Immerhin war es kein Arschgeweih. Auch kein anderes Tribal-Tattoo und – puh!-  kein Intimschmuck. Meine pubertäre Rebellion gegen die Diktatur der Ohrringe war ein Nasenpiercing. Nicht nur, dass es meines Erachtens ein lässiges (und stets sichtbares) Statement in Richtung braver Perlenohrring-Trägerinnen war – ich fand den Stein im rechten Nasenflügel auch einfach schmuck. Wenn mich jemand fragte, ob es Ohrringe nicht auch getan hätten, verdrehte ich nur vielsagend die Augen. Was soll ich sagen: Meinungen, Vorlieben, Statements ändern sich. Meine neue große Schmuckliebe ist dennoch erst eine späte Ü40-Entdeckung – und baumelt seither munter von beiden Ohren…


Vielleicht würde ich mein Nasenpiercing sogar heute noch tragen, hätten sich nicht dauernd die Kinder drin verheddert. Wenn man ständig Minis mit Flusenhaaren beschmust und tief den köstlichen Kleinkindduft einatmet, bleibt auch mal ein Stecker hängen. Genaugenommen dauernd. Und irgendwann war es mir zu doof, permanent im Teppich nach meinem Piercing zu fahnden.

Aber so ganz ohne Schmuck fühlte ich mich irgendwie – nackt.

Denn es ist ja so: Schmuck macht jedes Outfit automatisch zu einem besseren, die Trägerin mühelos gut angezogen. Schöner Schmuck ist ein Statement, ein Gute-Laune-Garant, ein Hingucker. Alles Dinge, die mir ungefähr zu diesem Zeitpunkt sowieso ziemlich fehlten – es war der erste Lockdown. Und nicht mal knalliger Lippenstift half: War ja unter der Maske eh unsichtbar.

Ich wollte etwas, das nicht zu übersehen war: Nicht wie Ketten und Armbänder, die sich unter Pullovern verstecken, nein, etwas, das auf den ersten Blick sichtbar ist – trotz verordneter Vermummung. Und da hatte ich mein Oha-Erlebnis – Ohrringe müssen es sein! Oder vielmehr erstmal überhaupt Ohrlöcher.

So führte mich mein erster Gang nach Lockdown Nummer eins tatsächlich zum Juwelier mit der Ohrloch-Pistole – und der Schuss traf mich mitten ins Herz.

Nicht nur, dass ich seitdem an keinem Schmuckladen vorbeigehen kann, ohne zumindest einen kleinen Blick aufs Ohrring-Sortiment zu werfen. Auch für alle ratlosen Freunde, meinen Mann oder Verwandte habe ich immer eine Geschenkidee parat: Ohrringe! Meine Liebe ist allumfassend: Ob dezente Stecker in Silber oder mit Mondstein, kleine Kreolen oder filigrane Baumel-Kunstwerke – ich liebe sie alle! Nur mit Perlensteckern braucht mir keiner zu kommen, soviel Haltung muss sein!

Ich konnte sogar das Mitbringsel meine chilenischen Gastschwester mit rund 30 Jahre Verspätung aus der Schmuckschatulle befreien – tropfenförmige Lapislazuli-Ohrringe in einem tiefen Blau. Wenn ich nicht gerade über solche schönen Fundstücke stolpere, liebe ich die Ohrringe aus diesem Shop, von diesem Label, von diesem auch und aus diesem kleinen Geschäft in der Hamburger Schanze – da kommen meine ersten Kreolen her. Und seit kurzem teile ich mein Schmuck-Sortiment noch mit meiner Tochter: Die habe ich mit meinem Ohrring-Faible direkt angesteckt…

Seid Ihr auch Team Ohrring? Und wenn ja: Von Anbeginn an – oder erst spät entdeckt?

PS: Ich muss diesen beitrag als Werbung kennzeichnen, weil ich zu verschiedenen Shops verlinke, es ist aber meine ganz persönliche Empfehlung und nicht Teil irgendeiner Kooperation.

Alles Liebe, macht Euch hübsch!

Katia