“Lauter, Mama!”, tönt es unisono von der Autorückbank. “Wir wollen mitsingen!” Yip, wir haben gerade einen neuen Lieblingssong: “Dein Papa kann nicht kochen”. Sehr lustig. Sehr schön gemein: Wenn dein Papa kocht, dann kocht er nur vor Wut. Und alles, was dein Papa kocht, schmeckt leider nicht so gut. Ob Nudeln mit Tomatensauce oder Haferbrei: Dein Papa kann nicht kochen, noch nicht einmal ein Ei… Wahrscheinlich kann ich über den herrlichen Häme-Song deswegen so fröhlich kichern, weil er absolut nichts mit meinem Leben zu tun hat. Denn mein Papa ist der beste Koch, den ich kenne. Und weil seine Küche einfach zu gut ist, um sie für mich zu behalten, teile ich hier ab sofort seine besten Rezepte. Vater-Tochter-Küche mit Lieblingsessen-Garantie…
Ich esse für mein Leben gern. Gute Gerichte machen mich nicht satt, sondern glücklich. Und das habe ich vor allem meinem Vater zu verdanke. Denke ich an ihn, denke ich in Mahlzeiten. Sehe ich ihn im Geiste, dann in der Küche: Wie er Knödelteig rollt und damit saftige Zwetschgen umhüllt. Wie er jede Menge duftender Kräuter in das Huhn à la Provence füllt. Wie er stundenlang über einer Brühe wacht, bis sie die perfekte Grundlage für unsere Weihnachts-Bouillon ist.
Von meinem Vater weiß ich, dass Kochen und Liebe zusammengehören.
Dass gutes Essen auch die Seele füttert. Und dass jedes Gericht in Gemeinschaft noch besser schmeckt. Ich erinnere mich gern an unsere Tischrunden: Jeden Mittag als Familie, abends häufig noch mit Freunden – durch alle Generationen. Wir ringelten selbstgemachte Pasta auf die Gabel und erzählten von unserem Tag. Schoben uns kleine Gougères, köstliche Käsewindbeutelchen, in den Mund und genossen – das Essen, die Gesellschaft, das Leben.
Auf den Tisch kamen Hausmannkost und Haute Cuisine, OnePots und Drei-Gänge-Menüs. Mal mediterran, mal deftig deutsch oder schlesisch geprägt, der Heimat meiner Großmutter. Frittatensuppe, Wildgulasch, Lasagne – jedes Familienmitglied hatte sein eigenes Lieblingsgericht. Und nicht nur wir: Selbst unser großer Freundeskreis durfte wünsch-dir-was-Küche mit Papa spielen. Wir alle machten exzessiven Gebrauch davon. Und tun es bis heute.
Mein Vater bekochte mich bei Liebeskummer.
Im Prüfungsstress. In allen drei Wochenbetten. Später meine wachsende Familie gleich mit – selbst an unserem Hochzeitsfest. Seine extralockere Pizza ist bei meinen Kindern so legendär wie seine Erdbeertorte: Mein großer Sohn schlug kürzlich vor, dass Opa die Schulkantine übernehmen sollte. “Dann schmeckt das Essen da endlich mal lecker!” Mein Vater hat dankend abgelehnt. Aber hier für euch das ein oder andere Lieblingsrezept zu teilen, die Idee fand er spitze.
Passend zum Frühling starten wir heute mit seinem köstlichen Hühnerfrikassee – einem meiner liebsten Kindheitsessen: Auf den Punkt gegartes Gemüse in einer sahnig-sämigen Soße mit Zitruskick. So, so gut!
Papa’s bestes Hühnerfrikassee
Du brauchst:
(für 4 – 6 Personen)
1 Hühner-Karkasse (evtl. beim Fleischer fragen)
400 Gramm Hühnerbrust
500 Gramm Spargel, geschält und in mundegerechte Stücke geschnitten
2 Möhren, geschält und in feine Scheiben geschnitten
150 Gramm kleine Roséchampignons, geputzt
75 Gramm Erbsen (TK oder frisch)
35 Gramm Butter
2 Esslöffel Mehl
250 Gramm Sahne
Salz
Pfeffer
Zitronensaft
500 Gramm Reis
Und so geht’s:
Die Karkasse (Hühnergerippe) in einem Topf tun, mit kaltem Wasser auffüllen, bis sie ganz bedeckt ist. Aufkochen und eine Stunde leise köcheln lassen. Dann die Hühnerbrust im Stück dazugeben und weitere 30 Minuten weiterköcheln. Anschließend die Karkasse entfernen, die Hühnerbrust aus dem Sud nehmen, abkühlen lassen und in mundgerechte Stücke schneiden, beiseitestellen.
