Die Nordsee ist keine geborene Schmeichlerin. Sie säuselt nicht, hält sich selten dezent im Hintergrund. Sie ist nicht gefällig, kann laut brüllen und fauchen. Die Nordsee ist rau, wankelmütig, dabei aber stets sie selbst – ganz und gar ehrlich. Sie kann überwältigend strahlen und tosend schäumen, von einem Moment auf den anderen. Ihre Umarmung ist ruppig wie der Sturm, der oft über sie hinwegfegt. Und doch wird sie immer meine große Meeres-Liebe sein – gerade jetzt in der Vorsaison…

An ihrem Saum fällt alles Überflüssige, alles Unwichtige von mir ab. Ich kann hier klarer denken, weiter sehen als sonst – auch über den Horizont hinaus, hinter dem sich Helgoland verbirgt. Ich fühle mich selten so frei wie unter diesen jagenden Wolken, die in atemberaubender Geschwindigkeit neue Bilder formen. Selten so geerdet wie im endlosen Watt. Hier bin ich zugleich winzig und großartig. Demütig und übermütig. Melancholisch und glücklich. Hier bin ich einfach Ich.

Unsere Herzens-Heimat ist Föhr.

Dieses kleine Fleckchen Erde, das so eng mit der Nordsee verbunden ist, das es wohl irgendwann wie ein neues Atlantis auf ihrem Grund liegen wird. Mein Mann ist ein Inselkind. So sehr es ihn nach dem Abi von dort fortzog, so sehr zieht ihn seine erwachsene Sehnsucht ständig wieder dorthin. Und uns alle mit – in das Haus seiner Kindheit.

Wir waren schon immer viel auf Föhr, doch in den letzten zwei Jahren wuchs unser Kurztrip-Pensum noch mal enorm. Weil wir selten so auszeitbedürftig waren. Weil wir uns noch nie so frequent nach Tapeten- und Ortswechseln gesehnt haben, um das dauernde Einerlei aus Lockdown, Digitalunterricht und Quarantäne zu durchbrechen. Unsere Fotobücher sind voll von Föhr. Keine Jahreszeit, die wir in den vergangenen beiden Jahren nicht am Nordseestrand mitgenommen hätten: Sommers wie Winters, bei Sonne und bei Sturm, mit Schnee oder SUP, mit Freunden oder ohne. Unser Ort zum Auftanken und Runterkommen, zum bei-uns- und miteinander-sein ist immer wieder dieses wunderschöne Eiland.

Gerade zog es uns wieder ans Meer.

Die trübe Tristesse dieser Jahresauftaktsmonate lassen sich mit Sicht auf die Halligen am Horizont besser ertragen als im grüngrau gesprenkelten Flachland. Und weil Nordsee-Inselwetter immer für eine Überraschung gut ist, wurden wir diesmal nicht nur von Sturm umtost, sondern auch von Sonne umschmeichelt.

Manchmal bin ich selbst immer noch überrascht, wie glatt das Meer sein kann, wenn der Wind eine kurze Verschnaufpause macht. Wie still es am Strand ist, wenn ich ihn nicht mit Touristen, sondern nur mit Möwen und Austernfischern teile. Vielleicht mag ich die Insel und die See in diesen Zwischenzeiten sogar noch ein wenig lieber als sonst. Weil wir sie dann fast für uns haben.

Wenn die Kinder barfuß durch den Spülsaum toben, obwohl das Wasser keine fünf Grad hat. Wenn wir im Strandkorb blasse Wintersonne tanken, die doch einen Hauch von Frische auf die Wangen zaubert. Wenn die Kinder mit Rückenwind, die Jacke zum Segel gebläht, auf Skateboards die leere Promenade längssausen. Wenn außer der Nordseebrise alles so viel gemächlicher ist als im Sommer.

Der Sommer hier ist für Nordsee-Neulinge.

