Wie ist das hier mit dem Studieren sei, wenn man kein Engländer ist, fragte Sohn eins, da waren wir vielleicht eine Stunde in der Stadt. Oxford verzaubert, sogar einen Teenie. Und es eignet sich ideal für einen Tagestrip. Etwa eineinhalb Stunden haben wir von London gebraucht. Busse fahren auch. Hier


Unser Airbnb dort hat leider nach Altenheim gerochen.

Zum Glück riechen nicht alle Heime so, das weiß ich natürlich, aber ihr wisst, was ich meine: Muffig, und ein wenig süßlich. Ich hatte den Teppich auf der Treppe in Verdacht. Die ganzen zwei Tage habe ich darüber phantasiert, den rauszureißen und die Stufen der roten Treppe in Regenbogenfarben anzupinseln. Das würde so cool aussehen.

Ansonsten war das Haus so schön wie auf den schönen Airbnb-Fotos, lag super zentral und hatte viel Platz – ich würde es dennoch jetzt nicht unbedingt empfehlen. Vor allem, weil in Oxford alles ziemlich zentral ist – die Stadt ist einfach nicht groß. Und man fühlt sich als wandele man mitten durch eine Maxton Hall Epidode – oder einen Kostümfilm. Hach. Alles ist einfach alt. Im Kontrast dazu gibt es unglaublich viele junge Leute.

Oxford kann man an einem Tag entdecken.

In ein paar Stunden schafft man einen Rundgang durch die Stadt und hat schon viel gesehen. Wir haben am Fluss Cherwell und am MagdalenenCollege gestartet. Der Garten dahinter ist ein Träumchen mit weißer Brücke, Sportanlage und Verandahaus. Schon wieder wie im Film. Es gibt in Oxford nicht einen Unicampus, die ganze Stadt ist einer. Schließlich gibt es hier 38 Colleges und sechs Private Halls. Die Private Halls sind kleinere, von christlichen Glaubensgemeinschaften gegründete Universitäten.

Wir bummelten ein Stück die Hauptstraße entlang, vorbei am coolsten Spieleladen Hoyles of Oxford und ein paar Cafés. Wir waren im „The Grand Café“, 84 High Street, dem ältesten Café der Stadt (und laut Samuel Pepys’ Diary von 1650 womöglich das älteste in England) war hübsch und stylisch. Kuchen (Cinnamon Roll!) und Preise waren im The High Street Café , 67 High Street, ein paar Häuser weiter ebenso gut und besser, allerdings ist das nicht so schön viktorianisch. Ein Insider ist der Imbiss The Alternative Tuck House. hier standen die Studenten mittags in langer Schlange an.

Außer spannenden Brettspielen (und wunderschönen Puzzles!) gibt’s in dem Laden auch kleine Geschicklichkeits- und Konzentrationsspiele. Bei uns hat eine Silberspirale den ganzen Tag über für gute Laune gesorgt. Öfter mal “Ja” zu Kleinigkeiten sagen, ist einer meiner Lieblingstipps, um Kinder für Stadtbesichtigungen zu begeistern.

Ein paar Must Sees in Oxford …

Ein Muss sind die Radcliffe Camera (heute Lesesaal der uralten Bodleian Libary von 1602 (!), das älteste Pub The Bear Inn (kennt man auch aus Maxton Hall!) und das Christ College. Für den Besuch des Colleges würde ich unbedingt vorher Tickets im Internet buchen. Wir haben spontan keine mehr bekommen, nur durch Zufall noch drei für den nächsten Tag. Es kommen nämlich nicht bloß College-Interessierte, sondern vor allem Harry Potter Fans.

Die große Halle ist Vorbild für den Speiseraum in Hogwarts. Ursprünglich wollte man sogar hier drehen (wie einige andere Szenen in den Fluren), aber im Saal ist bloß Platz für drei statt vier Tischreihen. Also wurde sie in den Warner Studios nachgebaut.  Anschauen kann man die Halle nur im Rahmen einer Führung und auch dann muss man mittags raus, dann kommen nämlich Ketchup und Vinegar Flaschen auf den Tisch – und kurz darauf die Studenten zum Mittagessen. Irre.

Covered Market ist eine sehr besondere Markthalle, sehr niedlich verwinkelt und mit hübschen kleinen Läden – und über allem hängen beleuchtete Romanfiguren wie Alice im Wunderland. Richtig toll soll auch das Story Museum sein, in dem Kinder die Welt des Schreibens und der Bücher kennenlernen können, den Tipp habe ich aber leider zu spät bekommen.

Ansonsten haben wir ein bisschen ganz normales Kleinstadtfeeling genossen. Sind durch die hübsche Fußgängerzone gebummelt, in die typischen Läden gebummelt (liebe die Papeterie in England!), haben Essen beim Inder geholt und es an unserem Esszimmertisch verspeist, das coole kleine 50er-Jahre-Kino bestaunt (sieht aus wie im Film!) und dann doch gemütlich einen Film im Ferienhaus geguckt.

Drei Fakten über Oxford, die mich begeistern

1. Die Uni in Oxford ist die älteste Universität in der englischsprachigen Welt. Erste Aufzeichnen gibt es bis ins Jahr 1096. Die Institution hat zahlreiche bekannte Absolventen hervorgebracht, darunter 28 britische Premierminister und viele internationale Führungspersönlichkeiten, was sie weltweit zu einem Vorreiter der globalen Bildung und Führung macht.

2. Die Hertford Bridge in Oxford, auch bekannt als Seufzerbrücke, ist eine Hochbrücke, die zwei Teile des Hertford College über die New College Lane verbindet. Ihr Design ist tatsächlich der Seufzerbrücke in Venedig nachempfunden.

3, Sowohl J.R.R. Tolkien als auch C.S. Lewis, die berühmten Autoren von „Der Herr der Ringe“ und „Die Chroniken von Narnia“, waren Professoren an der Universität von Oxford. Lewis Carroll, der Autor von „Alices Abenteuer im Wunderland“, arbeitete als Mathematikdozent am Christ Church College, wo er Alice Liddell kennenlernte, die ihn zu seiner berühmten Figur inspirierte. Wenn man sich im Gebäude genau umsieht, entdeckt man überall Details, die ins Buch eingeflossen sind, die Zierfigur eines Kamingitters zum Beispiel.

Oxford per Boot

Die Bootsaison war leider bereits geschlossen, die Boote standen bepfützt am Ufer, dabei ist Stocherkahnfahren im Sommer ein beliebter Zeitvertreib in Oxford. Ich möchte nochmal im Frühling kommen, einen Stocherkahn mieten und auf dem Fluss Cherwell herumplätschern. Die Aussicht vom Wasser auf die hübschen Unigebäude und Gärten ist sicher spektakulär und eine tolle Alternative zum Herumlaufen mit Kindern.

Übrigens, die Great Tom, die Glocke des Christchurch College, wird jeden Abend um fünf nach neun geläutet. Dies markiert den Beginn der ehemaligen Studentenausgangssperre. Fünf nach neun war lange Zeit 21 Uhr in  “Oxford-Zeit”, bevor das Vereinigte Königreich unter GMT standardisiert wurde.

PS. Eine sehr besonderes Übernachtungsmöglichkeit (nur für Erwachsene) sind ganz sicher eine Nacht direkt im Christ College – inklusive Frühstück in DER Halle. Hier

Claudi