Es gibt Gerichte, die katapultieren mich mit einem Bissen zurück an den Mittagstisch meiner Kindheit. Und ich muss gestehen: Nicht immer waren es die ausgefeilsten Mahlzeiten, denn auch damals galt bereits: Für zwei hungrige Schulkinder und deren berufstätige Eltern muss es in der Alltagsküche vor allem schnell gehen…

Müsste ich ein Ranking erstellen, käme auf Platz 3 meiner kindlichen Lunch-Quickies Mirácoli, diese herrliche Fastfood-Sauerei mit Soße und Parmesan aus der Tüte. Stand mindestens einmal die Woche auf unserem großen Esstisch – und machte uns auf unerklärliche Art allesamt glücklich. Pappsatt noch dazu. Platz 2 belegt Reis mit Scheiß, wie Risi Bisi familienintern bei uns hieß: Alle verfügbaren Gemüse und Bratenreste mit Reis und Würzsoßen vermengt, ordentlich Butter dazu – fertig war der lässige Low-Budget-Lunch. Unsere persönliche Bowl der 80er.

Platz eins ist eine Liga für sich: Fastfood mit Anspruch, sozusagen.

Ein süßer Lieblings-Lunch, der Milchreis und Pfannkuchen locker in den Schatten stellt: Köstliche Knödel aus Kartoffelteig und einer fruchtig Füllung aus Zwetschen. Noch getoppt von goldener Butter und Zimtbröseln. Eine echte Rezept-Rakete aus dem Fundus meiner Oma, die aus dem vormaligen Schlesien kam. Da mein Papa aber der leidenschaftlichere Koch war, kenne ich die saftigen Kugeln nur aus der Küche meiner Eltern.

Weil man die Kartoffeln gut am Vortag kochen kann, geht das Gericht wirklich viel schneller als man denkt – vor allem mit ein bisschen Übung. Es sei denn, man lässt die Kinder mitmischen – was ich früher geliebt habe: Mit mehlbestäubten Händen den Teig kneten und später die Früchte darin verstecken. Mit einem Stückchen Würfelzucker als süßes Extra im Kern.

Am besten war aber der Geruch, wenn man die dampfenden Knödel auf dem Teller in zwei Hälften teilte und direkt mit flüssiger Butter beträufelte: Eine fruchtig-süße Duftwolke mit dem leicht herben Geruch von Zimt vermengt – besser kann Kindheit kaum riechen. Und schmecken sowieso nicht: Von diesem Mittagessen gab es nicht ein einziges Mal irgendwelche Reste…

Zwetschgenklöße mit zimtiger Bröselbutter

Du brauchst:

(für ca. 16 Stück)

Für die Klöße:

400 Gramm mehlig kochende Kartoffeln
2 Eier (Gr. M)
1 EL Butter, zerlassen
125 Gramm Mehl
ca. 250 Gramm Zwetschen, je nach Größe ganz oder halbiert, entsteint
Würfelzucker

Für die Bröselbutter:

ca. 50 Gramm Butter
50 Gramm Zucker
1 Prise Zimt
75 Gramm Semmelbrösel

etwas zerlassene Butter zum Servieren

Und so geht’s:

  1. Am Vortag die Kartoffeln mit Schale in gesalzenem Wasser ca. 20 Minuten gut gar kochen. Auskühlen lassen, pellen, abdecken und beiseite stellen.
  2. Am nächsten Tag die Kartoffeln durch eine Presse drücken und mit den beiden Eiern sowie der zerlassenen Butter vermengen.
  3. Das Mehl dazu geben und zu einem Teig verkneten. Ist er noch zu klebrig, so lange Mehl einarbeiten, bis er nicht mehr an den Händen klebt. Eine Unterlage leicht bemehlen und den Teig darauf zu einer Rolle formen und in ca. 5 Zentimeter breite Stücke schneiden, diese mit den Händen zu einem flachen Fladen plattdrücken.
  4. Die entsteinten Zwetschgen mit je einem halben Zuckerwürfel füllen.
  5. Die Teigfladen in die Hand nehmen, eine (ggf. quer halbierte) Frucht in der Mitte platzieren und den Teig drumherum schlagen. Die offene Naht gut mit den Fingern zusammendrücken und das ganze in den Handflächen zu einem Knödel rollen.
  6. Einen großen Topf Wasser aufsetzen und zum Sieden (nicht Kochen!!) bringen. Die Knödel mit einer Schaumkelle ins Wasser gleiten lassen und einmal vorsichtig umrühren, damit sie nicht am Topfboden kleben. Sobald sie an die Wasseroberfläche gestiegen sind, noch ca. 5 Minuten im siedenden Wasser belassen.
  7. Während die Knödel gar ziehen, für die Bröselbutter Butter in einer Pfanne zerlassen. Zucker, Zimt und Semmelbrösel dazu geben und gut verrühren.
  8. Die Knödel mit einem Schöpflöffel aus dem Wasser holen, leicht abtropfen lassen und direkt in der Panade wälzen. Mit noch ein wenig zerlassener Butter beträufeln – fertig ist euer neues Lieblingsessen…

Und welches sind eure liebsten Kindheits-Quickies…?

Guten Appetit und alles Liebe!

Katia