschen in den Ebbepfützen oder Staudämme bauen, wenn das Wasser zurückkommt. In den vergangenen Jahren haben sie zwei Surfkurse gemacht und üben jetzt mit ihren eigenen Bretter. Stundenlang. Sie haben immer Action – und das ist super entspannend für alle.

Ich liebe es, stundenlang im Sand zu lesen und ihnen ab und zu zuzuschauen. Inzwischen habe ich gelernt ihnen zu vertrauen. Und wenn sie dann kommen, mit nassen Neos und tropfendem Haar, breit grinsend und mit blitzblauen Augen und ich frage: “Na, bist du gesurft wie ein Profi?” Und sie lachen und sagen: “Nein, untergegangen wie ein Profi.” Und dann lachen wir alle.

Was ich außer den Stränden an der französischen Atlantikküste noch so liebe?

Die vielen kleinen hübschen Städte! Unser Lieblingsort ist vielleicht Biarritz, dieser hübsche und spannende Ort am Meer, mit seinen schmalen Gassen, dem hübschen Stadtstrand und seinen Geschäftsleuten und Surfern, die so lässig nebeneinander her durch die Straßen flanieren. André kauft sich beinahe das ganze Jahr über nichts, um sich in all den coolen Boutiquen hier neu auszustatten. Es gibt einfach so viele coole kleine Labels aus der Gegend. Gerade auch für Männer. Ich denke, die Jungs machen es ab diesem Jahr ähnlich. (Hier gibt’s mein Reel mit den coolsten Labels).

Die Atlantikküste hat einfach alles, was ich liebe: Wunderschöne, breite Strände. Ein Meer, das mich mit seiner Wildheit entspannt und meinen Jungs mit seinen Wellen so viel Spaß macht. Riesige Wälder, viel Platz und ganz viele wunderschöne Orte zum Flanieren und Shoppen. Und man kann quasi nicht nicht gut essen gehen in der Gegend. Hach…


Shoppen, Strände und mehr: Meine Tipps für die französische Atlantikküste

Guéthary

Diesen Ort haben wir dieses Jahr dank Freunden kennengelernt. Meine Freundin fährt seit sie ein Kind ist, jedes Jahr in diese Ecke.

Der Ort sieht aus wie aus dem Bilderbuch: Ein Sportplatz, Kastanien, ein Bistro und ein paar Boutiquen. Zum Wasser geht man über die Bahngleise, den Steinweg herunter bis ans Meer.

Die Plage Parlementia ist berühmt für seine super Welle. Gleich nebenan isst man köstlich im Restaurant Bahia Beach, Chem. Barognenia, 64210 Bidart. Die Kinder spielen vor der Tür Cornhole und wenn man Glück hat, singt irgendwann der Chef.

Drink: Auf dem Weg vom Ort in Richtung Meer, kurz nach der weißen Brücke, im Heteroclito, Chem. de la Plage, 64210 Guéthary, unter Walrippen mit Blick auf die Wellen.

Shoppingtipp: Coole Shirts, Caps und mehr gibt’s bei Parlemntia, 4 Chem. du Port, 64210 Guéthary.

St Jean de Luz

Ich liebe den Strand mit den gestreiften Vintage-Badebuden. Hier hält eine Mauer die großen Wellen vor der Bucht ab. Der Ort, viel kleiner und gemütlicher als Biarritz, lebt bis heute vom Fischfang. In den hübschen Gassen kann man wunderbar bummeln. Wer kann, geht unbedingt auf den Markt dienstags und freitagsmorgens (im Sommer auch samstags).

Tipp: Neben Macarons, die hier meist weniger bunt sind, als in Paris, sind Kanougas, eine alte, baskische Spezialität. Das ist ein Toffee in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Unbedingt probieren: die mit Caramel beurre salé piment d’Espelette.

Im Hafen Luz konnten die Fischer den Fluss Nivelle vor 50 Jahren zu Fuß durch Hüpfen von Boot zu Boot überqueren… Das ist vorbei, aber es ist noch eine kleine Flottille übrig. Wer entdeckt die alten Schiffe, die in den Werften des Baskenlands gebaut wurden?  Der Trawler “Airosa” steht heute unter Denkmalschutz.

Mimizan: Wer mal was anderes als Strand und Surfen möchte, sollte unbedingt den kleinen Fußweg La Promenade Fleurie am Le Lac entlangspazieren. Wunderschön!

Bayonne

Dieser baskische Ort sieht so schön anders aus, als all die anderen. Ausnahmsweise nicht am Meer – und mit viel rotem Fachwerk. Ein Spaziergang wie durchs Mittelalter.

Auch wenn es warm ist, unbedingt die heiße Schokolade bei Cazenave probieren.

Biarritz

Unser Lieblingsort! Gleichzeitig groß, aber gemütlich wie ein Dorf. Und ich liebe es, wie Businessleute und Surfer nebeneinander durch die Stadt spazieren. Lederschuhe neben Nackefüßen.

Wer fürs Abendessen nicht viel ausgeben will, holt sich eine Pizza und verspeist sie auf der Mauer zum Strand. Links neben dem Casino gibt’s außerdem ein wunderschönes Vintage-Karussell. Sehr lecker und lässig ist es auch bei Nuts, 2 Rue du Helder, 64200 Biarritz. Dort gibt’s auch vegetarisches und veganes Essen.

Falls es regnet, macht ein Besuch im Aquarium Spaß!

Shoppingtipp: Die coolen Shirts und Sweater von Baron, 9 Rue Gardères, 64200 Biarritz.

Hossegor: Hübscher kleiner Ort zum Bummeln und einer unser Lieblingsstrände: La Graviere.

Shoppingtipp: Hello Hossy, super hübsche, sehr lässige Caps für Kinder (und Erwachsene).

PS. Dieses Mal waren wir auch noch weiter oben, in der Gegend Soulac-sur-mer. Darüber schreibe ich auch noch einen Artikel, wenn ihr mögt. Bis dahin findet ihr meine To-Go-Tipps in meinem Soulac-sur-mer-Reel auf Instagram.

Salut,

Claudi