Ich hasse Sonntagabende. Denn dann wird wieder der Koffer gepackt, es ist immer furchtbar hektisch. Und abermals beginnt meine Alltagswoche mit meinen beiden Wirbelwinden und ohne meinen Mann. Denn der ist auf Geschäftsreise, wie fast jede Woche – und ich bin mutterseelenallein…
Mein Mann ist immer mal woanders, mal länger, mal kürzer unterwegs. Irgendwie dachte ich immer, man gewöhnt sich an diesen Wechsel, aber bisher wird unsere Familie davon immer wieder aufs Neue durcheinander gewirbelt. Es fühlt sich an, als wäre ich alleinerziehend.
Die Geschäftsreisen meines Mannes stellen unser Familienleben ziemlich auf den Kopf.
Die wilde Übergabe nach seiner Rückkehr sind nur von wenigen Worten geprägt, weil ich dann in die Arbeit hetze und die Kinder ihren Papa-Akku auffüllen. Zweisamzeit gibt’s auch viel zu selten, weil ich abends endlich meinen Schlafmangel aufhol. Es ist wundervoll zu sehen, wie mein Mann in seinem Beruf aufgeht und wie intensiv diese Zeiten der Arbeit sind.
Aber für uns als Familie ist es unbstreitbar eine Herausfoderung, die an uns zerrt. Mal abgesehen davon, dass ich mich mit Entscheidungen und Gedanken oft so allein gelassen fühle… “Gewöhnt man sich wirklich nicht daran?”, fragte kürzlich eine Freundin und ich dachte lange darüber nach. Aber nein, daran gewöhnen wir uns einfach nicht.
Wie fühlt sich ein Familienleben an, in dem einer dauernd abwesend ist?
Meine Kinder sind wild und energievoll – und sie vermissen ihren Papa in der Woche sehr. Natürlich wollen sie aber nie zu den Uhrzeiten telefonieren, wo es gerade beruflich passt. Genauso wenig, wie ich abends nach 21 Uhr noch sprechen mag, weil ich einfach hundemüde bin – und immer im Kopf habe, dass in der Früh das übliche Chaos wieder von vorn losgeht…
Wann also miteinander im Gespräch bleiben? Wir haben schon alles probiert: Fixe Uhrzeiten, Sprachnachrichten oder Emails – aber das echte Gespräch ersetzt es einfach nicht. Und so stauen sich alle möglichen Probleme und Unstimmigkeiten auf. Und die Tage nach seiner Rückkehr sind dadurch oft ganz schön unharmonisch. Wie können wir es besser hinbekommen? Jede Woche rätsel ich aufs Neue und finde doch keine zufriedenstellende Lösung.
Ohne Omas funktioniert unser Alltag gerade nicht.
Ich bin so dankbar um unsere nahen Omas, die in Notzeiten immer mal spontan einspringen und mir mit den Kindern helfen. Ehrlich: Ich wüsste sonst nicht, wie ich sonst zwischendurch mal Luft zum Atmen, zum Durchschnaufen hätte. Oder sie sehen nach den Kindern, wenn ich zzur Arbeit muss, die nur in Präsenz möglich ist.
Wenn mein Mann von seinen Erlebnissen unterwegs erzäht – dieses Essen hier, jenes Business-Event da – schalte ich innerlich meist ab, auch wenn es mir leid tut. Aber was kann ich erzählen? Dass ich wieder von tausenden Kinderstreits überrollt wurde oder nachts von einem kotzenden Kind nachts aufgeweckt wurde. Ich bin manchmal so unglaublich wütend auf diese verfahrene Situtation. Wir müssen uns immer wieder annähern – um dann unwiderruflich auseinanderzu brechen.
Habt ihr vielleicht Strategien, diesen Wechsel von Abwesenheiten zu Anwesenheiten gut und stabil zu meistern?