Und für alle, die das Meer und das Eiland eh schon im Herzen haben. Da zeigt sich die Nordsee oft milder gestimmt: Dann kann sie funkeln bis zum Horizont und lullt einen mit gemächlich rollender Brandung ein. Vielleicht als eine Art Kontrastprogramm zum Touristen-Trubel, der in den Sonnenmonaten über die Insel kommt.

Aber darauf verlassen sollte man sich nicht: Von jetzt auf gleich können sich auch im Juli Himmel und Wasser verfinstern – und alle mit einer kräftigen Husche in die Schranken weisen. Damit ganz klar ist, wer hier die Hauptrolle spielt. Aber zum Glück ist die Nordsee meist versöhnlich und glitzert schon kurze Zeit später wieder als wäre nichts gewesen.

Auch wenn das Meer der eigentliche Star ist: Föhr hat so viele tolle Orte mehr, die den Besuch lohnen.

All die schönen kleinen Cafés, Manufakturen, Boutiquen und anderen Inselbesonderheiten, die die Nordsee-Auszeit noch ein wenig wunderbarer machen. Und weil Ihr meine Föhr-Tipps mit Kids aus dem letzten Jahr so mochtet, kommen jetzt hier 15 (Geheim-)Tipps mehr. Für die nötige Portion Urlaubsstimmung, die wir alle gerade verdammt gut brauchen können.

Hier gehe ich gern shoppen:

Wie praktisch, dass man vom Südstrand aus einfach an der Promenade nach Wyk laufen kann. So kann man erst sonnenbaden, dann shoppen. Klamotten kaufe ich am allerliebsten bei Onerbrek am Sandwall. Die haben nicht nur tolle Mode von Armedangels, Pepe Jeans und Roxy vor Ort, sondern seit neuestem auch einen kleinen Onlineshop. Mein Geheimtipp ist das Outlet hinten im Laden – da hab ich schon unzählige Lieblingsteile gefunden. Fun Fact: Onerbrek ist das friesische Wort für Unterhose …

Für Kindermode zieht es mich ein paar Schritte weiter Richtung Hafen ins Lütte Lüüd (plattdeutsch für kleine Leute): Tolle Kindermode aus aller Welt, Accessoires und das-muss-ich-jetzt-unbedingt-kaufen-Teile. Meine Tochter liebt den Laden! Bis heute ein Herzensstück: Der Haarreif mit den pailettenbesetzten Mausöhrchen.

Für Spielzeug aller Art empfehle ich Euch unbedingt einen Besuch im Schaukelpferd in der Großen Straße: In einem auf beste Art altmodischen Laden gibt es deckenhoch getürmte (und geschmackvolle!) Spielsachen auf kleinem Raum. Wer mit Kindern hingeht: Unbedingt viiiel Zeit einplanen.

Wenn mir nach schönem Interiordesign ist, schaue ich erst bei Privatsache in der Süderstraße vorbei und anschließend um die Ecke in der Wilhelmstraße in der Wohnwerkstatt: Hier habe ich schon etliche Stunden gestöbert und von meinem perfekt gestalteten Zuhause geträumt. Einzig: Bei den Preisen reicht mein Budget meist nur für markante Einzelstücke.

Lust auf Genuss? Geht gut in diesen Läden:

Ich bin eh ein Schoko-Typ – und hab schon verdammt viel gute Schokolade und deren Derivate probiert. Aber die selbst gemachten Pralinen im Kleine Sünden Föhr toppen alles! Der kleine, feine Laden im Industriegebiet am Hafen (nicht abschrecken lassen, der Besuch lohnt, versprochen!) verkauft auch andere Spezialitäten von Föhr, unter anderem Wein (kein Witz, komm ich gleich noch drauf), Konfitüre, Tee. Am besten gut gesättigt hingehen, ich neige dort immer zu Gier-Käufen.

Wer am Stadtstrand in Wyk einen Burger sucht, der wirklich schmeckt, sollte mal ins Hin und Weg in der Königstraße reinschlendern: Meilenweit weg von Whopper-Wabbelbrötchen. Außerdem gibts guten Kaffee und internationale Köstlichkeiten als Mitbringsel. Nicht ganz günstig, aber verdammt gut! Was daran liegen mag, dass die Betreiber mit dem Saimons schon bewiesen haben, dass sie großartig kochen können. Das winzige Restaurant in Nieblum ist Föhrs kleinster – und garantiert lässigster Genussort. Unbedingt zeitig reservieren, ist zurecht seeehr beliebt.

