Es gibt Gerichte, die liefern mir das Kopfkino gleich mit: Während ich den ersten Happen dieses aromatischen One-Pan-Potpourris koste, zieht mir würziger Pinienduft in die Nase. Ich meine Sommersonne auf der Haut zu spüren, höre das Zirpen der Zikaden – und meine Füße graben sich genüsslich in butterweichen Sand: Für die Dauer eines Augenblicks sitze ich wieder vor dem ockerbraunen Zelt in Cap de l’Homy – eingelullt von Wärme und dem wunderbar trägen Gefühl endloser Sommerferien …


Ich war ein Camping-Kind aus einer Familie mit Hang zu Frankophilie: Jahr für Jahr beluden wir unseren Passat-Kombi und fuhren 1700 Kilometer an die französische Atlantikküste – pro Strecke, versteht sich. Damit sich der Aufriss lohnte, machten wir den Trip selten unter vier Wochen. Ich war nämlich auch ein Lehrerkind, was in mehrfacher Hinsicht von Vorteil war. Die langen Ferien toppten allerdings alles.

Glamping war damals kein Begriff, wir waren authentische Camper, und das verdammt gern.

Einen Monat im Jahr nur von einer Stoffwand geschützt mitten im Pinienwald zu wohnen, war ein Erlebnis, das keinen Glamour brauchte, um besonders zu sein. Wir hatten ein Wohnzelt mit zwei eingehängten Schlafkabinen, einen wackeligen Campingtisch, vier Stühle und einen zweiflammigen Gaskocher nebst Küchenkiste und Kühltasche. Nicht mehr als unbedingt nötig. Ich habe selten erlebt, wie viel Freude Minimalismus machen kann.

Nicht ganz so minimalistisch – eher maximal weit entfernt vom Dosenravioli-Klischee – war hingegen die Camping-Küche, die mein Vater auftischte. Oft sogar für größere Runden, denn wir hatten mindestens immer noch eine weitere Familie als Urlaubs-Unterstützung dabei. Während wir Kinder nach einem sonnensatten Strandtag in der Hängematte schaukelten, saß er im Schatten des Vorzelts und schnitt Gemüse, Knoblauch, Kräuter, trank dazu ein Glas Rosé und war mit sich und der Welt so zufrieden wie selten sonst.

Meist ging dem Camping-Diner ein Besuch im Hypermarché voraus – ein echtes Erweckungserlebnis!

Turmhohe Regale nur mit buttrigen Gebäckteilchen, ganze Wände voller Käseköstlichkeiten, Pâtés und meterlange Stände, auf denen sich frisches Obst und Gemüse türmte. Ein üppiges Wunderland von einem Supermarkt – die deutschen Pendants finde ich bis heute dagegen ziemlich spärlich bestückt. Meist kam ich von dort mit einer süßen Trophäe zurück – einem Eclair, einem Gâteau Aux Pommes -, die als Dessert gedacht und doch direkt vernascht wurden. Urlaub eben.

Aber zurück zur Camping-Küche: Ich glaube, ich habe in diesen Sommerurlauben das erste Mal erlebt, wie Gemüse schmecken kann, wenn es unter den richtigen Bedingungen wächst. Wie viel Aroma Tomaten, Auberginen, Zucchini bekommen, wenn sie saisonal nach ausreichend langen Sommertagen geerntet werden. Und dass es wenig mehr als ein paar schmackhafte Zutaten braucht, um ein köstliches (Camping-)Essen auf den Tisch zu bringen.

Sonnengereifte Tomaten, Paprika, Auberginen und Zucchini köcheln mit jungem Knoblauch und Zwiebeln in einem Topf, bis das aromatischste Gemüseragout des Sommers fertig ist und mit jeder Menge frischen Kräutern garniert wird. Dazu noch ein paar knusprige Baguette-Flûtes, ein Töpfchen Meersalz-Butter – parfait! Wer’s stilecht mag, muss die letzten Ratatouille-Reste mit dem Brot sauber aus dem Topf wischen. Spart Abwasch … Habt ihr auch schon Appetit bekommen?

Das brauchst du für 4 Personen:

1 kg sonnengereifte Tomaten (ersatzweise 800 Gramm passierte aus der Dose)

1 große Zwiebel

3 – 4 junge Knoblauchzehen

1 Lorbeerblatt

1 gelbe und zweite rote Paprikaschoten

3 feste, eher kleine Zucchini  (ich liebe die Gelben, die sind so schön nussig!)

2 große Auberginen

je 1/2 Bund Thymian und Basilikum

Olivenöl zum Braten und Beträufeln

Salz, Pfeffer, Zucker, Piment d’Espelette (nach Belieben)

Und so gehts:

Die Tomaten kreuzweise einritzen, mit heißem Wasser übergießen und kurz ziehen lassen. Anschließend häuten und klein schneiden, dabei die Stielansätze entfernen, den Saft auffangen. Zwiebel und Knoblauch schälen und getrennt fein würfeln. 2 Esslöffel Olivenöl in einen Topf erhitzen und Zwiebel und ein Drittel vom Knoblauch darin andünsten. Tomaten samt Saft sowie Lorbeerblatt und Thymian unterrühren, alles salzen und pfeffern. Tomaten (auch die passierten, wenn verwendet) offen bei kleiner Hitze ca. 40 Minuten köcheln lassen. Dabei regelmäßig rühren, damit möglichst viel Flüssigkeit verdunstet und eine sämige Soße entsteht. Gegen Ende der Garzeit mit ein wenig Zucker würzen.

Inzwischen die Paprikaschoten halbieren, putzen, waschen und in ca. 4 cm große Stücke schneiden. Die Zucchini waschen, putzen, längs vierteln und die Viertel in ca. 1 cm dicke Scheiben schneiden. Die Auberginen waschen, putzen, längs vierteln und in ca. 3 cm breite Stücke schneiden.

In einer Pfanne 2 Esslöffel Olivenöl richtig heiß werden lassen. Darin die Hälfte der Auberginen bei mittlerer Hitze hellbraun anbraten. Etwas Knoblauch dazugeben, alles salzen und pfeffern. 2 bis 4 Esslöffel Wasser dazugeben, umrühren und einkochen lassen (so garen die Auberginen, ohne dass noch mehr Öl benötigt wird). Die Auberginen weiterbraten, bis sie bissfest sind, dann herausnehmen. Mit den restlichen Auberginen genauso verfahren.

Für die Zucchini und Paprika ebenfalls 2 Esslöffel Olivenöl sehr heiß werden lassen und das Gemüse darin braten, bis es leicht bräunt. Den restlichen Knoblauch dazugeben, das Gemüse salzen, pfeffern und unter Rühren kurz weiterbraten.

Das gesamte gebratene Gemüse samt eventuell ausgetretenem Saft unter die eingekochte Tomatensoße rühren und zugedeckt bei kleiner Hitze nochmals kurz erhitzen, dabei umrühren. Mit Salz, Pfeffer und ggf. Piment d’Espelette abschmecken. Thymian und Basilikum waschen, trocken schütteln, Blättchen abzupfen, grob zerschneiden und unter das Ratatouille mischen.

Dazu passt Baguette oder Reis.

Und welches Essen bringt Euch in Urlaubsstimmung?

Alles Liebe,

Katia