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Eure
Ich habe leider keine Tipps für diese Situation – nur Mitgefühl. Finde es super, dass du die Situation nicht schönredest. Mir geht es in meiner Partnerschaft sehr ähnlich, nur ohne Kinder! Und das macht die Situation ja noch viel schwieriger.
Ich gewöhne mich auch nicht daran, es wird eher schwieriger. Was mir hilft: Für die Zukunft ehrlich darüber sprechen, wie sich die Arbeitssituation ändern kann, und für meinen aktuellen Alltag, auch die schönen Seiten/Vorteile zu sehen. Ich weiß aber nicht, ob diese „Vorteile“ auch auf dich zutreffen, mit zwei kleinen Kindern … Deswegen: Viel Mitgefühl für dich!
Liebe Ale, danke für deine lieben Worte und deine Gedanken dazu. Es tut ja immer gut zu wissen, in seiner Situation nicht allein zu sein. Alles Liebe, katia
Liebe Ina, ich kenne das nur zu gut und du hast mein tiefstes Mitgefühl. Mein Mann ist Pilot und ich bin so oft mit den Kindern und dem ganzen Haushalt allein. Dazu die Arbeit und alles drum Herum! Das ist viel! Wir haben keinen festen Rhythmus, wann der Papa da ist. Das ändert sich jeden Monat. Der Dienstplan kommt am Ende des Monats und dann heißt es Termine organisieren und spontan planen. Das zehrt an den Nerven. Und ja, auch wir bzw ich gewöhnen uns nicht daran. Was hilft ist um Hilfe fragen, bei Freunden, Familie und jeden Moment der sich bietet zum ein bisschen Kraft tanken nutzen. Dinge liegen lassen, die nicht unbedingt notwendig sind und mir was Gutes tuen.
Liebe Grüße 🤗
Liebe Tatti, vielen Dank, dass du auch deine Geschichte mit uns teilst. Ina freut sich bestimmt auch sehr über deine Empathie. Alles Liebe, Katia
Hallo Ina, ich bin ein Kind eines abwesenden Vaters. Meiner war Auslandsmonteur und oft monatelang im Ausland. Ich habe eine Schwester und ich kann mich immer noch an den großen Koffer erinnern, aus dem es herrlich nach Kosmetik und Süßigkeiten roch, wenn mein Vater von Montage nach Hause kam und ich mich in die Stube geschlichen habe. Ich habe es geliebt die kleinen Mitbringsel zu bestaunen. Wie es meiner Mutter dabei ging weiß ich leider nicht. Sie hat uns toll durch die Kinderzeit gebracht, weil mein Vater seinen Beruf so geliebt hat. Es war damals eine andere Zeit… irgendwie. Ich glaube sie waren beide glücklich damit. Als beide in Rente gingen, haben sie dann zusammen viele Reisen unternommen. Liebe Grüße von Elke
Hallo Elke, ja, das wäre wirklich eine spannende Frage, wie deine Mutter diese Konstellation erlebt hat. Und du: Hastdu deinen vater nie vermisst, wenn er unterwegs war? Alles Liebe, danke für deine Geschichte, Katia
Hallo,
auch hier ist es ähnlich. Mann immer wieder irgendwo weltweit, mal 5 Tage, mal 7 Wochen und immer, immer kann es sich jederzeit verschieben und aus 7 Wochen erst 9 und letztlich 12 Wochen werden. Weiß nicht, wie viele Konzertkarten ich schon wieder verkauft habe, weil er doch nicht da war.
Mit 2 Erwachsenen ging es okay. Mit Kind ist es murks. Teilzeit-alleinerziehend ohne finanzielle Probleme nenne ich es oft.
Wenn er wieder da ist, muss es sich erst holprig einruckeln und er in unseren Alltag finden, kaum ist das gelungen, ist er wieder weg.
Lasse jetzt meinen Job ruhen, damit wenigstens Haus, Hof, Familie verlässlich organisiert sind.