Zum Quick Lunch gehört natürlich ein Fischbrötchen – und auf Föhr gibt es die besten im Mini Denker Fisch Posten unten an der Hafenstraße 44 in Wyk: Das beweist auch immer die meterlange Schlange vor dem Wagen voller fangfrischer Köstlichkeiten – so, so gut!

Für einen kurzen Happen im netten Stadt-Ambiente bin ich auch gern in der Speisekammer in der Wilhelmstraße: Unprätentiöse Kleinigkeiten, leckere Zimtschnecken, starker Kaffee. Mehr braucht es für eine kleine Pause oft ja nicht.

Die leckersten Torten backt meines Erachtens die Teestube Nieblum: Eigentlich kein Geheimtipp, aber der wundervoll eingewachsene Innenhof ist einer meiner Lieblingsorte – letztes Jahr haben wir dort sogar noch im November unsere Friesentorte vernascht.

Wer Lust auf ein bisschen Aktion hat:

Je nach Jahreszeit kann man im Föhrer Adventure Golf & Mais Labyrinth auf einem fantastischen Parcours Minigolf spielen – und im Hochsommer gleich anschließend durchs benachbarte Maislabyrinth irren. Außerdem gibt’s eine Carrera-Bahn, die meinen Ältesten bis in seine schönsten Träume verfolgt, ein Trampolin, Tischtennis, Kicker – kurz: hier kann man gut und gern einen kompletten Urlaubstag verbringen …

Auch für uns gibt es Dinge, die wir noch nie ausprobiert haben. Dieses Jahr möchte ich mit den Kindern unbedingt in der Bonbonmanufaktur Snupkroom einfallen und eigene Leckereien herstellen. Da werden Kindheitsträume wahr: Zuckerstangen und Raketen-Lutscher selber machen – wie herrlich ist das bitte …? Und wer einfach nur Bock auf einen Schlaraffenland-Stop hat: Der Laden in Oevenum ist ein Paradies mit bonbonbunter Zuckerflash-Garantie.

Mehr für Erwachsene ist ein Besuch auf dem Weingut Waalem in Nieblum. Also die Kinder bei mitreisenden Freunden (sowieso zu empfehlen, finde ich) parken und eine Weinführung mit anschließender Verkostung buchen. Man soll sich wundern, aber der Wein ist wirklich erstaunlich süffig dafür, dass er unter meist widrigen Bedingungen wächst. Echt ein Erlebnis! Heiraten kann man hier übrigens auch, falls es einen gerade packt.

Und irgendwann will man ja wieder an den Strand.

Glück hat, wer dann noch eine kühle Limo plus einen nachmittäglichen Kaffee in Laufweite hat. Wir lieben den Spielplatz am Goting Kliff aus drei Gründen: Weil die Kinder mit Schaukeln beschäftigt sind, weil der herrliche Strand nur ein paar Schritte über die Düne entfernt ist – und der Südwester Kiosk ebenfalls. Da gibts gute Musik, kühle Drinks und die obligatorischen Pommes. Herz, was willst du mehr?

Samesame, but different bietet das Waterkant in Nieblum: Ehrliche Strandkost durch die Luke oder auf der schnörkellosen Terrasse mit gratis Blick auf das immer schöne Schauspiel von Strand, Wasser, Himmel. Da bleibt man gern vom Lunch bis zum Sundowner hocken, während die Kinder die größte Sandburg der Welt bauen.

Ich bin zwar gerade erst wieder zuhause – und könnte doch direkt schon wieder los. Aber für ein paar dieser schönen Nordsee-Goodies muss ich wohl bis zum Sommer warten.

Was ist eure immer-wieder-Urlaubs- oder Kurztripliebe? Ich bin gespannt!

Alles Liebe,

Katia