Anschließend zunächst Spargelstücke in den sanft kochenden Sud geben, 2 Minuten später auch die Köpfe sowie Möhrenscheiben und Champignons, nach weiteren 3 Minuten die Erbsen. Alles noch 5 Minuten weiterköcheln lassen.
Dann das Gemüse durch ein Sieb vorsichtig abgießen, den Sud auffangen. Das Gemüse ebenfalls beiseitestellen. Aus der Butter und dem Mehl eine Mehlschwitze anrühren, den kompletten Sud nach und nach dazugießen, bis er eine sämige Konsistenz hat. Die Sahne dazugeben und alles mit Salz, Pfeffer und einigen Spritzern Zitronensaft abschmecken. Noch einmal kurz aufkochen. Zum Abschluss die vorgegarte Hühnerbrust sowie das Gemüse zufügen, vorsichtig erwärmen, final abschmecken. Dazu passt Butterreis.
Guten Appetit!
Und was schmeckt euch gerade so?
PS: Mein Vater ist nicht nur ein formidabler Koch, sondern auch ein besonnener Erziehungsratgeber. Hier könnt ihr lesen, warum ich ihn in pädagogischen Fragen 100 Mal lässiger finde als mich selbst. Und bitte nicht wundern: Im vergangenen Jahr habe ich hier nur gelegentlich und unter Pseudonym geschrieben.
Liebe Claudi, liebe Katia!
Noch so eine tolle Kolumne. Ich freue mich einfach total für euch (und für mich), dass ihr es hier geschafft habt, so ein tolles, lebendiges Magazin zu gestalten. Diese Seite ist eine der ganz wenigen (wenn nicht die einzige) Seiten, die es auf meinem I-Pad zu einem Extra-Icon geschafft hat. So öffne ich jeden Tag meine Was-für-mich-Tasse auf dem Tablet und freue mich über alles, was es hier so gibt.
Und das Beste. Euer Magazin kann einfach mit euch (und mit mir) mitwachsen. Vielleicht lesen wir hier in 30 Jahren etwas über Roadtrips im Seniorenalter und das Verhältnis von Großmüttern zu Enkelkindern.
Macht weiter so! Und Danke, Papa Katia! Wir freuen uns auf mehr!
Lisa
Hej liebe Lisa, o das ist aber ein schönes Kompliment – Danke Dir ☺️ So ein tolles Feedback motiviert enorm – und die Vorstellung, dass wir hier irgendwann so ein Silver-Surfer-Blog schmeißen ist ziemlich gut. ❤️ Empfiehl uns gern weiter, wir lieben so tolle Leser wie Dich 😍
Schönes Wochenende
Hurra, das ist ja so ein tolles Feedback, was du da schreibst. Freut uns riesig!!!
Liebe Grüße,
Claudi
Hallo Katia und Claudia
Ich liebe diesen Blog so sehr!
Und die neue Kolumne ist so,so toll!
Viele Grüße an den kochenden Papa,
Christiane
Hej liebe Christiane, ach wie schön, das freut uns! Bald gibt’s hier mehr von Papa und mir – ich glaube, ich muss mit euch dringend seine Erdbeertorte teilen 😉 Und: Grüße richte ich aus!
Schönes Wochenende!
Kann man deinen kochenden Papa auch mieten..?
Danke für den zauberhaften Beitag.
Der Sinn für Genuss & die Liebe für gutes Essen – was für ein wertvolles Geschenk. Ich hoffe, meine Kinder nehmen es später auch mit ins Leben…
Hej Katharina, ich fürchte, er ist mit unserem Familien- und Freundeskreis gut ausgelastet 😉 Wie schön, dass dir der Beitrag gefällt! Bald geht’s in Runde zwei. Und ich glaube: wenn wir als Eltern gutes Essen, mit allem, was dazu gehört, vorleben, dann nehmen unsere Kinder das mit. Schönes Wochenende für dich