Leicht ist anders.
Liebe Nina, das klingt nach einem wilden Ritt! Und auch nach einem, der vor allem auf deine Kosten geht – was mir sehr leid tut. Ich halte euch ebenso wie Ina die Daumen, dass ihr bald zu einer neuen, besseren Lösung findet! Alles Liebe, Katia
Hallo Katia, komischerweise kannte ich es nicht anders und habe mich immer gefreut wenn er wiederkam. Ich kann mich nicht erinnern das ich sehr traurig war wenn er weg war.Ich glaube meine Mutti war eine sehr starke Frau. Es war für uns normal, dass mein Vater unterwegs war und es war etwas besonderes wenn er da war. Ich glaube das ist der Schlüssel. Liebe Grüße von Elke
Liebe Elke, umso schöner, dass die Konstellation für euch alle damals so gut aufgegangen ist! Alles Liebe, Katia
Hallo. Also wir hatten es so ähnlich bis meine Tochter fast 3 war. Mein Mann war immer nur auf Spätschicht und am Wochenende meist auch bis Spät arbeiten. Habe mich irgendwann wie alleinerziehend gefühlt und es war ein großer Spagat zwischen Arbeit, Kind und Haushalt. Wir waren mit dieser Situation irgendwann alle nicht mehr glücklich und wollten mehr Zeit für uns, denn schließlich weißt niemand wieviel Zeit wir noch miteinander haben. Schließlich ist alles endlich und wir Leben im Hier und Jetzt. Und so hat mein Mann einen Neuanfang im Job gestartet. Seit dem genießen wir die Zeit mehr denje zusammen. Und ich könnte mir kein anderes Leben mehr vorstellen.
Hallo NiSku, danke für deinen Gedankenanstoß – ich bin mir sicher, Ina zieht aus euren Kommentaren zu ihrer Geschichte viel Kraft! Danke euch! Alles Liebe, Katia
Auch ich bin unter der Woche alleinerziehend. Jede Woche, da mein Mann in einer anderen Stadt arbeitet. Und es zehrt an allen, an meinen Kindern, die ihn sehr vermissen und teilweise Verhaltensweisen an den Tag legen, die nicht zu ihnen passen, an meinem Mann, weil er sich zerreißt und an mir, weil ich versuche alles zu stemmen und allen Launen und Gefühlen gerecht zu werden.
Wir haben als Ritual den Abend, wenn er zurückkommt. Wir sitzen zusammen und reden den ganzen Abend und trinken 1-3 Schnäpse. Die Kinder dürfen ihn immer anrufen und wenn es gerade nicht passt, ruft er so schnell wie möglich zurück.
Wir schaffen es irgendwie, aber schön ist anders. Ganz liebe Grüße
Liebe Kati, ich musste gerade über den Schnaps schmunzeln – den kann man man nach einer Woche alleinerziehend bestimmt gut gebrauchen… 😉 Ich denke, Rituale helfen bestimmt in so einer schwierigen Situation! Alles Liebe für euch! Katia
Mein Mann ist auch immer mal wieder weg und ich stehe mit den vielen Kindern dann alleine da. Und auch wirklich mutterseelenallein, denn auf die Großeltern kann ich genausowenig zählen, wie auf Geschwister. Wir haben uns für viele Kinder entschieden, nun müssen wir klar kommen. Das ist wohl das Fazit der Verwandtschaft. Leicht geht anders und ich kenne das auch, das ich mich so unscheinbar fühle, wenn er von diesen Events dort erzählt. Dieses Seminar fing mit einem Gin Tasting an. Sehr sinnbildlich für den Graben zwischen unseren beiden Welten.
Liebe Andrea, puh, das klingt sehr mühsam. Mir war nicht klar, dass es offenbar recht verbreitet ist, dass der Mann reisend unterwegs ist.. Ich wünsche euch viel Kraft, das durchzustehen! Alles Liebe, Katia